RESTAURATION EINER FRAMUS SL6 CUSTOM von Herbert Rittinger

Durch Zufall kam ich in den Besitz einer ultra raren Topgitarre von Framus, die ich bis dato nur von Bildern aus den beiden Framus-Vintage-Büchern her kannte. Nicht einmal das firmeneigene Museum ist im Besitz dieses überaus seltenen Modells.

 

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Ein Novum ist die doppelte Kreuzverbalkung der Decke.

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Sicherlich war auch der extravagante Preis mit ein Grund für mein unverhofftes Glück.

Qualität, Klang und Bespielbarkeit wurden mit Bestnoten bewertet.

Dementsprechend abgehoben war auch der Verkaufspreis von 2150 DM .

Zum Vergleich: Ein Premium-Modell von A. Lang kostete zu dieser Zeit gerade mal die Hälfte.

Trotz den Vorzügen der SL6 blieb der wirtschaftliche Erfolg aus.

Die Gründe dafür waren neben dem hohen Preis, der Trend der damaligen Zeit zu Brettgitarren.


Zustand der SL6 Custom vor der Restauration

Restaurationsbericht:

Nach der Demontage wurde zuerst der Deckenriss stabilisiert und die Ausbesserung der Schallloch-Einfassungen nachgearbeitet. Dann wurden die losen Hals-Bindings und die Einlagen in der Kopfplatte nachverleimt. Die Bundstäbe wurden unterkoffert, abgerichtet, profiliert und poliert. Die Überarbeitung des Griffbretts und die Versiegelung aller überzähligen Bohrlöcher war der nächste Schritt.  Es folgte die Überarbeitung der Lackierung mit Feinschliff, Politur und Retusche, wobei die Kopfplatte transparent überlackiert wurde.  Die Gelbfärbung der Bindings wurde entfernt.

Erheblichen Aufwand verursachte der originalgetreue Nachbau des Saitenhalters mit Gravur aus Neusilber und die Anfertigung der passenden Schlagplatte aus massivem Ebenholz inkl. Halterung.

Die Elektrifizierung war der letzte Schritt. Ein d’Armond 1100, mit kurzer Stange, wurde am Halsende montiert.  Über ein Daumenradpoti unter dem Schlagbrett lässt sich das Volumen bequem,  unsichtbar und ohne Behinderung durch überstehende Knöpfe regeln.

Mit dem Ergebnis bin ich mehr als zufrieden.

Diese SL6 Custom ist in allen Belangen ein absolutes Top Instrument. 

Sie spielt in der obersten Liga und ist von allen mir bekannten Framus-Gitarren die beste.


 Die Arbeiten im Einzelnen:

  • Gitarre demontiert
  • Deckenriss verleimt und verschliffen
  • Schalllocheinlagen nachgearbeitet
  • Bohrungen von Korpus und Hals versiegelt
  • Lose Bindings am Griffbrett verleimt und verschliffen
  • Kopfplatteneinlagen nachverleimt und verschliffen
  • Bundstäbe unterkoffert
  • Bünde abgerichtet, profiliert und poliert
  • Griffbrett geschliffen, poliert und gewachst
  • Lackfehler im Bereich der Korpus-Halsanbindung beseitigt.
  • Lackierung von Korpus und Hals feingeschliffen, poliert und retuschiert
  • Kopfplatte transparent überlackiert
  • Spezialanfertigung verstellbarer Steg aus Ebenholz
  • Nachbau des originalen Saitenhalters inklusive Gravur
  • Anfertigung von 6 Mechanik-Zentrierhülsen aus Plastik
  • Originalkopie von Schlagbrett + Halter angefertigt
  • Daumenrad-Volumenpoti unter dem Schlagbrett montiert und verkabelt
  • montiert, besaitet und justiert
  • dokumentiert und fotografiert

Bilder nach der Restauration:

 

Nachrüstung:

  • 6 Mechanik-Zentrierhülsen
  • Ebenholzsteg höhenverstellbar
  • Saitenhalter aus Neusilber
  • Originalkopie Schlagplatte + Halter
  • d’Armond 1100 + Haltestange + Daumenradpoti + Klinkenbuchse
  • 1 Satz Saiten

 

Datenblatt:

datenblatt

Bau einer vollmassiven Archtop Cello Bassgitarre mit Longscale Mensur von Martin Kemmler

Bau einer vollmassiven Archtop Cello Bassgitarre mit Longscale Mensur

Meine Tochter, eine junge, ambitionierte Jazz-Bassistin, animierte mich zum Bau eines Archtop-Basses. Er sollte wie ein Kontrabass „fretless“, also ohne Bünde sein, allerdings mit Bundmarkierungen. Da sie auch elektrische Fender-Jazzbässe spielt, sollte dieses Instrument ebenfalls eine Longscale-Mensur bekommen.

Es ist bekannt, dass ein großes Volumen des Corpus tiefe Frequenzen unterstützt. Dies ist bei einer Bassgitarre sinnvoll durch eine beträchtliche Zargentiefe zu erreichen (hier 15 cm).

Das Instrument wurde aus einer Cello-Decke und einem Cello-Boden (30 Jahre alte Fichte bzw. sehr gut abgelagertem Ahorn) aus dem Vollen herausgearbeitet. Die Decke erhielt eine Stärke von 10 mm und zwei unterschiedlich starke Längsbalken. Sämtliche Bindings und Zierstreifen bestehen aus Echtholz. Griffbrett, Kopfplatte, Saitenhalter und teilweise die Brücke bestehen aus Ebenholz. Die Einlagen im Griffbrett, Saitenhalter und Kopfplatte sind aus Perlmutt.

Mit den verwendeten Thomastik-Saiten (mit Phosphorbronze umwickelter Nylonkern) produziert der Bass sehr schöne, rein akustische Töne mit überraschender Lautstärke!

Der Bass weist folgende Merkmale auf:

  • Modell „Helen“
  • Korpus: 17 Zoll mit F-Löchern
  • Bebalkung: Parallel-Bracing, Reifchen aus Mahagoni
  • Longscale-Mensur 86,36 cm (34´´) analog Fender Jazzbasss
  • Vollmassive, handgeschnitzte Decke aus luftgetrockneter Fichte, Cellodecke, stammt aus Beständen der Musima (30 bis 40 Jahre alt)
  • Vollmassiver, handgeschnitzter Boden aus luftgetrocknetem bosnischen geflammtem Ahorn (Celloboden, mindestens 20 Jahre gelagert)
  • Zargen: Geflammter massiver Ahorn
  • Hals: luftgetrockneter, sehr alter geflammter bosnischer Ahorn, Sattelbreite 42 mm
  • Griffbrett: 12er Radius, fretless, Ebenholz mit Bundmarkierungen aus Ahorn
  • Hals justierbar mit 2-Wege-Halsstab (Imbusmutter)
  • Sattel aus Horn, poliert
  • Kopfplatte: Ebenholz mit Perlmutt-Einlagen und Ebenholz Blende
  • Mechaniken: Schaller Da-Vinci in Gold
  • Binding: Decke und Boden: Echtholzbinding aus Ahorn
  • Saitenhalter: Messinghalter mit Blende aus Ebenholz, Perlmutt-Einlagen
  • Brücke: massives Ebenholz/bosn. Ahorn, verstellbar (Seitenbreite 52 mm)
  • Lackierung: blond (Nitrocellulose Lack)
  • Besaitung: Thomastik Phosphorbronze mit Nylonkern (0,41, 0,53, 0,68, 0,86)

 

Building of a Longscale Full Massive Archtop Cello Guitar Bass

My daughter Helen, an ambitious young Jazz bass player, reminded me, that I once promised her to build an Archtop guitar bass. The instrument needs not to have frets since she also plays contrabass. Her Archtop bass should have a 34´´ scale since she uses to play also Fender Jazz bass!

It is well known, that a large volume of the corpus produces deep frequencies. The solution to achieve this goal is simply to build an instrument with deep sides. Here they got 5,9 inches (15 cm).

The bass was handcarved from a Cello spruce top and a Cello back (30 year old spruce and well stored maple). The thickness of the well arched spruce top is 10 mm having also two parallel bracings.

All bindings and purflings are from solid wood. Fingerboard, headplate, tailpiece and partially bridge consist of ebony. The inlays are mother of pearl.

With the Thomastik strings (Phosphorbronze wired on Nyloncore) the instrument produces a very fine pure acoustic basstone with a remarkable power!

The bass has the following features:

  • Custom model: „Helen“
  • Corpus: 17 inches with F-holes
  • Parallel-bracing
  • Longscale 86,36 cm (34 inches) analog Fender Jazz basss
  • Handcarved cello spruce top (30 – 40 years old) and flamed bosnian maple back
  • Sides: flamed maple
  • Neck: bosnian maple
  • Fingerboard: 12´ radius, fretless, ebony with mit fretmarkers from maple
  • Neck with adjustable trussrod
  • Saddle made from polished horn (saddle 42 mm wide)
  • Headplate made of ebony with inlay of mother of pearl
  • Tuners: Schaller Da-Vinci Bass in Gold
  • Binding: massive wood
  • Tailpiece: brass with ebony cover and inlays of mother of pearl
  • Bridge: adjustable, ebony/maple (distance from E to G string: 52 mm)
  • Blonde Nitrocellulose laquer
  • Strings: Thomastik Phosphorbronze wired on Nyloncore (0,41, 0,53, 0,68, 0,86)

Hörbeispiel