RESTAURATION EINER LANG – SEMI

RESTAURATION EINER LANG – SEMI von Herbert Rittinger.

 

Hin und wieder kommt es vor, dass eine Gitarre von Artur Lang den Weg zu mir findet. Dieses Mal war es ein sehr seltenes SEMI-STANDARD-Modell mit flachem Cutaway. Das größte Problem bei der Restaurierung dieser Gitarre war, dass infolge eines Halsbruchs, Material aus dem Fichtenholz-Basisklotz im Korpus gerissen wurde. Dies wurde aber erst nach der Entfernung des Halsfußfragments sichtbar.
Offenbar war der Hals schon einmal aus dem Korpus gebrochen und hatte dabei auch die Decke in Mitleidenschaft gezogen. Korpus und Hals wurden seinerzeit neu lackiert, der Hals wieder eingeleimt.
Auf die Reparatur der Decke hatte man großzügig verzichtet weil die Halszunge den Schaden verdeckte.

 

Auf diesem Bild erkennt man die Lackierung auf dem Halsblock im Bereich des fehlenden Deckenfragments.

 

 

 

 

 

 

 


 

Bilder von der desolaten Halsverbindung:


Die Arbeiten im Einzelnen:

• Entfernung des Halsfußfragments aus dem Halslager
• Passfläche im Basisklotz überarbeitet
• Fichtenholzplatte aufgeleimt und verschliffen
• Deckenschaden im Bereich des Halslagers ausgebessert
• Halsfuß neu verleimt, verdübelt und verschliffen
• Halsanlagefläche überarbeitet, Halswinkel optimiert
• Einbau des Schraubankers für die Halsbefestigung
• Schaden an der Ebenholz-Kopfplattenauflage beseitigt
• lose Bindings und Einlagen am Hals verleimt und verschliffen
• Bundstäbe unterkoffert und verschliffen
• Bünde abgerichtet, profiliert, Enden verrundet und poliert
• Griffbrett geschliffen, poliert und gewachst
• lose Bindings am Korpus verleimt und verschliffen
• gesamte Lackierung ausgebessert, feingeschliffen u. retuschiert
• Korpus und Hals überlackiert, feingeschliffen und poliert
• Mechaniken überholt; Sitze für Einschlaghülsen kalibriert
• Steg gewichtsoptimiert, angepasst und poliert
• Gitarre montiert, besaitet und justiert
• Gitarre dokumentiert und fotografiert


Bilder von der restaurierten Halsverbindung: 


Bilder nach der Restauration: 


Schlusswort:

Mit dem Ergebnis meiner Bemühungen bin ich sehr zufrieden.
Was mich aber, nach über 90 Restaurationen verschiedenster LANG-Modelle verwundert, ist die Tatsache, dass diese schmalbrüstige Gitarre, mit gerade mal 5,5 cm Zargenhöhe, in klanglicher Hinsicht, ihren dickbauchigen Schwestern in nichts nachsteht.
Ich kenne keine, in den Abmessungen vergleichbare SEMI, die mit einer solchen Klangfülle ausgestattet ist.


Nachrüstung:

• Schraubanker
• 1 Satz Saiten
• Gurthalter Halsfuß


 

 

RESTAURATION EINER HOYER FANTASTIK von Herbert Rittinger

Einige Jahre sind vergangen seit ich diese einmalige und äußerst seltene Gitarre 2009 auf ebay ersteigert habe.
Sie gehörte dem englischen Musiker Carl Goldie, einem Musikerkollegen der Beatles.
Einen interessanten Artikel über die Geschichte dieses Instruments gibt es hier:

HOYER FANTASTIK
HOYER FANTASTIK -Artikel von Stefan Lob

 

 

 

 

 

 

 

 

 

In Ergänzung zum oben genannten Artikel möchte ich folgendes hinzufügen:

Anhand der mir zur Verfügung stehenden technischen Daten ist erkennbar, dass im Laufe des relativ kurzen Produktionszeitraums konstruktive Änderungen durchgeführt wurden.
Im Gegensatz zu den ersten, ca. 1958 gebauten Instrumenten, weisen die später produzierten Modelle folgende Änderungen auf:

 

 

 

 

• Zwei der insgesamt 6 Resonanzkörper sind aus Palisander – zuvor waren alle aus Ahorn
• 4 zusätzliche Parallelogramm- Schalllöcher in den Resonatoren am großen Bug
• 5 zusätzliche Schalllöcher mit 9mm Durchmesser in jedem Palisander-Resonator
• Die Korpushöhe wurde von 9 cm auf 8 cm reduziert
• Randzierstreifen am Boden sind mehrfarbig – bis dato einfarbig weiß
• Zwischen den einzelnen Röhren wurden Blendleisten eingeleimt (wegen Polierproblemen?)
• Verlegung der Röhren-Basisstege ins Röhreninnere – Korpusbreite um 1cm verringert
• Aussparungen in den Basisstegen beidseitig als Halbkreis – vorher mittige Löcher Ø40
• Halssperrung 9-fach anstatt 3-fach
• Hals und Kopfplatte aus einem Stück – Kopfplatte war zuvor angeschäftet
• Kopfplattenoberseite plan – war gewölbt
• Kopfplattenende gerundet – war spitz
• Schräger Hoyer-Schriftzug auf der Kopfplatte – war vertikalsymmetrisch


Merkmale und Ausführungen:

• 6 Holzröhren verschiedener Länge mit je einem, bzw. 2 parallelogrammf. Schalllöchern
• planer Boden aus massiver Fichte, 5mm dick, schwarz lackiert, mit Randzierstreifen
• pfeilförmige Perloid-Griffbretteinlagen mit Mittelstreifen und roter Einlage im 12. Bund
• geprägte, gekapselte Einzelmechaniken mit 7mm Wellen und Butterfly-Wirbeln von Kolb
• Zebra-Binding um die Kopfplatte
• Sattel dreistreifig rot/weiß/rot
• Trapezförmiger Saitenhalter aus zwei Rohren Ø15×1 mit 2 massiven Querstreben Ø10
• Hoyer-Patentsteg mit modifiziertem Unterteil


Zustand der Fantastik vor der Restauration

Die Gitarre war im Laufe der Jahre von ihrem Besitzer umfangreich modifiziert worden.
Der originale, am Halsende befestigte IDEAL-Tonabnehmer von FUMA wurde entfernt und durch 3 PU´s ersetzt. Ein Hals PU, ein davor montierten Abnehmer für die E und A-Saite und ein Steg-PU sorgten für ausreichende elektrische Power. Die Schaltung war so konzipiert, dass die tiefen Saiten über einen eigenen, unabhängig steuerbaren, Regelkreis verfügten. Dem Trend der Zeit entsprechend durfte natürlich ein Bigsby + Rollerbridge nicht fehlen. Es gab nur einen Multiswitch, der die Beschaltung der einzelnen PU´s steuerte. Volumen- und Tonregelung erfolgte extern am Amp.

Die Inspektion offenbarte folgende Schäden und Mängel:

• 52 offene und zum Teil verschlossene Bohrlöcher in den Resonatorröhren
• stümperhaft verleimte Risse im Boden
• 4 ausgesägte Öffnungen im Boden, zur einfacheren Montage der Elektrik
• gebrochener Halsfuß
• offene Leimfugen im Hals und in der Kopfplatte
• Originalsaitenhalter durch ein Bigsby Tremolo ersetzt
• Mechaniken nicht original
• Steg nicht original
• Schlagplatte nicht original
• Gurthalter am Halsfuß fehlt

Bilder vor der Restauration: 


Restaurationsbericht:

Nach der Demontage der HW und der gesamten Elektrik war als erstes die Reparatur der laienhaft verleimten Risse im Boden an der Reihe. Danach wurden die großen Öffnungen im Boden, mit Hilfe von Schablonen, nachgefräst und passgenaue Fichtenholzsegmente eingeleimt und verschliffen. Das Verfüllen und Verschleifen der unzähligen Bohrlöcher war der nächste Schritt.
Es folgte die Stabilisierung der offenen Leimfugen am Hals und an der Kopfplatte. Die Bundstäbe wurden unterkoffert, abgerichtet, profiliert und poliert, das Griffbrett abgezogen und versiegelt. Nun war die Aufarbeitung der gesamten Lackierung an der Reihe. Nach dem Feinschliff des bestehenden Lackes war die Retusche angesagt. Die schwarze Lackierung des Bodens, inklusive Feinschliff, war der nächste Schritt. Danach konnte die ganze Gitarre mit einem transparenten Überzug versiegelt und anschließend geschliffen und auf Hochglanz poliert werden, wobei die Politur der röhrenförmigen Resonatoren, bis tief in den Spaltengrund der Blendleisten, alles andere als ein Kinderspiel war. Nun konnte die Anfertigung der originalgetreuen Kopien von Saitenhalter, Stegunterteil und Schlagbrett in Angriff genommen werden, was eine längere Zeit in Anspruch genommen hat. Nicht einfach gestaltete sich die Auswahl und Montage des passenden Hals-Tonabnehmers. Der von Hoyer hergestellte Single Coil mit verchromtem Gehäuse, Polschrauben und eingeprägtem Logo erfüllte am besten die Anforderungen hinsichtlich Optik und Originalität.
Ein extra angefertigter Rahmen aus Ebenholz ermöglichte den Passgenauen Einbau in den bereits vorhandenen Ausschnitt an den beiden inneren Resonatoren.

Mit der Montage aller Komponenten war dieses Projekt erfolgreich abgeschlossen.


Die Arbeiten im Einzelnen:

• Gitarre demontiert
• Bodenrisse verleimt und verschliffen
• Bodenöffnungen nachgefräst
• passende Fichtenholzsegmente für Bodenöffnungen hergestellt, eingeleimt und verschliffen
• Bohrlöcher verfüllt und verschliffen
• Verleimung der offenen Fugen und Risse an Hals und Kopfplatte
• Bundstäbe unterkoffert
• Bünde abgerichtet, profiliert und poliert
• Griffbrett geschliffen, poliert und gewachst
• Lackierung überarbeitet, feingeschliffen und retuschiert
• Korpusboden schwarz lackiert und feingeschliffen
• Gitarre transparent überlackiert, feingeschliffen und poliert
• Kopie des originalen Saitenhalters angefertigt
• originalgetreues Stegunterteils angefertigt
• 6 Einschlaghülsen für Mechaniken angefertigt
• originalgetreue Mechaniken überarbeitet
• originalgetreues Schlagbrett + Befestigungselemente angefertigt
• PU-Rahmen angefertigt und montiert
• Potiknopf angefertigt
• Elektrik montiert
• montiert, besaitet und justiert
• dokumentiert und fotografiert


Bilder vor dem Lackieren:

 

 

 

 

 

 

 

 


Bilder nach der Restauration: 


Schlusswort:

Die HOYER FANTASTIK gehört zu den seltensten und skurrilsten Gitarren die jemals gebaut wurden. Aufgrund ihrer Rarität gibt es bis dato, außer den wenigen Bildern, keine detaillierten technischen Angaben und so verspürte ich das Verlangen, ein bisschen Licht ins Dunkel zu bringen.

Die Restauration der HOYER FANTASTIK gehört mit zu meinen aufwendigsten Projekten.
Dabei war für mich der Rückbau in den möglichst originalgetreuen Zustand oberstes Gebot.

An dieser Stelle möchte ich ganz herzlich meinem Gitarrenfreund Norbert Schnepel danken, der mir seine frühe FANTASTIK bereitwillig zur Verfügung gestellt hat. Ohne diese wertvolle Hilfe wäre es mir nicht möglich gewesen, die fehlenden HW-Komponenten bis ins kleinste Detail zu replizieren. Die umfangreichen Untersuchungen machten es auch möglich, die konstruktiven Unterschiede zwischen den Modellvarianten zu dokumentieren.


Nachrüstung:

Saitenhalter
Mechaniken + Einschlaghülsen
Stegunterteil
Tonabnehmer + Rahmen
Potiknopf
Schlagbrett + Befestigungselemente
2 Gurtpins
1 Satz Saiten Thomastik Jazz Swing .012


Datenblatt: 

RESTAURATION EINER  HOPF CARINA VON GLASSL

Einmal eine CARINA in den Händen zu halten ist sicher der Traum vieler Gitarrenliebhaber.

Der Wunsch solch ein Exponat einmal sein Eigen nennen zu dürfen wird allerdings in den seltensten Fällen in Erfüllung gehen.

Mir wurde, nach fast einem halben Sammlerleben, dieses außergewöhnliche Glück zuteil.

 

Zur Historie:

 

Die CARINA, mit ihrem futuristischen Äußeren, wurde 1961 von Gustav Glassl für Hopf entwickelt und gebaut.

Sie ist das Vorgängermodell der SATURN 63, die 1963 auf den Markt kam.

Das Modell verwendet Stilelemente die bei den FENDER-Modellen zu finden sind.

Dies betrifft in erster Linie den angeschraubten Hals mit der charakteristischen Kopfplatte.

 

Es spricht für den Erfindergeist deutscher Gitarrenbauer, dass die Übernahme fremden Gedankenguts in das eigene Konzept meistens mit einer Weiterentwicklung verbunden war.

 

Unter der Bezeichnung „patented everstraight neck by Hopf“ bekam Willy Hopf internationalen Patentschutz auf einen schichtverleimten Hals, der aus ca. 1,5 mm dicken Buchenfurnieren besteht.

Das Patent  hat die Nummer DE1816182 und wurde am 4. August 1960 erteilt.

Leider fand diese Erfindung keine internationale Anerkennung und auch in Deutschland konnte sie sich nicht dauerhaft etablieren.

Den Vorteilen der hohen Stabilität, Verzugsfreiheit und dem Verzicht auf eine zusätzliche Metallverstärkung standen auch gravierende Nachteile gegenüber.

Hohe Investitions- und Produktionskosten und ein deutlich höheres Gewicht verhinderten den wirtschaftlichen Erfolg dieser Innovation.

Der Umstand, dass bei vielen Modellen von Framus diese Multi-Hälse eingebaut wurden, lässt vermuten, dass alle dort produziert wurden und die Firma deswegen ein Lizenzrecht besaß.  

 

Vom Modell CARINA kam nur eine sehr geringe Stückzahl in den Handel.

Es dürften weniger als 10 gewesen sein.

In meiner Bildersammlung befinden sich 5 Instrumente dieses Typs.

Meine Gitarre trägt die Seriennummer 6.

 

Es gab eine rein akustische und eine elektrische Version mit 2 PU´s von Schaller.

Die Lackierung bei allen Bilddokumenten ist redsunburst.

 

 

Weitere Merkmale und Ausführungen:

 

  • Mechaniken:   am Band,  einzeln,  einzeln gekapselt
  • Griffbretteinlagen:   Raute,  Parallelogramm  (wie LANG)
  • Saitenhalter:  Tremolo Hopf,  ABM,  Blocklyra
  • Steg:  vorzugsweise höhenverstellbarer Ebenholzsteg mit Metallreitern (wie LANG)

 

 

Zustand der CARINA vor der Restauration

 

Nach eingehender Inspektion offenbarten sich folgende Mängel:

 

  • 2 Deckenrisse im Bereich der Klinkenbuchse
  • Schäden in der Lackierung mit Flecken, Dings und Dongs
  • Starke Beschädigung des Decken- und Bodenrandes
  • Metallzierband auf der Zarge fehlt stellenweise
  • korrodierte Pickuprahmen und fehlende Stellschrauben
  • Saitenlage zu hoch infolge zu großer Mindesthöhe des Halspickups
  • Gummiauflagen von 3 Potiknöpfen fehlen
  • Gurthalter am Oberbug fehlt
  • Schlagplatte fehlt

 

Bilder vor der Restauration:     

Restaurationsbericht:

 

Nach der Demontage des Halses und der gesamten Elektrik wurde auch die Einfassung der Schalllöcher entfernt. Auf den Ausbau der Deckenzierleiste habe ich verzichtet, da im Falle einer Beschädigung Ersatz nicht zu beschaffen gewesen wäre.  Zuerst war die Verleimung der Deckenrisse an der Reihe. Es folgte die Nacharbeit der Halsverbindungsflächen im Korpus und am Hals. Die Bundstäbe wurden unterkoffert, abgerichtet, profiliert und poliert, das Griffbrett abgezogen und versiegelt. Nun war die Aufarbeitung der gesamten Lackierung an der Reihe, wobei sich das Auffüllen der Macken und Krater, vor allem am Decken- und Bodenrand sehr zeitaufwendig gestaltete. Nach dem Feinschliff des bestehenden Lacks war die Retusche angesagt. Die darauffolgende schwarze Überlackierung der Zargen erforderte eine mühselige Abdeckarbeit.  Danach konnte die ganze Gitarre mit einem transparenten Überzug versiegelt und anschließend geschliffen und poliert werden. Dann konnte mit der Überarbeitung der Hardware begonnen werden. Sorgen bereitete mir der zu hohe Hals-PU. Dieses Problem konnte jedoch durch die Kürzung des Gehäusesockels und der Polmagnete gelöst werden.  Mit der Montage aller Komponenten war dieses Projekt erfolgreich abgeschlossen.

 

 

Die CARINA ist ein einzigartiges Instrument, das mich durch sein extravagantes Äußeres und seinen unverwechselbaren Klang begeistert.

 

 

Die Arbeiten im Einzelnen:

 

  • Halsverbindungsflächen überarbeitet
  • Deckenrisse verleimt und verschliffen
  • Bundstäbe unterkoffert
  • Bünde abgerichtet, profiliert und poliert
  • Gitarre demontiert
  • Griffbrett geschliffen, poliert und gewachst
  • Macken in der Lackierung aufgefüllt und verschliffen
  • Lackierung von Korpus und Hals geschliffen und retuschiert
  • Zargen schwarz nachlackiert und feingeschliffen
  • Gitarre transparent überlackiert, feingeschliffen und poliert
  • Mechanikbohrungen in der Kopfplatte kalibriert
  • Mechaniken und Saitenhalter poliert
  • Steg gewichtsoptimiert und angepasst
  • Pickupgehäuse poliert
  • Halspickup tiefergelegt
  • Schlagplatte + Befestigungselemente angefertigt
  • montiert, besaitet und justiert
  • dokumentiert und fotografiert

 

Bilder nach der Restauration:     

 

Nachrüstung:

 

Schlagbrett + Befestigungselemente

1 Gurtpin

1 Satz Saiten Thomastik Jazz Be Bop .013

 

 

Datenblatt:  

datenblatt carina