RESTAURATION EINES PREMIUM MODELLS VON ALFRED SCHAUFUSS
Die Chance, in den Besitz einer ASCHADO zu gelangen, ist sehr gering.
Dass ausgerechnet mir dieses Glück zuteil wurde, ist wohl auch dem Umstand geschuldet, dass sich die Gitarre in einem äußerst reparaturbedürftigen Zustand befand.
Nun bot sich mir die einmalige Gelegenheit, mich mit dem Mythos der Gitarren von Alfred Schaufuß auseinander zu setzen und diese mit den Top-Instrumenten anderer berühmter Gitarrenbauer zu vergleichen.
Mich interessierte sehr die Konstruktion und die Verarbeitung im Detail. Dazu war eine exakte Vermessung und eine genaue Inspektion des Korpusinneren notwendig.
Optik und Handling:
- Opulente Verzierungen auf Deckenrand, Kopfplatte, Griffbrett und Schlagbrett.
- Kein anderer Gitarrenbauer verzierte seine Gitarren so verschwenderisch mit Perlmutt.
- ausgesuchte Hölzer
- aufwendige Multi-Bindings
- gute Gewichtsverteilung
Konstruktive Merkmale:
- Decke und Boden mit relativ flacher Wölbung und ausgeprägter Hohlkehle
- Kräftige Decke; Deckendicke am F-Loch – Bass/Diskant – 7,5/6,5mm
- Deckeninnenseite von Hand ausgearbeitet
- Halsblockinnenseite mit aufgeleimter Ahornplatte als Verstärkung gegen das Eindrücken der Halsschraube (s. TODT)
- Hals geschraubt, ohne Verstärkung; Halsfuß leicht konisch mit nicht zu großem Überstand über die Zarge
- Hals ist 7-fach gesperrt
Die Untersuchungen und Vergleiche führten zu einem überraschenden Ergebnis:
Die ASCHADO entspricht in Punkto Form, Gewicht und Abmessungen, abgesehen von einer geringfügigen Abweichung in der Korpuslänge, exakt meinem Top-Modell von HERBERT TODT.
Diese Übereinstimmung gilt auch für den Hals, mit dem Unterschied, dass das Halsende bei der TODT, wegen des versteckt eingebauten Tonabnehmers, etwas länger ist.
ASCHADO INNEN
TODT INNEN
Zustand vor der Restauration:
Die Untersuchung offenbarte eine Reihe von Schäden:
- Risse und Schäden in der Decke und im Halsblock
- fehlende Perlmutt-Einlagen im Deckenrand
- Risse und Beschädigungen in der Zarge
- Deckenablösung am großen Bug mit Zargenüberstand
- offene Mittelfuge und Schäden im Boden
- lose Bindings an Korpus und Hals
- aufgeleimter Furnierstreifen im Halslager zur Einstellung des passenden Halswinkels
- offene Leimfuge an der Halsunterseite und fehlende Einlage im Griffbrett
- schlechter Allgemeinzustand der Lackierung mit starken Schäden
Restaurationsbericht:
Zuerst demontierte ich die Gitarre, entfernte den eingelegten Furnierstreifen im Halslager und überarbeitete die Passfläche im Korpus und am Hals. Ein vergrößerter Halswinkel sorgt nun für eine höhere Stegauflagekraft die eine bessere Klangübertragung garantiert. Es folgte das Tuning des Griffbretts und der Bundstäbe. Eine offene Leimfuge an der Unterseite des Halses musste nachverleimt werden.
Sodann waren die notwendigen Reparaturen am Korpus an der Reihe, wobei der Ersatz der fehlenden Perlmutteinlagen am Deckenrand die meiste Zeit in Anspruch nahm. Es folgte die Reparatur der Risse und Schäden in Decke, Boden und Zargen. Die Verleimung der Deckenablösung und die Egalisierung des Zargenüberstands waren der nächste Schritt. Nun konnte das Entlacken von Hals und Korpus, inklusive Feinschliff, in Angriff genommen werden. Mit der Lackierung in redsunburst waren alle notwendigen Arbeiten erledigt.
Nach der Endmontage, dem Stimmen und Justieren, war endlich der mit Spannung erwartete Moment gekommen, wo ich die Antwort erhielt auf die quälende Frage nach dem Klang.
Meine Erwartungshaltung war groß, denn die Voraussetzungen für ein gutes Klangverhalten waren gegeben, da beim Abklopfen alle Resonanzbereiche vorhanden waren die für die Widergabe des vollen, hörbaren Frequenzspektrums verantwortlich sind.
Meine geheimen Wünsche haben sich erfüllt.
Die ASCHADO ist klanglich und optisch ein Spitzeninstrument.
Bilder vor der Restauration:
Die Arbeiten im Einzelnen:
- Gitarre demontiert
- Halslager im Korpus überarbeitet
- Passfläche am Hals für optimalen Halswinkel nachgearbeitet
- offene Leimfuge an der Halsunterseite stabilisiert
- lose Bindings am Hals verleimt
- fehlende Einlage im 5. Bund ersetzt
- Bundstäbe unterkoffert
- Bünde abgerichtet, profiliert, Enden verrundet und poliert
- Griffbrett überarbeitet, geschliffen, poliert und gewachst
- 2 Deckenrisse + Riss im Halsblock stabilisiert
- Deckenablösung verleimt und verschliffen
- Zargenüberstand egalisiert
- offene Bodenmittelfuge nachverleimt
- gekittete Reparaturstelle am Boden ausgeräumt und mit Epoxydharz aufgefüllt
- lose Bindings am Korpus verleimt und verschliffen
- Korpus und Hals entlackt, feingeschliffen und retuschiert
- Lackierung in redsunburst mit Zwischenschliff, Endschliff und Politur
- Perlmuttauflage von Kopfplatte und Schlagplatte poliert
- alte, nicht originale Bandmechaniken ersetzt durch Weissgerber-Einzelmechaniken
- Steg gewichtsoptimiert, angepasst und poliert
- Spezialanfertigung Gurtpin für Montage in der Halsverschraubung
- montiert, besaitet und justiert
- dokumentiert und fotografiert
Bilder nach der Restauration:
Datenblatt: EXCEL-Datei