Restaurationsbericht von Herbert Rittinger
Zustand vor der Restauration:
Diese Kopie der LANG SUPER von GLASSL habe ich bei ebay ersteigert.
Nach Erhalt der Gitarre musste ich jedoch feststellen, dass eine Reihe von gravierenden Schäden auf den Bildern nicht ersichtlich und auch im Angebotstext nicht erwähnt worden waren. Das uneinsichtige Verhalten des Verkäufers auf meine sachliche Kritik an der mangelhaften Produktdarstellung habe ich mit meinem ersten negativen Feedback seit 6 Jahren belohnt.
Restaurationsbericht:
Zuerst entfernte ich den Hals der, im Zuge einer Reparatur, schlampig und nicht positionsgenau eingeleimt worden war.
Sämtliche verleimte Hälse die ich ausbaue werden von mir nicht mehr verleimt sondern verschraubt. Diese Art der Befestigung hat, wenn sie optimal ausgeführt ist, erhebliche Vorteile und bietet auch aus klanglicher Sicht das Optimum.
Nach der Überarbeitung des Halslagers und der Passfläche am Hals wurde der speziell von mir entwickelte Schraubanker eingebaut. Im Anschluss daran erledigte ich alle notwendigen Halsreparaturarbeiten.
Das Entlacken von Hals und Korpus war der nächste Schritt. Sodann folgten die Reparaturarbeiten am Korpus.
Bezüglich der Lackierung entschied ich mich für die originalgetreue rot-schwarze sunburst Optik. Dabei diente mir das identische Modell, das sich seit 4 Jahren in meinem Besitz befindet, als Vorlage. Kurioserweise besitzen beide Gitarren den gleichen Datumstempel auf der Innenseite der Decke, was belegt, dass beide aus der gleichen Serie stammen und am gleichen Tag fertiggestellt wurden.
Nach meinen Ermittlungen liegt das Gewicht der originalen Nito-Lackbeschichtungen zwischen 100 und 150 Gramm. Durch konsequente Weiterentwicklung der Verfahrenstechnik ist es mir gelungen das Lackgewicht unter 60 Gramm zu senken., was eine deutliche Verbesserung der Ansprache und der Brillanz zur Folge hat.
Die Überarbeitung der gesamten Hardware und die Durchführung aller akustisch klangrelevanten Maßnahmen waren die letzten Steps in einer langen Kette von verschiedenen Arbeitsschritten.
Nach der Endmontage, dem Stimmen und Justieren, sowie dem Vermessen und Dokumentieren hat ein neues Kapitel im Dasein meiner 320 L begonnen.
Das optische Ergebnis und auch der Klang entsprechen meinen Erwartungen.
Bilder vor der Restauration:
Die Arbeiten im Einzelnen:
- Hals entfernt
- Halslager im Korpus überarbeitet
- Riss im Halsfuß stabilisiert
- Passfläche am Hals für optimalen Halswinkel nachgearbeitet
- Schraubanker hergestellt und montiert
- Bohrlöcher an beiden Seiten des Griffbrettendes aufgefüllt und fehlendes Binding ersetzt
- offenen Riss im Griffbrett und lose Bindings verleimt
- fehlende Perlmutteinlage im 3. Bund ersetzt
- teilweise Neubundierung
- Bundstäbe unterkoffert
- Bünde abgerichtet, profiliert, Enden verrundet und poliert
- Griffbrett überarbeitet, geschliffen, poliert und gewachst
- 3 Deckenrisse + offene Bodenmittelfuge verleimt
- lose Bindings am Korpus verleimt und verschliffen
- Korpus und Hals entlackt, feingeschliffen und retuschiert
- transparente Lackierung mit Zwischenschliff
- Patinierung rot / schwarz
- transparente Endlackierung inklusive Schleifen und Polieren
- neuer, originalgetreuer Steg, gewichtsoptimiert, angepasst und poliert
- Anfertigung von originalgetreuer Schlagplatte inklusive Halter
- Kopfplatte poliert und neu verschraubt
- Mechaniken überholt, Einschlagsitze kalibriert
- originalgetreuer Saitenhalter nachgerüstet
- montiert, besaitet und justiert
- PU d´Armond Guitar Mike FHC + Controlbox + Gestänge nachgerüstet
- dokumentiert und fotografiert
Bilder nach der Restauration:
Datenblatt:
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