Restaurierung einer Schlaggitarre von Heinz Seifert
Bericht von
Jost von Huene

Zustand vor der Restaurierung
  • Schwarz überlackierte Decke und Boden
  • Zargen im Unterbug beidseitig herausgedrückt, Binding fehlt teilweise
  • Schalloch grob eingeschnitten
  • Deckenriss
  • Bünde ausgespielt, Griffbrettbinding teilweise gelöst
  • Hals, Kopf grob mit Klarlack überpinselt
  • Diverse Bohrungen, Löcher etc.
© Jost von Huene
Ergebnisse
Einige wichtige Arbeitschritte werden im folgenden einen kurzen Einblick in den Arbeitsprozess geben.

Lack

Der Lösungsversuch war gleich erfolgreich. Die dicke schwarze Schicht besteht wahrscheinlich aus einem harzhaltigen, relativ weichen Spirituslack. Der darunter liegende Klarlack hingegen erscheint deutlich resistenter gegen Alkohol zu sein, Kratzversuche und Politur weisen aber auf Schellack hin, der durch sein Alter einen Teil seiner Löslichkeit eingebüßt hat. Man kennt dieses Phänomen von zu lange gelagerten Schellack.
Nach der langwierigen Entfernung der Bodenlackierung, zeigte sich die Rückseite in ihrer vollen blonden Pracht und leider auch ihre starken Gebrauchspuren. Besonders tiefe Macken und kleine Kratzer bieten dem schwarzen Lack natürlich beste Haftbedingungen. So muss jeder Fitzel einzeln mit der scharfen Messerspitze herausgepult werden. Der höchste Punkt der Wölbung ist bis aufs Holz durchgescheuert.
Hier muss die Ziehklinge vorsichtig angesetzt werden um die letzten schwarzen Pixel aus den Poren zu entfernen. Anschließend folgt die Versiegelung der abgenutzten und neugepulten Stellen mit klarem Schallack und anschließend die Politur. Der großen freien Stelle in der Mitte hilft eine gezielt aufgetragene Schicht Rubinschelllack sich wieder farblich in die Umgebung einzupassen.
Die Decke ist ein deutlich härterer Brocken. Hier findet sich wohl auch der Grund für die Schwarzlackierung. Der Besitzer scheint die angeschrammte Decke abgeschliffen zu haben. Und nach unbefriedigendem Zwischenergebnis die Farbschicht aufgebracht zu haben. Der weitgehend entfernte Deckenlack wird nun durch Rubinschellack und klaren Schellack neu aufpoliert.
Das Ergebnis ist eine schöne Lackierung, die ihre Geschichte nicht verbergen will. Mann kann die verschiedenen Gebrauchsspuren deutlich sehen, auch schwarze Lackreste in tiefen Macken verbleiben und belassen dem Instrument sein Alter.

Futter
Im Geigenbau kommt man häufiger in die Situation Futter einzulegen. Das Durchsetzen einer Decke bleibt aber die Ausnahme und Herausforderung. Das am Instrument grob eingesägte Schalloch muss von oben, ohne Abnahme der Decke eingesetzt werden. Die Leisten im Inneren verhindern eine Vergrößerung des Lochs nach innen.
Die sorgfältige und langwierige Holzauswahl lohnt sich. Sowohl die Grundstruktur des Holzes als auch Leimfuge und sogar die Übereinstimmung der Jahrringe über größere Abschnitte passt am Ende. Nach dem sorgfältigen Einpassen mit der Kreidemethode ist die Decke wieder fast im Urzustand. Die Retusche mit Pigmenten und Tuschen gibt dem Holz noch die nötige Färbung.

Zargen

Wie häufig bei alten Schlaggitarren ist bei diesem Stück der Boden so geschrumpft, dass sich die Zargen an mehreren Stellen abgetrennt haben und nun viel zu groß für den Boden geworden sind. Hier hielt keine Drücken, die Zargen müssen am Unterklotz eingekürzt und neu verleimt werden. Diese Langwierige Operation hat weitgehend Erfolg. Natürlich verbleiben durch die abgewetzten Ränder und Zargenkanten deutliche Spuren. Am Unterklotz wird ein Streifen eingesetzt, die Zargenspäne werden , wo nötig ersetzt durch angepasste Plastestreifen, die ein wenig die Verformungen der Ränder kaschieren sollen.

Hals und Kopf
Hals und kopf müssen von einer dicken Klarlackschicht befreit werden. Die Kopfplatte wird ohne Lackierung einfach hochgeschwabbelt und zeigt nun Glanz und schöne Tiefe.
Die originalen Mechaniken der Firma Rubner sind nicht mehr ganz vollständig und auch die Funktionalität ist stark eingeschränkt. Die Entscheidung fällt für optisch fast gleiche Mechaniken von Rubner, jedoch mit neuerer Technik und Holzflügeln.

Das Ergebnis nach der Restauration
Fazit
Am Ende einer langen Arbeitsphase liegt ein schönes Instrument vor mir, das ausgerüstet mit entsprechenden Pickups und aber auch akustisch durchaus interessante Ergebnisse bringt. Die schöne Arbeit von Heinz Seifert ist nun wieder umfassend zu erkennen, die schönen Hölzer tun das ihrige zu der Optik.
Auch wenn man sich bei einer solchen Restaurierung fast die Grenze der Wirtschaftlichkeit überschreitet, steht nun doch am Ende für den neuen/alten Besitzer ein vollständig und professionell nutzbares Instrument mit Charme und Persönlichkeit zur Verfügung. Für alle Seiten ein befriedigendes Erlebnis!
Quellen
4 Lindberg Kataloge
Bilder von mehr als 200 Gitarren
55 Bilder von datierten Instrumenten
Untersuchung von mehr als 30 Instrumenten

Danksagung:

Vielen Dank an Stephen Candib, Simon Deobald, Frankpaush, Johann Frisch, Rolf Gückel, Kim Jensen, Herbert Rittinger, Ol'Fret , Snap, Wietse und viele andere Teilnehmer des "Euroguitars Forums" und viele eBayer weltweit, die mir Bilder und anderes Material zur Verfügung stellten.

Danksagung von Stefan Lob

Vielen Dank an Kield "Lacquercracks" für diese sensationelle Bestimmungshilfe, Herrn Martin Haberfellner für die vielen Informationen, Herbert Rittinger der mich als erster auf Rod. Hoyer Gitarren aufmerksam machte und durch ein Aufkleber in einer seiner Gitarren auch den Herkunftsort nennen konnte. Durch diese Informationen war es mir erst möglich weiter zu forschen. Natürlich auch Dank an die zahlreichen Leser und Freunde, die dieses Projekt unterstüzten.

Kield "Lacquercracks" und Stefan Lob für "www.schlaggitarren.de" im Dezember 2009

RESTAURATION EINER LANG SDL0 von Herbert Rittinger

Diese Gitarre ist eine Besonderheit in Bezug auf das Modell als auch auf die Umstände wie sie in meinen Besitz gelangt ist.

Einzelheiten dazu in Kapitel 10 – Der Schatz vom Sperrmüll

Zustand der Gitarre vor der Restauration

Nach eingehender Inspektion offenbarten sich folgende Mängel:

  • 8 zum Teil reparierte Deckenrisse
  • Loses Binding an Korpus, F-Löcher, Hals und Kopfplatte
  • Offene Bodenmittelfuge
  • Bodenablösung und Zargenüberstand am großen Bug
  • Riss und Bohrlöcher in der Zarge
  • Hals gekrümmt
  • Offene Leimfuge an der Halsfußanbindung
  • Griffbrettschaden-und Ablösung am Halsende
  • Deckenberührung der Halszunge
  • Bohrlöcher in der Halszunge
  • Griffbrettbinding bei Neubundierung durchgeschnitten
  • Bundstäbe abgespielt
  • Bandmechanik auf Diskantseite fehlt
  • Schlagbrett fehlt
  • Einzelne Saitenauflagen am Steg fehlen
  • Gurthalter fehlen
  • Lackierung in nicht erhaltenswertem Zustand


Bilder vor der Restauration:

Restaurationsbericht:
Nachdem die Gitarre demontiert und das Korpusinnere gereinigt war wurde mit der Sanierung der Deckenrisse begonnen, was angesichts der abenteuerlichen Reparaturversuche eines Hobby-Werkers alles andere als eine Routinearbeit war. Die Befestigung von losem Binding am Korpus und die Stabilisierung der Bodenmittelfuge war der nächste Schritt. Die Einfassung der Schalllöcher wurde komplett erneuert. Es folgte die Verleimung der Bodenablösung am großen Bug und die Egalisierung des Zargenüberstands. Sodann waren der Riss und die Bohrlöcher in der Zarge an der Reihe. Umfangreich gestalteten sich die Reparaturen am Hals. Als erstes wurde die Krümmung entfernt. Nach der Griffbrettsanierung am Halsende folgte die Korrektur des Abstandes der Halszunge zur Decke und die Verfüllung der Bohrlöcher. Nach der Entfernung der alten Bundstäbe, der Überarbeitung des Griffbretts und der Auffüllung der durchgesägten Bundstabschlitze im Griffbrettbinding konnte mit der Neubundierung begonnen werden. Die Bundstäbe wurden nach dem Einschlagen unterkoffert, abgerichtet, profiliert und poliert. Nun war die Entfernung der Lackierung, mit anschließendem Feinschliff an der Reihe.  Der 5-schichtigen schwarzen Grundlackierung folgte, nach Zwischenschliff, die Versiegelung mit einem mehrschichtigen transparenten Überzug. Mit dem Feinschliff und der Politur waren die Lackierarbeiten erledigt.

Nach Anfertigung der fehlenden Komponenten und Überarbeitung der vorhandenen Hardware erfolgte als letzter Schritt die Endmontage inklusive Dokumentation.

Das Ergebnis kann sich sehen und hören lassen.

Die Arbeiten im Einzelnen:

  • Gitarre demontiert und gereinigt
  • Deckenrisse und Bodenmittelfuge stabilisiert
  • Binding an Korpus und Hals verleimt
  • Einfassung der Schalllöcher erneuert
  • Bodenablösung repariert
  • Zargenüberstand egalisiert
  • Zargenriss verleimt; Bohrlöcher verschlossen
  • Halskrümmung beseitigt
  • Griffbrettschaden am Halsende repariert
  • Halszungenabstand zur Decke korrigiert; Bohrlöcher verfüllt
  • Entfernung der desolaten Bundstäbe
  • Sägeschlitze im Griffbrettbinding verfüllt und retuschiert
  • Griffbrett überarbeitet
  • Neubundierung
  • Bundstäbe unterkoffert, abgerichtet, profiliert und poliert
  • Korpus und Hals entlackt und feingeschliffen
  • Gitarre schwarz lackiert und zwischengeschliffen
  • Gitarre transparent überlackiert, feingeschliffen und poliert
  • 6 Mechanik-Einschlaghülsen aus Neusilber angefertigt
  • Mechaniken und Saitenhalter überarbeitet
  • Steg überarbeitet, gewichtsoptimiert und angepasst
  • Schlagbrett + Befestigungselemente angefertigt
  • montiert, besaitet und justiert
  • vermessen und dokumentiert


Bilder nach der Restauration:

Nachrüstung:

1 Satz Vintage-EinzelmechanikenSchlagbrett + Befestigungselemente

2 Gurthalter

1 Satz Saiten Thomastik Jazz Be Bop .012

Dearmond RC1000 mit Controlbox, Vol. Poti, C-Switch + Druckschalter

Datenblatt:  LANG SDL0

RESTAURATION EINER ROGER-LUXUS VON FRANZ HIRSCH

Ich bin ein Mensch der davon überzeugt ist, dass es keine Zufälle gibt, sondern alles was passiert, einer Bestimmung folgt.

Das trifft, in besonderem Maße, auf mein Erlebnis mit einer mysteriösen Schlaggitarre zu.

Im August 2016 bekam ich per Email eine Anfrage zu einer ROGER-NON-CUT. Es handelte sich um ein Nachkriegsmodell, ohne Cutaway,  mit gewölbter Decke und gewölbtem Boden, gebaut von Franz Hirsch.

An sich nichts ungewöhnliches, wäre da nicht eine Schnitzerei im Boden der Gitarre, mit dem Motiv vom Brandenburger Tor. 

Meine Vermutung war, dass es sich um ein Messemodell handelt.

Natürlich habe ich dem Besitzer aus Berlin ein Kaufangebot gemacht, da dieses ausgefallene Modell gut in meine Sammlung gepasst hätte. Bernd brachte es allerdings nicht übers Herz sich von dem guten Stück zu trennen.

Zweieinhalb Jahre später erhielt ich eine unerwartete Email von Bernd mit der Frage, ob ich die Gitarre noch haben wollte – ja, und ob ich wollte…!

Vielleicht war der bemitleidenswerte Zustand des Instruments mit ein Grund, warum es letztendlich bei mir gelandet ist.

Die nachfolgende Untersuchung offenbarte interessante Details, die Aufschluss geben über die bewegte Zeitgeschichte dieser Gitarre.

Im Inneren befindet sich ein Label aus der Berliner Zeit, auf dem, bei genauerer Betrachtung, der verblichene Modellname LUXUS und die Seriennummer 479 erkennbar sind. Gemäß meiner Seriennummernliste ist das Geburtsdatum das Jahr 1947.

Die Gitarre wurde später auf der Herbstmesse 1951 in Leipzig von Wenzels Sohn  Roger ausgestellt. Da dieser erst ein halbes Jahr zuvor den Betrieb übernommen hatte, konnte er nicht viel auf der Messe zeigen. In der Berliner Niederlassung, in der Lützowstraße, befanden sich nur noch alte oder halbfertige Instrumente und Komponenten, die sein Vater Wenzel nicht nach Markneukirchen mitgenommen hatte. Die ROGER Nr. 479 war Teil dieser Bestände.  So kam man auf die Idee den Boden dieser alten HIRSCH werbewirksam mit einer Schnitzerei zu versehen. Das Motiv repräsentierte den Standort Berlin, wo sich das Geschäft befand.

Nach dem Ende der Messe kehrte die 479 wieder in die Werkstatt zurück. Zu dieser Zeit herrschte bei ROGER ein akuter Mangel an Zubehörteilen, da das gesamte Inventar der Filiale in Markneukirchen von den Behörden konfisziert worden war. Aus diesem Grund musste sie ihre Hardware an ihre moderneren Schwestern abtreten.

Erst als wieder genügend Bauteile vorhanden waren, konnte der Torso erneut komplettiert und verkauft werden. Dies geschah im Zeitraum von 1952 bis 53.  Typisch ist der Saitenhalter, es gab ihn nur in der Roger-Ära, von 1951 bis 53.

Ausführliche Infos über diesen Zeitraum gibt es hier. Einfach klicken!


Somit ist diese Gitarre eine der letzten die von Franz Hirsch an Wenzel Rossmeisl geliefert wurden.

Zustand der ROGER 479 vor der Restauration

Wie oben schon erwähnt befand sich die Gitarre in einem desolaten Zustand.

Nachfolgend eine Auflistung der Mängel:

  • Decken- und Bodenablösung am großen Bug mit gravierendem Zargenüberstand
  • Überzählige Bohrlöcher in Korpus und Hals
  • Abgelöstes Binding an der Kopfplatte
  • Lose Bindings an Korpus und Hals
  • Lackierung stark verwittert, rissig und mit Macken
  • Hals gekrümmt
  • Offene Leimfugen zwischen der Halssperrung
  • Griffbrett mit Kerben
  • Bundstäbe teilweise lose
  • Mechanik-Bohrungen in der Kopfplatte unfachmännisch nachgearbeitet
  • Fehlendes Holzsegment am Stegfuß  
  • Mechaniken nicht original
  • Saitenhalter nicht original

Bilder vor der Restauration

Schadensdokumentation

Bilder vom Korpus innen

 

 

Restaurationsbericht:

Die einzelnen Arbeitsschritte, von denen die meisten zwischenzeitlich für mich zur Routine geworden sind, können der nachfolgenden Auflistung entnommen werden.

Kopfzerbrechen hat mir jedoch die Restaurierung der Bodenlackierung bereitet.

Eine Entlackung kam wegen der Schnitzerei nicht in Betracht. Bei der Entfernung des obersten, verwitterten, transparenten Deckmaterials war äußerste Vorsicht geboten, denn im Falle einer Verletzung der darunterliegenden Farbschicht wäre der Schaden erheblich gewesen. Diese Arbeit musste trocken durchgeführt werden um ein Eindiffundieren von Farb-und Schmutzpartikeln in bestehende Lackrisse zu vermeiden; eine überaus staubige und giftige Angelegenheit.

Die nachfolgende Retusche der ausgebesserten Schadstellen war eine Herausforderung und extrem zeitraubend.

Die Arbeiten im Einzelnen:

  • Gitarre demontiert und innen gereinigt
  • Decke und Boden verleimt
  • Zargen gelöst, gekürzt und neu verleimt
  • Halskrümmung beseitigt
  • Offene Leimfugen in der Halssperrung verleimt
  • Überzählige Bohrungen von Korpus und Hals verschlossen
  • Lose Bindings an Korpus, Griffbrett und Kopfplatte verleimt
  • Kopfplatteneinlage nachverleimt und verschliffen
  • Kopfplattenbohrungen mit Epoxy ausgegossen und neu verbohrt
  • Bundstäbe unterkoffert
  • Bünde abgerichtet, profiliert und poliert
  • Griffbrett geschliffen, gebeizt, poliert und gewachst
  • Korpus, Zargen und Hals entlackt und feingeschliffen
  • Lackierung des Bodens überarbeitet, retuschiert und transparent überlackiert
  • Korpus, Zargen und Hals neu lackiert, feingeschliffen, poliert und retuschiert
  • abgebrochenes Holzsegment am Stegfuß erneuert
  • Nachbau des originalen Saitenhalters inklusive Gravur
  • Schlagplatte überarbeitet und neu verschraubt
  • montiert, besaitet und justiert
  • dokumentiert und fotografiert


Mit dem Ergebnis bin ich überaus zufrieden.
Besonders angetan bin ich von der Klangfülle und der leichten Ansprache.
Ein großes Kompliment an den Erbauer Franz Hirsch, der die Entwicklung der Schlaggitarre in Deutschland beeinflusst hat wie kein anderer.  

Herbert Rittinger


Bilder nach der Restauration

 

Nachrüstung

  • 1 Satz Original-Mechaniken + Einschlaghülsen
  • Originalkopie Saitenhalter
  • 2 Gurtpins
  • 1 Satz Saiten

Datenblatt


RESTAURATION EINER LANG – SEMI

RESTAURATION EINER LANG – SEMI von Herbert Rittinger.

 

Hin und wieder kommt es vor, dass eine Gitarre von Artur Lang den Weg zu mir findet. Dieses Mal war es ein sehr seltenes SEMI-STANDARD-Modell mit flachem Cutaway. Das größte Problem bei der Restaurierung dieser Gitarre war, dass infolge eines Halsbruchs, Material aus dem Fichtenholz-Basisklotz im Korpus gerissen wurde. Dies wurde aber erst nach der Entfernung des Halsfußfragments sichtbar.
Offenbar war der Hals schon einmal aus dem Korpus gebrochen und hatte dabei auch die Decke in Mitleidenschaft gezogen. Korpus und Hals wurden seinerzeit neu lackiert, der Hals wieder eingeleimt.
Auf die Reparatur der Decke hatte man großzügig verzichtet weil die Halszunge den Schaden verdeckte.

 

Auf diesem Bild erkennt man die Lackierung auf dem Halsblock im Bereich des fehlenden Deckenfragments.

 

 

 

 

 

 

 


 

Bilder von der desolaten Halsverbindung:


Die Arbeiten im Einzelnen:

• Entfernung des Halsfußfragments aus dem Halslager
• Passfläche im Basisklotz überarbeitet
• Fichtenholzplatte aufgeleimt und verschliffen
• Deckenschaden im Bereich des Halslagers ausgebessert
• Halsfuß neu verleimt, verdübelt und verschliffen
• Halsanlagefläche überarbeitet, Halswinkel optimiert
• Einbau des Schraubankers für die Halsbefestigung
• Schaden an der Ebenholz-Kopfplattenauflage beseitigt
• lose Bindings und Einlagen am Hals verleimt und verschliffen
• Bundstäbe unterkoffert und verschliffen
• Bünde abgerichtet, profiliert, Enden verrundet und poliert
• Griffbrett geschliffen, poliert und gewachst
• lose Bindings am Korpus verleimt und verschliffen
• gesamte Lackierung ausgebessert, feingeschliffen u. retuschiert
• Korpus und Hals überlackiert, feingeschliffen und poliert
• Mechaniken überholt; Sitze für Einschlaghülsen kalibriert
• Steg gewichtsoptimiert, angepasst und poliert
• Gitarre montiert, besaitet und justiert
• Gitarre dokumentiert und fotografiert


Bilder von der restaurierten Halsverbindung: 


Bilder nach der Restauration: 


Schlusswort:

Mit dem Ergebnis meiner Bemühungen bin ich sehr zufrieden.
Was mich aber, nach über 90 Restaurationen verschiedenster LANG-Modelle verwundert, ist die Tatsache, dass diese schmalbrüstige Gitarre, mit gerade mal 5,5 cm Zargenhöhe, in klanglicher Hinsicht, ihren dickbauchigen Schwestern in nichts nachsteht.
Ich kenne keine, in den Abmessungen vergleichbare SEMI, die mit einer solchen Klangfülle ausgestattet ist.


Nachrüstung:

• Schraubanker
• 1 Satz Saiten
• Gurthalter Halsfuß


 

 

RESTAURATION EINER HOYER FANTASTIK von Herbert Rittinger

Einige Jahre sind vergangen seit ich diese einmalige und äußerst seltene Gitarre 2009 auf ebay ersteigert habe.
Sie gehörte dem englischen Musiker Carl Goldie, einem Musikerkollegen der Beatles.
Einen interessanten Artikel über die Geschichte dieses Instruments gibt es hier:

HOYER FANTASTIK
HOYER FANTASTIK -Artikel von Stefan Lob

 

 

 

 

 

 

 

 

 

In Ergänzung zum oben genannten Artikel möchte ich folgendes hinzufügen:

Anhand der mir zur Verfügung stehenden technischen Daten ist erkennbar, dass im Laufe des relativ kurzen Produktionszeitraums konstruktive Änderungen durchgeführt wurden.
Im Gegensatz zu den ersten, ca. 1958 gebauten Instrumenten, weisen die später produzierten Modelle folgende Änderungen auf:

 

 

 

 

• Zwei der insgesamt 6 Resonanzkörper sind aus Palisander – zuvor waren alle aus Ahorn
• 4 zusätzliche Parallelogramm- Schalllöcher in den Resonatoren am großen Bug
• 5 zusätzliche Schalllöcher mit 9mm Durchmesser in jedem Palisander-Resonator
• Die Korpushöhe wurde von 9 cm auf 8 cm reduziert
• Randzierstreifen am Boden sind mehrfarbig – bis dato einfarbig weiß
• Zwischen den einzelnen Röhren wurden Blendleisten eingeleimt (wegen Polierproblemen?)
• Verlegung der Röhren-Basisstege ins Röhreninnere – Korpusbreite um 1cm verringert
• Aussparungen in den Basisstegen beidseitig als Halbkreis – vorher mittige Löcher Ø40
• Halssperrung 9-fach anstatt 3-fach
• Hals und Kopfplatte aus einem Stück – Kopfplatte war zuvor angeschäftet
• Kopfplattenoberseite plan – war gewölbt
• Kopfplattenende gerundet – war spitz
• Schräger Hoyer-Schriftzug auf der Kopfplatte – war vertikalsymmetrisch


Merkmale und Ausführungen:

• 6 Holzröhren verschiedener Länge mit je einem, bzw. 2 parallelogrammf. Schalllöchern
• planer Boden aus massiver Fichte, 5mm dick, schwarz lackiert, mit Randzierstreifen
• pfeilförmige Perloid-Griffbretteinlagen mit Mittelstreifen und roter Einlage im 12. Bund
• geprägte, gekapselte Einzelmechaniken mit 7mm Wellen und Butterfly-Wirbeln von Kolb
• Zebra-Binding um die Kopfplatte
• Sattel dreistreifig rot/weiß/rot
• Trapezförmiger Saitenhalter aus zwei Rohren Ø15×1 mit 2 massiven Querstreben Ø10
• Hoyer-Patentsteg mit modifiziertem Unterteil


Zustand der Fantastik vor der Restauration

Die Gitarre war im Laufe der Jahre von ihrem Besitzer umfangreich modifiziert worden.
Der originale, am Halsende befestigte IDEAL-Tonabnehmer von FUMA wurde entfernt und durch 3 PU´s ersetzt. Ein Hals PU, ein davor montierten Abnehmer für die E und A-Saite und ein Steg-PU sorgten für ausreichende elektrische Power. Die Schaltung war so konzipiert, dass die tiefen Saiten über einen eigenen, unabhängig steuerbaren, Regelkreis verfügten. Dem Trend der Zeit entsprechend durfte natürlich ein Bigsby + Rollerbridge nicht fehlen. Es gab nur einen Multiswitch, der die Beschaltung der einzelnen PU´s steuerte. Volumen- und Tonregelung erfolgte extern am Amp.

Die Inspektion offenbarte folgende Schäden und Mängel:

• 52 offene und zum Teil verschlossene Bohrlöcher in den Resonatorröhren
• stümperhaft verleimte Risse im Boden
• 4 ausgesägte Öffnungen im Boden, zur einfacheren Montage der Elektrik
• gebrochener Halsfuß
• offene Leimfugen im Hals und in der Kopfplatte
• Originalsaitenhalter durch ein Bigsby Tremolo ersetzt
• Mechaniken nicht original
• Steg nicht original
• Schlagplatte nicht original
• Gurthalter am Halsfuß fehlt

Bilder vor der Restauration: 

 


Restaurationsbericht:

Nach der Demontage der HW und der gesamten Elektrik war als erstes die Reparatur der laienhaft verleimten Risse im Boden an der Reihe. Danach wurden die großen Öffnungen im Boden, mit Hilfe von Schablonen, nachgefräst und passgenaue Fichtenholzsegmente eingeleimt und verschliffen. Das Verfüllen und Verschleifen der unzähligen Bohrlöcher war der nächste Schritt.
Es folgte die Stabilisierung der offenen Leimfugen am Hals und an der Kopfplatte. Die Bundstäbe wurden unterkoffert, abgerichtet, profiliert und poliert, das Griffbrett abgezogen und versiegelt. Nun war die Aufarbeitung der gesamten Lackierung an der Reihe. Nach dem Feinschliff des bestehenden Lackes war die Retusche angesagt. Die schwarze Lackierung des Bodens, inklusive Feinschliff, war der nächste Schritt. Danach konnte die ganze Gitarre mit einem transparenten Überzug versiegelt und anschließend geschliffen und auf Hochglanz poliert werden, wobei die Politur der röhrenförmigen Resonatoren, bis tief in den Spaltengrund der Blendleisten, alles andere als ein Kinderspiel war. Nun konnte die Anfertigung der originalgetreuen Kopien von Saitenhalter, Stegunterteil und Schlagbrett in Angriff genommen werden, was eine längere Zeit in Anspruch genommen hat. Nicht einfach gestaltete sich die Auswahl und Montage des passenden Hals-Tonabnehmers. Der von Hoyer hergestellte Single Coil mit verchromtem Gehäuse, Polschrauben und eingeprägtem Logo erfüllte am besten die Anforderungen hinsichtlich Optik und Originalität.
Ein extra angefertigter Rahmen aus Ebenholz ermöglichte den Passgenauen Einbau in den bereits vorhandenen Ausschnitt an den beiden inneren Resonatoren.

Mit der Montage aller Komponenten war dieses Projekt erfolgreich abgeschlossen.


Die Arbeiten im Einzelnen:

• Gitarre demontiert
• Bodenrisse verleimt und verschliffen
• Bodenöffnungen nachgefräst
• passende Fichtenholzsegmente für Bodenöffnungen hergestellt, eingeleimt und verschliffen
• Bohrlöcher verfüllt und verschliffen
• Verleimung der offenen Fugen und Risse an Hals und Kopfplatte
• Bundstäbe unterkoffert
• Bünde abgerichtet, profiliert und poliert
• Griffbrett geschliffen, poliert und gewachst
• Lackierung überarbeitet, feingeschliffen und retuschiert
• Korpusboden schwarz lackiert und feingeschliffen
• Gitarre transparent überlackiert, feingeschliffen und poliert
• Kopie des originalen Saitenhalters angefertigt
• originalgetreues Stegunterteils angefertigt
• 6 Einschlaghülsen für Mechaniken angefertigt
• originalgetreue Mechaniken überarbeitet
• originalgetreues Schlagbrett + Befestigungselemente angefertigt
• PU-Rahmen angefertigt und montiert
• Potiknopf angefertigt
• Elektrik montiert
• montiert, besaitet und justiert
• dokumentiert und fotografiert


Bilder vor dem Lackieren:

 

 

 

 

 

 

 

 


Bilder nach der Restauration: 


Schlusswort:

Die HOYER FANTASTIK gehört zu den seltensten und skurrilsten Gitarren die jemals gebaut wurden. Aufgrund ihrer Rarität gibt es bis dato, außer den wenigen Bildern, keine detaillierten technischen Angaben und so verspürte ich das Verlangen, ein bisschen Licht ins Dunkel zu bringen.

Die Restauration der HOYER FANTASTIK gehört mit zu meinen aufwendigsten Projekten.
Dabei war für mich der Rückbau in den möglichst originalgetreuen Zustand oberstes Gebot.

An dieser Stelle möchte ich ganz herzlich meinem Gitarrenfreund Norbert Schnepel danken, der mir seine frühe FANTASTIK bereitwillig zur Verfügung gestellt hat. Ohne diese wertvolle Hilfe wäre es mir nicht möglich gewesen, die fehlenden HW-Komponenten bis ins kleinste Detail zu replizieren. Die umfangreichen Untersuchungen machten es auch möglich, die konstruktiven Unterschiede zwischen den Modellvarianten zu dokumentieren.


Nachrüstung:

Saitenhalter
Mechaniken + Einschlaghülsen
Stegunterteil
Tonabnehmer + Rahmen
Potiknopf
Schlagbrett + Befestigungselemente
2 Gurtpins
1 Satz Saiten Thomastik Jazz Swing .012


Datenblatt: 

RESTAURATION EINER  HOPF CARINA VON GLASSL

Einmal eine CARINA in den Händen zu halten ist sicher der Traum vieler Gitarrenliebhaber.

Der Wunsch solch ein Exponat einmal sein Eigen nennen zu dürfen wird allerdings in den seltensten Fällen in Erfüllung gehen.

Mir wurde, nach fast einem halben Sammlerleben, dieses außergewöhnliche Glück zuteil.

 

Zur Historie:

 

Die CARINA, mit ihrem futuristischen Äußeren, wurde 1961 von Gustav Glassl für Hopf entwickelt und gebaut.

Sie ist das Vorgängermodell der SATURN 63, die 1963 auf den Markt kam.

Das Modell verwendet Stilelemente die bei den FENDER-Modellen zu finden sind.

Dies betrifft in erster Linie den angeschraubten Hals mit der charakteristischen Kopfplatte.

 

Es spricht für den Erfindergeist deutscher Gitarrenbauer, dass die Übernahme fremden Gedankenguts in das eigene Konzept meistens mit einer Weiterentwicklung verbunden war.

 

Unter der Bezeichnung „patented everstraight neck by Hopf“ bekam Willy Hopf internationalen Patentschutz auf einen schichtverleimten Hals, der aus ca. 1,5 mm dicken Buchenfurnieren besteht.

Das Patent  hat die Nummer DE1816182 und wurde am 4. August 1960 erteilt.

Leider fand diese Erfindung keine internationale Anerkennung und auch in Deutschland konnte sie sich nicht dauerhaft etablieren.

Den Vorteilen der hohen Stabilität, Verzugsfreiheit und dem Verzicht auf eine zusätzliche Metallverstärkung standen auch gravierende Nachteile gegenüber.

Hohe Investitions- und Produktionskosten und ein deutlich höheres Gewicht verhinderten den wirtschaftlichen Erfolg dieser Innovation.

Der Umstand, dass bei vielen Modellen von Framus diese Multi-Hälse eingebaut wurden, lässt vermuten, dass alle dort produziert wurden und die Firma deswegen ein Lizenzrecht besaß.  

 

Vom Modell CARINA kam nur eine sehr geringe Stückzahl in den Handel.

Es dürften weniger als 10 gewesen sein.

In meiner Bildersammlung befinden sich 5 Instrumente dieses Typs.

Meine Gitarre trägt die Seriennummer 6.

 

Es gab eine rein akustische und eine elektrische Version mit 2 PU´s von Schaller.

Die Lackierung bei allen Bilddokumenten ist redsunburst.

 

 

Weitere Merkmale und Ausführungen:

 

  • Mechaniken:   am Band,  einzeln,  einzeln gekapselt
  • Griffbretteinlagen:   Raute,  Parallelogramm  (wie LANG)
  • Saitenhalter:  Tremolo Hopf,  ABM,  Blocklyra
  • Steg:  vorzugsweise höhenverstellbarer Ebenholzsteg mit Metallreitern (wie LANG)

 

 

Zustand der CARINA vor der Restauration

 

Nach eingehender Inspektion offenbarten sich folgende Mängel:

 

  • 2 Deckenrisse im Bereich der Klinkenbuchse
  • Schäden in der Lackierung mit Flecken, Dings und Dongs
  • Starke Beschädigung des Decken- und Bodenrandes
  • Metallzierband auf der Zarge fehlt stellenweise
  • korrodierte Pickuprahmen und fehlende Stellschrauben
  • Saitenlage zu hoch infolge zu großer Mindesthöhe des Halspickups
  • Gummiauflagen von 3 Potiknöpfen fehlen
  • Gurthalter am Oberbug fehlt
  • Schlagplatte fehlt

 

Bilder vor der Restauration:     

Restaurationsbericht:

 

Nach der Demontage des Halses und der gesamten Elektrik wurde auch die Einfassung der Schalllöcher entfernt. Auf den Ausbau der Deckenzierleiste habe ich verzichtet, da im Falle einer Beschädigung Ersatz nicht zu beschaffen gewesen wäre.  Zuerst war die Verleimung der Deckenrisse an der Reihe. Es folgte die Nacharbeit der Halsverbindungsflächen im Korpus und am Hals. Die Bundstäbe wurden unterkoffert, abgerichtet, profiliert und poliert, das Griffbrett abgezogen und versiegelt. Nun war die Aufarbeitung der gesamten Lackierung an der Reihe, wobei sich das Auffüllen der Macken und Krater, vor allem am Decken- und Bodenrand sehr zeitaufwendig gestaltete. Nach dem Feinschliff des bestehenden Lacks war die Retusche angesagt. Die darauffolgende schwarze Überlackierung der Zargen erforderte eine mühselige Abdeckarbeit.  Danach konnte die ganze Gitarre mit einem transparenten Überzug versiegelt und anschließend geschliffen und poliert werden. Dann konnte mit der Überarbeitung der Hardware begonnen werden. Sorgen bereitete mir der zu hohe Hals-PU. Dieses Problem konnte jedoch durch die Kürzung des Gehäusesockels und der Polmagnete gelöst werden.  Mit der Montage aller Komponenten war dieses Projekt erfolgreich abgeschlossen.

 

 

Die CARINA ist ein einzigartiges Instrument, das mich durch sein extravagantes Äußeres und seinen unverwechselbaren Klang begeistert.

 

 

Die Arbeiten im Einzelnen:

 

  • Halsverbindungsflächen überarbeitet
  • Deckenrisse verleimt und verschliffen
  • Bundstäbe unterkoffert
  • Bünde abgerichtet, profiliert und poliert
  • Gitarre demontiert
  • Griffbrett geschliffen, poliert und gewachst
  • Macken in der Lackierung aufgefüllt und verschliffen
  • Lackierung von Korpus und Hals geschliffen und retuschiert
  • Zargen schwarz nachlackiert und feingeschliffen
  • Gitarre transparent überlackiert, feingeschliffen und poliert
  • Mechanikbohrungen in der Kopfplatte kalibriert
  • Mechaniken und Saitenhalter poliert
  • Steg gewichtsoptimiert und angepasst
  • Pickupgehäuse poliert
  • Halspickup tiefergelegt
  • Schlagplatte + Befestigungselemente angefertigt
  • montiert, besaitet und justiert
  • dokumentiert und fotografiert

 

Bilder nach der Restauration:     

 

Nachrüstung:

 

Schlagbrett + Befestigungselemente

1 Gurtpin

1 Satz Saiten Thomastik Jazz Be Bop .013

 

 

Datenblatt:  

datenblatt carina

RESTAURATION EINER FRAMUS SL6 CUSTOM von Herbert Rittinger

Durch Zufall kam ich in den Besitz einer ultra raren Topgitarre von Framus, die ich bis dato nur von Bildern aus den beiden Framus-Vintage-Büchern her kannte. Nicht einmal das firmeneigene Museum ist im Besitz dieses überaus seltenen Modells.

 

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Ein Novum ist die doppelte Kreuzverbalkung der Decke.

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Sicherlich war auch der extravagante Preis mit ein Grund für mein unverhofftes Glück.

Qualität, Klang und Bespielbarkeit wurden mit Bestnoten bewertet.

Dementsprechend abgehoben war auch der Verkaufspreis von 2150 DM .

Zum Vergleich: Ein Premium-Modell von A. Lang kostete zu dieser Zeit gerade mal die Hälfte.

Trotz den Vorzügen der SL6 blieb der wirtschaftliche Erfolg aus.

Die Gründe dafür waren neben dem hohen Preis, der Trend der damaligen Zeit zu Brettgitarren.


Zustand der SL6 Custom vor der Restauration

Restaurationsbericht:

Nach der Demontage wurde zuerst der Deckenriss stabilisiert und die Ausbesserung der Schallloch-Einfassungen nachgearbeitet. Dann wurden die losen Hals-Bindings und die Einlagen in der Kopfplatte nachverleimt. Die Bundstäbe wurden unterkoffert, abgerichtet, profiliert und poliert. Die Überarbeitung des Griffbretts und die Versiegelung aller überzähligen Bohrlöcher war der nächste Schritt.  Es folgte die Überarbeitung der Lackierung mit Feinschliff, Politur und Retusche, wobei die Kopfplatte transparent überlackiert wurde.  Die Gelbfärbung der Bindings wurde entfernt.

Erheblichen Aufwand verursachte der originalgetreue Nachbau des Saitenhalters mit Gravur aus Neusilber und die Anfertigung der passenden Schlagplatte aus massivem Ebenholz inkl. Halterung.

Die Elektrifizierung war der letzte Schritt. Ein d’Armond 1100, mit kurzer Stange, wurde am Halsende montiert.  Über ein Daumenradpoti unter dem Schlagbrett lässt sich das Volumen bequem,  unsichtbar und ohne Behinderung durch überstehende Knöpfe regeln.

Mit dem Ergebnis bin ich mehr als zufrieden.

Diese SL6 Custom ist in allen Belangen ein absolutes Top Instrument. 

Sie spielt in der obersten Liga und ist von allen mir bekannten Framus-Gitarren die beste.


 Die Arbeiten im Einzelnen:

  • Gitarre demontiert
  • Deckenriss verleimt und verschliffen
  • Schalllocheinlagen nachgearbeitet
  • Bohrungen von Korpus und Hals versiegelt
  • Lose Bindings am Griffbrett verleimt und verschliffen
  • Kopfplatteneinlagen nachverleimt und verschliffen
  • Bundstäbe unterkoffert
  • Bünde abgerichtet, profiliert und poliert
  • Griffbrett geschliffen, poliert und gewachst
  • Lackfehler im Bereich der Korpus-Halsanbindung beseitigt.
  • Lackierung von Korpus und Hals feingeschliffen, poliert und retuschiert
  • Kopfplatte transparent überlackiert
  • Spezialanfertigung verstellbarer Steg aus Ebenholz
  • Nachbau des originalen Saitenhalters inklusive Gravur
  • Anfertigung von 6 Mechanik-Zentrierhülsen aus Plastik
  • Originalkopie von Schlagbrett + Halter angefertigt
  • Daumenrad-Volumenpoti unter dem Schlagbrett montiert und verkabelt
  • montiert, besaitet und justiert
  • dokumentiert und fotografiert

Bilder nach der Restauration:

 

Nachrüstung:

  • 6 Mechanik-Zentrierhülsen
  • Ebenholzsteg höhenverstellbar
  • Saitenhalter aus Neusilber
  • Originalkopie Schlagplatte + Halter
  • d’Armond 1100 + Haltestange + Daumenradpoti + Klinkenbuchse
  • 1 Satz Saiten

 

Datenblatt:

datenblatt

Bau einer vollmassiven Archtop Cello Bassgitarre mit Longscale Mensur von Martin Kemmler

Bau einer vollmassiven Archtop Cello Bassgitarre mit Longscale Mensur

Meine Tochter, eine junge, ambitionierte Jazz-Bassistin, animierte mich zum Bau eines Archtop-Basses. Er sollte wie ein Kontrabass „fretless“, also ohne Bünde sein, allerdings mit Bundmarkierungen. Da sie auch elektrische Fender-Jazzbässe spielt, sollte dieses Instrument ebenfalls eine Longscale-Mensur bekommen.

Es ist bekannt, dass ein großes Volumen des Corpus tiefe Frequenzen unterstützt. Dies ist bei einer Bassgitarre sinnvoll durch eine beträchtliche Zargentiefe zu erreichen (hier 15 cm).

Das Instrument wurde aus einer Cello-Decke und einem Cello-Boden (30 Jahre alte Fichte bzw. sehr gut abgelagertem Ahorn) aus dem Vollen herausgearbeitet. Die Decke erhielt eine Stärke von 10 mm und zwei unterschiedlich starke Längsbalken. Sämtliche Bindings und Zierstreifen bestehen aus Echtholz. Griffbrett, Kopfplatte, Saitenhalter und teilweise die Brücke bestehen aus Ebenholz. Die Einlagen im Griffbrett, Saitenhalter und Kopfplatte sind aus Perlmutt.

Mit den verwendeten Thomastik-Saiten (mit Phosphorbronze umwickelter Nylonkern) produziert der Bass sehr schöne, rein akustische Töne mit überraschender Lautstärke!

Der Bass weist folgende Merkmale auf:

  • Modell „Helen“
  • Korpus: 17 Zoll mit F-Löchern
  • Bebalkung: Parallel-Bracing, Reifchen aus Mahagoni
  • Longscale-Mensur 86,36 cm (34´´) analog Fender Jazzbasss
  • Vollmassive, handgeschnitzte Decke aus luftgetrockneter Fichte, Cellodecke, stammt aus Beständen der Musima (30 bis 40 Jahre alt)
  • Vollmassiver, handgeschnitzter Boden aus luftgetrocknetem bosnischen geflammtem Ahorn (Celloboden, mindestens 20 Jahre gelagert)
  • Zargen: Geflammter massiver Ahorn
  • Hals: luftgetrockneter, sehr alter geflammter bosnischer Ahorn, Sattelbreite 42 mm
  • Griffbrett: 12er Radius, fretless, Ebenholz mit Bundmarkierungen aus Ahorn
  • Hals justierbar mit 2-Wege-Halsstab (Imbusmutter)
  • Sattel aus Horn, poliert
  • Kopfplatte: Ebenholz mit Perlmutt-Einlagen und Ebenholz Blende
  • Mechaniken: Schaller Da-Vinci in Gold
  • Binding: Decke und Boden: Echtholzbinding aus Ahorn
  • Saitenhalter: Messinghalter mit Blende aus Ebenholz, Perlmutt-Einlagen
  • Brücke: massives Ebenholz/bosn. Ahorn, verstellbar (Seitenbreite 52 mm)
  • Lackierung: blond (Nitrocellulose Lack)
  • Besaitung: Thomastik Phosphorbronze mit Nylonkern (0,41, 0,53, 0,68, 0,86)

 

Building of a Longscale Full Massive Archtop Cello Guitar Bass

My daughter Helen, an ambitious young Jazz bass player, reminded me, that I once promised her to build an Archtop guitar bass. The instrument needs not to have frets since she also plays contrabass. Her Archtop bass should have a 34´´ scale since she uses to play also Fender Jazz bass!

It is well known, that a large volume of the corpus produces deep frequencies. The solution to achieve this goal is simply to build an instrument with deep sides. Here they got 5,9 inches (15 cm).

The bass was handcarved from a Cello spruce top and a Cello back (30 year old spruce and well stored maple). The thickness of the well arched spruce top is 10 mm having also two parallel bracings.

All bindings and purflings are from solid wood. Fingerboard, headplate, tailpiece and partially bridge consist of ebony. The inlays are mother of pearl.

With the Thomastik strings (Phosphorbronze wired on Nyloncore) the instrument produces a very fine pure acoustic basstone with a remarkable power!

The bass has the following features:

  • Custom model: „Helen“
  • Corpus: 17 inches with F-holes
  • Parallel-bracing
  • Longscale 86,36 cm (34 inches) analog Fender Jazz basss
  • Handcarved cello spruce top (30 – 40 years old) and flamed bosnian maple back
  • Sides: flamed maple
  • Neck: bosnian maple
  • Fingerboard: 12´ radius, fretless, ebony with mit fretmarkers from maple
  • Neck with adjustable trussrod
  • Saddle made from polished horn (saddle 42 mm wide)
  • Headplate made of ebony with inlay of mother of pearl
  • Tuners: Schaller Da-Vinci Bass in Gold
  • Binding: massive wood
  • Tailpiece: brass with ebony cover and inlays of mother of pearl
  • Bridge: adjustable, ebony/maple (distance from E to G string: 52 mm)
  • Blonde Nitrocellulose laquer
  • Strings: Thomastik Phosphorbronze wired on Nyloncore (0,41, 0,53, 0,68, 0,86)

Hörbeispiel

RESTAURATION EINER LANG – STANDARD

Dieses Mal hat eine frühe LANG-STANDARD meine Hilfe in Anspruch genommen.

Der Vorbesitzer hatte an ihr bereits folgende Reparaturen durchführen lassen:

Diese Arbeiten wurden von 2 verschiedenen Gitarrenbauern ausgeführt. Die Lackierung der Decke ist sehr ordentlich gemacht. An der Deckeninnenseite ist ein Riss nahe der Taille zum kleinen Bug erkennbar. Dieser wurde fachgerecht repariert. Vermutlich war dies der Grund für die Neulackierung.Die Bundierung war soweit okay, aber gänzlich unverständlich für mich ist, dass im Zuge dieser Arbeit weder die Krümmung des Halses beseitigt, noch das Griffbrett abgezogen wurde. Für mich ist es auch selbstverständlich, dass im Falle einer Neubundierung  eines so wertvollen Instruments, die Sägeschlitze im Halsbinding verschlossen werden. 

  • Neulackierung der Decke
  • Erneuerung der Bünde

Die Untersuchung offenbarte folgende Mängel:

  • offene Mittelfuge und Schäden im Boden
  • 6 Risse und Schäden in der Zarge
  • loses Binding an Korpus und Hals
  • außermittige Befestigung des Saitenhalters
  • Halszunge liegt, als Folge eines Hals-resets, auf der Decke auf
  • Hals spielbar aber gekrümmt
  • lose Einlagen und starke Spielspuren im Griffbrett
  • offene Leimfuge in der Kopfplatte
  • desolater Zustand der Lackierung von Boden, Zargen und Hals
  • Steg nicht original
  • Schlagbrett fehlt
Restaurationsbericht

Nach der Demontage war zuerst der Hals an der Reihe. Zuerst wurde die Halszunge an der Unterseite freigeräumt, sodass ein sicherer Abstand zur Decke gewährleistet ist. Nach der Beseitigung der Krümmung wurden die Bundstäbe unterkoffert, abgerichtet, profiliert, die Enden verrundet und poliert. Die Überarbeitung des Griffbretts war der nächste Schritt.

Es folgte die Verleimung der offenen Fugen und Risse, sowie der losen Einlagen und Bindings. Dann war die Reparatur der Lackschäden und die Überlackierung von Boden Zargen und Hals fällig. Nach erfolgtem Feinschliff,  der auch die Decke beinhaltete, konnte die Politur erfolgen. Die Anfertigung der fehlenden HW und die Überarbeitung und Optimierung derselben nahm einige Zeit in Anspruch. Der Saitenhalter wurde mit einem Endpinjack kombiniert und an der richtigen Stelle positioniert, nachdem die alten Löcher versiegelt waren. Die Elektrifizierung war der nächste Schritt. Ein d’Armond 1100, mit kurzer Stange, wurde am Halsende montiert.  Über ein Daumenradpoti unter dem Schlagbrett lässt sich das Volumen bequem,  unsichtbar und ohne Behinderung durch überstehende Knöpfe regeln.

Somit ist ein weiteres Projekt zu einem guten Ende gekommen.  Mit der wiedergewonnen Schönheit und dem hervorragenden Klang bin ich für meine Mühen reich belohnt worden. 

Bilder vor der Restauration

Invalid Displayed Gallery

Die Arbeiten im Einzelnen:

  • Gitarre demontiert
  • Halszunge freigeräumt
  • Halskrümmung beseitigt
  • Einlagen, Kopfplattenriss und lose Bindings am Hals verleimt
  • Bundstäbe unterkoffert
  • Bünde abgerichtet, profiliert, Enden verrundet und poliert
  • Griffbrett überarbeitet, geschliffen, poliert und gewachst
  • Bodenmittelfuge und Zargenrisse verleimt und verschliffen
  • lose Bindings am Korpus verleimt und ausgebessert
  • Lackierung von Boden + Zargen + Hals ausgebessert, geschliffen u. retuschiert
  • Boden, Zargen und Hals überlackiert
  • gesamte Lackierung feingeschliffen, poliert und retuschiert
  • Mechaniken überholt und montiert – 2 Einschlaghülsen ersetzt
  • Saitenhalter mit Endpinjack modifiziert und lagerichtig montiert
  • Steg neu, gewichtsoptimiert, angepasst und poliert
  • Originalkopie von Schlagbrett + Halter angefertigt
  • Daumenradpoti montiert und mit PU und Endpinjack verkabelt
  • montiert, besaitet und justiert
  • dokumentiert und fotografiert
Bilder nach der Restauration

Nachrüstung:

  • 2 Einschlaghülsen
  • verstellbarer Steg aus Ebenholz
  • 1 Satz Saiten
  • Originalkopie Schlagplatte + Halter
  • Gurthalter Halsfuß
  • d’Armond 1100 + Haltestange + Daumenradpoti + Endpinjack

RESTAURATION EINER  HERRNSDORF ELEKTRO ARTIST VON TODT

 

Durch einen glücklichen Zufall kam ich in den Besitz einer Gitarre, die schon seit längerer Zeit meine Aufmerksamkeit erregt hatte.

Die Tatsache, dass das Instrument eine starke Ähnlichkeit mit Exemplaren des berühmten Meisters Artur Lang aufweist und darüber hinaus qualitativ sehr hochwertig verarbeitet ist, weckte in mir das Verlangen, herauszufinden, wer der Schöpfer dieser wunderschönen Modellreihe ist.

Natürlich hatte ich aufgrund meines umfangreichen Bildmaterials einen hinlänglichen Verdacht.

 

Nach gründlicher Untersuchung und Auswertung aller relevanten Daten steht für mich zweifelsfrei fest, dass diese Gitarre aus der Werkstatt von Herbert Todt stammt.

Die meisten Modelle dieser Art wurden über die Firma HERRNSDORF verkauft, aber auch HEMOSCH zählte, wenn auch nur in geringem Umfang, zu den Vertreibern.

 

Nachfolgend eine Auflistung der auffälligsten Konstruktionsmerkmale:

 

  • Abgeflachte Korpusform am großen Bug
  • Decke und Boden mit German Carve
  • Parallele Deckenquerverbalkung
  • Geteilte Schalllöcher wie bei LANG –  (das untere Schallloch gibt es auch in Sichelform)
  • Radius am Cutaway-Übergang zum Halsfuß
  • Eingelegte Plastikstreifen in der Zarge
  • Unterkante Kopfplattenende stark gerundet

 

Siehe auch hier!

 

Die Gitarre, Baujahr Ende 50, befand sich, in Anbetracht ihres Alters, in einem ordentlichen Zustand. Ein paar offene Leimfugen in Decke und Boden, eine Reihe loser Bindings, 2 Zargenüberstände am großen Bug, ein Griffbrettschaden im Bereich des RELLOG-Tonabnehmers sowie fehlende bzw. defekte HW bedeuteten keine allzu große Herausforderung.


 


Die Arbeiten im Einzelnen:

  • Gitarre demontiert
  • Halslager im Korpus überarbeitet
  • Passfläche am Hals für optimalen Halswinkel nachgearbeitet
  • Einlagen und lose Bindings am Hals verleimt
  • Bundstäbe unterkoffert
  • Bundstäbe abgerichtet, profiliert, Enden verrundet und poliert
  • Griffbrettschaden im PU-Bereich repariert
  • Griffbrett überarbeitet, geschliffen, poliert und gewachst
  • Offene Mittelfugen an Decke und Boden verleimt
  • 2 Zargenüberstände am großen Bug stabilisiert und egalisiert
  • Bindings am Korpus und an den Schalllöchern verleimt und verschliffen
  • Bohrlöcher verfüllt und retuschiert
  • Korpus und Hals entlackt und feingeschliffen
  • Korpus und Hals lackiert, zwischengeschliffen, poliert und retuschiert
  • Steg gewichtsoptimiert, angepasst und poliert
  • Spezialanfertigung von 6 Einschlaghülsen aus Neusilber
  • Neuanfertigung Saitenhalteranschraublasche
  • Saitenhalter poliert
  • Originalkopie von Schlagbrett angefertigt
  • Spezialanfertigung Gurthalter für Befestigung in der Halsverschraubung
  • montiert, besaitet und justiert
  • dokumentiert und fotografiert

 

Damit ist wieder ein interessantes Projekt zu meiner vollsten Zufriedenheit abgeschlossen.

Besondere Freude empfinde ich über die Klärung der Herkunft des edlen Instruments.

Mit einem fantastischen Klang und einer hervorragenden Bespielbarkeit bin ich für meine Arbeit reich belohnt worden.

 

Nachrüstung:

6 Einschlaghülsen

Originalkopie Schlagplatte + Halter

Gurthalter Halsfuß


 

Bilder nach der Restauration:

 

 

 

 

 

Datenblatt: 

Datenblatt Todt Herbert