RESTAURATION EINER ALOSA-Black King – Herbert Rittinger

Das Bild von der Musikmesse in Garmisch Partenkirchen, um ca. 1955,  vermittelt einen guten Eindruck von der Vielfalt der Hersteller die ALOSA im Programm hatte.


Zu Beginn meines Berichts möchte ich die Gelegenheit wahrnehmen, dem bereits vorhandenen Bericht über die Firma ALOSA auf schlaggitarren.de, einige interessante Details hinzuzufügen.

Die Firma ALOSA war eine Vertriebsfirma, die, unter anderem, Schlaggitarren und deren Komponenten von verschiedenen Herstellern kaufte und unter ihrem eigenen Namen vermarktete. Alois Sandner war der geborene Händler aber nicht der geniale Handwerker.

Im Gegensatz zu den meisten anderen Vertreibern legte Alois Sandner sehr großen Wert auf  CORPORATE IDENTITY.  Er hat es tatsächlich geschafft, seine Marke im Bewusstsein der Menschen so zu verankern,  dass der Großteil derjenigen, die ALOSA und deren Produkte kennen, glauben, die Instrumente seien vom Gitarrenbauer Alois Sandner entwickelt und gebaut worden. Alois Sandner hat permanent daran gearbeitet seine Marke bekannt zu machen.


Am Beispiel der Premium-Modelle soll die konstante Entwicklung der Marke ALOSA veranschaulicht werden.

Der erste Lieferant von Top-Modellen um 1953 war Artur Lang, der komplette Instrumente und separate Hälse lieferte.

Die ersten über ALOSA verkauften LANG´s besaßen lediglich den ALOSA-Schriftzug auf dem Standard-Harfen-Saitenhalter. Bild 2

 

 

 

 

 

 

 

 

Kurze Zeit später erscheint das dreieckige Abzugsbild auf der Decke

Bild 3

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Der Schriftzug auf der Schlagplatte fällt in etwa in die gleiche Zeit

Bild 4

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Im nächsten Schritt, um ca. 1955, finden wir das ALOSA-Logo auf der Kopfplatte zusammen mit dem von ALOSA kreierten Saitenhalter mit Gravur.

Bild 5

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

In diesen Zeitraum fällt auch das rautenförmige dritte Schallloch mit nachgeformtem Griffbrettende.

Mitte der 50er, als LANG seinen eigenen Kundenstamm hatte, endete die Zusammenarbeit.

GUSTAV GLASSL, ein begnadeter Gitarrenbauer der jüngeren Generation und Verehrer von A. LANG,

lieferte fortan Top-Modelle an ALOSA.

Die Premium Modelle haben folgende Namen:

BLACK KING

BLACK QUEEN

SOLIST

LUX

 GUSTAV GLASSL war nicht der einzige Lieferant im Premium-Sektor.

HOYER, HÖFNER, HOPF und KLIRA befanden sich ebenfalls unter den Zulieferern.

Eine feste Zuordnung modellspezifischer Eigenheiten existierte nicht.

Alle denkbaren Variationen bezüglich Korpusform und Abmessungen, Farbe, Cutaway, Schalllöcher, Hals, und Hardware waren möglich. Das erlaubte die Verwendung von kostengünstigen Standardkomponenten aus der laufenden Produktion verschiedener Hersteller.

Allein die Beschriftung auf der Hardware gab Auskunft darüber, um welches Modell es sich handelt.

Interessant wäre zu wissen, welche Preise für die einzelnen Modelle verlangt wurden.

Eine GLASSL Black King, mit 44cm Korpus und Hoyer-Hals,  konnte sicher nicht in der gleichen Preisklasse angesiedelt sein als beispielsweise eine KLIRA Black King mit 42cm Korpus und unverstärktem Hals.

Aufgabe der Mitarbeiter bei ALOSA war, neben der Durchführung von Reparaturen und kundenspezifischen Wünschen, vorwiegend die Endmontage von Einzelkomponenten.

Nach der Schließung der Werkstatt wurden die Instrumente von den Zulieferern komplett an ALOSA geliefert.

Die Bestimmung des Erbauers oder die Zuordnung von Komponenten zu den jeweiligen Herstellern der oben genannten Modelle ist nicht einfach, weil dazu umfassende Kenntnisse über Konstruktions- Fertigungs- und Stil-Details aller beteiligten Produzenten erforderlich sind.

Fortsetzung:  Restauration einer ALOSA-Black King

Dieses Mal ist ein blaublütiger Patient mit schweren aber nicht lebensbedrohenden Verletzungen in meine Gitarrenklinik eingeliefert worden. Der Einlieferungszustand ist auf den nachfolgenden Bildern hinreichend dokumentiert.

Mir war klar, dass die Behandlung umfangreich und zeitraubend werden würde, aber die Aussichten auf eine vollständige Genesung waren gut.  Ja, und außerdem war mein Patient ja nicht irgendwer, sondern ein echter Spross aus dem Hause GLASSL

Den Halsrohling von HOYER ziert eine Kopfplatte mit dem von GLASSL bevorzugten Sternmotiv aus einzelnen, rautenförmigen Perlmutteinlagen.

Für die offenen Bandmechaniken mit den Schmetterlingswirbeln hatte GLASSL und HOYER eine Präferenz.

Der Steg und die Schlagplatte fehlten.

Restaurationsbericht:

Zuerst entfernte ich den Hals der, im Zuge einer Reparatur, schlampig und nicht in dem von mir gewünschten Winkel eingeleimt worden war. Zum Vorschein kam die von GLASSL bevorzugte Hals-Korpusverbindung, die eine Stufe in der Passfläche des Halses und im Halsblock aufweist. Diese Konstruktion gewährleistet eine höhere Formstabilität der Zarge im Bereich der Hals-Korpusverbindung. Bei der herkömmlichen Befestigungsmethode ohne Stufe besteht die Gefahr, dass sich die 2,5 mm dicke Zarge von der Anlage am Hals ablöst. Der so entstandene Spalt ist optisch nicht gerade ansprechend.

Der Nachteil der Stufe liegt aber in der Problematik der exakten Anlage der versetzten Flächen.

Ich habe mich für eine Schraubverbindung des Halses mit dem Korpus ohne Stufe entschieden.

Nach der Überarbeitung des Halslagers und der Passfläche am Hals wurde der speziell von mir entwickelte Schraubanker eingebaut. Im Anschluss daran erledigte ich alle notwendigen Halsreparaturarbeiten.

Das Entlacken von Hals und Korpus war der nächste Schritt. Sodann folgten die Reparaturarbeiten am Korpus.

Bezüglich der Lackierung entschied ich mich für die originalgetreue schwarze Farbe mit transparentem Überzug.

Bei der Reproduktion der fehlende Schlagplatte habe ich die von GUSTAV GLASSL bevorzugte Ausführung gewählt. Der zusätzliche Formsprung an der Halsanlageseite gibt den Blick frei auf das rautenförmige, geschwungene Schallloch und bietet darüber hinaus jederzeit die Möglichkeit der Montage für einen frei schwebenden Hals- Pickup.

Nach der Endmontage, dem Stimmen und Justieren, sowie dem Vermessen und Dokumentieren war die Mission Black King erfolgreich abgeschlossen.

Das optische Ergebnis und der Klang entsprechen meinen Erwartungen.

Bilder vor der Restauration:

 

Die Arbeiten im Einzelnen:

  • Hals entfernt
  • offene Leimfuge am Halsfuß stabilisiert
  • Stufe in der Hals-Passfläche beseitigt
  • Halslager im Korpus überarbeitet
  • Passfläche am Hals für optimalen Halswinkel nachgearbeitet
  • Bohrung für Schraubanker gesetzt
  • Schraubanker hergestellt und montiert
  • loses Binding am Griffbrett verleimt
  • Bohrlöcher an beiden Seiten des Griffbrettendes aufgefüllt
  • fehlendes Binding am Kopfplattenende ersetzt
  • Bundstäbe unterkoffert
  • Bünde abgerichtet, profiliert, Enden verrundet und poliert
  • Griffbrett überarbeitet, geschliffen, poliert und gewachst
  • Bundschlitze im Griffbrettbinding kaschiert
  • offene Decken- und Bodenmittelfuge verleimt
  • Deckenablösung am großen Bug und Bodenablösung am Halsfußende verleimt
  • Zargenüberstand an Decke und Boden egalisiert
  • lose Bindings am Korpus verleimt und verschliffen
  • Korpus und Hals entlackt, feingeschliffen und retuschiert
  • transparent lackiert mit Zwischenschliff
  • Patinierung schwarz
  • transparente Endlackierung inklusive Schleifen und Polieren
  • Steg, gewichtsoptimiert, angepasst und poliert
  • Anfertigung von originalgetreuer Schlagplatte inklusive Halter
  • Anfertigung und Montage von 6 neuen Plastikhülsen für die Mechanikwellen
  • Mechaniken überholt, alte Plastikwirbel durch Perlmuttwirbel ersetzt
  • Bohrungen für die Einschlaghülsen kalibriert
  • Anfertigung von 6 neuen Einschlaghülsen aus Neusilber
  • montiert, besaitet und justiert
  • dokumentiert und fotografiert

Bilder vor dem Lackieren: 

 

Bilder nach der Restauration:

 

Datenblatt:  EXCEL-Datei 

datenblatt

RESTAURATION EINER LANG VON ALOSA

Von Herbert Rittinger im Oktober 2013

Diese LANG mit kleinem Korpus von 43 cm und tiefem Cutaway wurde über ALOSA vertrieben. Sie ist ein sehr frühes Modell aus der Werkstatt in der Breitenau und dürfte aus dem Jahr 1951-52 stammen. Das 2-lagige Griffbrett aus Ebenholz/Palisander, ohne keilförmige Verstärkung der Halszunge, zeugt ebenfalls vom frühen Baudatum. Der Verzicht auf den Nullbund war sicherlich ein ausdrücklicher Wunsch von ALOSA.

 

 

Zustand vor der Restauration:

Die Untersuchung offenbarte eine Reihe von Schäden:

Zwei Deckenrisse, ein Boden- und ein Zargenriss, dazu Zargenüberstände an einigen Stellen.

Die Lackierung war stark aerodiert und Decke + Boden hatten sich über weite Strecken von den Zargen gelöst. Selbst am kleinen Bug und im Cut-Bereich war die Verleimung defekt, was mir in diesem Umfang bisher noch nicht begegnet ist. Die Gitarre muss wohl über viele Jahre extremen Temperatur- und Feuchtigkeitsschwankungen ausgesetzt gewesen sein.

 

 

Restaurationsbericht:

Zuerst demontierte ich die Gitarre und überarbeitete das Halslager und die Halspassfläche. Ein vergrößerter Halswinkel sorgt für eine höhere Stegauflagekraft wodurch eine bessere Klangübertragung erreicht wird. Es folgte das Tuning des Griffbretts und der Bundstäbe.

Sodann waren die notwendigen Reparaturen am Korpus an der Reihe, wobei die Nachverleimung von Decke, Boden und Bindings sowie die Egalisierung der Zargenüberstände außergewöhnlich viel Zeit in Anspruch nahmen. Das Entlacken von Hals und Korpus plus Finish für die Lackierung war der nächste Schritt.  Die transparente Spezialbeschichtung mit Zwischenschliff und Hochglanzpolitur weist ein Gewicht von 50 Gramm auf.

 

Auf eine Einfärbung des transparenten Lacks verzichte ich grundsätzlich. Der honigfarbene Farbton und die starke Kontrastierung der Holzmaserung wird durch künstliche Alterung, verbunden mit der guten Anfeuerung, des von mir verwendeten Beschichtungsmaterials erreicht.

 

Die Menge (Schichtdicke) der Lackierung hat, wie schon an anderer Stelle erwähnt, zusammen mit deren physikalischen Eigenschaften, einen gravierenden Einfluss auf den Klang der Gitarre. 

Allgemein gilt: Mit fallender Masse verbessert sich die Ansprache und die Brillanz.

Eingehende Untersuchungen an 17 Zoll Archtops aus den 50er bis 80er Jahren haben ergeben, dass die üblichen Nitrocellulosebeschichtungen eine durchschnittliche Masse von 100 bis 150 Gramm aufweisen. Moderne 2-Komponenten-Beschichtungen liegen meist deutlich darüber.

 

Die Spezialanfertigung von fehlender oder nicht originalkonformer Hardware, eingedenk der Überarbeitung von vorhandenen Komponenten erforderte einen nicht unerheblichen Zeitaufwand.

Nach der Endmontage, dem Stimmen und Justieren, sowie dem Vermessen und Dokumentieren ist ein weiteres Projekt zu einem guten Ende gekommen.

 

Das optische Ergebnis entspricht meinen Erwartungen. Der Klang ist fantastisch.

 

Bilder vor der Restauration:

 

Die Arbeiten im Einzelnen:

 

  • Gitarre demontiert
  • Halslager im Korpus überarbeitet
  • Passfläche am Hals für optimalen Halswinkel nachgearbeitet
  • Bohrlöcher an beiden Seiten des Griffbretts versiegelt
  • Riss in der Kopfplatte und lose Bindings verleimt
  • Bundstäbe unterkoffert,  Griffbretteinlagen nachverleimt
  • Bünde abgerichtet, profiliert, Enden verrundet und poliert
  • Offene Bundschlitze im Binding verschlossen
  • Griffbrett überarbeitet, geschliffen, poliert und gewachst
  • 2 Deckenrisse + 1 Boden-und Zargenriss verleimt
  • Decken- und Bodenablösung verleimt und verschliffen
  • lose Bindings am Korpus verleimt und verschliffen
  • Zargenüberstände egalisiert
  • Korpus und Hals entlackt, feingeschliffen und retuschiert
  • transparente Lackierung mit Zwischenschliff, Endschliff und Politur
  • Steg gewichtsoptimiert, angepasst und poliert
  • Anfertigung von 6 Einschlaghülsen aus Neusilber
  • Kalibrierung der Bohrungen für die Einschlaghülsen in der Kopfplatte
  • Anfertigung von originalgetreuer Schlagplatte inklusive Halter
  • Mechaniken überholt, neue Wirbel aus Perlmutt
  • Spezialanfertigung Gurtpin für Montage in der Halsverschraubung
  • montiert, besaitet und justiert
  • PU d´Armond Rhythm Chief 1000 + Controlbox + Gestänge nachgerüstet
  • dokumentiert und fotografiert

 

Bilder nach der Restauration: