Rossmeisl

Joseph Rossmeisl und sein Sohn Udo Rossmeisl

Die Firma Joseph Rossmeisl wurde in Graslitz gegründet. Joseph Rossmeisl war gelernter Holzblasinstrumentenmacher handelte aber auch mit unterschiedlichen Musikinstrumenten unter anderem auch mit Holz- und Metall-Kindermusikinstrumente.

 

Nach der Vertreibung der sudetendeutschen Instrumentenmacher kamen die Rossmeisls nach Saalfelden im Salzburger Land, Österreich. Dort begann man schnell wieder mit der Herstellung und dem Handel von Musikinstrumenten. Zuerst fing man klein im Auffanglager, am Rande von Saalfelden an zu produzieren. Bald schon gründete Joseph Rossmeisl ein eigenes Handelshaus und Produktionsstätten in Saalfelden. Der Betrieb lief gut und man stellte Konzertgitarren, Schülergitarren, Zithern, Hackbretter, Bässe und andere Zupfinstrumente her. Rossmeisl hatte auch die österreichische Generalvertretung für der „Original Türkischen K.-Zildjian-Cinellen“.

© Helmut Buchsteiner

Sein Sohn Udo Rossmeisl legte seine Meisterprüfung als Gitarrenbauer ab und arbeitete im väterlichen Betrieb. Teilweise arbeiteten sie mit Hilfe von Heimarbeitern und hatten in den Konjunkturstärksten Zeiten bis zu 25 Mitarbeiter beschäftigt. Ein bekannter Gitarrenbauer der für Rossmeisl gearbeitet hat war Helmut Buchsteiner.

Udo Rossmeisl interessierte sich auch für den Bau modernerer Gitarren und so begann er (nach seinen eigenen Aussagen) Ende der 60er Jahre mit dem Schlaggitarrenbau. Es wurden auch Halbresonanz Bässe und ein paar massive Elektro-Gitarren gebaut. Als Signum diente der Name Rossmeisl.

Des Weiteren gab es eine einfache und preiswerte Marke, die den Namen „SIR“ trug.
Ein Hauptabnehmer von Rossmeisl Instrumenten war das Musikhaus Hug in der Schweiz.

Udo Rossmeisl experimentierte gerne und so kam auch diese besondere Halbresonanz-Schlaggitarre mit einer Lackierung gelb mit schwarzen Karos zustande. Diese Gitarre war wohl ein Einzelstück. Ich würde mich freuen, wenn der jetzige Besitzer mir eine schöne Fotoserie zur Verfügung stellen würde. Ich besitze leider nur die Bildrechte an diesem mäßigen eBay Foto.

Rossmeisl verwendete Zubehörteile und Elektronik aus Deutschland und arbeitet mit der Fa. Schaller zustande.

So kann es schon mal sein das ein „made in Germany“ Schild als Halsverbindungsplatte auftaucht. Oder ein Saitenhalter so gekennzeichnet ist!

Rossmeisl & Roger

Der Name Rossmeisl gab natürlich viel Anlass zu Spekulationen und oft werden Rossmeisl Gitarren in einen Zusammenhang mit Roger Gitarren gebracht.

Dieses liegt natürlich nahe, da Roger Gitarren vom gleichnamigen Wenzel Rossmeisl gebaut wurden. Nach Aussagen von Udo Rossmeisl gab es verwandtschaftliche Verhältnisse zu Wenzel Rossmeisl aus der Graslitzer Zeit, allerdings sah man sich eher als Konkurrenten an und pflegte keinen Kontakt.

Nach Aussage von Udo Rossmeisl kam das „e“ aus dem Nachnamen bei der Übersiedlung und der Neuanmeldung abhanden. In den neuen österreichischen Pässen hatte man Ihnen das „e“ aus dem Namen gelöscht.

Hier ein paar Collagen mit Rossmeisl Schlaggitarren
Quellen
4 Lindberg Kataloge
Bilder von mehr als 200 Gitarren
55 Bilder von datierten Instrumenten
Untersuchung von mehr als 30 Instrumenten

Danksagung:

Vielen Dank an Stephen Candib, Simon Deobald, Frankpaush, Johann Frisch, Rolf Gückel, Kim Jensen, Herbert Rittinger, Ol'Fret , Snap, Wietse und viele andere Teilnehmer des "Euroguitars Forums" und viele eBayer weltweit, die mir Bilder und anderes Material zur Verfügung stellten.

Danksagung von Stefan Lob

Vielen Dank an Kield "Lacquercracks" für diese sensationelle Bestimmungshilfe, Herrn Martin Haberfellner für die vielen Informationen, Herbert Rittinger der mich als erster auf Rod. Hoyer Gitarren aufmerksam machte und durch ein Aufkleber in einer seiner Gitarren auch den Herkunftsort nennen konnte. Durch diese Informationen war es mir erst möglich weiter zu forschen. Natürlich auch Dank an die zahlreichen Leser und Freunde, die dieses Projekt unterstüzten.

Kield "Lacquercracks" und Stefan Lob für "www.schlaggitarren.de" im Dezember 2009

ROAL „Rudi Kreul“

© Per

Rudi Kreul ist gelernter Geigenmacher mit Meisterprüfung und hat, wie so viele andere vogtländische Geigenmacher, auch Gitarren gebaut. Er wurde am 03.01.1925 in Markneukirchen geboren und absolvierte dort auch seine Lehre bei seinem Onkel Max Kreul. Mit 85 Jahren verstarb er am 19. November 2010 in Norwegen.


Nach dem zweiten WK ging es den Geigenbauern sehr schlecht, da es keine Nachfrage nach teuren Geigen gab. Besonders nach der Währungsreform 1948 waren die Zeiten extrem hart. Jeder Deutsche bekam 30,- Mark und keiner hatte Geld für teure Instrumente.

Rudi Kreul hatte durch seinen verstorbenen Vater gute Beziehungen nach Berlin und durch den Kontakt zu Berliner Musikern hörte er, dass es einen Bedarf für Schlaggitarren gab.

Er setzte sich sofort in seine Werkstatt, machte die ersten Entwürfe und baute seine ersten Gitarren. Mit den ersten zwei Schlaggitarren reiste er nach Berlin und versuchte diese zu verkaufen. Durch einen Geiger beim RIAS Berlin konnte Rudi Kreul zum ersten mal eine GIBSON L5 sehen. Wie er mir sagte, fotografierte er diese Gitarre mit seinen Augen und als er wieder Zuhause war, überarbeitete er seine ersten Entwürfe noch einmal. Er erzählte mir auch, dass die Beschäftigung und besonders die Entwicklung seiner Schlaggitarren ihm besonders viel Freude bereitet habe, da er als Geigenbauer keine Möglichkeiten hatte zu experimentieren. Er sagte: „Stradivari hat schon das beste aus einer Geige herausgeholt, da blieben für uns Geigenbauer kaum Spielräume neues auszuprobieren!“ Er entwickelte einen Korpusgrundtyp. Dieser zeichnete sich dadurch aus, dass er in Geigenbautradition, mit einem kleinen Daumenhobel, eine sehr tiefe Hohlkehle ausformte und er verwendete Material aus dem Cellobau.

Es gab zwei Hauptmodelle:
© Katrin Kreul (Rudi Kreul 2009 mit einer RUBIN)

Die Rubinrote hieß „RUBIN“ und eine blonde nannte er „DIAMANT“. Mit diesen Gitarren ging es wieder nach Berlin und er hatte großen Erfolg bei den Musikern. Er bekam für seine Gitarre 500,-DM. Das war zu dieser Zeit enorm viel Geld. Jetzt war Ihm klar, dass die Produktion von Schlaggitarren der richtige Weg war um seinen Beruf als Instrumentenbauer weiter auszuüben und er konnte genug Geld verdienen um seine Familie zu ernähren. Rasch stieg die Nachfrage nach seinen Instrumenten und er begann sie auf Messen und Ausstellungen zu zeigen. Er hatte auch schon die ersten Kontakte zu ausländischen Händlern geknüpft. Darunter auch ein norwegischer Händler, den er auf der West-Berliner Exportausstellung “Deutsche Industrie Ausstellung” im Oktober 1950 kennen lernte. Dieser sollte im Verlauf seiner Biografie noch eine wichtige Rolle spielen. Das Geschäft blühte und die Käufer kamen sogar aus Berlin nach Markneukirchen um bei ihm persönlich Instrumente zu bestellen.

Dann gab es einen unglücklichen privaten Zwischenfall. Die gesamte Geschichte zu erzählen, würde den Rahmen hier sprengen, denn in diesem Artikel geht es ja um seine Gitarren; aber soviel sei gesagt: „Er wollte bei einem Streit einem Familienmitglied helfen und bekam dadurch selbst arge Probleme!“.

Dieser Zwischenfall führte dazu, dass er fluchtartig die DDR mit seiner Frau und seiner Tochter verließ. Er flüchtete zuerst nach Berlin und kam dann mit seiner Familie nach Hamburg. Der Kontakt zu dem vorher erwähnten norwegischen Händler half Ihm, in Norwegen ein neues Leben zu beginnen. Er konnte wieder in seinem gelernten Beruf als Geigenbauer arbeiten und eröffnete in Norwegen eine Werkstatt; später war er Mitinhaber des Musikgeschäfts “Hornaas Musikk AS”.

Ich sprach noch zu Lebzeiten mit Ihm und er erzählte mir, dass seine neue Leidenschaft, als Pensionär, Blumen sind. Geigen baute er mit 84 Jahren keine mehr denn er konnte leider nicht mehr gut sehen. In Norwegen hat er eine zweite Tochter bekommen und wie er mir sagte, fühlte er sich dort sehr wohl.

Jetzt zu den Gitarren

Dieses Modell ist eine Spezialanfertigung für die Leipziger Messe 1952/1953. Es gab zwei von diesen Gitarren und sie sollten ein „Blickfang“ für seinen Messestand sein.

Diese Schlaggitarre ist ein sehr auffälliges Exemplar. Besonders erwähnenswert ist das komplett versilberte Metallzubehör, bestehend aus einem Schlagbrett (mit Plektrumhalter), Saitenhalter, Armstütze und Kopfplatte. Er entwickelte alles selbst und sagte mir, dass er bis dato noch nichts von Artur Lang gehört hatte und die Idee mit der Kopfplatte aus Metall von ihm selbst stamme.


Die Gitarre ist in Geigentradition mit einer Fichtendecke ausgestattet. Der Boden und die Zargen sind aus Ahorn. Der Hals ist 5-fach gesperrt und mit dem Korpus verschraubt. Die dreieckigen Griffbretteinlagen findet man sehr oft bei Gitarren aus dem Vogtland, aber Rudi Kreul sagte mir, dass er die Idee dazu hatte. Die Decke und der Boden sind mit einer Wölbung mit Hohlkehle aus dem Vollen ausgearbeitet.

Der Steg ist ein Originalsteg aus dem Vogtland. Man nennt dort die Form der Stege „Ochse“. Wenn beide Füßchen nach einer Seite stehen ist es ein „Ochse“ und wenn sie nach zwei unterschiedlichen Seiten herausragen nennt man es einen „verdrehten Ochsen“. Diese Stege sind auf den vogtländischen Gitarren oft zu sehen und sind daher auch ein typisches vogtländisches Merkmal.

Die tropfenförmigen Schallöcher sind sehr elegant ausgestochen und die Linien laufen sehr schön entlang der Hohlkehle. Das Schlagbrett wurde so ausgeformt, dass diese eleganten Schallöcher nicht überdeckt werden.

Unter dem Griffbrett befindet sich ein „versteckter Tonabnehmer“. Ein „Rellog GITONA“ Tonabnehmer von Willi Goller. Die beiden Buchsen für die Bananenstecker befinden sich an der Unterseite im Boden in der Nähe der Halsanbindung. Sie sind durch die Zierstreifen gebohrt. Bei anderen Gitarren läuft das Kabel durch den Halsfuß, was ich persönlich als die schönere Variante ansehe, da zum einen nicht durch das schöne Binding gebohrt werden muss und zum anderen beim abgeschraubten Hals alles an einem Element befestigt ist.

Eine sehr interessante Gitarre


© vintageaudio

Hier eine ganz mysteriöse Angelegenheit

Diese Gitarre mit der Aufschrift ROAL auf der Kopfplatte wurde bei eBay verkauft.

Ich habe mit Rudi Kreul über diese Instrument gesprochen. Er glaubt nicht dass er es gebaut hat (war sich aber nicht 100% sicher). Wir haben uns gemeinsam ausgetauscht und es könnte sein, dass diese Gitarre aus Teilen seiner Werkstatt und den vorhandenen ROAL Logos gebaut worden sein kann. Es wäre interessant mal in die Gitarre zu schauen, da Rudi Kreul alle seine Gitarren innen gezeichnet hat.

Dieses Instrument ist optisch deckungsgleich mit den Gitarren von HEIZ SEIFERT.
Vor allem die Schallöcher zeigen einen deutlichen Unterschied zur ersten und nachfolgenden Abbildung.
Wie schon erwähnt, stammt die Form von der GIBSON L5 ab und wurde von mehreren vogtländischen Gitarrenbauern kopiert.

© vintageaudio

Auch dieses Roal-Bild wurde mir, netterweise, von VINTAGEAUDIO zur Verfügung gestellt.

Hier handelt es sich auch um ein symmetrisches Modell.

Dieses Modell war ein Versuch, mit einer Farbverlauf-Lackierung zu arbeiten aber es gab wohl nicht viele davon.

Deutlich ist auf der Decke der Abdruck der Brücke zu sehen. Es war eine Brücke in „Ochsenform“!

Hier sind die tropfenförmigen Schallöcher wie bei der Gitarre mit den Mettalteilen in einer eleganten Linienführung entlang der Hohlkehle ausgestochen.

Auch wieder die eingelegten Dreiecke auf dem Griffbrett.

Auf der holzfurnieren Kopfplatte ist der ROAL Schriftzug zu sehen.

Ich bedanke mich ganz recht Herzlich bei Rudi Kreul für das das sehr nette Gespräch,
welches ich mit Ihm am19.01.09 geführt habe.

Vielen lieben Dank an seine Tochter Katrin Kreul, für die schönen Fotos und Per Weiler für den Kontakt zur Familie Kreul.

Ich würde mich über weiter Fotos von anderen ROAL Gitarren sehr freuen.

Quellen
4 Lindberg Kataloge
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55 Bilder von datierten Instrumenten
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Danksagung:

Vielen Dank an Stephen Candib, Simon Deobald, Frankpaush, Johann Frisch, Rolf Gückel, Kim Jensen, Herbert Rittinger, Ol'Fret , Snap, Wietse und viele andere Teilnehmer des "Euroguitars Forums" und viele eBayer weltweit, die mir Bilder und anderes Material zur Verfügung stellten.

Danksagung von Stefan Lob

Vielen Dank an Kield "Lacquercracks" für diese sensationelle Bestimmungshilfe, Herrn Martin Haberfellner für die vielen Informationen, Herbert Rittinger der mich als erster auf Rod. Hoyer Gitarren aufmerksam machte und durch ein Aufkleber in einer seiner Gitarren auch den Herkunftsort nennen konnte. Durch diese Informationen war es mir erst möglich weiter zu forschen. Natürlich auch Dank an die zahlreichen Leser und Freunde, die dieses Projekt unterstüzten.

Kield "Lacquercracks" und Stefan Lob für "www.schlaggitarren.de" im Dezember 2009

Friedrich Pfaff

Artikel von Stefan Lob

Friedrich Pfaff wurde am 28.05.1898 in Schöneck geboren. 1926 absolvierte er seine Meisterprüfung als Gitarrenmacher. Er wohnte in Siebenbrunn und hatte dort auch seine Werkstatt. Am 21.12.1955 starb er im Alter von 58 Jahren.
Ich hatte Friedrich Pfaff in meinem Gitarrenmacher-Verzeichnis aufgelistet aber er war für meine Webseite nicht so Interessant da er laut Heinl eine “Fabrikmäßige Instrumentenherstellung” betrieb (Datenbank des Museum Markneukirchen).

Dieses änderte sich als ich eine E-Mail von Peter Muckermann mit Bildern einer sehr schönen und ausgefallenen Pfaff Gitarre bekam.

Zu der Pfaff Gitarre

Besonders auffällig ist die Kopfplatte mit ihrer extravaganten Form, dem Pfaff Logo und eine, aus Perlmutt eingelegte, kreuzgeteilte Raute. Bei den quer unterteilten Einlagen im Griffbrett verwendet er ebenfalls Perlmutt. Der Hals ist 7-Fach gesperrt, verschraubt und hat ein starkes D-Profil. Am spitzen Halsende befindet sich unter dem dünnen Furnier ein Rellog GITONA Tonabnehmer. Decke und Boden sind aus dem Vollen mit einer Hohlkehle ausgearbeitet. Das wunderschöne Perloidschlagbrett und der auffällige Saitenhalter runden das elegante und nicht alltägliche Erscheinungsbild dieser Gitarre ab.

Bundstäbe, Brücke, Sattel und Klinkeneingangsbuchse wurden im Rahmen der Restaurierung erneuert. Aufgrund des symmetrischen Korpus und des Gesamteindruckes würde ich das Baujahr der Gitarre auf späte 40er Jahre bis Anfang 50er datieren. Friedrich Pfaff war von 1947- 1955 Mitglied der MIGMA und durch das Schallloch lässt sich gut der Migma Schriftzug erkennen.

Es wäre toll weitere Bilder von Friedrich Pfaff Gitarren zu bekommen. Schickt einfach eine E-Mail!
Quellen
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Bilder von mehr als 200 Gitarren
55 Bilder von datierten Instrumenten
Untersuchung von mehr als 30 Instrumenten

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Danksagung von Stefan Lob

Vielen Dank an Kield "Lacquercracks" für diese sensationelle Bestimmungshilfe, Herrn Martin Haberfellner für die vielen Informationen, Herbert Rittinger der mich als erster auf Rod. Hoyer Gitarren aufmerksam machte und durch ein Aufkleber in einer seiner Gitarren auch den Herkunftsort nennen konnte. Durch diese Informationen war es mir erst möglich weiter zu forschen. Natürlich auch Dank an die zahlreichen Leser und Freunde, die dieses Projekt unterstüzten.

Kield "Lacquercracks" und Stefan Lob für "www.schlaggitarren.de" im Dezember 2009

„Perl Gold“ Kurt Gropp

Mit vielen Informationen von Mario & Armin Gropp

Ich hatte das große Glück, Informationen aus erster Hand zu bekommen. Mario Gropp, der Enkel von Kurt Gropp, hat seinen Vater Armin (Sohn von Kurt Gropp) befragt und mir einige interessante Details, Informationen und alte Kataloge zukommen lassen.

Kurt Gropp wurde 1901 geboren. Er eröffnete ein Versandgeschäft für Musikinstrumente, gegründet 1922 in Siebenbrunn bei Markneukirchen und ab 1925 in Breitenfeld.

Er hatte zwei Söhne. Der Ältere, Gerhard Gropp (1931 – 1999) war Gitarrenbaumeister und fertigte auch Mandolinen. Der jüngste Sohn, Armin Gropp, ist heute noch als Gitarrenbauer tätig und arbeitet, zusammen mit seinem Sohn Mario Gropp, in der nach der Wende wiedereröffneten

Meisterwerkstatt für
klassische Konzertgitarren und Lauten

Die Firma Kurt Gropp existierte bis April 1972 als Privatbetrieb und wurde im Mai zwangsverstaatlicht.
Bis einschließlich 1974 firmierte sie noch unter VEB Perl Gold bis sie am 01.01.1975 an den VEB Sinfonia Markneukirchen angeschlossen wurde. 1979 verstarb Kurt Gropp im Alter von 78 Jahren.

Die Werkstatt der Gropps wurde ebenfalls verstaatlicht und die Söhne und zwei weitere Kollegen, die dort in Maschinengemeinschaft ihre eigenen Instrumente fertigten, kamen ebenfalls in Abhängigkeit des sozialistischen Betriebes.

Die Werkstatt in dieser Form bestand noch bis 1990 als eigener Meisterbereich, zuletzt für den VEB Musima bzw. die Musima GmbH.

Armin Gropp machte sich selbstständig. Sein Bruder und ein Arbeitskollege gingen in den Ruhestand. Der noch verbliebene jüngere Kollege musste in diverse andere Arbeitsbereiche wechseln. Er arbeitet jetzt für die Firma GEWA in Adorf.

Sämtliche Instrumente die Kurt Gropp verkaufte, wurden von Heimarbeitern oder in der eigenen Werkstatt hergestellt. Es gab aber auch Handelsware von selbstständigen Handwerksbetrieben aus der Gegend.

Die Schlaggitarren und die späteren massiven E-Gitarren & Bässe hatten die Bezeichnung „Perl Gold“.

In den Anfangsjahren gab es für die klassischen Gitarren und Wandergitarren die Bezeichnung „Vogtlands Perle“, vereinzelt auch „Vogtland Perle

Armin Gropp konnte sich anhand der Katalogbilder noch an einige Namen der Instrumentenbauer erinnern:

MAX HEBER

Diese Modelle 1315 wurden von dem Gitarrenmacher Max Heber aus Gunzen gebaut. Mir liegen keine genauen Angaben über sein Geburtsjahr vor, aber 1932 ist er bereits als Gitarrenmacher im Adressbuch verzeichnet.


Die Modelle 3019 (links) wurden von Martin Graubner gebaut.

Die zwei Gitarren links sind aus dem Perlgold Katalog. Die zwei Gitarren rechts sind die Modelle Echo und Solo. Diese wurden über das Düsseldorfer Musikhaus JÖRGENSEN verkauft . Diese JÖRGENSEN Gitarren wurden eindeutig auch von Martin Graubner hergestellt.

ALFRED ZAPF

Dieses ist eine recht extravagante Schlaggitarre. Als Vorbild für diese Gitarre diente sicherlich die LEVIN DeLuxe aus Schweden welche bereits in den 30er Jahren gebaut wurde.

Sie hat die Modellnummer 1318Z und wurde von Alfred Zapf gebaut. Alfred Zapf war Geigenmacher aus Siebenbrunn und arbeitete als Heimarbeiter für Kurt Gropp. Alfred Zapf ist als Geigenbauer bereits im Adressbuch von 1932 verzeichnet.

Was wohl für eine interessante Geschichte hinter dieser Kopie steckt?
Aber das werden wir wohl nicht mehr herausfinden.

GLÄSEL

Der Gitarrenbauer Gläsel verkaufte auch über Kurt Gropp. Er tat dies aber unter seinem eigenen Namen. Leider ist die Gläsel-Familie im Vogtland sehr groß und es ist nicht einfach den herauszufinden, der diese „Gläsel“ Gitarren gebaut hat. Es gab mehrere Gitarren- und Geigenmacher die dafür in Frage kommen könnten. Ein Name der sehr gut in das Schema passt ist Horst Theo Gläsel (1907 – 1996).

Gangbarstes Modell 1319

Dieses heißt: „Das Modell wurde am Häufigsten bestellt!“
Modell 1319 war ein Zukauf.

Hawaii-Gitarre von Horst Wünsche

Modellnummer 5057

Horst Wünsche erlernte den Zitherbau bei seinem Schwiegervater Kurt Walter Hammig, dessen Werkstatt er auch später übernahm. Die Firma wurde 1877 durch Robert Oscar Hammig in Markneukirchen gegründet.

Vom traditionellen Zitherbau war kein weiter Weg zum Bau einer Hawaii-Gitarre. Horst Wünsche wurde am 24.05.1927 in Weixdorf geboren und starb am 26.11.2006. Er stellte auch Instrumente für die MIGMA her.

Die 60er und 70er Jahre

Später erweiterte Kurt Gropp das Programm und es wurden auch Halbresonanz-Gitarren & Bässe sowie massive E-Gitarren & Bässe verkauft.

Späte Perl Gold Gitarren & Bässe bestechen oft durch bizarre und eigenständige Formen, die
durch auffällige Lackierungen und Perloid-Auflagen in allen möglichen Variationen den Instrumenten ihren nachhaltigen Show-Charakter vermittelten.

Quellen
4 Lindberg Kataloge
Bilder von mehr als 200 Gitarren
55 Bilder von datierten Instrumenten
Untersuchung von mehr als 30 Instrumenten

Danksagung:

Vielen Dank an Stephen Candib, Simon Deobald, Frankpaush, Johann Frisch, Rolf Gückel, Kim Jensen, Herbert Rittinger, Ol'Fret , Snap, Wietse und viele andere Teilnehmer des "Euroguitars Forums" und viele eBayer weltweit, die mir Bilder und anderes Material zur Verfügung stellten.

Danksagung von Stefan Lob

Vielen Dank an Kield "Lacquercracks" für diese sensationelle Bestimmungshilfe, Herrn Martin Haberfellner für die vielen Informationen, Herbert Rittinger der mich als erster auf Rod. Hoyer Gitarren aufmerksam machte und durch ein Aufkleber in einer seiner Gitarren auch den Herkunftsort nennen konnte. Durch diese Informationen war es mir erst möglich weiter zu forschen. Natürlich auch Dank an die zahlreichen Leser und Freunde, die dieses Projekt unterstüzten.

Kield "Lacquercracks" und Stefan Lob für "www.schlaggitarren.de" im Dezember 2009

Walter Penzel

Etuimacher und Gitarrenbauer

Vorwort

Bevor ich mit dem Artikel über Walter Penzel beginne, möchte ich mich ganz herzlich bei Doris Penzel, der Enkelin von Walter Penzel, bedanken. Von ihr stammen die Biografie-Informationen sowie die schönen Werkstattbilder von Walter Penzel. Doris kann sich noch gut an Ihren Großvater erinnern, denn als Kind durfte sie oft auf der Werkbank sitzen. Sie schaute ihm zu oder arbeitete selbst mit kleinen Holzstücken.

Walter Penzel

Walter Penzel wurde am 26.5.1896 in Wernitzgrün geboren. Er entstammt einer Familie von Etuimachern. Sein Vater August und sein Bruder Max waren ebenfalls in diesem Beruf tätig. Penzel ist im Vogtland ein gängiger Name und man findet Penzels in vielen Handwerkssparten der Instrumenten- und Zubehörherstellung.

Nach dem 2. WK war er vom 17.5.1945 bis 8.7.1948 in amerikanischer Gefangenschaft in Kornwestheim bei Ludwigsburg. Nach seiner Entlassung ging er nicht mehr nach Wernitzgrün zurück, sondern arbeitete bei der Firma Helasi in Rot am See als Instrumentenmacher, wo er wohl auch den Gitarrenbau lernte. Dorthin flüchtete ebenfalls seine Frau Hildegard Penzel.
1953 wurde der Betrieb Helasi aufgelöst und Walter Penzel machte sich selbständig. Er hat sich, nach bekannter Heimarbeitertradition, einen Raum in der Wohnung als Werkstatt eingerichtet. Angestellte hatte er keine, jedoch half seine Frau Hildegard Penzel beim Lackieren der Instrumente.

Wenn er eine bestimmte Anzahl an Gitarren und Mandolinen fertig hatte, ging er mit seinem Loyd-Kombi auf Verkaufstour. Er fuhr über Crailsheim, Ellwangen, Schwäbisch Hall, Aalen, Schorndorf nach Stuttgart. Dort hatte er überall Musikgeschäfte, an die er seine Gitarren verkaufte.

Walter Penzel verstarb am 24.10.1963 in Rot am See.

© Doris Penzel
Zu den Instrumenten

Penzel Gitarren lassen sich, aufgrund einiger typischer Merkmale, recht einfach identifizieren. Am einfachsten ist es, wenn man ein Penzel-Brandzeichen auf der Decke findet. Bei unmarkierten Instrumenten sollte man sich das Griffbrett-Ende anschauen. Die obere Ecke ist immer abgerundet. Ein einfaches kleines Stilelement das alle Instrumente von Penzel aufweisen. Bis auf ein mir bekanntes Modell mit Punkteinlagen verwendete er ausschließlich balkenförmige Griffbretteinlagen, wobei im 12. Bund vorzugsweise rotes Perloid zum Einsatz kam.

Ein weiteres Merkmal ist eine eigenständige Ausformung des Ausschnitts sowie ein schmaler, länglicher Halsfuß. Bei den Verzierungen, Schlagbrettformen und bei allen übrigen Anbauteilen variierte er oft. Das lag wohl daran, dass er als kleiner Heimbetrieb verwenden musste, was gerade auf dem Markt zu bekommen war.

Seine Kopfplatten hatten eine asymmetrische, geschwungene Form.
Die Einlagenfarben variieren, aber er verwendete stets die V-Form als Stilelement.

Standard Modell

Er hatte ein Standardmodell, das er am meisten baute und verkaufte. Auf den Werkstattbildern (oben) kann man diese Modelle an der Wand sehen und das Instrument, das er bearbeitet, gehört auch zu dieser Serie. Es ist eine Schlaggitarre mit zwei Schalllöchern in Katzenaugenform und einem runden Mittelschallloch. Schön verzierte Schlaggitarren die sich durch eigenständigen Merkmale von der Massenproduktion aus Westdeutschland absetzen. Trotz der zahlreichen Variationen baute Penzel diese Gitarren aus vorgefertigten, gepressten Böden und Decken mit einer eigenen Handschrift.

Altes symmetrisches Modell

Dieses symmetrische Modell scheint älteren Datums zu sein. Was auffällt, sind die Schalllöcher in Sichelform die ich bis jetzt nur bei dieser Penzel- Gitarre gesehen habe. Das Schlagbrett stammt wohl von einer anderen Gitarre oder wurde bearbeitet. Für mich sieht diese Gitarre wie ein Vorläufer des Standardmodells aus.

Standardmodell – Variation

Diese Gitarre ist die einzig mir bekannte Abweichung vom Standard-Modell. Hier verwendet er klassische f-Schalllöcher. Was auffällt, ist die Mitteleinlage im Griffbrett und das große, stark ausgeformte Schlagbrett mit dem er sich sicherlich, trotz klassischer f-Löcher, vom Wettbewerb absetzen wollte. Penzel legte sehr großen Wert auf ein persönliches Erscheinungsbild seiner Gitarren.

Einfaches „Standard Modell“

Diese Gitarre ist eine stark vereinfachte Variation des Vorbildes aus gesperrtem Holz. Ein einfacher Saitenhalter, einfache Einfassungen und 3 einfache Perloid-Balkeneinlagen zeigen deutlich, dass es sich bei diesem Modell um eine „Sparversion“ handelt. Trotz der „Einsparungsmaßnahmen“ erkennt man aber seine Herkunft und Penzels besondere Handschrift.

Wandergitarre mit 3 Schalllöchern

Dieses Instrument ist eine einfache Wandergitarre ohne große Verzierungen und mit einfachen Punkteinlagen. Er verwendet hier die 3-Lochform der Standardgitarre jedoch ohne Einfassungen.

Westerngitarre

Diese „flat-top“ Gitarren hatten in Deutschland verschiedene Namen. Selten fand man den heutigen Begriff „Westerngitarre“. Oft wurden sie als großes Konzertmodell oder als Plektrumgitarre bezeichnet. Ein schön gearbeitetes Modell mit einem Griffbrett wie man es bei historischen Vorlagen sieht. Trotz der schräg zulaufenden Form, rundet er es am Ende ab.

Quellen
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Kield "Lacquercracks" und Stefan Lob für "www.schlaggitarren.de" im Dezember 2009

Armin Paulus

Streich- und Zupfinstrumentenmeister aus Markneukirchen

Armin Kurt Paulus wurde am 18.06.1909 in Markneukirchen geboren. Sein Vater war Konrad Friedrich Paulus, der gelernter Geigenmacher war, und ein Versandgeschäft betrieb. Armin Paulus war ebenfalls Geigenmacher und Meister für den Streich- und Zupfinstrumentenbau. Er lernte bei seinem Vater und arbeitete mit ihm zusammen. Am 15.01.1961 verstarb sein Vater. In diesem Jahr tauchte Armin Paulus in einer Migma Liste auf, aus der hervorgeht, dass die alte Firmenadresse in der Breitenfelder Straße 32 sich geändert hatte in Rudolf Schuster Straße 32. Sehr wahrscheinlich wurde nur die Straße nur umbenannt.

Zu den Gitarren

Aufmerksam geworden bin ich auf Armin Paulus durch die rechte Gitarre in der Collage, die glücklicherweise im inneren gestempelt war. Aus der Datenbank des Museums in Markneukirchen bekam ich die Informationen über Paulus. Was direkt auffällt ist das perloidbezogene Holzschlagbrett. Dies ist eine wunderbare Handarbeit und durch die ausgeschnittene Form gibt es eine freie Sicht auf das untere f-Loch. Das Mittellschallloch wird von einer handgeschnitzten Rose verziert, wie man es aus dem Lautenbau kennt. Die Formgebung aller gezeigten Gitarren weicht etwas ab, jedoch gibt es eine typische Formgebung, die stark an Vorkriegsmodelle erinnert und eher untypisch für den Gitarrenbau der 40er/50er Jahre im Vogtland ist.

Die Bilder der Gitarre links zeigen ein altes Modell , das wahrscheinlich aus den späten 40er oder frühen 50er Jahren stammt.

Merkmale:

  • verleimter Hals
  • schlanker Halsfuß
  • die Schalllöcher haben eine, für diese Zeit, typische schlanke f-Loch Form.
  • Blockeinlagen im Griffbrett
  • eigenständige, symmetrische Kopfplattenform
  • eigenständig, ausgeformtes Schlagbrett
  • Mechaniken und Brücke nicht original

Die Bilder der Gitarre aus der Mitte stammen aus einer eBay Auktion und es wäre schön, von dieser Gitarre gute Bilder zu bekommen. Diese Gitarre stellt für mich das Bindeglied zu den beiden anderen Gitarren dar.

Sie hat eine Kopfplattenform und Griffbretteinlagen wie die frühe Gitarre. Die Schalllöcher sind etwas breiter geworden, aber sie trägt die gleiche Rose im Mittellschalloch wie das späte Modell (rechts). Alle drei Gitarren haben dieses ausgefallene Schlagbrett und sind aus dem vollen Holz gearbeitet.

Die Gitarre rechts ist ein späteres, moderneres Modell mit Ausschnitt. Der Hals mit Dreieckseinlagen, die Kopfplattenform, die schlanken F-Löcher, Saitenhalter und Brücke sind typisch für die 50er Jahre im Vogtland. Ebenso geht Paulus mit dem Trend der Zeit und verschraubt den Hals, welcher jetzt einen breiteren Halsfuß bekommen hat.

Ich bin mir ziemlich sicher, dass alle Modelle von Armin Paulus stammen und die Collage eine chronologische Entwicklung zeigt. Bitte schickt mir Gitarrenbilder ähnlicher Gitarren oder gar gezeichneter/gestempelter Paulus Gitarren.

Detailaufnahmen der frühen Gitarre
© Stephan Schikora
Detailaufnahmen der späten Gitarre
Quellen
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Danksagung von Stefan Lob

Vielen Dank an Kield "Lacquercracks" für diese sensationelle Bestimmungshilfe, Herrn Martin Haberfellner für die vielen Informationen, Herbert Rittinger der mich als erster auf Rod. Hoyer Gitarren aufmerksam machte und durch ein Aufkleber in einer seiner Gitarren auch den Herkunftsort nennen konnte. Durch diese Informationen war es mir erst möglich weiter zu forschen. Natürlich auch Dank an die zahlreichen Leser und Freunde, die dieses Projekt unterstüzten.

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OTWIN Otto Windisch

Artikel von Stefan Lob
Interview mit Herbert Rittinger

Die Geschäftsgründung der Firma OTWIN war 1886 in Schilbach. Franz Otto Windisch wurde am 03.01.1866 in Schilbach geboren. Sein Vater war der Maurer Christian Gottlieb Windisch aus Schilbach.

Nach seiner Lehre arbeitete er in Markneukirchen bei der Firma Gläsel&Herwig (Markneukirchen).
Im Alter von 20 Jahren gründete er ein Unternehmen, welches sich im Laufe der Jahre zu einer Firma mit Weltruhm etablieren sollte. 1903 eröffnete OTWIN eine Filiale in Schöneck. Diese Filiale wurde schnell zum Hauptunternehmen und man fertigte, je nach Auftragslage, mit 70 – 120 Mitarbeitern, Streich- und Zupfinstrumente.

Auszug aus der MuM Datenbank:
Gefertigt wurden Streich-und Zupfinstrumente, auch Sonderformen wie Stelzner-Instrumente und Tanzmeistergeigen. Gehandelt wurde mit alten Meisterinstrumenten, Zubehör, Tonhölzern, Lautsprechern und mechanischen Instrumenten.

Otto Windisch war gelernter Geigenmacher (Lehre bei Wenzel Himmer). Im Jahre 1903, wo auch die Filiale in Schöneck eröffnet wurde, stieg sein Bruder Friedrich Paul Windisch (geb. 1876) mit in das Unternehmen ein. Er war bereits seit 1898 Teilhaber und hat den Beruf des Geigenmachers bei seinem Bruder Franz Otto gelernt.

Franz Otto Windisch verwendete für einige seiner Lauten und Gitarren das Signum “Tielke” oder “Joachim Tielke”.

Im Laufe der Jahre gab es viele verschiedene Instrumentenbezeichnungen.

Hier eine Liste dieser Bezeichnungen
(ohne Gewähr auf Vollständigkeit):

  • Es gab gedruckteZettel
  • Schutz-Marke (Medaillen)
  • Monogramm: OW (darüber Krone) Otto Windisch
  • Trade Marke Werkstätte f. Kunstgeigenbau
    Schöneck i. Sa. Anno 19
  • Owophone
  • Owi Banjos

Es gab Brandzeichen

  • OTTO WINDISCH
  • Monogramm: OW (darüber Krone)
  • Edelklang (in Lauten)
  • Spez. Joach.-Tielke-Flachlaute
  • Starkton-Mandolin-Orchester
  • Otwin (in Gitarren)
  • OTWIN (in Gitarren)

Es gab Abziehbilder

  • Edelklang (in Lauten)
  • Otwin (in Gitarren)
  • OTWIN (in Gitarren)

Dann gab es noch Otwin Firmenlogos die als Einlagen auf Kopfplatten waren

  • Otwin Logos auf Tonabnehmern
  • OTWIN Logos eingraviert
  • Otwin Logos auflackiert

Die Firma Otwin hatte gute Verbindungen zum Ausland und exportierte auch viele Instrumente. Sie war sehr modern ausgestattet und Maschinen und Werkzeuge wurden immer auf den neusten Stand gebracht.

Neben der Serienproduktion legte man aber auch Wert auf besonders hochwertige Einzelanfertigungen. Zusätzlich zur Herstellung und Fertigung von Instrumenten wurde auch mit alten, ausgewählten Meisterinstrumenten, Tonhölzern, Zubehör, Lautsprechern und auch mechanischen Musikinstrumenten gehandelt.

Franz Otto Windisch starb am 28.05.1935 in Schilbach. Sein Sohn Johannes wurde am 23.05.1903 in Schilbach geboren. Johannes lernte Geigenmacher bei seinem Vater und besuchte die Fachschule in Mittenwald. Nach der Lehre ging er auf Wanderschaft und arbeitete bei Weichold in Dresden, Scheffler in Budapest und Lindholm in Stockholm. Danach legte er die Meisterprüfung ab und übernahm 1935, nach dem Tod von Otto Windisch, die Firma seines Vaters in Schöneck. 

Friedrich Paul Windisch hatte auch einen Sohn; Herbert Windisch. Dieser wurde am 24.09.1906 in Schöneck geboren.
Er hat auch den Beruf des Geigenmachers ergriffen und lernte zwei Jahre bei seinem Vater. Das dritte Ausbildungsjahr absolvierte er bei Johann Baader in Mittenwald. Dort besuchte er auch die Geigenbauschule.

Nach seiner Lehre arbeitete er zunächst in Schwerin und Frankfurt und wanderte 1929 in die USA aus. In Chicago war er ab 1929 für “Voit&Geiger” und in Kansas City für “Jenkins-Music” (Kansas City) tätig. 1937 kehrte er zurück in seine Heimat , legte die Meisterprüfung ab und wurde ab 1937 Teilhaber der Firma “Otto Windisch”.

Die Firma bestand bis 1973. Danach wurde sie, wie so viele andere, von dem VEB Sinfonia Markneukirchen übernommen.

Die Sinfonia wurde 1984 dem VEB MUSIMA angegliedert. Nach der Wende wurde der Schönecker Betrieb aufgelöst. 2004 meldete auch die Firma MUSIMA Insolvenz an.

Schlaggitarren von OTWIN

Im Bereich der Schlaggitarren spielte die Firma eine bedeutende Rolle. OTWIN stellte schon früh, ab Ende der 20er Jahre, die ersten Schlaggitarren nach amerikanischen Vorbild her. Der OTWIN Liebhaber Günter Krause besitzt einen Katalog von 1928 in dem schon Schlaggitarrenmodelle zu sehen sind. Ich selbst besitze eine sehr alte OTWIN die wohl aus dieser Zeit stammt. Günter Krause hat meine Gitarre anhand seines Kataloges dem Modell “Nr.1508 ” zugeordnet. Zu der Zeit gab es Nummern-Bezeichnungen aber auch schon Modellnamen. REGENT war zum Beispiel ein hochwertiges Modell aus dieser Zeit. Ich bin im Besitz eines Kataloges von 1925. In diesem sind noch keine Schlaggitarren enthalten. Zu der Zeit bestand das Gitarrenprogramm aus den damals gängigen klassischen Gitarren, Wappengitarren, Bass- Kontragitarren, Hawaii- und Damengitarren.

Nach und nach entwickelte OTWIN bei den Gitarren einen sehr eigenen und unverkennbaren Stil. OTWIN Gitarren unterscheiden sich, vom Stil und der Bauweise her von den meisten vogtländischen Schlaggitarren. Der Hals ist niemals verschraubt und viele der verwendeten Zubehörteile stammen aus eigener Produktion. Dies verlieh den OTWIN Gitarren ihr unverwechselbares Äußeres. Besonders die Kopfplatten und Schlagbretter haben eine ganz eigene, typische OTWIN Form. Ebenso gab es ungewöhnliche Schallochformen. Ganz markant ist das stark geschwungene Schalloch in S-Form oder ein 3 geteiltes f-Loch nach amerikanischen Vorbild.

OTWIN Gitarren trugen aussagekräftige Modellbezeichnungen wie: CABINET - DE LUXE - ELEKTRIK - HARMONY - MELODY - OLYMP - REGENT - SINFONIE - SONOR - SPEZIAL - SUPER - STUDIO

OTWIN hat auch Violinbässe und andere E-Bässe hergestellt.
Was ich bis jetzt noch nicht gesehen habe sind massive OTWIN E-Gitarren. Wer solch eine besitzen sollte, würde mir eine große Freude machen mit ein paar schönen Bildern.

Im Programm waren auch Westerngitarren, Hawaiigitarren, Mandolinen, Klassische Gitarrenmodelle und andere Zupfinstrumente.

Hier eine sehr schöne Mandoline im Schlaggitarrenstil!

Die ersten Modelle waren Cello-Gitarren (alte Bezeichnung für Schlaggitarren) die unter dem Namen Owophone von Otto Windisch (OTWIN) verkauft wurden. Der Gitarrenbauer Felix Stärke hat identische Modelle unter seinem Namen verkauft.

Mehr dazu im ESTE Artikel!

Hier Bilder der Owophone OTWIN Cello-Gitarre
© C.G. Scheu

Hier ein interessantes Otwin vorkriegs Banjo mit der Bezeichnung “Owi”. Diese Bilder wurden mir freundlicherweise von dem Banjo Experten Günter Amedt zur Verfügung gestellt.

© Banjoworld G. Amendt
Hier ein kurzes Interview mit Herbert Rittinger über Otwin Gitarren

Herbert, Du hast schon einige OTWIN Gitarren restauriert und kannst Dir über diverse Modelle ein Urteil erlauben. Gibt es einen Unterschied zwischen alten und neuen OTWIN Modellen?

Die frühen Modelle von OTWIN weisen deutliche Stilelemente der GIBSON L48 auf.
Typische Merkmale sind der annähernd kreisförmige Unterbug und die schlanke Taille. Ganz besonders auffällig ist das geringe Gewicht. Frühe OTWIN-Gitarren zählen zu den leichtesten Schlaggitarren. Ihre hauchdünnen Decken und Böden sind äußerst empfindlich und nur wenige von ihnen haben die vielen harten Jahre ihres Instrumentendaseins unbeschadet überstanden. Etwa Mitte der Fünfziger hat OTWIN, dem modernen elektrischen Trend folgend, seine Modelle an die neuen Erfordernisse angepasst. Decken und Böden wurden verstärkt, der Unterbug abgeflacht und die Taille vergrößert. Das Gewicht erhöhte sich von 2000 auf etwa 2500 Gramm, aber selbst mit dieser Zuladung zählen sie immer noch zu den Leichtgewichten unter den Schlaggitarren.

An welchen Eigenheiten erkennt man die OTWIN-Gitarren?

  • Extreme Wölbung von Decke und Boden
  • Furnierspan zwischen den beiden Bodenhälften
  • Verstärkungen der Fügenaht von Decke und Boden (nur bei massiven Hölzern)
  • bevorzugte Verwendung der Holzarten Buche und Birne für den Hals
  • spitzballiges Profil des Halsfußes
  • Tonlöcher in Sichelform, ein- oder zweizackig.
  • Kopfplattendesign- Verzierungen und Logo sind meist mittels Schablone auflackiert
  • Schlagplattendesign – Haltebügel oft mit Alu-Nieten am Schlagbrett befestigt


Welche Tonlochformen findet man bei den verschiedenen Modellen?

Die OTWIN-typischen Tonlöcher sind sichelförmig, ein-oder zweizackig. Die exclusiven Modelle wie DE LUXE und OLYMP waren vorzugsweise damit ausgestattet. Desweiteren wurden Schallöcher in f-Form und Tropfenform verwendet.

Gibt es einen OTWIN Klang oder muss man zwischen diversen Modellen unterscheiden?

Ja, vor allem die Modelle der frühen Bauart besitzen ein sehr eigenständiges, wohlklingendes Klangspektrum. Akustisch, mit Roundwound Saiten gespielt, liefern sie einen hellen, glockenreinen Sound. Sie bestechen durch ein extrem starkes Sustain, sind sehr mitten- und höhenbetont, aber etwas schwach in den Bässen. Diese Eigenart ergibt sich aus der äußerst filigranen Bauart. Die Vorteile dieser Konstruktion liegen eindeutig im akustischen Bereich.
Mit der Veränderung der Modelle verschwand auch etwas die klangliche Eigenständigkeit.
In der Beurteilung des akustischen Klangs gehören OTWIN-Schlaggitarren zu den Spitzenerzeugnissen deutscher Gitarrenbaukunst.

Wo liegen die Unterschiede zwischen den vollmassiven und laminierten Modellen?

Laminierte Gitarren von Otwin sind konsequent unter preisrelevanten Gesichtspunkten gebaut.
Sie erfüllen ein hohes Maß von Anforderungen bezüglich Handling, Funktionalität und Bespielbarkeit. Und das alles zu einem äußerst günstigen Preis.
Dementsprechend wurde bei dieser Bauart konsequent auf jeden unnötigen Zierrat verzichtet.
Das Griffbrett besitzt eine Ahornfurnierauflage die schwarz eingefärbt ist. Auf Einlagen wurde verzichtet, stattdessen hat man das Furnier an diesen Stellen hell gebeizt. Auch das Binding an den Tonlöchern sucht man vergeblich. Die Ausführung und das Design von Kopfplatte, Steg und Saitenhalter ist sehr schlicht, was aber auf die Funktionalität keinerlei negative Auswirkungen hat.

Ich habe bislang erst zwei gesperrte Otwins mit der Modellbezeichnung HARMONY in den Händen gehabt und war jedes Mal positiv überrascht über deren guten Klang.

Gibt es eine einheitliche Bebalkung oder variiert dieselbe?

Bisher habe ich bei OTWIN nur die parallele Deckenbebalkung angetroffen. In der Regel sind es zwei.
Aus Gründen der Stabilität findet man sehr oft in der Mitte einen dritten Balken oder einen aufgeleimten, ca. 25mm breiten Furnierstreifen. Dieses Konstruktionsprinzip wurde auch am Boden angewendet. Verstärkungen in Form eines Mittelbalkens oder Furnierstreifens sind vorzugsweise bei den älteren Modellen zu finden. Sie waren wegen der filigranen Bauweise zwingend notwendig.
Ich vermute, dass die extreme Deckenwölbung unter anderem auch der Verbesserung der Stabilität diente.

Welche Hölzer wurden vorwiegend verwendet?

Bei den Gitarren die mit massiven Hölzern ausgestattet wurden, sind Fichte für die Decke und Ahorn für den Boden und die Zargen die Regel.
Bei den Hälsen findet man Ahorn, Birnbaum, Buche, Eiche, Mahagoni und Palisander.
Die Stege sind meistens aus geschwärztem Birnbaum und haben oft einen Stempel.

Wie sind die OTWIN Tonabnehmer! Wie ist der Klang und die Verarbeitung?
Weißt Du wer die Elektronik hergestellt hat?


Leider kann ich nicht sagen woher die Tonabnehmer auf den OTWIN Gitarren stammen.
In Bezug auf Verarbeitung und Tonverstärkung würde ich sie jedoch den Fabrikaten von RELLOG vorziehen.


Was ist Deine persönliche Meinung über OTWIN Gitarren?

OTWIN Gitarren sind handwerkliche Meisterstücke. Die ultraleichte Bauweise, der überdurchschnittlich gute akustische Klang und die eigenständige ansprechende Form verleihen diesen Instrumenten einen ganz besonderen Flair. Für mich spielen sie in der gleichen Liga wie die Instrumente von TODT, WOLFRUM und SEIFERT!

Quellen
4 Lindberg Kataloge
Bilder von mehr als 200 Gitarren
55 Bilder von datierten Instrumenten
Untersuchung von mehr als 30 Instrumenten

Danksagung:

Vielen Dank an Stephen Candib, Simon Deobald, Frankpaush, Johann Frisch, Rolf Gückel, Kim Jensen, Herbert Rittinger, Ol'Fret , Snap, Wietse und viele andere Teilnehmer des "Euroguitars Forums" und viele eBayer weltweit, die mir Bilder und anderes Material zur Verfügung stellten.

Danksagung von Stefan Lob

Vielen Dank an Kield "Lacquercracks" für diese sensationelle Bestimmungshilfe, Herrn Martin Haberfellner für die vielen Informationen, Herbert Rittinger der mich als erster auf Rod. Hoyer Gitarren aufmerksam machte und durch ein Aufkleber in einer seiner Gitarren auch den Herkunftsort nennen konnte. Durch diese Informationen war es mir erst möglich weiter zu forschen. Natürlich auch Dank an die zahlreichen Leser und Freunde, die dieses Projekt unterstüzten.

Kield "Lacquercracks" und Stefan Lob für "www.schlaggitarren.de" im Dezember 2009

OSBAMA

Oswald Bachmann aus Markneukirchen

Oswald Bachmann war Kaufmann und stammte aus einer Bäckerfamilie. Er wurde 1887 in Reichenbach im Vogtland geboren . Seine Firma OSBAMA handelte vorwiegend mit Geigen aber auch Akkordeons, Mandolinen, Gitarren und anderen Instrumenten.

Oswald Bachmann war mit Bertha Todt, der Tochter des Geigengroßhändlers Hermann Todt verheiratet. Sein Schwiegervater hatte eine der bekanntesten Handelsfirmen im Oberen Vogtland. Die Manufaktur war an das Wohnhaus angebaut. Die Firma OSBAMA war, samt Produktionsstätte, in diesem Haus untergebracht. Man hatte eine eigene Werkstatt und arbeitete, wie üblich, mit Heimarbeitern zusammen.

Das Wohnhaus in Markneukirchen, befand sich in der Bahnhofstraße 259 (heute Adorfer Straße 32), schräg gegenüber dem heutigen Framus Museum. Die Familie Bachmann wohnte und arbeitete in diesem Haus. Oswald Bachmann war aufgrund seiner Ehe zusätzlich Mitteilhaber der Firma „Hermann Todt“. Heute gehört die Werkstatt Jürgen Komnick, der dort Holzblasinstrumente baut. Er war so freundlich mir die Werkstatt zu zeigen. Außerdem hatte er auch einige Infos für mich und schenkte mir ein altes, unbeschriebenes Rechnungsbuch von Oswald Bachmann. 1000Dank dafür!

Oswald Bachmann hatte einen Sohn, Heinz Bachmann. Er wurde am 11.07.1913 in Adorf geboren. Heinz hat in Erlbach bei seinem Lehrmeister Max Heischkel den Geigenbau gelernt. Später ging er nach Mittenwald und arbeitete bei Johann Baader. Dort hat er auch seine Gesellenprüfung abgelegt. Den Meister machte er höchstwahrscheinlich im Familienbetrieb seines Großvaters Hermann Todt. 1946 kam Heinz aus Kriegsgefangenschaft zurück und machte sich direkt an die Arbeit. Er nahm die Werkstatt wieder in Betrieb, fing mit dem Mandolinenbau an und später kam der Bau von Hawaiigitarren dazu. Ende der 40er Jahre wurden Schlaggitarren zum Verkaufsschlager in der, langsam wieder aufblühenden, Musikindustrie. Für Heinz als gelernter Geigenbauer war es ein leichtes, in diesen erfolgreichen Markt einzusteigen.

Hier (Bild unten) eines seiner ersten Modelle. Eine unglaublich schön verzierte Schlaggitarre in symmetrischer Bauform mit Schachbrettmuster-Einlagen auf Decke, Boden, Kopfplatte und dem Schlagbrett. Aufwendige Perlmutteinlagen in Decke und Boden. Griffbretteinlagen in einer Dreiecksform und eine sehr aufwendige Korpuseinfassung aus Perlmutt.

Die Ausgestaltung der Kopfplatte in einer ungewöhnlichen, floralen Form sowie die eingefassten f-Löcher, runden das Bild dieser wunderschönen, sehr hochwertig und aufwendig gearbeiteten Schlaggitarre ab.

Ein Meisterstück aus Markneukirchen!
Quelle: Ilse Bachmann
Heinz Bachmann
Quelle: Ilse Bachmann

Heinz Bachmann baute die Werkstatt schnell auf und stellte weitere Instrumentenbauer zum Vergrößern der Gitarrenproduktion ein. Das waren der Gitarrenbauer Erich Neudel, der Drogist Günter Kolbe und Heinz Schlegel. In dieser Zeit, Anfang der 50er Jahre, entstand auch das OSBAMA Modell “Tango”. Eine wunderschöne, extravagante Showgitarre, auf die ich später noch genauer eingehen möchte. Hier Bilder einer Werbepostkarte und ein Messebild. Auffällig bei der Tango auf dem Messebild ist die “vier Schicht Verleimung” der Decke. Dieses war bis jetzt nur von ROGER und den späteren Musima RECORD Gitarren bekannt die eine drei schichtige Decke verwendeten. Auf dem Messebild und dem Rechnungsbuch (oben) geht eindeutig hervor, das OSBAMA mit Dr. Franz Thomastik (Wien) zusammenarbeitete. Um 1950 übernahm die Familie Infeld die Firma von Thomastik, die heute noch (2009) besteht.

© Quelle: Ilse Bachmann

Heinz Bachmann war zu dieser Zeit bereits verheiratet. Sie bekamen einen Sohn, Peter Bachmann, der heute noch in der dritten Generation, im Instrumentenhandwerk tätig ist. Peter Bachmanns Mutter arbeitete auch für OSBAMA und konnte sich daran erinnern, dass der Musikalienhändler „Rudel“, ansässig in der Mädlerpassage in Leipzig, einer der Hauptabnehmer war. Aufgrund familiärer Auseinandersetzungen floh Heinz Bachmann 1955 in den Westen nach Bubenreuth.

Im Büro von OSBAMA arbeitete eine junge Frau mit Namen Ilse. Da die beiden sich schon in Markneukirchen ineinander verliebten, floh auch Ilse ein Jahr später nach Bubenreuth. Nun konnten Sie ein neues, gemeinsames Leben beginnen. Sie heirateten und arbeiteten dann beide bei Höfner. Heinz war hauptsächlich mit der Produktion von Elektro-Gitarren beschäftigt und Ilse Bachmann war bei Höfner als Bürokraft angestellt. Zu dieser Zeit üblich, nahmen sich die Angestellten, Arbeit mit nach Hause. Ilse Bachmann erinnert sich, dass sie Zuhause Tonabnehmer für Höfner zusammenbauten.
1962 machte sich Heinz Bachmann selbstständig. In Bubenreuth baute er nun wieder Streichinstrumente. Es waren Hauptsächlich Celli und ab und zu Geigen. Später baute er in Igelsdorf bei Erlangen mit seiner Frau ein Haus. Dort betrieb er bis 1986 (73 Jahre alt) eine Werkstatt. Heinz Bachmann verstarb am 24 November 1990.

Das Foto zeigt Peter Bachmann, der in der 3. Generation im Instrumentenhandwerk tätig ist. Lackierung von Streichinstrumenten, Judengasse 7, 91083 Baiersdorf, Tel.: 09133-5509 / 5692
Quelle: Ilse Bachmann
Wie ging es weiter mit OSBAMA in Markneukirchen

OSBAMA baute weiter Gitarren und besonders die TANGO war ein gefragtes Modell. Sicher ist, das Erich Neudel weiterhin die “Tango” baute. Wahrscheinlich nicht mehr in der OSBAMA Werkstatt in Markneukirchen.

In zwei OSBAMA “Tango” Modellen habe ich und mein Freund Herbert Rittinger folgenden Text unter der Gitarren-Decke gefunden.

Der Text lautete jedes Mal gleich (bis auf das Baujahr):

Erbaut von
Erich Neudel 1956 (1959)
Remtengrün 54B
Adorf (Unterschrift)

Ich nehme an, dass er die Gitarren in Adorf als Heimarbeiter gebaut hat.

Die Gitarren waren teilweise mit einem weißen Papier-Aufkleber mit braunem OSBAMA Signum und dem Spruch „QUALITÄTS-MUSIKINSTRUMENTE“ versehen. Viele Gitarren wurden aber ohne eine Markierung verkauft.

In den 60er Jahren ging der Gitarrenbau zurück und es begann ein Handel mit Musikspielwaren.

Der Betrieb wurde ca.1978 aufgelöst und am 6 Juni 1982 verstarb Oswald Bachmann.

TANGO mit Schalllöchern in Blitzform

Die exklusivste und auch auffälligste Gitarre war die OSBAMA Tango mit blitzförmigen Schalllöchern.

Die Tango Modelle sind hochwertige, wunderschöne und vor allem sehr eigenständige Gitarren aus dem Vogtland. Durch die schlanke Taillierung haben sie eine äußerst elegante Form. Sie sind sehr detailreich ausgearbeitet und haben oft sehr schöne Perloid Verzierungen. Decken und Boden haben wunderbar ausgeformte Hohlkehlen. Die auffälligen Schalllöcher in Blitzform sind elegant, entlang der Hohlkehle ausgestochen und eingefasst. Auffällig ist auch der spitze Florentinische-Ausschnitt. Die meisten vogtländischen Schlaggitarren, in asymmetrischer Form, besitzen Venezianische-Ausschnitte.

Die Schlagbretter haben oft eine avantgardistische Form, die einen freien Blick auf die Schalllöcher zulässt. Die Tonabnehmer sind meist „Rellog Gitonas“, gebaut von Willy Goller. Diese wurden versteckt ins Griffbrett eingebaut. Es gab aber auch rein akustische Modelle. Das Griffbrett wurde mit kleinen Löchern versehen, sodass die Klangübertragung optimiert wurde. Die Hälse sind oft mehrfach und mehrfarbig gesperrt. Diese mehrfarbigen Sperrungen, bedingt durch verschiedene Hölzer, geben der Kopfplatte ein schönes Design. Es gab auch Perloid belegte Kopfplatten. Eine meiner Tangos hat sogar eine Perloid belegte Armauflage.

Viele Tangos haben den typisch vogtländischen Aufstellsteg in Ochsenform (gedreht und nicht gedrehte Beinchen). Diese sind meist mit Einlegearbeiten und Perloidstücken verziert. Es gab verschiedene Saitenhalter aus Metall. Er verwendete selten die typisch vogtländischen Saitenhalter, sondern stellte eine ganz eigene Form her, mit eigenem Design. Das Blitzsymbol findet man in vielen Saitenhalter wieder.

Diese Tangos haben einen eleganten Showcharacter. Ein bekannter Spieler war Pierre Cavali vom „Hazy Osterwald Sextett“. Ich besitze eine Filmaufnahme, wo er diese Gitarre spielt. Leider hat mir der WDR keine Genehmigung erteilt dieses hier zu zeigen! (SEHR SCHADE).

Hier eine Aufnahme von Ulrich Schmidt aus Melodie & Rhythmus mit einer Tango.

Für mich persönlich ist diese OSBAMA TANGO die schönste und eleganteste deutsche Schlaggitarre!

Es gab schon vorher Schalllöcher in einer blitzartigen Form aber nur angedeutet. Ich denke, dass die OSBAMA TANGO die erste Schlaggitarre war, die Schalllöcher in einer echten Blitzform hatte. Die berühmteste Gitarre mit Blitzlöchern ist die Hoyer „BIANKA“ aber zu diesem Zeitpunkt gab es die „TANGO“ schon lange!

TANGO mit Schalllöchern in Sichelform

Es gab ein weiteres Tango Modell. Dieses unterscheidet sich aber sehr von der “TANGO mit Blitzform-Schalllöchern”. Ich gehe davon aus, dass dieses Modell von einem anderen Gitarrenbauer stammt.

Einfache laminierte Schlaggitarre

Wie bei vielen anderen Firmen im Vogtland änderte sich in den 60er Jahren die Qualität und es wurden laminierte, einfach verarbeitete Schlaggitarren gebaut.

Diese wurden oft mit vielen vorgefertigten Teilen gebaut.

Riesen OSBAMA

Hier sieht man, dass OSBAMA auch Auftragsarbeiten ausführte. Diese seltene Gitarre stammt von einem netten Kollegen. Wie sagt er so schön: „Eine OSBAMA mit wahrhaft teutonischen Ausmaßen“.

  • Die Breite des Unterbugs ist 49 cm, die Zargenhöhe 11 cm, die Korpuslänge ist ca. 60 cm.
  • Die Mensur beträgt allerdings nur 64 cm.
  • Die Decke ist sehr dünn ausgearbeitet, die Gitarre hat nur einen mittleren Balken unter der Decke.
Ich interessiere mich für alle deutschen Gitarren aber OSBAMA Tango Gitarren gefallen mir am besten!

Woran liegt das? An meinem Vater Willi Lob und meiner ersten Schlaggitarre!

Mein Vater war in den 40er – 60er Jahren Musiker in Köln und besaß aus dieser Zeit eine blonde OSBAMA Tango. Da sie nicht gemarkt war, dachte er immer es wäre eine ROGER! Erst sehr spät fand ich heraus das es eine OSBAMA war. Mein Vater bekam die Gitarre Anfang der 50er Jahre über den Kölner Schwarzmarkthandel.

Ich habe schon lange eine Theorie, dass viele Gitarren, aufgrund des Schwarzhandels, keine Markung hatten. Konfiszierte Ware konnte so kaum einem Hersteller zugeordnet werden und der Schwarzmarkt war besonders für den Handel mit Musikinstrumenten und Musikern prädestiniert, da viele Musiker für alliierte Soldaten spielten und nicht selten mit Naturalien & Zigaretten bezahlt wurden. So hatten Musiker immer das richtige Zahlungsmittel für den Schwarzmarkt.

Woran liegt das? An meinem Vater Willi Lob und meiner ersten Schlaggitarre!

Mein Vater war in den 40er – 60er Jahren Musiker in Köln und besaß aus dieser Zeit eine blonde OSBAMA Tango. Da sie nicht gemarkt war, dachte er immer es wäre eine ROGER! Erst sehr spät fand ich heraus das es eine OSBAMA war. Mein Vater bekam die Gitarre Anfang der 50er Jahre über den Kölner Schwarzmarkthandel.

Ich habe schon lange eine Theorie, dass viele Gitarren, aufgrund des Schwarzhandels, keine Markung hatten. Konfiszierte Ware konnte so kaum einem Hersteller zugeordnet werden und der Schwarzmarkt war besonders für den Handel mit Musikinstrumenten und Musikern prädestiniert, da viele Musiker für alliierte Soldaten spielten und nicht selten mit Naturalien & Zigaretten bezahlt wurden. So hatten Musiker immer das richtige Zahlungsmittel für den Schwarzmarkt.


Als kleiner Junge bekam ich zuerst eine kleine klassische Gitarre aber später durfte ich meine ersten Akkordversuche auf der tollen Schlaggitarre meines Vaters machen. Da mein Vater keine Musik mehr machte und sich irgendwie auch nicht mehr sonderlich für diese Gitarre interessierte, spielte ich sie und fühlte mich wie „ELVIS“. Leider habe ich diese Gitarre im jugendlichen Leichtsinn weiß lackiert. Später landete sie wieder im Koffer und fristete dort Ihr da sein. Ich hatte den Lack noch mal abgebeizt, was natürlich ein großer Fehler war. Heute weis ich, dass man solchen Lack runterzieht. Leider ist die Gitarre nach unserem Hausumbau aus dem Familienbesitz verschollen.


Als kleiner Junge bekam ich zuerst eine kleine klassische Gitarre aber später durfte ich meine ersten Akkordversuche auf der tollen Schlaggitarre meines Vaters machen. Da mein Vater keine Musik mehr machte und sich irgendwie auch nicht mehr sonderlich für diese Gitarre interessierte, spielte ich sie und fühlte mich wie „ELVIS“. Leider habe ich diese Gitarre im jugendlichen Leichtsinn weiß lackiert. Später landete sie wieder im Koffer und fristete dort Ihr da sein. Ich hatte den Lack noch mal abgebeizt, was natürlich ein großer Fehler war. Heute weis ich, dass man solchen Lack runterzieht. Leider ist die Gitarre nach unserem Hausumbau aus dem Familienbesitz verschollen.

Sie hat eine markante Kopfplatte mit rotem Perloid. Es wurde nachträglich ein verchromtes Schallermischpult mit zwei Tonabnehmern angebracht. Sie lag in einem uralten Koffer, der noch mal mit einem dunkelbraunen Stoff bezogen war.

Falls jemand diese Gitarre besitz, würde es mich riesig freuen,
wenn er sich bei mir meldet!

Ich hätte gerne Bilder dieser Gitarre, da ich nur ein Bild besitze
und sie auf diesem, kaum zu sehen ist! Ich würde sie auch gerne zurückkaufen oder gegen einen andere Gitarre tauschen!

Ich suche weitere Infos, Fotos oder alte Kataloge zum Thema OSBAMA!

Quellen
4 Lindberg Kataloge
Bilder von mehr als 200 Gitarren
55 Bilder von datierten Instrumenten
Untersuchung von mehr als 30 Instrumenten

Danksagung:

Vielen Dank an Stephen Candib, Simon Deobald, Frankpaush, Johann Frisch, Rolf Gückel, Kim Jensen, Herbert Rittinger, Ol'Fret , Snap, Wietse und viele andere Teilnehmer des "Euroguitars Forums" und viele eBayer weltweit, die mir Bilder und anderes Material zur Verfügung stellten.

Danksagung von Stefan Lob

Vielen Dank an Kield "Lacquercracks" für diese sensationelle Bestimmungshilfe, Herrn Martin Haberfellner für die vielen Informationen, Herbert Rittinger der mich als erster auf Rod. Hoyer Gitarren aufmerksam machte und durch ein Aufkleber in einer seiner Gitarren auch den Herkunftsort nennen konnte. Durch diese Informationen war es mir erst möglich weiter zu forschen. Natürlich auch Dank an die zahlreichen Leser und Freunde, die dieses Projekt unterstüzten.

Kield "Lacquercracks" und Stefan Lob für "www.schlaggitarren.de" im Dezember 2009

OEBRA

Artikel von Stefan Lob

OEBRA war ein Versandgeschäft und ein Bogenhandel aus dem Vogtland.

OEBRA wurde von Richard Oertel 1908 in Bad Brambach gegründet. Die Firma hatte Ihren Sitz in der Ascherstraße und handelte mit diversen Musikinstrumenten. Das Signum der Firma war die Abkürzung OEBRA. Unter diesem Signum wurden auch diverse Gitarren vertrieben

Schlaggitarren die über OEBRA verkauft wurden!

Schlaggitarren die über OEBRA verkauft wurden!

Es tauchen recht selten Schlaggitarren mit der Bezeichung OEBRA auf. Mir sind bis jetzt drei verschiedene Modell bekannt, welche sicherlich von unterschiedlichen Gitarrenmachern hergestellt worden sind.

Am interessantesten ist diese OEBRA, welche aus der Werkstatt von Heinz Seifert aus Erlbach stammt. Typisch für Heinz Seifert Schlaggitarren ist der schmale abgerundete Halsfuß, die Form des Korpus und der Schalllöcher. Diesen Halstyp, mit den spitzen Dreieckseinlagen und der Kopfplatte mit aufgelegter weißer Perloidplatte, verwendete Seifert häufig. Ähnliche Gitarren mit identischer Kopfplatte gab es von Seifert auch unter Bezeichnungen wie Verdi oder Triumph. Seifert benutzt diese Kopfplatte und den Hals auch für Gitarren, die er über die MIGMA vertrieb. Diese hatten jedoch einen weißen Untergrund und eine schwarze Auflage.

Hier ein symmetrisches altes Modell mit einer sehr schön verzierten Kopfplatte und einer Dreieckseinlage am Halsende!

Hier ein sehr merkwürdig geformtes Modell mit Schallöchern in Katzenaugenform . Es scheint ein spätes asymmetrisches Modell zu sein.

Ich suche weitere Fotos von OEBRA Gitarren.

Ich schreibe noch an dem Heinz Seifert Artikel, möchte Ihm aber etwas Besonderes widmen. Ich würde gern ein WERKSVERZEICHNIS aufbauen an dem alle „Seifert Gitarren & Bass Besitzer“ mitarbeiten können. Jeder der eine Seifert besitzt oder besaß bekommt von mir ein Datenblatt und einen Fragebogen. Diesen sollte man nach gutem Gewissen ausfüllen und mit ein paar Bildern zurück senden. Bitte schickt mir eine kurze Mail!

Es ist ganz egal, aus welcher Zeit die Instrumente stammen und auch Bass Gitarren möchte ich mit aufnehmen!

Da er erst 2002 verstorben ist und viel Auftragsarbeiten gemacht hat, gibt es sicherlich einige die Ihn persönlich kannten. Vielleicht habt ihr etwas Interessantes zu berichten. Heinz Seifert hat es wirklich verdient, dass man seine Erlebnisse mit Ihm für die Nachwelt aufschreibt und seinen Instrumenten eine eigenes, systematisch aufgebautes Werksverzeichnis widmet!

Kennt Ihr jemanden der eine Seifert besitz? Dann macht ihn doch auf diese Idee aufmerksam!

Ich zähle auf Euch! Schreibt einfach an info@schlaggitarren.de !
Quellen
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Danksagung:

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Danksagung von Stefan Lob

Vielen Dank an Kield "Lacquercracks" für diese sensationelle Bestimmungshilfe, Herrn Martin Haberfellner für die vielen Informationen, Herbert Rittinger der mich als erster auf Rod. Hoyer Gitarren aufmerksam machte und durch ein Aufkleber in einer seiner Gitarren auch den Herkunftsort nennen konnte. Durch diese Informationen war es mir erst möglich weiter zu forschen. Natürlich auch Dank an die zahlreichen Leser und Freunde, die dieses Projekt unterstüzten.

Kield "Lacquercracks" und Stefan Lob für "www.schlaggitarren.de" im Dezember 2009

Neubauer

Artikel von Stefan Lob

Wer heute von Neubauer Gitarren spricht, meint in der Regel Gitarren von Helmut Neubauer aber auch sein Vater Anton Neubauer baute Schlaggitarren.

Anton Neubauer wurde 1906 in Paulusbrunn (Pavlův Studenec in Tschechien) geboren. Sein Lehrmeister war sein Schwiegervater Franz Hirsch (1879). Er lernte Gitarren- und Lautenmacher. Sein Bruder August Neubauer (1906) war ebenfalls Gitarrenmacher. Antons Sohn, Helmut Neubauer wurde 1932 in Schönbach geboren. Helmut lernte bei seinem Vater. Die Neubauers wurden 1946 aus Tschechien vertrieben und kamen nach Tennenlohe. Dort arbeiteten sie beider Firma Hoyer. Hoyer war der erste Betrieb der in Tennenlohe, nach dem zweiten Weltkrieg und der Vertreibung der Sudetendeutschen, eröffnet hat. Hoyer gab vielen sudetendeutschen Instrumentenbauern eine Chance zu einem Neuanfang.

Die Neubauers gingen 1955 nach Bubenreuth und eröffneten dort eine eigene Werkstatt für den Zupfinstrumentenbau. Helmut legte 1966 seine Meisterprüfung. Gebaut wurden Konzertgitarren, Kontragitarren und vor allem historische Instrumente wie Renaissance- und Barocklauten, Theorben und Barockgitarren.

Sie bauten auch Schlaggitarren

Neubauer Schlaggitarren haben oft ein sehr eigenes Design. Viele Gitarren sind extravagante Showgitarren mit ausgefallenem Farbspiel und reichlich Verzierungen. Die Zargen sind oft mit mehrfarbigen Holzfunierstreifen belegt. Da die Neubauers eine Spezial-Werkstadt für historische Zupfinstrumente hatten, wurden sie durch diese, oft reich verzierten Instrumente, sicherlich dazu angeregt.

Hier zwei Neubauer Gitarren die zum einen, die „Neubauer typischen Kopfplatten“, welche es in verschiedenen Farbdesigns
gab, haben. Zum anderen, verwendet Neubauer eine sehr alte klassische Wappenform des Korpus.

Die eine hat geteilte Schalllöcher die andere f-Löcher. Jedoch nicht die typische f-Loch Form der späteren Neubauer Modelle.

N. Schnepel MK Dorsten, Tats Ohisa “Jazzgitarren”

Hier eine schwarze Neubauer in typischem Design. Hier die f-Löcher in unverkennbarer Neubauer Form.

Hier eine typische Neubauer Auswahl

Neben der typischen F-Lochform gab es auch ausgefallene Schalllöcher.
Dieses Modell hat Schalllöcher in der Form eines “Kometenschweifes”!

Hier eine blonde Neubauer mit 7 streifigen Zargen

Hier eine Schlaggitarre gebaut von Anton Neubauer, Helmuts Vater!

Ich vermute das Neubauer, zu Beginn der Produktion, auch Gitarren von anderen Herstellern einkaufte und unter dem Namen Neubauer verkauften. Hier eine Gitarre die ich dem Gitarrenbauer Josef Sandner ISANA zuordnen würde.

Quellen
4 Lindberg Kataloge
Bilder von mehr als 200 Gitarren
55 Bilder von datierten Instrumenten
Untersuchung von mehr als 30 Instrumenten

Danksagung:

Vielen Dank an Stephen Candib, Simon Deobald, Frankpaush, Johann Frisch, Rolf Gückel, Kim Jensen, Herbert Rittinger, Ol'Fret , Snap, Wietse und viele andere Teilnehmer des "Euroguitars Forums" und viele eBayer weltweit, die mir Bilder und anderes Material zur Verfügung stellten.

Danksagung von Stefan Lob

Vielen Dank an Kield "Lacquercracks" für diese sensationelle Bestimmungshilfe, Herrn Martin Haberfellner für die vielen Informationen, Herbert Rittinger der mich als erster auf Rod. Hoyer Gitarren aufmerksam machte und durch ein Aufkleber in einer seiner Gitarren auch den Herkunftsort nennen konnte. Durch diese Informationen war es mir erst möglich weiter zu forschen. Natürlich auch Dank an die zahlreichen Leser und Freunde, die dieses Projekt unterstüzten.

Kield "Lacquercracks" und Stefan Lob für "www.schlaggitarren.de" im Dezember 2009