Ammon Meinel – Artikel von Stefan Lob

Mit vielen Informationen und Bildmaterial von Ehrfried Wunderlich

Quelle: E. Wunderlic

Ammon Johannes Meinel wurde am 16.04.1903 in Wernitzgrün, einem Ortsteil der Gemeinde Erlbach im Vogtland geboren. Vor dem zweiten Weltkrieg arbeitete er eine Zeitlang als Möbelpolierer in Zeulenroda , Thüringen. Dort erlernte er einige Techniken der Holzbearbeitung die Ihm in seinem späteren Beruf als Instrumentenmacher von Vorteil sein sollten.

Am 11.01.1940 heiratete er Klara Therese Paulus aus Wohlhausen. Während des zweiten Weltkrieges kam er in amerikanische Gefangenschaft. Dort kam er zum ersten mal in Kontakt mit amerikanischen Jazzgitarren, welche man damals in Deutschland landläufig als Gibsongitarren bezeichnete. Gibson galt zu dieser Zeit als Synonym für den Jazzgitarrenbau, deshalb bezeichnete man viele Schlaggitarren, mit typischen Gibson-Stilelementen, als solche. Diese Bezeichnung ist auch in alten Katalogen wiederzufinden. 1946 aus amerikanischer Gefangenschaft entlassen, machte er sich sofort an die Arbeit. Er eröffnete in Wohlhausen seine kleine Werkstatt und begann mit dem Instrumentenbau. Neben seinen zahlreichen, oft ausgefallenen Schlaggitarren baute er Mandolinen, Banjos und extravagante Showbässe

Ab den 50er Jahren änderte er seine Produktion und spezialisierte sich auf den Bau besonderer Knickhalslauten mit gekehlten Streifen in der Muschel.

Quelle: E. Wunderlic

Seine Meisterprüfung legte er erst spät, Ende der 40er Jahre ab (wahrscheinlich 1947/1948). Ehrfried Wunderlich wurde 1948 als Lehrling eingestellt und kann sich noch gut an viele interessante Details erinnern. Ammon Meinel, der geprägt durch die amerikanische Gefangenschaft gerne handschriftlich mit „Amigo“ unterzeichnete, war ein Perfektionist der im Schlaggitarren-und Bassbau ganz neue Wege gegangen ist. Er war ein Mensch der für sein Handwerk lebte.
Seine Tochter Ursula Meinel arbeitete ebenfalls mit in der Werkstatt. Am 20.12.1980 verstarb er in Wohlhausen.

Der Vertrieb seiner Instrumente

Er verkaufte seine Instrumente im Eigenvertrieb und über zahlreiche Händler.

GOLDON
Das Unternehmen wurde von Otto Schindler im Jahre 1936 in Markneukirchen gegründet. Mit Zweigbetrieb in Klingenthal fertigten sie vorwiegend Musikspielwaren für Kinder wie Kreisel, Xylophone, Kinderakkordeons, Blockflöten und anderes.

MIGMA
Musikinstrumenten-Handwerker-Genossenschaft in Markneukirchen

HEMOSCH
Markneukirchner Metallblasinstrumentenmacher und Musikinstrumenten-Händler Heinrich Moritz Schuster. Er wurde am 19.10.1845 geboren und starb am 5.2.1913. Sein Vater war der Gerber Carl Gottlob Schuster (1809-1888). Gelernt hat Heinrich Moritz Schuster von 1860-63 bei Johann Christian Weller (18.6.1825-14.2.1884) in Markneukirchen. Die erstmalige Gründung seiner Firma war wohl 1871, die Eintragung im Register erfolgte aber erst am 22.11.1897. Die Geschäftsbezeichnung lautete: „ Heinr. Moritz Schuster“; ab dem 21.12.1906 „Musikhaus Heinr. Moritz Schuster“. Mit seinem Tode (1913) wurde die Metallblasinstrumenten-Produktion eingestellt. Seine Erben verkauften das Geschäft am 30.6.1913 an den Kaufmann Paul Ficker (1884-1943), dessen Tochter Gertraud (geb. 1921) führte das Großhandelsgeschäft noch bis 1973 weiter.

Albert Otto Lorenz
Geigenmacher & Händler. Am 23.04.1887 in Markneukirchen geboren und 13.01.1963 in Kottenheide gestorben. Gründete 1934, zusammen mit Rudolf Eras, die „Hell-Werkstatt“ in Markneukirchen. Lorenz fertigte auch historische Streichinstrumente und handelte mit Musikinstrumenten und Zubehör aller Art.

GOLDKLANG
Dies war ein Firmen Signum von F. & R. Enders (Friedrich und Reinhard Enders, Instrumenten-Fabrikation und Versandgeschäft). Firmengründung war 1874 in Markneukirchen. Nach dem zweiten Weltkrieg leitete Heinz Horner die Firma bis sie 1974 enteignet wurde.

C.A. Götz
Conrad Götz Musikinstrumentenhändler in Wernitzgrün. Firmengründung 1884 in Wernitzgrün.

HERWIGA
Wilhelm Herwig Markneukirchen

Maurer und Freinberg Berlin
Zweigniederlassung in Markneukirchen

Fa. Zimmermann Stuttgart
Dorthin lieferte er seine Knickhalslauten

Gitarren & Bässe von Ammon Meinel

Seine diversen Gitarrentypen sind auf den ersten Blick nicht leicht zuzuordnen. Dieses liegt daran, dass zwar typische Meinel Merkmale vorhanden sind aber sehr unterschiedliche Bauformen und Stilelemente beim Bau seiner Instrumente Verwendung finden.

Was auf den ersten Blick auffällt, ist die unglaubliche Kreativität und Individualität die Meinels Gitarren kennzeichnen. Durch Verwendung verschiedener Holzverarbeitungstechniken sowie Techniken aus dem Mandolinenbau, verstand er es, eigenständige und unverwechselbare Instrumente zu bauen. Es gibt sehr unterschiedliche Modelle die oft in Kleinserien gefertigt wurden. Innerhalb dieser Kleinserien baute er aber kein Instrument wie das andere. Er versuchte durch den spielerischen Umgang mit Gestaltungs- und Verarbeitungstechniken, künstlerich gearbeitete Unikate zu fertigen.

Um diese bildlich darzustellen, eine Auswahl an Kopfplattenformen

Techniken und Materialien

Gatterfurnier

Im Gegensatz zu allen anderen Instrumentenbauern verwendete er anstatt der üblichen, extrem dünnen Messerfurniere sogenannte Gatterfurniere. Ein Messerfurnier wird geschält und Gatterfurnier auf einer Gattersäge geschnitten.

© www.holzwurm-page.de

Der Vorteil von Gatterfurnieren besteht darin, dass sehr lange Furniere von 1mm Dicke aufwärts mit sehr hoher Schnittgenauigkeit hergestellt werden können. Ein weitere Vorteil von Gatterfurnieren besteht in der Festigkeit und einer geringeren Rissbildung. Mit diesen stabilen Furnieren ließen sich die ausgefallenen Formen realisieren. Zum Teil wurden auch mehrere Furnierschichten aufeinander geleimt und später mit dem Hobel ausgeformt.

Die Furniere bezog er direkt aus Wohlhausen vom Holzhändler Jakob der eine Gattersäge besaß.

Polidieren

Dies ist ein Verfahren was er als Möbelpolierer lernte, zu einer Zeit als es noch keine chemischen Lacke gab. Polidieren bezeichnet ein Lackauftrag-Verfahren ähnlich der Schellackpolitur. Man tränkt einen Wattebausch mit Lack und umwickelt diesen mit einem Leinentuch. Mit diesem Ballen trägt man die einzelnen Lackschichten in einer Kreisbewegung auf. Ein sehr zeitaufwendige Prozedur die jedoch sehr schöne Oberflächen hervorbrachte. Desweiteren kannte er sich gut mit Schellackpolituren aus und ließ auch Gitarren lackieren.

Schalllochverzierung

Schalllöcher von Schlaggitarren werden in der Regel mit Celluloidstreifen eingefasst. Ammon Meinel verwendete eine völlig andere Technik die aus dem Mandolinenbau kommt. Er sägte die Schalllöcher, gab dem Rand eine Fuge und klebte auf diese Fuge einen dünnen Celluloidstreifen oder ein Holzfurnier, ähnlich den aufgesetzten Spielplatten bei Mandolinen. Später gab es auch Modelle mit traditioneller Celluloid-Einfassung.

Design mit geschwungenen Formen und Spitzen / Furnier & Celluloid

Ammon Meinel hatte ein besonderes Faible für extravagante und ausgefallene Formen. Besonders auffällig sind seine geschwungenen Formen und Spitzen die sich in der Korpusform, der Kopfplattenform oder der Schlagbrettform wiederfinden. Gerne verwendete er identische Schlagbrett und Kopfplattenformen und arbeitete mit den unterschiedlichsten Celluloid-Materialien sowie farblich abgesetzten Celluloid-Spänen. Besonders auffällig sind seine Furniermixe aus diversen Holzsorten wie Mahagoni, Zebrano, Palisander oder Nussbaum. Seine Schlagbretter, Kopfplatten, Armauflagen oder auch Halseinlagen setzte er oft durch ein „andersfarbiges“ oder „anders gemasertes“ Holzfurnier farblich, vom Rest der Gitarre ab.

Halseinlagen

Auf den ersten Blick sieht es so aus, als gäb es kein System bei seinen diversen Halseinlagen aber man kann es in fünf Gruppen einteilen:

  • Streifeneinlage aus Perlmutt (Makassar), zur Mitte hin abgerundet. Entweder bis 1/3 oder halbe Breite des Griffbrettes.
  • Klassische Blockeinlagen.
  • Fenstereinlagen aus Materialmix (Celluloid / Furnier / Perlmutt).
  • Kleine Blockeinlagen Einlagen: Oben, oben + unten, Mitte + zwei Punkteinlagen
  • Klassische Punkteinlagen.

Sattel-Typen

Bei fast allen seinen Schlaggitarren arbeitet Meinel ohne einen 0-Bund was für diese Zeit sehr selten ist. Er verwendet 3 mir bekannte Sattel-Typen:

  • Typ A: Sattel aus zwei Teilen. Material und Farbmix durch verschiedene Hölzer oder Kunststoffe.
  • Typ B: Sattel aus einem Stück. Aus Holz oder Kunststoff.
  • Typ C: Sattel + 0-Bund. Ganz selten! Ich kenne es nur von einer Meinel Gitarre.

Halsbefestigung und Tonabnehmer

Alle mir bekannten Meinel Gitarren haben verschraubte Hälse. Instrumente mit Tonabnehmern sind mit „RELLOG“ TA von Willy Goller ausgestattet. Meist ein im Hals eingebauter „RELLOG GITONA“.

Zu den Gitarrenmodellen

GOLDON

Der größte Teil, der über GOLDON vertriebenen Gitarren wurde von Ammon Meinel hergestellt. Mir ist nur eine Goldon-Juwel bekannt, die nicht von Ihm stammt. Das Modell Juwel gab es allerdings auch von Meinel und ich gehe davon aus, dass ein andere Gitarrenbauer noch diesen Namen verwendetet nach dem Ammon Meinel in den 50er Jahren aufgehört hatte Schlaggitarren zu bauen.

Goldon Gitarren von Meinel sind sehr einfach zu erkennen, da sie ein drittes Bass-Schalloch in Form eines geschwungenen Dreiecks am oberen, kleinen Bug, haben. Besonders die Modelle „Super“ und das Sondermodell „Van Cort“ * haben eine sehr extravagante Korpusform mit einer asymmetrischen, wellenförmigen Zargenform am Halsansatz, sowie zwei spitzen Zargenausbuchtungen im Diskant- Bereich des Ober- und Unterbugs. Alle mir bekannten GOLDON haben einfache grade Aufstellstege und einfache trapezförmige Saitenhalter der Fa. Rubner oder Dreima (Dreier-Markneukirchen). Andere Meinel Gitarren die nicht für GOLDON gebaut worden sind haben auch die geschwungenen, gehämmerten oder verzierten Saitenhalter der Fa. Horst Meinel „HM“.

Sondermodell „Van Cort“*

Diese Gitarre besticht nicht nur aufgrund ihrer extravagante Korpusform, auch die floralen, eingelegten Motive auf der Kopfplatte und dem Schlagbrett unterstreichen den auffälligen Charakter dieser Showgitarre. Leider sind die Bilder nicht die besten, aber ich gehe davon aus, dass die Einlagen aus Perlmutt gearbeitet sind. Die asymmetrische Kopfplatte und das Schlagbrett sind mit zwei farblich unterschiedlichen Furnieren belegt die von weißen Celluloid-Streifen unterteilt werden. Die schlank geformte Kopfplatte greift wieder die Rundungen und Spitzen der Korpusform auf. Die Griffbretteinlagen sehen aus wie kleine Fenster mit weißem Kunststoffrahmen mit Perlmutteinlage in der Mitte. Am Ende des Griffbrettes ist ein großes Dreieck eingelegt. Der halbrunde, schlanke Halsfuß mit einem Furnierplättchen als Abdeckung rundet das elegante Bild dieses wunderschönen Instrumentes ab.

*Schrift ist schwer zu entziffern es könnte ebenso Van Cora, Van Cort, San Cora oder San Cort heißen!

© G. Amendt – Banjoworld

STARKTONBODEN

Dieser wurde aus mehreren Brettern verleimt. Solche Böden gab es auch schon in den 30er Jahren mit der Bezeichnung STARKTONBODEN zu kaufen. Das Bild links stammt aus einem alten Kurt Gropp Katalog . Rechts unten eine ERoma und die oben die bereits gezeigte Goldon.

© Katalog / Banjoworld/ Bernunzio

GOLDON Super

Gleiche extravagante Zargenform wie das obere Modell mit interessanten „Doppel-Block-Einlagen“ im Griffbrett. Das Schlagbrett übernimmt die Form vom Korpus. Weniger verziert wie das obere Modell, aber eine sehr elegante Gitarre. Das Halsende hat eine geschwungene Form.

GOLDON symmetrisch (altes Modell)

Symmetrische Zargenform in klassischem Gibson L4 Stil. Asymmetrische Kopfplatte im schlanken, geschwungenen Stil mit Furnierauflage und Celluloid-Einfassung, einfaches Schlagbrett und Blockeinlagen im Griffbrett.

GOLDON symmetrisch (neueres Modell)

Symmetrische Zargenform in klassischem Gibson L4 Stil. Asymmetrische Kopfplatte in einem neuen, schlanken Stil mit spitzen Ausbuchtungen und einer Furnierauflage und Celluloideinfassung. Elegant eingefasstes, furniertes Schlagbrett und Blockeinlagen im Griffbrett. Das Halsende hat eine geschwungene Form.

© MK Dorsten – N. Schnepele

Goldon ( vielleicht ein Modell „Juwel“)

Asymmetrische Standard Korpusform. Moderne asymmetrische Kopfplatte, Schlagbrett und Armauflage im gleichen Furnier. Einfache Punkt Einlagen im Griffbrett. Das Halsende ist abgerundet. Die Schalllöcher haben eine Sichelform.

© G. Amendt – Banjoworld
Ammon Meinl Showbässe

Passend zu den auffälligen GOLDON Gitarren fertigten Meinl und sein Lehrling Ehrfried Wunderlich auffällige Showbässe. Die Bässe haben die extravagante Korpusform der „Super“ mit einer asymmetrischen, wellenförmigen Zargenform am Halsansatz sowie zwei spitzen Zargenausbuchtungen im unteren Bereich des Ober- und Unterbugs. Die Kopfplatten waren abgewinkelte, gerade Platten wie bei den Gitarren. Die Bässe hatten auch das Goldon-typische dritte Schallloch. Diese Bässe und die Goldon Gitarren waren einmalige Unikate dieser Zeit. Besonders die Kombination Gitarre & Bass in einer Tanzkapelle gaben den Musikern ein auffälliges aber einheitliches Erscheinungsbild bei Ihren Bühnenauftritten.

© courtesy of Mikael Jansson

© Melody&Rythmus (Nr.5 von 1966 Seite 1)

Nachdem Ehrfried Wunderlich bei Ammon Meinel aufgehört hatte zu arbeiten, baute er diese Showbässe weiter. Es gab nur kleine Veränderungen. Die gerade Kopfplatte ersetzte er durch einen klassischen Kontrabass Kopf mit Schnecke und die Zargen wurden mit zwei parallelen weißen Celluloidstreifen verziert.

© Quelle: E. Wunderlich

Herr Wunderlich ging 1951 über die DDR-Grenze in den Westen nach Mittenwald auf die Geigenbauschule und arbeitete dort für die Fa. GEWA. Während seiner Mittenwalder Zeit lernte er den jungen Dieter Hopf kennen, der ebenfalls auf der Geigenbauschule war. Durch diesen Kontakt arbeitete er von 1953-1956 in den Hopf Werkstätten in Wehen im Taunusstein. Zu dieser Zeit baute er für Hopf weiter Showbässe, die Hopf unter dem Namen „ TABARIN“ verkaufte.

Das Wort “TABARIN” steht in vielen sprachen als Synonym für “Nachtclub”. Ursprünglich stammte es aus Frankreich, abgeleitet vom Namen des Pariser Nachtclubs ” Le bal Tabarin”.

1961 kehrte er nach Markneukirchen zurück und ab dem 10.10.1961 war er Mitglied der PGH “Sinfonia”. Seit der Gründung der Meisterwerkstatt im Jahre 1961 durch Ehrfried Wunderlich erlangte die Werkstatt gute Referenzen unter Musikern. Die Werkstatt führen heute sein Sohn Klaus und Tochter Karin Wunderlich.

Diese Showbässe gab es in folgenden Ausführungen:

  • Blond mit „tortoise“- Perloid Verzierung
  • Braun mit Perloid Verzierung
  • Weinrot mit weißer Verzierung
  • Schwarz mit weißer Verzierung
Quelle: E. Wunderlich
Meinel, Lorenz & HEMOSCH

Hier ein sehr elegantes Gitarrenmodell, mit einer starken Taillierung, das Ammon Meinel mit eigenem Namen sowie über die Händler Lorenz und HEMOSCH verkaufte. Die Form ist bei allen Modellen gleich; es gibt jedoch Variationen in der Ausführung.

Alle drei Modelle haben einen eingebauten „Rellog GITONA“ im Hals. Bedingt durch die Steckerbuchsen und die Kabel für den TA Anschluß im Halsfuß, änderte sich die Halsform und der Halsfuß wurde größer. Es gibt jedoch leichte Variationen was die Form des Halsfußes betrifft.

Die Modelle Meinel und Lorenz besitzen Mahagoni Böden. Die HEMOSCH einen Ahornboden mit eingelegtem Furnierstreifen. Die Hälse sind bei allen Modellen dreifach gesperrt und die Kopfplattenformen entsprechen den Formen der GOLDON Gitarren. Alle Gitarren haben aufwändige Furnierarbeiten. Beim Meinel Modell, sind die langen, schmalen Schalllöcher in Sichelform mit Furnierauflagen eingefasst . Bei den anderen Modellen sind die Schalllöcher mit Celluloidstreifen eingefasst. Bei der Meinel signierten Gitarre sind sogar die Korpusränder mit Furnier farblich abgesetzt. Sie hat eine Zarge aus geflammtem Ahorn, wobei die beiden anderen Modelle mit Zargen aus fünf Furnierstreifeneinlagen gearbeitet sind.

Außergewöhnliche Schlagbrettform; beim HEMOSCH Modell ist die Form ein zweites mal im Inneren durch einen Furniermix abgesetzt. Dieses Merkmal findet man auch in der Kopfplatte wieder.

Für mich gehören diese Gitarren zu den elegantesten Schlaggitarren die im Vogtland gebaut worden sind.

© Achim Bitz / HR / anonym mit BR
Modell Primus

Der Name „Primus“ (lat. der Erste) ist bei diesem Instrument wirklich Programm.

Zur besseren Unterscheidung habe ich die Modelle von P1-P3 durchnummeriert wobei P1 mit Ammon Meinel gezeichnet ist (Saitenhalter), P2 mit einem MIGMA Meisterklasse Zettel versehen und P3 ungemarkt ist.

Was zuerst auffällt ist die besondere Art der Decken & Boden Gestaltung

Decke und Boden sind so gebaut ,dass man 3 Hölzer aufeinander leimte und das Mittelholz ein dunkler Holztyp ist. Danach wurde die Hohlkehle ausgearbeitet und die dunkle, mittlere Holzplatte erzeugt nun einen Zierrand entlang der Hohlkehlenlinie. Zuerst kam mir der Verdacht, dass Meinel der Erfinder dieser Technik sein könnte aber Herr Wunderlich bestätigte mir noch einmal, dass dieses Herstellungsprinzip von Wenzel Rossmeisl eingeführt worden war. Herr Wunderlich arbeitete nach der Meinel Zeit kurz in der ROGER Werkstatt. Dies war die alte Peter Harlan Werkstatt am Markt in Markneukirchen und einige der Instrumentenmacher gingen dort ein und aus.

Diese Technik der Mehrschichtverleimung wurde auch von anderen Firmen wie OSBAMA verwendet. Nach Rossmeisls Enteignung wurde ein Großteil seiner Angestellten bei der neugegründeten MUSIMA angestellt. Das gesamte ROGER Material wurde konfisziert und der MUSIMA zugeteilt. Die ehemaligen ROGER Angestellten besaßen das „know how“, um diese Technik bei der MUSIMA in deren Premium-Modell Record anzuwenden.

Überstehender Holzrand an Decke und Boden

Der äußere Rand von Decke und Boden weist zur äußeren Kontur der Zarge einen Überstand auf, der farbig mit Furniereinlagen verziert ist. Dieser verleiht den Gitarren ein markantes Erscheinungsbild und ein edles Aussehen, hat aber darüber hinaus eine schützende Funktion für die äußerst gebrechliche Zarge.

©Andreas Walter

Kopfplatte

Hier verwendet Meinel, ganz im Gegensatz zu seinen anderen Gitarren, eine symmetrische Form. Allerdings mit einer unglaublich verspielten, welligen Linienführung. Dieses wird durch den eingelegten Furnierstreifen, der dieser Linienführung folgt, noch einmal unterstrichen. Bei Modell P3 ist die Kopfplatte etwas gestauchter, nicht ganz so aufwendig und mit unterschiedlichen Furnierstreifen unterteilt.

Korpusform und Zarge

Ebenso wie bei den oben gezeigten Gitarren, hat die Korpusform eine sehr schlanke Taillierung. Auch die Zargen sind, wie bei den oberen Modellen, entweder aus geflammten Ahorn oder mit fünf Furnierstreifen abgesetzt.

Hals

Der Hals ist fünf-fach gesperrt und am Übergang zur Kopfplatte befindet sich ein starker Wulst, der für eine stabile Kopfplattenanbindung sorgt.

Schalllöcher

Die langen, schlanken und sichelförmigen Schalllöcher verlaufen in elegantem Schwung parallel zur Hohlkehle und dem dunklen Zierrand. Die Schalllöcher sind mit eingelegten Furnierstreifen verziert.

Zubehör

Bei Modell P2 fällt der seltsame Saitenhalter auf. Jede der 6 Saiten wird durch eine kleinen Metallstab samt Saitenaufhängung gehalten. Vermutlich handelt es sich um ein handgearbeitetes Unikat ebenso wie die Gitarrengurtaufhängung, bestehend aus einer große Metallklammer an der Zarge (bei Modell P1 und P2 ) und die Armauflage von P2. Neben dem Instrumentenbau war Ammon Meinel auch Bestandteile Hersteller und konnte solches Spezialzubehör sicher selbst fertigen. Die Aufstellstege sind die typisch, vogtländischen „gedrehten Ochsen“. Bei P3 wurde der Aufstellsteg höchstwahrscheinlich ausgetauscht.

Schlagbrett

Es ist geformt wie bei den oben gezeigten Modellen, mit zwei weißen, eingelegten Celluloid-Spänen die parallel zur Rand-Form laufen.

© Andreas Walter / Alderico / anonym mit BR
Ammon Meinel Miniatur Gitarre

Im Gitarrenkoffer der Primus von Andreas Walter befand sich eine wunderschöne, handgearbeitete Gitarrenminiatur. Diese wurde sicherlich von Meinel persönlich gefertigt. Vielleicht zu Werbezwecken oder als ein Aufsteller für eine Messe!

Migma Modell

Diese Gitarre, in einer klassischen L4 Form, wurde 1948 hergestellt. Im Inneren befindet sich der alte Migma Zettel der neben dem alten Logo folgende Zeilen enthält:
„Meister Ammon Johannes Meinel, Werkstätte für Musikinstrumente und Bestandteile, 1948“

Daraus geht hervor, dass er spätestens 1948 seinen Meister gemacht hatte und somit auch einen Lehrling (Ehrfried Wunderlich) einstellen konnte. Sie hat die alte, schlanke Halsfuß-Form. Ungewöhnlich ist die symmetrische Kopfplattenform mit Migma Logo. Die Griffbretteinlagen besteht aus einer kleinen Blockeinlage in der Mitte + zwei Punkteinlagen oben und unten. Das Schlagbrett scheint mir nicht original zu sein

© Alderico
Abschlussbetrachtung

Ammon Johannes Meinel war ein sehr kreativer und verspielter Instrumentenbauer der nicht mit dem Strom schwamm und seine eigenen Ideen konsequent umsetzte. Im Gespräch mit Ehrfried Wunderlich wurde schnell klar, dass er als Mensch nicht immer einfach und sehr verschlossen war. Als Handwerker war er ein Perfektionist und Genie der nur für seinen Beruf lebte. Dieses spiegelt sich deutlich in seinen Instrumenten wieder, die, trotz kleinerer Serienproduktionen, alle wie Unikate gebaut worden sind. Ich glaube kaum, dass man von ihm zwei exakt gleiche Gitarren finden wird im Gegensatz zu fast allen anderen Herstellern.

„Meinel gehört für mich zu den kreativsten Gitarrenbauern die ich kenne und das beziehe ich nicht nur auf das Vogtland oder Deutschland!“

Ich würde mich über weitere Bilder von Meinel Instrumenten sehr freuen.
Quellen
4 Lindberg Kataloge
Bilder von mehr als 200 Gitarren
55 Bilder von datierten Instrumenten
Untersuchung von mehr als 30 Instrumenten

Danksagung:

Vielen Dank an Stephen Candib, Simon Deobald, Frankpaush, Johann Frisch, Rolf Gückel, Kim Jensen, Herbert Rittinger, Ol'Fret , Snap, Wietse und viele andere Teilnehmer des "Euroguitars Forums" und viele eBayer weltweit, die mir Bilder und anderes Material zur Verfügung stellten.

Danksagung von Stefan Lob

Vielen Dank an Kield "Lacquercracks" für diese sensationelle Bestimmungshilfe, Herrn Martin Haberfellner für die vielen Informationen, Herbert Rittinger der mich als erster auf Rod. Hoyer Gitarren aufmerksam machte und durch ein Aufkleber in einer seiner Gitarren auch den Herkunftsort nennen konnte. Durch diese Informationen war es mir erst möglich weiter zu forschen. Natürlich auch Dank an die zahlreichen Leser und Freunde, die dieses Projekt unterstüzten.

Kield "Lacquercracks" und Stefan Lob für "www.schlaggitarren.de" im Dezember 2009