MARMA

Musikhaus am Rhein, Mainz – Karl Bauer KG

Die Firma MARMA wurde 1920 von Karl Bauer in Mainz gegründet und hatte bereits in den 20er Jahren eine Zweigstelle im Vogtland. Nach dem 2. Weltkrieg zog die Firma ganz nach Markneukirchen, da die alten Geschäftsräume der Hauptfiliale in Mainz ausgebombt waren.

In den 20er Jahren war das Filialgeschäft und die Fabrikation in Wohlhausen in der Erlbacherstraße . MARMA handelte mit Streich -, Zupfinstrumenten und Saiten. In den 30er Jahren zog man nach Markneukirchen in die Obere Straße 32. Neben dem Handel mit Streich und Zupfinstrumenten gab es auch den “Guitarola”-Spielapparat, das “Tromon”-Capodastro, Bogen, Etuis und Metronome im Programm.

 

Es wurde damals unter folgenden Markennamen verkauf:

  • “Marma”
  • “Guitarola”
  • “Guitarion”
  • “Silverin“

Nach dem Tode von Karl Bauer übernahm seine Frau Elisabeth das Geschäft.
Nach dem 2. Weltkrieg begann bei MARMA, aufgrund der großen Nachfrage, der Bau von Schlaggitarren. Es gab eine eigene Produktion und zu anfangs gab es auch noch Heimarbeiter die Gitarren für MARMA herstellten.

In den 60er Jahren war Herr Frank-Peter Dietrich von 1961-1964 in für den Einkauf und Export zuständig. Da er heute immer noch als Gitarrenbauer aktiv ist, und mit seinem Sohn Markus eine Meisterwerkstatt für Gitarrenbau und historische Zupfinstrumente in Erlbach betreibt, konnte er mir über diese Zeit sehr interessante Informationen geben. In den 60er Jahren hatte die MARMA eine eigene Werkstatt, in der u. a. auch verschiedene Modelle von Konzertgitarren und Banjos, sowie Schlag- und E-Gitarren gebaut wurden. Zu dieser Zeit wurden keine Heimarbeiter mehr eingesetzt und man arbeitete nur noch in der eigenen Werkstatt.

Herr Dietrich hat in dieser Zeit auch in seiner eigenen Werkstatt zusätzlich Voll-,
und Halbresonanz-Schlaggitarren und auch klassische Gitarren gebaut.

Gitarrenbauer aus dieser Zeit waren

  • Wolfgang Freidl – Gelernter Gitarrenbauer aus Wernitzgrün von 1954-1974 in der MARMA und in der Zeit von 1974-1991 bei Musima beschäftigt
  • Gerhard Reither – Lautenmacher
  • Alfred Gottsmann – Geigenmacher aus Markneukirchen, Erlbacher Straße 24
  • Rudolf Eßbach– Zupfinstrumentenmacher aus Erlbach

Gitarrenbauer aus den 40er/50er Jahren

Matthias Pötzl – einer der frühen Heimarbeiter aus den 40er/50er Jahren war Matthias Pötzl aus Fleißen / Ronneburg. Der gelernte Geigenmacher fertigte für die MARMA Gitarren in Heimarbeit an. Er wurde am 25.08.1895 in Schnecken (Böhmen) geboren und hat bei Josef Buchner in Schnecken gelernt später und bei Julius Zölch in Fleißen gearbeitet. Er war selbstständig seit 1945.

Gitarren

Eine ganz besondere Gitarre ist diese MARMA Diplomat. Eine handwerklich sehr schön gearbeitete Schlaggitarre. Die Kopfplatte hat sehr aufwendige Perlmutteinlagen. Besonders auffällig ist der Ausschnitt in spitzer, florentinischer Form. Diese Art des Ausschnitts kenne ich nur von einer anderen vogtländischen Schlaggitarre. Die OSBAMA Tango gebaut von Erich Neudel hat solch ein Merkmal. Alle anderen asymmetrischen Gitarrenmodelle aus dem Vogtland haben in der Regel einen runden venezianischen Ausschnitt. Auch die wunderbar ausgearbeitete Hohlkehle lässt auf die Arbeit eines gelernten Geigenbauer schließen. Vielleicht ja der oben erwähnte Mattias Pötzel aber das ist natürlich nur eine vage Vermutung.

Vielen Dank an “ALDERICO” für die schönen Bilder!

Hier eine Collage gängiger Schlaggitarrenmodelle und einige Bässe
und eine massive E-Gitarre in sehr bizarrer Form.


Quellen
4 Lindberg Kataloge
Bilder von mehr als 200 Gitarren
55 Bilder von datierten Instrumenten
Untersuchung von mehr als 30 Instrumenten

Danksagung:

Vielen Dank an Stephen Candib, Simon Deobald, Frankpaush, Johann Frisch, Rolf Gückel, Kim Jensen, Herbert Rittinger, Ol'Fret , Snap, Wietse und viele andere Teilnehmer des "Euroguitars Forums" und viele eBayer weltweit, die mir Bilder und anderes Material zur Verfügung stellten.

Danksagung von Stefan Lob

Vielen Dank an Kield "Lacquercracks" für diese sensationelle Bestimmungshilfe, Herrn Martin Haberfellner für die vielen Informationen, Herbert Rittinger der mich als erster auf Rod. Hoyer Gitarren aufmerksam machte und durch ein Aufkleber in einer seiner Gitarren auch den Herkunftsort nennen konnte. Durch diese Informationen war es mir erst möglich weiter zu forschen. Natürlich auch Dank an die zahlreichen Leser und Freunde, die dieses Projekt unterstüzten.

Kield "Lacquercracks" und Stefan Lob für "www.schlaggitarren.de" im Dezember 2009

Lothar Junghänel aus Zwickau

Erfinder und Entwickler der Star und Starlet Gitarren und Bässe

© Junghänel


Lothar Junghänel ist der Erfinder der extravaganten “Star Serie”. Sie wurden von Ihm in Zwickau entworfen und gebaut; später dann von der Migma in Lizenz weiter gefertigt.

Sein Sohn Hanno Junghänel hat mit mir Kontakt aufgenommen und bald erscheint hier ein ausführlicher Artikel über die Geschichte der STAR & STARLET Instrumente und seinen Erfinder.

Hanno Junghänel und sein Vater haben mir sehr viel Material zukommen lassen, dass ich zurzeit noch bearbeite. Viele tolle Bilder und Geschichten.

Bald mehr auf www.schlaggitarren.de!

© Junghänel

Star Gitarren und Bässe

Musima – Migma – Meinel & Herold Lothar Junghänel

Die Idee zu den Gitarren stammt von Lothar Junghänel.

Die Star Gitarren und Bässe gab es in diversen Ausführungen. Durch einen ehemaligen Musima Mitarbeiter weiß ich, dass der „zargenlose Korpus“ bei Musima gefertigt wurde. Dies geschah sicherlich bei der Musima, weil nur diese zu der Zeit über die erforderlichen Spezialmaschinen verfügte. Der Korpus wurde aus zwei gefrästen, massiven Holzplatten hergestellt die aufeinander geleimt wurden. Das so entstandene massive Seitenprofil konnte man schön abrunden. Dadurch entstand diese auffällige Gitarrenform.

Die Idee für zargenlose Streichinstrumente gab es schon länger, aber kein Patent für eine zargenlose Gitarre. Es gibt ein West-Patent von Max Adler aus Bräunigsdorf bei Erlangen vom 19 Juli 1959. Bei Ihm kann man deutlich sehen, dass er diese abgerundete Form in seinem Patent benutzt. Der Unterschied in der Ausführung liegt darin, dass Adler eine Gitarre konzipierte, deren Korpushälften als auch der Hals miteinander verschraubt waren und darum jederzeit wieder zerlegt werden konnten, während die Musima beide Korpushälften verleimte.

ADLER PATENT als PDF ansehen!

Warum bei den Star Instrumenten „Patentamtlich Geschützt“ oft auf den Halsfußenden steht ist schwer zu erklären. Ein Problem, liegt darin dass bis heute noch nicht alle DDR Patente digitalisiert worden sind, einige verschollen sind und es auch nicht immer ganz korrekt zuging, was man in diesen beiden Links nachlesen kann:

PATENTE / DIEBSTAHL – Krause für Einheit
PATENTE – Der letzte Erfinder der DDR

Das System der zargenlosen Gitarre wurde später auch in West – Deutschland eingeführt. Beispiele dafür ist Die Höfner „4600“ mit ihrem ultraflachen 1,25“ Wappenformkorpus mit zwei venezianischen Ausschnitten und einem geschraubten Hals. Sie wurde nur in der Zeit von 1968 – 1970 gebaut

Früher Star Bass (wahrscheinlich 1960)

Schalllöcher in „Peperoni-Form“, Migma-Meister Zettel und ein Migma Logo auf der Kopfplatte. Als Tonabnehmer verwendete er einen Rellog Gitona. Diesmal nicht im Griffbrett sondern in einem Schlagbrett untergebracht.

Star 61

Alle Gitarren und Bässe der 61er Serie hatten eine flache Decke, einen flachen Boden sowie abgerundete Seiten. Merkwürdigerweise haben die meisten, uns bekannte 61er Modelle, keinen Tonabnehmer, was bei einer solchen Bauweise etwas merkwürdig ist. Tatsächlich findet man bei den Instrumenten keine Schraublöcher die auf eine entferne Schlagplatte mit Tonabnehmer schließen lässt und die Hälse haben keine unbundierten Enden in denen sich ein Rellog verstecken könnte. Die Frage ist: „ kann solch ein Instrument akustisch klingen?“. Ich kann es mir kaum vorstellen aber vielleicht kann uns ein Besitzer einer akustischen Star Gitarre etwas darüber mitteilen.

Diese rote Star 61 wurde über die Migma vertrieben und die 61 wird für das Baujahr stehen

Blaue Star 61- Meinel & Herold

Die meisten Star Gitarren und Bässe wurden feuerrot lackiert und über die Migma vertrieben. Es gab auch anders farbige Modell die über den Großhändler Meinel & Herold aus Klingenthal verkauft worden ist.

Diese Blaue Star 61 ist ebenfalls ein rein akustisches Modell. Das weiße Kunststoff -Teil auf der Decke ist nicht original und wurde nachträglich angebracht.

Creme weiße 61

Hier eine cremefarbene Star 61. Dies ist ein elektrisches Modell. Im Hals ist ein versteckter Rellog eingebaut. Aufgrund des großen eckigen Halsfußes kann man davon ausgehen, dass dies ein ganz frühes Modell ist. Der Poti samt Buchse und Schlagbrett sind wohl nicht mehr original.

Star 62

Die Star 62 Serie hat eine gefräste Hohlkehle in der Decke und ist elektrisch. Der Halsfuß wird schmaler, die Kopfplattenform wird runder und erinnert ein wenig an die „Paddelform“ der Musima. Wie schon bei einigen Modellen vorher zu sehen, trägt die Kopfplatte eine splitterförmige, konkave Verzierung.

Modernere Star Serie

Da man mittlerweile neue Simeto Tonabnehmer zur Verfügung hatte gab es wieder Veränderungen. Die Kopfplattenform entspricht jetzt anderen Instrumenten die zu dieser Zeit über die Migma vertrieben wurden.

Bei der Gitarre sieht man deutlich diese neue Kopfplatte und die typische Simeto Elektronik welche es ab 1964 gab. Sie hat auch die gefräste Hohlkehle, jedoch ändert sich die Schalllochform (kleine Katzenaugen) und der Halsfuß wird runder.

Hier ein Bass aus dieser Zeit

Massive Star Gitarre

Diese massive E- Gitarre trägt auch den Namen Star.

Blumenaufkleber

Bei der ersten roten Gitarre mit dem Blumenaufklebern (Decal) dachten wir alle, das muss jemand nachträglich aufgeklebt haben. Ich kann mich noch gut an die Zeit erinnern wo auf allen möglichen Reinigungsmitteln und anderen Haushaltsprodukten solche scheußlichen Blumenaufkleber zu finden waren, die dann unsere Badezimmer und Küchenfliesen zierten. Paco fand jedoch ein zweite Gitarre mit exakt den gleichen Blumenaufklebern; die blaue Meinel & Herold! Es kann wohl kein Zufall sein, oder stammen vielleicht die beiden Gitarren aus ein und derselben Band die Ihre Gitarren so verziert haben; wohl kaum! Wie müssen uns wohl damit abfinden, dass es diese Geschmacksverirrung wirklich gegeben hat.

Hier eine Druckplatte für den Migma Katalog

Die alten Kataloge wurden mit solchen Druckplatten gedruckt. Ich hab das Bild gespiegelt, damit man die Star Gitarre besser erkennt.

Hier zwei Spezialanfertigungen

Auf diesem Bild sieht man den Gitarristen Jürgen Kehrt mit einer Doppelhalsgitarre. Es ist eindeutig eine Spezialanfertigung aus der Star Serie. Deutlich erkennt man das Stern Symbol . Es war eine Auftragsarbeit für das Hemmann Quintet. Es wurden zwei Gitarren, im Vogtland, in Auftrag gegeben.Später verkaufte Benno Penssler vom Hemann Quartett die Gitarren an Gotte Gottschalk und Jürgen Kerth, die sie bei den Spotlights spielten.

© Gottschalk / Kerth

Hier die zweite, gespielt von Gotte Gottschalk. Diese trägt auch das Stern Symbol und hat einen eingebauten Schüttelvibrato wie die späteren Musima Vibromatic. In der Gitarre war ein Klingelpendel eingebaut; je nach Länge des Pendels wurde das Tremolo länger oder kürzer.

Gitarre „nach Art“ des Max Adler Patentes

Diese Gitarre scheint so gebaut zu sein, wie es aus dem Adler Patent hervorgeht. Es ist schwer zu sagen, von wem und von wann diese Gitarre ist. Wenn man davon ausgeht, dass alle Parts nicht original sind könnte sie bereits Ende der 50er Jahre gebaut worden sein. Die Griffbretteinlagen sprechen für eine Gitarre aus dem Vogtland aber Adler hätte sich natürlich dort das Instrument bauen lassen können. Es wäre schön, wenn uns der jetzige Besitzer dieses Instrumentes bessere Bilder zur Verfügung stellt und uns ein paar Fragen beantworten könnte.

Quellen
4 Lindberg Kataloge
Bilder von mehr als 200 Gitarren
55 Bilder von datierten Instrumenten
Untersuchung von mehr als 30 Instrumenten

Danksagung:

Vielen Dank an Stephen Candib, Simon Deobald, Frankpaush, Johann Frisch, Rolf Gückel, Kim Jensen, Herbert Rittinger, Ol'Fret , Snap, Wietse und viele andere Teilnehmer des "Euroguitars Forums" und viele eBayer weltweit, die mir Bilder und anderes Material zur Verfügung stellten.

Danksagung von Stefan Lob

Vielen Dank an Kield "Lacquercracks" für diese sensationelle Bestimmungshilfe, Herrn Martin Haberfellner für die vielen Informationen, Herbert Rittinger der mich als erster auf Rod. Hoyer Gitarren aufmerksam machte und durch ein Aufkleber in einer seiner Gitarren auch den Herkunftsort nennen konnte. Durch diese Informationen war es mir erst möglich weiter zu forschen. Natürlich auch Dank an die zahlreichen Leser und Freunde, die dieses Projekt unterstüzten.

Kield "Lacquercracks" und Stefan Lob für "www.schlaggitarren.de" im Dezember 2009

ISANA – Josef Sandner

Josef Sandner wurde laut dem Heimatbuch Schönbach am 02.09.1924 in Schönbach (Egetten 535) geboren. Er war gelernter Gitarrenmacher. In Schönbach gab es aufgrund der Namensgleichheit oft zusätzliche Bezeichnungen. Durch diese „Spitznamen“ konnte man die Familien besser unterscheiden.

Josefs Vater war Franz Sandner genannt „Bergschuster“ und dieser Name ging auch auf seinen Sohn über.

„Bergschuster“ Josef Sandner hatte Rudolf Mettal als Lehrmeister. Er wurde 1946 vertrieben und in Nauheim bei Groß Gerau angesiedelt.

Josef Sandner war nicht verwandt mit Franz Sandner „FASAN“ oder Alois Sandner „ALOSA“!

Laut Karl Heinz Pilz eröffnete Josef Sandner am 15.April 1947 sein Geschäft in Nauheim für Zupf- und Streichinstrumente.

ZitatKarl-Heinz Pilz:
Am 15. April 1947 eröffneten Franz Himmer und Josef Sandner ihr Geschäft für Zupf- und Streichinstrumente und ab 22.11.1948 betrieben sie auch den Großhandel mit Musikinstrumenten. Sie bauten hervorragende Konzert- und Solistengitarren von der mittleren bis zur oberen Preisklasse. Die Werkstatt hatten sie in der Mühlstraße Nr. 4 u. 16, bei den Familien Schupp und Wenner.
Am 15.3.1951 trennten sie sich. Josef Sandner verlegte seine Fabrikation in die Weingartenstraße 21, in der er weiter Gitarren für gehobene Ansprüche fertigte. Ab 1.1.1974 ging das Geschäft auf seine Ehefrau Anneliese über, die es nach dem Tod von Herrn Sandner am 29.11.1976, am 1.1.1980 abmeldete.
Franz Himmer zog mit seiner Produktion in die Bahnhofstraße 72, wo er Gitarren fertigte, bis er sein Geschäft im Jahre 1955 abmeldete und in eine neue Branche überwechselte.

1960 gab es in der Branchenzeitung „Das Musikinstrument“ eine Annonce in der stand „Spezialwerkstatt für Jazzgitarren“.

Hier eine Annonce aus dem Heimatbuch Schönbach.

© Heimatb. Schönbach
INSTRUMENTE

Er baute sehr schöne Schlaggitarren, die aus dem vollen Holz gearbeitet sind.

Man merkt seinen Gitarren an, dass er sein Handwerk verstand.

Bei der Ausgestaltung der Kopfplatten, neigte er dazu, glitzernde Materialien zu verwenden, die den Gitarren einen leichten Showeffekt gaben.

Die Schlagbretter haben oft eine sehr eigenständige Form.

Frühe Modelle waren mit freischwebendem Tonabnehmer. Später hat er auch Tonabnehmer auf und in die Decke gebaut.


In der Beat-Ära, baute er auch massive E-Gitarren
und Beatles-Bässe in Violin-Form.

Firmenlogos
Elvis & ISANA
© courtesy EPE, IncElvis & ISANA

Es gibt zahlreiche Fotos, auf denen man Elvis Presley eine schwarze ISANA-Gitarre spielen sieht.

Elvis war ja in Deutschland als Soldat stationiert und lebte von 01.10.1958 bis 02.03.1960 in Bad Nauheim. Dort wollte er natürlich eine Gitarre kaufen und was lag näher als sich eine solche, im 60 km entfernten Nauheim (bei Groß-Gerau) zu besorgen. Vielleicht ist Elvis auch gar nicht nach Nauheim gefahren, sondern kaufte die ISANA bei einem Musikalienhändler im Vorort von Bad Nauheim.

Elvis ISANA Gitarre ist eine hochwertige Schlaggitarre aus dem vollen Holz gearbeitet. Sicherlich war Josef Sandner einer der beste Gitarrenbauer Nauheims. Später besuchte Elvis auch das 240km entfernte Bubenreuth wo er angeblich die Framus und Klira Werke besuchte. Hierzu ein Artikel zu dem Thema „Elvis in Bubenreuth“.

Framus & Elvis!
Ein Artikel von Dr. Christian Hoyer.


Stefan Lob für schlaggitarren.de veröffentlicht am 15.01.2009

Höfner – Musikinstrumente seit 1887

Auszüge aus dem Manuskript zur Geschichte der Firma Höfner von Christian Hoyer, Bubenreuth.

© www.hofner.com/

Das mittlerweile in Hagenau bei Bubenreuth ansässige Familienunternehmen feierte 2007 sein 120. Betriebsjubiläum. Höfner gehört heute zu den ältesten Musikinstrumentenerzeugern überhaupt. Der Firmengründer Karl Höfner (1864-1955) eröffnete im Jahre 1887 einen Handwerksbetrieb, in dem Korpusse für Streichinstrumente nach althergebrachter Manier hergestellt wurden. Als Zulieferbetrieb erwarb sich Karl Höfner in den Jahrzehnten vor dem Ersten Weltkrieg hohes Ansehen in den Fachkreisen der Geigenbauer.

Aufstieg zwischen den Kriegen

Nach dem Ersten Weltkrieg erweiterten Karl Höfners Söhne Josef und Walter den väterlichen Betrieb zu einem Unternehmen für Streich- und Zupfinstrumente. Das Erzeugungsprogramm erstreckte sich zunächst auf Violinen, Violen, Celli, Bässe sowie auf die hierzu benötigten Bestandteile. Etwas später traten klassische Gitarren hinzu, und ab den 1930er Jahren „Schlaggitarren“. Die Firma avancierte binnen weniger Jahre zum bedeutendsten Erzeuger und Exporteur von Saiteninstrumenten in Schönbach überhaupt.

©www.hofner.com

Zweiter Weltkrieg, Vertreibung, Neuanfang
Der Zweite Weltkrieg bereitete der Verbindung zu den Exportmärkten der Welt ein jähes Ende. Der Umsatz und die Produktionszahl verringerten sich um die Hälfte. Nachdem der Krieg überstanden war, erfolgten die Enteignung von Privatvermögen der deutschsprachigen Bevölkerung und die Nationalisierung von Unternehmen in der Tschechoslowakei, so dass noch im Sommer 1945 ein staatlicher Verwalter die Firma übernahm. Schließlich folgte auf Verlust von Haus und Hof mit der Vertreibung der Verlust der Heimat – ein Schicksal, das die Schönbacher Geigenbauer mit drei Millionen Sudetendeutschen teilten.

© http://www.hofner.com

Die Wiederbegründung der Firma erfolgte Ende 1948 in Möhrendorf, einem kleinen mittelfränkischen Dorf. Unweit davon gelang es – nicht zuletzt auch dank Josef Höfners Einsatz – die Idee einer Geigenbauersiedlung für die Schönbacher Musikinstrumentenbauer in die Tat umzusetzen. Ab Oktober 1949 wuchsen im nahe gelegenen Bubenreuth die Häuser empor: Der Ort zählte 1945 nur knapp 500 Einwohner, bis 1959 fanden hier insgesamt 1.600 ehemalige Schönbacher eine neue Heimat. Damit war der Aufstieg vom Bauerndorf zur Metropole des europäischen Saiteninstrumentenbaus besiegelt.

Die Wiederaufnahme alter Geschäftsbeziehungen und die dadurch enorm wachsende Auftragslage ermöglichten Höfner bereits 1951 einen Fabrikneubau in Bubenreuth, so dass der Wiederaufbau der Traditionsfirma an Weihnachten 1951 mit dem Einzug ins neue Gebäude gekrönt werden konnte.

Boom der 50er und 60er
© http://www.hofner.com/
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Die große Stunde der Bubenreuther Musikinstrumentenbauer schlug zweifelsohne seit Anfang der 1950er Jahren, als der Beat-Boom den Siegeszug der Gitarre einleitete. Auch die verschiedenen Höfner-Schlag- und Elektro-Gitarrenmodelle, für die v. a. Walter Höfner verantwortlich zeichnete, fanden seit Mitte der 1950er Jahre reißenden Absatz. Neben den USA waren v. a. die britischen Inseln Abnehmer für „Gitarren Made in Bubenreuth“. Das in der Londoner Charing Cross Road ansässige Musikhaus Henri Selmer & Company Ltd. übernahm den Höfner-Vertrieb und vergab erstmals den nüchtern nummerierten Gitarrenmodellen die noch heute klingenden Namen „President“ oder „Congress“. Etwa zur selben Zeit traten die Modellnamen „Committee“, „Senator“, „Square Dance“, „Club 40“ und „Club 50“ hinzu. Selmer sorgte damals auch für eine erstklassige Vermarktung. Werbeträger wie Dickie Bishop, Tommy Steele – der englische Peter Kraus – und last but not least Bert Weedon konnten für ein Hofner-Endorsement gewonnen werden.

Die 1960er Jahren läuteten auch in Bubenreuth das Zeitalter der Solidbody-Gitarren ein. Die „Bretter“, wie sie abfällig von den Bubenreuther Geigen- und Gitarrenbauern genannt wurden, fanden Aufnahme ins Programm. Neue Entwicklungen, vor allem im elektronischen Bereich, wurden nötig. Auf diese Weise gelang es Höfner, stets innovativ zu sein und gleichzeitig viele Musiker von der soliden Arbeit seiner Instrumentenbauer zu überzeugen – wie etwa den deutschen Gitarrensolisten Werner Pöhlert, der seit 1969 offiziell für Höfner warb.

„Beatles lieben Bässe aus Franken“
© http://www.hofner.com/


Mit dieser Überschrift titelten die Erlanger Nachrichten 1965 stolz, denn die „Schönbacher Geigenbauer lieferten dem Pilzkopf McCartney die elektrische Gitarre“, wie es in demselben Artikel weiter hieß. Tatsächlich hatte sich Paul McCartney in seiner Hamburger Zeit eine Bassgitarre aus Bubenreuth zugelegt. Der Beatle verguckte sich 1961 in einem Musikgeschäft der Hansestadt in die Schönheit aus Franken und spielt bis heute auf einem nach ihm benannten sog. „Beatle-Bass“.

Krisenstrategien der 70er und 80er

Die Umsatzzahlen waren im Jahre 1969 drastisch eingebrochen, und dieser Abwärtstrend setzte sich Anfang der 1970er Jahre fort. Grund hierfür war nicht nur der abklingende Gitarren-Boom, sondern auch die zunehmende Konkurrenz, die den Bubenreuthern in Fernost erwachsen war. Japanischen Firmen war es gelungen, binnen kurzer Zeit eine Gitarrenproduktion aufzubauen.

Dennoch warb die Traditionsfirma wenige Jahre später selbstbewusst für ihre Produkte: „Höfner-Gitarren, tonangebend auch in den 80er Jahren“. Tatsächlich war es der Bubenreuther Firma mit neuen Strategien, die auf Qualität „Made in Germany“ in den oberen und mittleren Preisklassen setzten, sowie mit neuen Endorsern gelungen, der Krise erfolgreich zu begegnen. Zu diesen Zugpferden gehörten sicherlich die Steve Gibbons Band, Ricky King und Attila Zoller. Mit Optimismus und unter dem Motto „Leistung hat Zukunft“ beging man bei Höfner 1987 das 100jährige Bestehen der Firma. Seit 1957 seien 1,5 Millionen Instrumente produziert worden und jährlich würden immer noch an die 30.000 Instrumente das Werk verlassen, hieß es voller Stolz.


© http://www.hofner.com

© http://www.hofner.com/

Das jüngste Kapitel

Aus Altersgründen verkauften die Gründerenkelin Gerhilde und ihr Mann Christian Benker 1994 die Firma an den englischen Boosey & Hawkes-Konzern (B & H). Dieser entschloss sich 2002, seine „Instrument Division“, zu der auch andere weltbekannte Musikinstrumentenhersteller wie Rico oder Buffet Crampon gehörten, an das britische Investorenkonsortium „The Music Group“ zu verkaufen. Dort entschied man jedoch sehr bald, dass mit dem Verkauf der Einzelfirmen das einträglichste Geschäft zu machen wäre. Im Rahmen eines so genannten „Management-Buy-Outs“ kam das renommierte Unternehmen Höfner 2005 in den Besitz von Klaus Schöller und seiner Ehefrau Ulrike Schrimpff, die zu diesem Zeitpunkt schon seit vielen Jahren leitend in der Firma tätig waren. Somit knüpft Höfner wieder an die lange Tradition des 1887 in Schönbach als Familienbetrieb gegründeten Musikinstrumentenerzeugers an.

Hier geht es zum Vintage Showroom von
Höfner!

Alle Höfner Modelle sind hier aufgelistet und es gibt einiges an Informationen

Ich habe beschlossen, das Thema Höfner selber nicht zu bearbeiten. Zum einen ist es so umfangreich, dass ich es nur oberflächlich anschneiden könnte und zum anderen sind die einzelnen Gitarrenmodelle
von Höfner bereits auf
Steve Russels VINTAGE HOFNER Webseite
perfekt vorgestellt und erklärt.


Des weiteren gibt es auch noch das
HOFNER HOUNDS Discussionsforum im Netz.


Auch die umfangreiche
“collecting Hofner vintage guitars”

Seite von Stephen Candib ist sehr interessant.

Willy Hums

Artikel von Stefan Lob

Willy Hums war ein Mandolinenmacher aus Markneukirchen, Blücherstraße 4. Leider habe ich keine genauen Geburtsdaten aber er wird wohl um 1900 geboren worden sein.

Er arbeitete in der berühmten Werkstatt von Peter Harlan, der selbst in Markneukirchen gelernt hat.1921 machte er sich dort selbständig und spezialisierte sich auf historische Instrumente. Peter Harlan hat nach dem 2.WK die Burg Sternberg übernommen und seine Werkstätten von Markneukirchen dorthin verlegt.

Willy Hums hat nach dem Krieg weiterhin in Markneukirchen gearbeitet und seine Instrumente über die Migma vertrieben.

Zu der Gitarre

Diese wunderschöne Schlaggitarre von Willy Hums baute er 1949. Sie wurde über die Migma vertrieben. Auf dieser Gitarre sieht man noch ein altes Label, dass kurz danach gegen das typische „Migma Meister“ Label ersetzt wurde. Die symmetrische Korpusform erinnert sehr an alte Vorkriegs (L10/L12) Gibson Modelle. Besonders die gerade Linie, entlang des Halsfußes am Oberbug, ist ein typische Zeichen. Die aufwendig ausgeformte Kopfplatte mit Perloideinlagen spricht dafür, das Hums aus einem Betrieb kommt, der sich mit historischen Instrumenten beschäftigt hat.
Zu diesem Thema habe ich auch schon ein kleinen Artikel veröffentlicht!
Historische Vorlagen im Schlaggitarrenbau

Der eingelegte Mittelstreifen der Kopfplatte aus schwarz/weißem Perloid findet sich als Ziereinlage am gesamten Korpus wieder. Hals und Schalllöcher sind weiß eingefasst. Besonders auffällig sind die dreieckigen Einlagen im Griffbrett und die V-förmige Einlage am Endklotz.


© anonym mit BR

Diese Gitarre zeigt, das Willy Hums ein sehr eigenständiger und handwerklich geschickter Instrumentenmacher war.
Über weiter Bilder von Hums Instrumenten würde ich mich sehr freuen.

Peter Harlan

Hier ein paar interessante Links und ein Artikel zu Peter Harlan und der Burg Sternberg

Peter Harlan Wikipedia
Burg Sternberg Wikipedia
Peter Harlan: Im Spiegel der Geschichte
Burg Sternberg

Peter Harlan ( 1898 – 1966 )
Vita von Peter Harlan

„Elternhaus und Wandervogelbewegung haben mein Leben bestimmt. Mein Vater, Walter Harlan, der Dichter des „Nürnbergisch Ei“, des „Jahrmarkt in Pulsnitz“, kam als Dramaturg zum Lessingtheater nach Berlin, wo ich 1898 geboren wurde. Gerhardt Hauptmann, Hermann Bahr, Julius Bab, der Historiker Hans von Delbrück gingen bei uns ein und aus – der Theologe Adolf von Harnack, der Architekt Peter Behrens und viele Leute vom Theater, Eduard von Winterstein zum Beispiel und Heinz Hilpert, der, als ich ihn durch meinen Bruder Veit (1) kennenlernte, noch Schulmeister war. … Früh kam ich zum Wandervogel, gehörte zur Urgruppe Berlin-Steglitz, die Karl Fischer selbst gegründet hatte. Heraus aus der Stadt – zurück zur Natur – Zupfgeigenhansel – Zupfgeige, das hat mich schon als Sextaner tief bewegt, und der Wunsch kam auf, Instrumentenmacher zu werden. So ging ich …. zu Ernst Kunze, dem späteren Obermeister der Zupfinstrumenten-Innung in die Lehre. 1921 aber machte ich mich in Marktneukirchen selbstständig, weil das, was ich bauen wollte, in keiner Werkstatt zu lernen war.“

Peter Harlan: „Die Burg der Fideln und Flöten“, Merian Heft Nr. 4, Hamburg, 1956.

(1) Veit Harlan, UFA-Regisseur, realisierte Propagandafilme wie „Jud Süß“, „Kolberg“ aber auch „Das geheimnisvolle Herz“ nach der literarischen Vorlage seines Vater Walter Harlan. ( Anm. d. Verf. )

„Auf den Trümmern einer großen bürgerlichen Epoche nach der Katastrophe des ersten Weltkrieges, eigentlich aber schon in der heftigen Opposition der ersten Wandelvogelzelle Steglitz 1901, entsteht jene radikal jung denkende und handelnde, kompromißlos optimistische kulturelle Erneuerungsbewegung, in die Peter Harlan hineingeboren wird und die er, in enger Verbindung mit ihren Protagonisten, ihren oft heftigen Richtungsstreiten und Parteiungen, ein halbes Jahrhundert lang entscheidend mitprägen sollte.“

„Die Rückbesinnung auf das „Echte und Wahre“, wie man es im Volkslied, in den Denkmälern der „alten“ Musik zu finden glaubt, bringt den neuen Entwurf einer Gegenkultur zum bürgerlichen Konzert- und Musikvereinsbetrieb. Der „Zupfgeigenhansel“ bewirkt nicht nur beim jungen Peter Harlan eine Leidenschaft für das Singen zur Gitarre, er wird zur Vision einer besseren Welt. Und eine Reise nach Weimar mit seinem Lehrer, dem Organisten Franz Wagner, weckt die Begeisterung für Goethes Klavichord, das verstimmt im Gartenhaus steht. Daraufhin beschließt Peter Harlan, Schule und Abitur an den Nagel zu hängen, um Instrumentenbauer zu werden. Als „Gitarrentischler“, wie es der Vater abschätzig bezeichnet, beginnt Peter Harlan eine Gitarrenbaulehre bei Obermeister Ernst Kunze in Marktneukirchen, fertigt in Serie die Muscheln der Wandervogellauten, sucht aber neben der Tagesarbeit in einer eigenen Werkstatt, seinen Traum von dem „was ich wirklich wollte“, der Neuentdeckung der Instrumente des 16. Jahrhunderts, zu verwirklichen.

Fritz Jöde: Interview mit Peter Harlan, Protokoll der Tonbandaufzeichnung aus dem Archiv der Jugendmusikbewegung, Wolfenbüttel, o.J.

„Enge Verbindung hielt ich mit dem Instrumentenbauer Fritz Wildhagen, der köstliche alte Instrumente besaß, mit den musikwissenschaftlichen Seminaren, besonders mit dem Seminar von Prof. Dr. Willibald Gurlitt, der 1921 nach den Angaben, die Prätorius in seinem Buch „Syntagma misucum“ überlieferte, die erste „Prätoriusorgel“ bauen ließ. Wie Gurlitt damals zur Barockorgel kam, die heute als die „moderne“ Orgel anerkannt ist, so kam ich über dieses Instrumentenbuch des Prätorius, das ich schon als Knabe gelesen und bewundert hatte, zu den Blockflöten, Fideln, Gamben, Klavichorden und anderen Instrumenten.“

Peter Harlan: „Die Burg der Fideln und Flöten“, Merian Heft Nr. 4, Hamburg, 1956.

„Durch den Freiburger Professor Gurlitt lernt Harlan die Blockflöte kennen und fertigt 1921 das erste Exemplar. Dazu besorgt er sich von Curt Sachs, damals Sammlungsleiter des Berliner Musikinstrumentenmuseums, eine alte Barockblockflöte des Nürnberger Meisters Jakob Denner als Vorbild. … Dabei passieren ihm beim „herumdoktern“ aus „Mangel an Kenntnissen“ solche „plumpvertraulichen Fehler wie die Entwicklung der „Verrücktheit der sogenannten deutschen Griffweise“ bei der Blockflöte. Ein Fehler, den Harlan selbst, vor allem nach der Bekanntschaft 1925 mit den Pionieren der alten Musik in England, der Familie Dolmetsch, wieder ausbügelt. Die deutsche Griffweise ohne die für Anfänger etwas schwierigen Gabelgriffe hatte aber schon, trotz ihrer problematischen Intonation, für den Bedarf der Schulmusik ihren vorläufigen Siegeszug angetreten.: als „Bärenreiter-Blockflöte“ aus den „Harlan-Werkstätten“ für etwa 4 Reichsmark.“

Fritz Jöde: Interview mit Peter Harlan, Protokoll der Tonbandaufzeichnung aus dem Archiv der Jugendmusikbewegung, Wolfenbüttel, o.J.

„Schmunzelnd zeigt uns Harlan seine erste Blockflöte und erklärt:“ Sie hat inzwischen 100 Millionen Nachkommen, die von Amerika bis zur Sowjetunion geblasen werden.“ Mit dieser Blockflöte erregte Harlan das Interesse eines namhaften Berliner Musikwissenschaftlers, und 1925 erhielt er eine Einladung, im Auditorium Maximum der Berliner Universität einen Vortrag über sein Instrument zu halten. Die „BZ am Mittag“ schrieb damals: “Was der kleine Harlan uns da vorgeblasen hat, ist ja sehr reizend, er soll sich aber nur nicht einbilden, daß so ein einfaches Instrument ohne Klappen volkstümlich werden kann.“…..Als er viele Jahre später in einer öffentlichen Veranstaltung vom Reichskulturminister Rust vor dem Mikrophon coram publico gefragt wurde: „Die Blockflöte ist doch sicher ein urdeutsches Instrument?“ antwortete Peter Harlan: „Herr Minister, da ist nichts zu machen, das haben schon die alten Ägypter geblasen.“

Günther Schürmann: Besuch beim Vater der Blockflöte, in Westfalenspiegel Heft 11, Dortmund, 1954.

„Harlan baut … 8-Saitige Gitarren in D, auf der auch die neu entdeckten Lautenwerke Bachs spielbar werden, aber ebenso doppelchörige Lauten, Klavichorde, Cembali. Neben wertvolleren Instrumenten für den Export entstehen Schulgamben im ganzen Stimmwerk als „Bärenreiter-Gamben“ sowie 3-saitige Viellen in Quintstimmung. Doch Harlan geht noch einen Schritt weiter: Aus Mangel und Not während des zweiten Weltkrieges – eine Schule in Elbing benötigte einen Gambenchor – konstruiert er in Vereinfachung des „organischen Grundgerüstes der Gambe“ und den Proportionsverhältnissen des „goldenen Schnitts“ die Fidel „ die wichtigste meiner Taten“. Zusammen mit dem als Leiter eines Arbeitsdienstlagers in Tennsee bei Mittenwald tätigen Karl Frank bauen sie mit den Männern des Arbeitsdienstes jene Instrumente „in gotischer Form“, die, mit leichten Stahlsaiten über einer dachförmigen Decke bezogen, als neue Volksinstrumente neben der Blockflöte mit ihrem silbrig stillen Klang und der leicht zu erlernenden Spielweise nach dem Krieg die zukunftsweisenden Laieninstrumente werden sollten. Auf Lehrgängen in ganz Europa verbreiten Frank und Harlan diese bewußt unhistorischen „Fideln“ – ein Gegensatz zur historischen „Fiedel“ des Mittelalters – für den Selbstbau, verbunden mit dem gleichzeitigen Erlernen ihrer Spielweise und ihre Anwendung im Fidelchor. Mehr als die Familie der Violinen, die für Harlan ein „veraltetes Klangideal“ darstellen, glaubt er in der Fidel das „Klangideal unserer Zeit“ gefunden zu haben, mit dem den alten, volkspädagogischen Zielen der Jugendbewegung ein zukunftsträchtiges Mittel mit gemeinschaftsbildender Kraft gewidmet werden soll. Bachs „Kunst der Fuge“, Hindemiths „Ludus tonalis“ – nun mit Laien erreichbar. Eine Vision?“

Fritz Jöde: Interview mit Peter Harlan, Protokoll der Tonbandaufzeichnung aus dem Archiv der Jugendmusikbewegung, Wolfenbüttel, o.J.

„Nach dem Krieg ließ ich mich im Lipperland, auf der alten sagenumwobenen Burg Sternberg nieder, wo ich das Gepäck meiner Truppe, welche in Holland stationiert gewesen war, im letzten Kriegsjahr in Sicherheit gebracht hatte.“

Peter Harlan: „Die Burg der Fideln und Flöten“, Merian Heft Nr. 4, Hamburg, 1956.

„Und das war ein Glück für Burg Sternberg. Der Mann, der sonst die feingliedrigen Instrumente baute, wurde nun plötzlich „Burgkommandant“ auf dem Sternberg in Lippe. Er erhielt drei große Fässer Benzin und den Befehl, die Burg beim Rückzug zu verbrennen.“

Günther Schürmann: Besuch beim Vater der Blockflöte, in Westfalenspiegel Heft 11, Dortmund, 1954.

„Peter Harlan, mein Vater, war als Bewacher des Luftwaffenersatzteillagers eingesetzt. „Dienstreise nach Burg Sternberg, Rückreise entfällt“. Er betonte bis an sein Lebensende, daß er diesen Befehl unaufhörlich befolge.“

Klaus Harlan: Lippische Sehenswürdigkeiten Heft 1, Lemgo 1974

„Die Burg war für die Projekte, die er plante, ideal, und so verpachtete sie ihm der Lippische Landespräsident ( Heinrich Drake ,Anm. d.V.) 1946 für 280 Deutsche Mark.“

Christian Althoff: Familienschatz hinter Burgmauern, LZ, 10./11. August, Detmold 1996.

„In den Schulferien führe ich nun auf Burg Sternberg Musikkurse durch: …. Im Mittelpunkt steht die Fidel, denn sie ist für die Hausmusik das Instrument, welches den Geigen im modernen Orchester entspricht. ….wer aber eine Fidel zu spielen gelernt hat, der kann ohne weiteres auch die anderen Instrumente (verschiedener Größen ) spielen, denn die Fideln sind alle gleich gestimmt und werden alle aus der gleichen Spielhaltung heraus gespielt.“

„Da der Kreis der empfindsamen Menschen sich nicht mehr auf bestimmte Gesellschaftsschichten beschränkt, die empfindsamen Menschen heute sogar meist ein schmaleres Portemonnaie haben, als es unserer prosperierenden Zeit entspricht, so müssen wir zu einfachen Instrumenten kommen; es dürfen dies aber keinesfalls „vereinfachte“ Instrumente sein. Das wertvolle Einfache bedingt sich von innen.“

„Wir improvisieren auch zusammen und komponieren; denn was wäre das für ein Sprachvertrauter, der etwa von einer erlernten Sprache nur klassisch geformte Sätze lesen, sich aber gar nicht in der Sprache unterhalten könnte.“

Peter Harlan: „Die Burg der Fideln und Flöten“, Merian Heft Nr. 4, Hamburg, 1956.

Harlan-Werkstätten

„Dr. Einstein beginnt in seiner Untersuchung des Gambenspiels der Alten einen Abschnitt: “Das Spiel auf der Gambe war wesentlich Improvisation“; so baue ich auch heute im allgemeinen die Gambe nicht für Leute, welche auf einen Gambenpart angewiesen sind, sondern für solche, die sich den Tenorpart aus irgendeiner Stimme heraushören können oder die auch mit dem Instrument irgendeine Melodie oder Baßstimme abspielen oder improvisieren wollen, wie es ihnen in den Weg kommt, also für Lautenisten die nun mal das Griffbrett kennen und beim Hausmusizieren irgendeine Lücke damit ausfüllen wollen.“

Peter Harlan, Zur Frage der Hausmusik-Instrumente, in :Die Singgemeinde, 2. Jg., 1925.

„Ein rechter Gambenchor, wird, wie der Name schon sagt, in der Knien gespielt, auch das kleinere Instrument. Dadurch bekommt der ganze Chor eine Einheitlichkeit, was die Deklamation der verschiedenen Stimmen anbetrifft. Eigentlich ist dieser Gambenchor am meisten dazu geeignet, sich zu den Blockflöten zu geselllen, besonders seit ich diesen Gambenchor in ganz schlichter Art zu sehr niedrigen Preisen herstelle.“

Peter Harlan, Alte Musikinstrumente, in: Nagels Hausmitteilungen für Musikfreunde Nr. 2, Hannover, 1931.

„Wir haben aber auch viele historische Instrumente gebaut, um damit die Partiturforderungen etwa Bachs oder Monteverdis zu erfüllen; wir bauten dann einfach uns bekannte Instrumente der jeweiligen Zeit und jeweiligen kulturellen Umwelt nach. …. Doch die Musikinstrumente des Mittelalters sind uns meist nur auf Bildern überliefert. Nun aber, nur auf Grund von Bildern Instrumente, die wir niemals gehört haben und deren Spielweise wir nicht kennen, nachzukonstruiren, ist eine mißliche Sache. Viele Studien sind notwendig, um „malerische“ Instrumente von „abgebildeten“ unterscheiden zu können. Die Instrumente beispielsweise, die auf dem Genter Altar der Brüder van Eyck zu sehen sind, können wir nachbauen; die des Isenheimer Altars von Grünewald nachzubauen, wäre absurd, da es diese Instrumente in jenen Zeiten gar nicht gab. Die Instrumentenarten des Mittelalters gehörten zu den jeweiligen Gesellschaftsklassen; es waren keine “Werkzeuge”, sondern sie entsprachen dem Wesen der Stände wie Kleidung oder Tracht. So sind die Modelle meiner Lauten, Gitarren, Gamben, Fideln, Klavichorde keine Nachbildungen historischer Instrumente, sondern aus dem Vertrautsein mit der Historie neu gewachsene Instrumente für unsere Schul- und Hausmusik.“

Peter Harlan: „Die Burg der Fideln und Flöten“, Merian Heft Nr. 4, Hamburg, 1956.

„Konrad Ameln berichtet von einem Konzert des „Folkwang-Studio für alte Musik“ mit Glaser, Wöhl und Wenzinger und hebt die von ihnen gespielten Gamben aus der Harlan-Werkstatt im Gegensatz zu den übrigen im Konzert gespielten Gamben hervor und bemerkt Verbesserungen im Instrumentenbau.“

Das Quinton, das an sich schon ein Zwitter zwischen Gamben- und Violinenfamilie ist, … scheint in der Jugendmusikbewegung sehr großes Interesse geweckt zu haben und im Anfang ein Wegbereiter der Fidel gewesen zu sein. Harlan stellt das Quinton, das bei seiner „Wiederbelebung“ zunächst wohl nur „da bracio“ gespielt wurde, auch als „Armviole“ oder „Geigenviole“ vor.

Sandra Zydeck: Die Wiederentdeckung von Gambe und Fiedel im Umkreis der Jugendmusikbewegung, Schriftliche Hausarbeit zur Erlangung des Grades einer Magister Artium, Fakultät für Geschichtswissenschft, Ruhr-Universität Bochum, Mönchengladbach, 1997

„Als Altinstrument schlage ich ein von mir gebildetes Instrument vor, welches sich schon jahrelang nicht nur in den Harlan-Lucas-Konzerten als besonders schön und brauchbar erwiesen hat, sondern auch in mancher anderen Musikantengruppe: das Quinton.“

„Dieses Instrument ist durch seinen Tonumfang für unseren Zweck fast das universalste. Eine Oktave tiefer als die Geige, reicht es noch unter die heutige Bratsche, die ja, wie alle Instrumentenbauer beklagen, ein quälendes Konstruktionsproblem ist, und mit der fünften und höchsten Saite noch in den Bereich der Geige, die ja ein Sopraninstrument ist.“

„Ein wesentlicher Vorteil für das Quinton ist die für jeden einigermaßen sicheren Geiger ohne weiteres mögliche Spielbarkeit, während die Gambe in Quartz-Terz-Stimmung vom Cellisten immer ein gewissen Umdenken und vom Lautenisten die Gewöhnung an den Bogen verlangt.“

Peter Harlan: Zur Frage der Hausmusik-Instrumente, in : Die Singgemeinde, 2. Jg. 1918.

„Die erste Kniefiedel baute Till Harlan, der Sohn Peter Harlans als Lehrling in der Marktneukirchener Werkstatt Harlans im Jahre 1943; das achtförmige Instrument hatte bereits eine Dachdecke: Aufgrund der Beschaffungsschwierigkeiten von Gamben in den Kriegsjahren, ist es möglich, das Peter Harlan es in Erwägung gezogen hatte, mit der neuen „Kniefiedel“ als Gambenersatz den Instrumentenmangel an einer Hochschule zu beheben. Dieser erste Fiedeltypus wurde jedoch nicht in Serie gefertigt.“

„1945 schuf Harlan mit einem neuen Kniefiedelmodell …der „Tennseefidel“, das diesen Namen erhalten hat, weil es in einem Arbeitsdienstlager am Tennsee bei Mittenwald erstmals von einer größeren Laiengemeinschaft im Selbstbau hergestellt wurde, die Grundlage für eine größere Verbreitung der Kniefiedel. „

In seiner „Fidel-Fibel“ stellt Harlan in den 1950er Jahren zwei Modelle vor: Die „Eckige Fidel nach dem Werkbogen herausgegeben von Peter Harlan im Bärenreiter Verlag“ sowie die „Werkstatt-Fidel aus der Peter Harlan Werkstatt, Burg Sternberg“, die offenbar auch „Sternberg-Fidel“ oder „Harlan-Fidel“ genannt wurde.

Sandra Zydeck: Die Wiederentdeckung von Gambe und Fiedel im Umkreis der Jugendmusikbewegung, Schriftliche Hausarbeit zur Erlangung des Grades einer Magister Artium, Fakultät für Geschichtswissenschft, Ruhr-Universität Bochum, Mönchengladbach, 1997

Musikalische Tradition der Burg Sternberg

„Noch bevor Feldmarschall von Pappenheim hier mit hundert Pferden nächtigte und Gerhard Kleinsorge, der von dem berüchtigten Hexenbürgermeister aus Lemgo verbrannt wurde, hier beim Geigenspiel vergessen suchte, lebte auf der Burg Graf Simon VI. von Lippe, einer der großen Mäzene und Bauherren der Weser-Renaissance und Freund seiner großen Zeitgenossen Tycho de Brahe und Kepler. Von Graf Simon VI. erhielt auch ein angesehener Kirchenkomponist und Musiktheoretiker der Renaissance große Aufträge: Michael Prätorius. Ein Kirchenmusikwerk von Prätorius, das dem Grafen Simon gewidmet ist, trägt das gleiche Wappen, das sich über dem Portal der Burg Sternberg befindet.“

Günther Schürmann: Besuch beim Vater der Blockflöte, in Westfalenspiegel Heft 11, Dortmund, 1954.

„Zwei Jahre später stellte ich anläßlich eines von Dr. Erich Valentin und mir eingerichteten Praetoriusfestes fest, daß Michael Prätorius den Herrn auf Sternberg im ausgehenden 16. Jahrhundert, den Grafen Simon VI. von Lippe, in seiner Widmung zu den „Musae Sioniae“ „Fautor et promotor“ (Gründer und Weitertreiber) der edlen Kunst der Musik genannt hatte, und als ich das noch Wappen des Grafen in der großen Gesamtausgabe des Prätorius fand, wußte ich, daß mich ein beziehungsvolles Schicksal hierher gebracht hatte. Graf Simon war der vertraute Ratgeber des Kaisers Rudof II. gewesen, hatte an desssen Hof Tycho de Brahe, Johannes Kepler gerufen – und Michael Prätorius Orgel bauen lassen.“

Peter Harlan: „Die Burg der Fideln und Flöten“, Merian Heft Nr. 4, Hamburg, 1956.

„Im Zentrum der Sternberg-Kurse steht das Musizieren im Fidelchor: auf Sopranfideln für die Sopran- und Altstimmen, auf Tenorfideln für die Tenor und Baßstimmen. Dazu treten dann auch noch die Vagansfideln und das Perdessus, Gamben und Lauten, Spinett oder Cembalo und auch die Instrumente des Orffschen Schulwerkes.“

„Die Burg Sternberg ist heute eine Stätte deutscher Musikpflege, im Sinne ehrwürdiger Traditionen der Instrumentenbaukunst und des edlen Gedankens der Hausmusik und des Gemeinschaftsmusizierens.“

„Peter Harlan ist ein Musikant, Handwerker und Künstler in einer Person. Ihn auf seiner klingenden Burg zu erleben, die Radleier auf dem Schoße, singend zur eigenen Spinettbegleitung, philosophierend von den geheimnisvollen Zahlensymbolen, von der ewigen Ordnung und Harmonie des Alls – das ist ein unvergeßliches Erlebnis.“

Wolfram Schwinger: Klingende Burg Sternberg, in Musica, Kassel 1958.

„Till Harlan führte die „Musikburg Sternberg, die er 1966 nach dem Tod seines Vaters zusammen mit seinem Bruder Klaus übernommen hatte, bis 1996. Neben seinen „Klangvorführungen“ veranstaltete der Musikpädagoge Konzerte mit dem “Burgtrio“, das meist selbst komponierte Musik spielte, oder lud andere Ensembles zu Konzerten in den Rittersaal.“

Christian Althoff: 50 Jahre Musiburg Sternberg, in LZ vom 10/11. August, Detmold, 1996

„Damals wie heute werden die Instrumente, und das ist eine weitere Besonderheit der Sammlung Harlan, klingend vorgestellt. Je nach Interesse und musikalischem Schwerpunkt der Person, die eine solche “Klangvorführung“ leitet, erklingen dabei unterschiedliche Instrumente und Werke aus verschiedenen Musikepochen.“

Ute Soldan:Die Musikinstrumentensammlung Harlan auf Burg Sternberg, in Heimatland Lippe, Detmold, 1999

Quellen
4 Lindberg Kataloge
Bilder von mehr als 200 Gitarren
55 Bilder von datierten Instrumenten
Untersuchung von mehr als 30 Instrumenten

Danksagung:

Vielen Dank an Stephen Candib, Simon Deobald, Frankpaush, Johann Frisch, Rolf Gückel, Kim Jensen, Herbert Rittinger, Ol'Fret , Snap, Wietse und viele andere Teilnehmer des "Euroguitars Forums" und viele eBayer weltweit, die mir Bilder und anderes Material zur Verfügung stellten.

Danksagung von Stefan Lob

Vielen Dank an Kield "Lacquercracks" für diese sensationelle Bestimmungshilfe, Herrn Martin Haberfellner für die vielen Informationen, Herbert Rittinger der mich als erster auf Rod. Hoyer Gitarren aufmerksam machte und durch ein Aufkleber in einer seiner Gitarren auch den Herkunftsort nennen konnte. Durch diese Informationen war es mir erst möglich weiter zu forschen. Natürlich auch Dank an die zahlreichen Leser und Freunde, die dieses Projekt unterstüzten.

Kield "Lacquercracks" und Stefan Lob für "www.schlaggitarren.de" im Dezember 2009

Wolfgang Hüttl

Artikel von Stefan Lob

Biografie Daten - R. Hüttl (Sohn von W. Hüttl)

Wolfgang Hüttl wurde am 26.06.1921 in Schönbach im Egerland geboren. Er ist 1946, nach der Vertreibung der Sudetendeutschen, in Bubenreuth angekommen. Dort gründete er die Fa. W. Hüttl. Seine Frau war die Tochter von Rosa Klier (Besitzerin Fa. Klier) und die kaufmännische Leiterin des Betriebs.

Die Fa. Hüttl hatte eine eigene Werkstatt und beschäftigte einschließlich Heimarbeiter ca. 50 Angestellte. In den besten Zeiten wurden bis zu 500 Gitarren pro Tag versandt (Eigenbau und Handelsware). Die Firma existierte bis 1983.

Hauptsächlich wurden Gitarren und Bässe gebaut (mehr Akustische Modelle, weniger massive E-Gitarren). Es gab ein paar Sonderanfertigungen von Hackbretter und Balalaiken, meistens als Messemuster oder in ganz kleinen Stückzahlen.
Alle Instrumente wurden vom Betrieb angefertigt bis auf die letzten Jahre, da wurden, aus wirtschaftlichen Gründen, zusätzlich Gitarren aus Asien importiert. Wolfgang Hüttl verstarb am 25.12.1995.

Zu den Gitarren

Wolfgang Hüttl hatte einen Hang zu besonders expressiven Formen und einem außergewöhnlichem Design. Neben dem Standartprogramm sind die OPUS Modelle für die Schlaggitarrenfreunde besonders Interessant.


©HR

OPUS 59

  • Boden und Zargen in Mahagoni und Ahorn Intarsien gestreift
  • Massive Fichtendecke oder laminiert
  • Schallöcher in stilisierter H-Form
  • Saitenhalter mit Holzeinlage und Opus 59 Logo
  • Kopfplatte und Schlagbrett im gleichen, gestreiften Design
  • Mechaniken mit Beinwellen und Schmetterlingsflügeln
  • 5-Fach gesperrter Hals mit Stahlstabeinlage

Hier eine Bericht von Herbert Rittinger über eine Opus 59 Restauration!


© RS

OPUS 60

  • Boden in Palisander
  • Zargen in Palisander und Ahorn gestreift
  • Kopfplatte und Schlagbrett im gleichen, 3 Streifen Design
  • Opus Logo auf dem Schlagbrett
  • Schallöcher in stilisierter H-Form
  • Mechaniken mit Beinwellen und Schmetterlingsflügeln
  • Mehrfach abgesperrter Ahornhals in natur


© MK Dorsten / anonym mit BR

OPUS 61

Leider habe ich keine Katalogbilder einer 61 aber ich denke die Gitarre rechts, mit der rot gebeizten Decke, könnte dieses Modell sein.

Die Gitarre links hat sehr viel Ähnlichkeiten besonders die Rauteneinlage in der Kopfplatte. Der Rest sieht sehr nach dem Lindberg Modell „Bella Nova“ aus.

OPUS 62

  • Sehr ausgefallenes Modell in Wappenform
  • Korpus aus Nussbaum / Hals aus Ahorn mit verstellbarem Stahlstab
  • Ausgefallener Saitenhalter
  • Schalllöcher in Schlitzform

OPUS 63

  • Kleine Halbresonanz Schlaggitarre
  • Elektronik – Mischpult mit 2 TA
  • Ungewöhnlich einfache Bauart für eine Gitarre aus der OPUS Serie

OPUS 64

  • Halbresonanz Schlaggitarre in Wappenform
  • Decken und Boden in einer Gold-metallic-Effekt Lackierung
  • Zarge wurde mit einem hochglanzpolierten Plastikstreifen eingefasst
  • Verstellbarer Mahagoni-Hals
  • Moderne Elektronik mit einer Tremolo Effektschaltung

OPUS “Bella Nova”

Sondermodell “Bella Nova” für das Musikhaus Lindberg angefertigt

Mehr OPUS Modelle sind mir nicht bekannt.

Viele W. Hüttl Gitarren sind äußerst extravagant und außergewöhnlich. Zum Teil sind es Einzelanfertigungen und Sondermodelle die er designt und meistens für Messen hat bauen lassen.

OP-ART

Op-Art bezeichnet die Kunstrichtung Optical Art. Op-Art ist eine Form der Malerei die mit der optischen Wahrnehmung des Betrachters spielt. Mit Hilfe von geometrisch abstrakten Formmustern und Farbfiguren sollen im Auge des Betrachters Bewegungs- und Flimmereffekte hervorgerufen werden, die zu optischen Täuschungen führen können. Die Op-Art gibt es seit den 50er Jahren aber Mitte der 60er Jahre wurde sie so beliebt, das Sie auch im Alltag Einzug hielt und es Gebäude mit Op-Art Anstrich gab oder, wie hier, eine ausgefallene Gitarre mit Op-Art Einlegearbeiten. Hüttl war nicht der Einzige; bei Rodebald Hoyer gab es einen Prototyp einer massiven E-Gitarre mit Op-Art Lackierung. Entwickelt wurde Sie von Hoyers Mitarbeiter Karl Haberfellner.

Neben dem Op-Art Design fällt die asymmetrische Formgebung mit einem doppelten Ausschnitt auf. Die extrem ungewöhnliche Kopfplatte mit einer „eingedrehten Schnecke“ am Ende, ist ein echter Blickfang. Auch die Schalllöcher in verschiedenen Formen sind in Op-Art Stil gestochen.

Beat 67

Die Beat 67 ist vom Grundmodell eine Op-Art mit floralen Einlagen aus edlem Furnier, passend zur Flower Power und Hippie Bewegung Ende der 60er Jahre. Die Schalllochform entstand aus der gespiegelten Form einer floralen Einlage. Das Katalogmodell hat auch die extravagante Kopfplatte der Op-Art. Die Beat 67 rechts, von Arjen Ehlers, hat eine einfachere symmetrische Kopfplatte.


© Arjen Ehlers

Auf der Webseite der kanadischen Gitarrenbauerin Nicole Alosinac, finden sich weitere Bilder einer restaurierten, außergewöhnlichen Hüttl. Diese besitzt auch die Kopfplatte mit der Schnecke und die Schallöcher haben die stilisierte H-Form. Die Zargenhöhe ist höher als bei der Op- Art und der Beat 67.

Hüttl mit konkaver Decke

Diese Hüttl, von Herbert Rittinger, ist sicherlich ein späteres Modell aber an Extravaganz kaum zu Übertreffen. Ein Korpus in Wappenform mit hohen Zargen die mit 6 Teak-Furnierstreifen, in 3 verschiedenen Breiten eingelegt sind. Decke und Boden wurden mit einer schwarz/weißen Ziereinlage umfasst, wobei sich die kleinen Perloidstücke wie in einer Kette aneinander reihen. Auch das ovale Mittelschallloch und die Schalllöcher in extrem breiter Sichelform sind mit der gleichen Verzierung eingefasst. Dieses Bild findet sich in den Dreieckseinlagen des Griffbrettes wieder, welche schwarz/weiß streifig unterteilt sind.

Auf den ersten Blick fällt die große Einlegearbeit auf der konkaven Decke (Innenwölbung) aus Teakfurnier auf. Diese findet sich im leicht gewölbten (normale Außenwölbung) Boden wieder. Das extravagante Äußere dieser Gitarre wird abgerundet durch die asymmetrische Kopfplatte mit eigelegtem Hüttl Logo in Palisander, einem eingefassten Palisander Rand und einer “4 oben – 2 unten“ Aufteilung der Mechaniken. Der Hals hat einen verstellbaren Stahlstab, ein Palisander Griffbrett und ist mit Ahornstreifen, vielfach (multiplex) verleimt. Das edle Äußere rundet ein Sattel und ein Aufstellsteg (sehr hoch aufgrund der Innenwölbung) aus Ebenholz ab.


© HR

COMET

  • Auffällige Halbresonanz Schlaggitarre mit einer ungewöhnlichen, asymmetrischen Doppelausschnitt-Form des Korpus
  • Braun schattierte Lackierung
  • Mehrteilige Perloidrandeinlagen
  • Halseinlagen aus Perlmutt
  • Schlagbrett in einer Nierenform
  • Saitenhalter mit Tremolo
Standard Programm „Schlaggitarren“


© Pique Dame von Jan Marek

Hüttl Halbresonanzgitarren
Massive E-Gitarren von Hüttl


anonym mit BR

Hier zwei ausgefallene 12 Saitige Hüttl Gitarren
Bässe von Hüttl


© lordbizarre

Von links nach rechts:
1) Elbasso – erinnert mit ihrer Wappenform ein wenig an die Opus 62, ausgefallene Schalllöcher in der Form eines Bassschlüssels

2) Dieser Bass ist mit Sicherheit von Hüttl. Auf der Tats Ohisa Jazzgitarrenseite findet man im Bereich Hüttl eine Doppelhals Gitarre/Bass (ganz unten). Diese hat identische, kleiner werdende, dreieckige Schallöcher in halbrunder Anordnung.

3) Typisch für Hüttl! Wenn schon ein Bass in Violinform, dann bitte mit einem ganz eigenem Design

4) Beat Sound – Ausgefallene Korpusform wie die 12-Saitige Hitmaker

Akustik Gitarren von Hüttl
Spanische Modelle von Hüttl
ELKOMPA Gitarren

Diese „elektrische Kompaktanlage“ mit Verstärker und integriertem Lautsprecher wurde in diverse Gitarrenmodelle eingebaut. Zuerst versuchte man in der Fa. Hüttl einen Einbau-Verstärker incl. Lautsprecher für Akustikgitarren selbst zu konstruieren aber sie wurden von einem Koreanischen Hersteller, in der Entwicklung überholt. Von diesem wurden dann die fertigen „Folkamp“ gekauft und in Hüttl Gitarren eingebaut.

Leopold Müller aus Bubenreuth „LEOMA“ war ein Händler der viele Hüttl Modelle im Programm hatte


© Stefan Lob schlaggitarren.de

Endbetrachtung
Für mich ist Wolfgang Hüttl der kreativste und extravaganteste Gitarrenbauer aus Deutschland. Neben den „Standard-Verkaufsgitarren“ die das Werk und die vielen Mitarbeiter finanzierten gab es immer eine Kreativline die Wolfgang Hüttl einen besonderen Ruf unter den deutschen Gitarrenbauern sichert.

Ich suche dringend original Bilder von Hüttl Gitarren um die Katalogbilder zu ergänzen!

Quellen
4 Lindberg Kataloge
Bilder von mehr als 200 Gitarren
55 Bilder von datierten Instrumenten
Untersuchung von mehr als 30 Instrumenten

Danksagung:

Vielen Dank an Stephen Candib, Simon Deobald, Frankpaush, Johann Frisch, Rolf Gückel, Kim Jensen, Herbert Rittinger, Ol'Fret , Snap, Wietse und viele andere Teilnehmer des "Euroguitars Forums" und viele eBayer weltweit, die mir Bilder und anderes Material zur Verfügung stellten.

Danksagung von Stefan Lob

Vielen Dank an Kield "Lacquercracks" für diese sensationelle Bestimmungshilfe, Herrn Martin Haberfellner für die vielen Informationen, Herbert Rittinger der mich als erster auf Rod. Hoyer Gitarren aufmerksam machte und durch ein Aufkleber in einer seiner Gitarren auch den Herkunftsort nennen konnte. Durch diese Informationen war es mir erst möglich weiter zu forschen. Natürlich auch Dank an die zahlreichen Leser und Freunde, die dieses Projekt unterstüzten.

Kield "Lacquercracks" und Stefan Lob für "www.schlaggitarren.de" im Dezember 2009

Rodebald Hoyer

Artikel von Stefan Lob mit Informationen von Martin Haberfellner
Ausführliche Bestimmungshilfe von Kield „Laquercracks“

Rodebald (Rod.) Hoyer wurde am 05.12.1909 in Schönbach im Egerland geboren. Hoyer war im Egerland kein seltener Name und es bestand keine Verwandtschaft zu Arnold Hoyer aus Tennenlohe bei Erlangen. Nach dem Krieg wurde Hoyer aus Schönbach vertrieben und siedelte sich in Kochel am See an.

Laut Handwerksrolle, eröffnete er am 15.12.1948 seine erste Werkstatt in Kochel, im Bergfeldweg 270. Später zog die Firma in die Werkstatt am Friedzaunweg 2.

Laut Chronik der „Feuerwehr Kochel am See“ wurde diese am 7. 10.1957 durch Feuer total vernichtet. Nach dem Brand zogen die Hoyers in neue Betriebsräume in den Von-Aufseß-Weg 1 (Ecke Am Kleinfeld). Karl Haberfellner war Eigentümer dieser Werkstätten, in denen er bis ca. 1957eine Wagnerei (Stellmacherei) sowie eine Bau- und Möbelschreinerei betrieben hat.

Zunächst pachtete Rodebald Hoyer die Werkstätten von Herrn Haberfellner, später hat er sie von ihm gekauft und kurz vor seinem Tod 1964 noch einmal umgebaut (teilweise Neubau).
Nach seinem Tod, hat seine Frau Anna Hoyer die Firma bis zum 01.06.1966 weitergeführt.

Hier Fotos von der alten Werkstatt am Friedzaunweg. Netterweise hat Frau Maresa Kiermeier, deren Vater, Alois Holzer, bei Hoyer arbeitete, mir die schönen alten Bilder zur Verfügung gestellt.
Rodebald Hoyer
Bild 1: Der Mann vor der Werkstatt ist Rodebald Hoyer persönlich, vor seiner Werkstatt am Friedzaunweg.
Es müsste so ca. 1955 entstanden sein.
Herr Klempa und Alois Holzer in der Werkstatt Hoyer
Bild 2: Die beiden arbeitenden Männer sind links Herr Klempa und rechts Alois Holzer in der alten Werkstatt am Friedzaunweg, ungefähr 1955.
Werkstatt innen
Bild 3: Werkstatt von innen.
eine besondere Gitarre
Bild 4: Eine besondere Gitarre die Alois Holzer von einem befreundeten Künstler mit Meerjungfrau usw. bemalen ließ.
Hier Fotos der Werkstatt wie sie heute 2009 aussieht. Diese Fotos hat mir Martin Haberfellner freundlicherweise aufgenommen.
Hoyer & Haberfellner

Herr Haberfellner hat auch bei Hoyer gearbeitet und nach dem Tod von Rodebald Hoyer als Betriebsleiter (er war der einzige Betriebsangehörige mit Meistertitel) der Witwe die Fortführung des Betriebs ermöglicht.

Hoyer war der einzige gelernte Instrumentenbauer im Betrieb gewesen.
Herr Haberfellner war ein erfahrener Wagnermeister der sich in Holzverarbeitung gut auskannte. Sein Vater war Instrumentenmacher und Musiker gewesen und er selbst, spielte Gitarre und Geige. Während seiner Tätigkeit bei Hoyer, erlangte er die notwendigen Kenntnisse und Fertigkeiten zum Bau einer Gitarre. Neben Hoyer, war Haberfellner der einzige, der in der Lage war, eine Gitarre von Anfang bis zum Ende alleine zu bauen.

Rodebald Hoyer hat in kurzer Schaffenszeit sehr viele Instrumente auf den Markt gebracht. In den besten Zeiten hatte er 15–20 Angestellte beschäftigt. Er produzierte sehr rationell und die Angestellten arbeiteten in Teilbereichen. Einer seiner Angestellten war Rudolf Fuchs, der als angelernte Kraft bei Hoyer arbeitete. Seine Tätigkeit hat sich weitgehend auf Hilfsarbeiten beschränkt, wie Instrumente polieren, Saiten aufziehen und Instrumente für den Versand vorbereiten.

Jeder hatte eine bestimmte Aufgabe; Hoyer und Haberfellner waren für die Endproduktion der Gitarren verantwortlich und entwickelten neue Modelle sowie Prototypen und Ausstellungsstücke für Messen. Sie bauten vorwiegend Schlaggitarren aber auch einfache klassische Schüler- und Wandergitarren. Es gab auch Versuche massive Elektro-Gitarren zu bauen.

So erinnert sich Martin Haberfellner, dass sein Vater an einer OP-ART Gitarre gearbeitet hat. Op-Art bezeichnet die Kunstrichtung Optical Art. Op-Art ist eine Form der Malerei die mit der optischen Wahrnehmung des Betrachters spielt. Mit Hilfe von geometrisch abstrakten Formmustern und Farbfiguren sollen im Auge des Betrachters Bewegungs- und Flimmereffekte hervorgerufen werden, die zu optischen Täuschungen führen können. Anfang der 60iger Jahre hat Haberfellner, angeregt durch Zeitungsberichte, Prototypen einer OP-Art Gitarre gebaut. Massive Elektro-Gitarren mit einem streng geometrischen schwarzweiß-Muster auf dem Korpus. Diese Muster bestanden aus Quadraten, Rauten und in Wellen größer oder kleiner werdender Gitterformen. Die Muster wurden lackiert aber auch als Perloidstücke eingelegt. Martin Haberfellner kann sich noch gut daran erinnern, dass sein Vater die Entwürfe für diese ausgefallenen Gitarren daheim am Küchentisch entworfen hat. Er glaubt nicht, dass diese Gitarren in die Serienfertigung gelangten.

Wer einmal eine OP-ART Gitarre aus Serienfertigung anschauen möchte, sollte in den Artikel über Wolfgang Hüttl schauen. Hüttl hat Gitarren im OP-ART Stil auf den Markt gebracht.

Haberfellner war ein äußerst kreativer Handwerker und hat gerne mit Einlagen und neuen Designs experimentiert.

Das Münchner Musikhaus „Lindberg“ war ein Großabnehmer von Rodebald Hoyer Gitarren. Lindberg gab Ihnen zum Teil eigene Namen und man beklebte sie mit dem Lindberg Label.

Mehr dazu in der Rodebald Hoyer Bestimmungshilfe
von Kield “Laquercracks”

Kield ist ein dänischer Sammlerkollege, der sehr an Rodebald Hoyer und seinen Gitarren interessiert ist. Im Rahmen der Erweiterung der Rodebald Hoyer Historie hat er angeboten eine umfangreiche Bestimmungshilfe zu erarbeiten. Ich habe das Angebot sehr gerne angenommen. 1000Dank Kield!

Bestimmungs & Datierungshilfe von Kield “Laquercracks”

Wie identifiziere ich eine Rod. Hoyer Gitarre?

Am einfachsten wenn ein Label, eine Gravur, oder ein Aufkleber vorhanden ist!



Die meisten Gitarren tragen leider kein Label und viele der Rodebald Hoyer Gitarren wurden über das Münchner Musikhaus Lindberg vertrieben. Lindberg hat seine eigenen Papieretiketten eingeklebt.

Hier ein paar typische Logos


Es gibt jedoch ganz charakteristische Merkmale die eine Bestimmung einfach machen

Rod.Hoyer Gitarren haben oft sehr breite Sättel.

Er verwendet gerne ein weißes Perloid mit extrem großer Marmorierung.

Dieses wurde auch als Griffbretteinlage verarbeitet.

Im 12. Bund verwendet er oft eine rote Perloideinlage.
Diese war entweder marmoriert oder auch ohne Struktur.

Dieses rote Perloid sieht man sehr oft auf seinen Kopfplatten.
Wenn man diesen roten, eingelegten Perloid Keil sieht, weiß man direkt: “Es ist eine Rod. Hoyer”!

Die asymmetrischen Modell haben eine ganz eigene Ausformung des Ausschnitts.

Was er bei asymmetrischen Modellen gerne macht, ist ein senkrechter Zierstreifen.
Diese Einlage leitet die Rundung des Ausschnitts ein, das ist wirklich Rod. Hoyer typisch und auf anderen deutschen Schlaggitarren kaum zu sehen.

Der Übergang vom Hals zur Rückseite der Kopfplatte ist ganz eben und hat keinerlei Ausformung oder Wölbung.

Bei den exklusiveren Modellen wurde der Hals angeschraubt.

  • Die alten Modelle und die einfachen Modelle hatten meistens eingeleimte Hälse.
  • “Eine Ausnahme gibt es jedoch! Die ALVA Gitarren ganz unten sind sehr einfache Modelle und diese hatten auch geschraubte Hälse”
  • Viele seiner Modell haben die identische Korpusform. egal ob es ein symmetrisches oder asymmetrisches Modell ist


© Lacquercracks

Auf diesem Bild sieht man bei dem Modell rechts die “Standard” Korpusform, die bei mehr als 90% aller Modelle, egal ob mit oder ohne Ausschnitt, Verwendung fand.

Hier die Maße:

  • Großer Bug: ca.43 cm
  • Kleiner Bug: 32,5 cm
  • Taille: 27,5
  • Länge Korpus: 53 cm
  • Zargenhöhe: 7,5 – 8 cm

Es gibt einige Gitarren mit anderen Maßen, wie die halbakustischen Modelle und die kleinen ALVA Gitarren, welche sehr wahrscheinlich in den Rod. Hoyer Werkstätten gebaut wurden.

Wie datiere ich eine Rodebald Hoyer und die über die Firma Lindberg vertriebenen Gitarren:


© Lacquercracks

Datumsstempel

Die meisten Gitarren sind sehr einfach zu datieren, da sie einen Datumsstempel tragen. Tag, Monat und Jahr findet man auf dem Boden unter der Brücke. Meist zweifach gestempelt, so dass man das Datum von beiden Schalllöchern aus sehen kann. Verwendet werden verschiedene Formate :
“17 964” für 17 September 1964 oder “154 61” für 15 April 1961.

Leider sind nicht alle Gitarren gestempelt. Dafür habe ich eine andere Methode der Datierung entwickelt.
Wenn man sich die Konstruktion, Verzierung und Farben von Korpus und Kopfplatte anschaut, kann man eine ungefähre Datierung vornehmen.


Datierung anhand der Kopfplatten

Alter Kopfplattentyp mit V-förmiger 3-Streifen Einlage. Ca. 1949-1955. Von diesem Typ gibt es keine gestempelten Gitarren.

Alter Kopfplattentyp mit V-förmiger 2-Streifen Einlage. Ca. 1949-1955. Von diesem Typ gibt es keine gestempelten Gitarren.

Diese Kopfplatte mit 4 V-förmigen Einlagen stammt von einer 1956 gestempelten Gitarre und hat dieselbe Form der 2-streifigen Kopfplatte zuvor.

Hier eine typische Kopfplatte aus der Mitte der 50er Jahre, von Gitarren die über das Musikhaus Lindberg verkauft worden sind. Diese Kopfplatte wurde auf diversen Modellen unterschiedlicher Qualität verwendet. 6 V-förmige weiße Streifen auf schwarzem Hintergrund. Zwei dieser Modelle sind mit 1955 gezeichnet, aber sie wurden sicherlich länger gebaut; sehr wahrscheinlich bis 1957/58.

Nachfolger der Kopfplatte oben, ist dieses Modell mit 5 V-förmigen schwarzen Streifen auf weißem Hintergrund. Es gibt zwei gestempelte Modelle von 1958, beide mit weißem Sattel.

Ende der 50er Jahre wurde die Anzahl der V-förmigen Streifen auf 3 reduziert. Dieses Modell mit weißem Sattel stammt von 1959.

In den späten 50er Jahren änderte sich das Design der Kopfplatten maßgeblich. Es entstand dieses asymmetrische Modell in weißem Perloid, mit einer V-Einlage aus rotem Perloid. Diese Kopfplatten tauchen bereits 1958, parallel zu den oben gezeigten, auf und wurden im Laufe der Jahre die “klassische” Rod. Hoyer Kopfplatte. Sie ist auf den meisten Modellen bis 1965 zu finden.

Diese symmetrische Variation der weiß-roten Kopfplatte findet sich hauptsächlich auf den Jazzstar Modellen und wurde von 1959-1963 gebaut. Modelle mit dieser Kopfplatte haben meist 5-fach gesperrte Hälse.

Die Bauweise der Kopfplatten wurde einfacher.
Ab 1962 haben die meisten Jazzstar-Modelle keine Perloidauflagen mehr und zeigen unter der transparenten Lackierung das nun 9-fach gesperrte Holz.

Hier eine seltene Kopfplatte mit rein weißer Perloidauflage. Es handelt sich hier um ein Modell aus den 60er Jahren.

Diese Kopfplatte stammt von einer Lindberg “Modell Rhumba”. Diesen Typ gab es von den späten 50er bis zu den 60er Jahren. Vorhandene Stempel von 1956-1960.

Eine sehr einfache asymmetrische Kopfplatte, wie man sie bei späten und einfachen Modellen findet. Diese stammt von 1964.

Bei dieser Kopfplatte handelt es sich um eine außergewöhnliche Ausführung einer Jazzstar. Besonders auffällig sind die rautenförmigen und floralen Einlagen auf schwarzem Hintergrund und Mechaniken mit Plasikwellen.

Diese SOLIST Kopfplatte stammt von einer besonderen Gitarre. Es war vielleicht ein Messestück, basierend auf dem Broadway Typ. Auffällig ist die etwas breitere Form und die halbmondförmigen Einlagen des Randes, sowie die extravagante Mitteleinlage. Hochwertige Mechaniken mit Flügeln in Schmetterlingsform und Beinwellen mit Plasikhülsen von 10 mm Durchmesser runden das edle Bild ab.

Diese besondere Kopfplatte, aus drei verschiedenen Hölzern gefertigt, stammt von einer Broadway. Der gesamte Hals wurde aus 50 Holzstücken aufwendig zusammengeleimt. Baujahr. Ca. 1960.

Diese Kopfplatte stammt ebenfalls von einer Brodway und wurde in ähnlicher Bauart wie die vorherige erstellt. Diese stammt ungefähr von 1961!

Diese Broadway Kopfplatte ist eine Weiterentwicklung der vorherigen Modelle und die 15-fach Sperrung bestimmt das Design. Diese stammt von ca. 1961-1963.

Schalllöcher diverser Modelle

3 Schalllöcher
Lindberg Bolero Modelle hatten neben den Standard f-Form Schalllöchern ein drittes, rundes Schallloch.

Geteilte Schalllöcher
Inspiriert von Artur Lang gab es auf den Brodway und Staccato Modellen auch zweigeteilte Schalllöcher. Diese gab es von 1960-1963.

Seltene f-Form
Diese f-Form mit zwei unterschiedlich großen Endlöchern stammt von einem alten Modell um 1950.

Flammenförmiges Schallloch
Dieses findet man bei Modellen aus den 60er Jahren von 1961-1965.

Schmale, längliche f-Form
Sehr selten zu finden. Es gibt zwei datierte Modelle von 1955.

Lange f-Loch Form
Dieser Typ wurde ungefähr 1960 auf den Gitarren mit Mahagoni Decken und Böden verwendet.

f-Loch mit bauchiger Endlochform
Wurde ab dem Ende 1961 bis zum Produktionsende gebaut.


f-Loch mit ovalen Endlöchern
Diese Form wurde in den Standard Modellen von den frühen 50er Jahren bis 1961 verwendet.

Weitere hilfreiche Datierungsmerkmale

  • Abgerundetes Griffbrettende auf frühen Modellen.
  • Auf ganz alten Modellen ist der 7. Bund ohne Markierung
  • Zwei schmale weiße Streifen als 12. Bundeinlage gab es bei den 50er Modelle.

Lackierung

Viele der alten Modelle waren schwarz lackiert. In den 60er Jahren wurden viele Modelle mit einer Farbschattierung oder blond lackiert. Zu jeder Zeit gab es die komplette Farbpalette, aber es gibt eine klare Trendänderung hin zu den farbschattierten Lackierungen.

Verwendete Materialien und Konstruktion

Bis jetzt sind noch keine Modelle mit laminierter Fichtendecke aufgetaucht (sehr außergewöhnlich). Die Decken sind aus Ahorn oder massiver Fichte. Böden und Zargen sind meistens aus Ahorn. Es gab ein paar wenige Modelle aus Mahagoni (laminiert). Hälse wurden meistens aus Ahorn gemacht. Bei Broadways und Staccatos aus Mahagoni. Manchmal wurden dunklere Holzstreifen aus Walnuss oder Mahagoni einsetzt. Selten verwendete Hoyer auch Buchenholz. Die Griffbretter wurden meist aus Palisander gefertigt. Bei einigen Sondermodellen verwendete er auch Ebenholz. Saitenhalter waren “Standard-Ware” von ABM Müller; exclusive Lyra-Saitenhalter auf den Top Gitarren und einfache Ausführungen auf den restlichen Hoyer Modelllen.

Decken, die aus dem vollen Holz geschnitzt wurden veränderten sich im Laufe der Zeit wie bei vielen anderen deutschen Schlaggitarren. Die älteren Modelle haben eine stärker ausgeprägte Hohlkehle; diese wurde im Laufe der Jahre flacher. Die Decken wurden dicker und auch die Bebalkung im Inneren des Korpus wurde stärker. Diese veränderte sich besonders in den späten 50er Jahren.

Die Hohlkehle und die Stärke der Decken veränderte sich folgendermaßen:
Am Anfang waren sie überall sehr dünn. Dann wurden die Decken und Böden in der Mitte dünner und zum Rand hin dicker. Manche sind auch auf der Bassseite dicker als auf der Diskantseite. Im Laufe der Zeit änderte sich dieses komplett und sie wurden in der Mitte dicker und am Rand dünner. Dieses kann man auch bei anderen west-deutschen Schlaggitarren aus dieser Zeit feststellen.

Modell Beschreibung

Hier eine kurze Beschreibung der unterschiedlichen Modelle. Eine gute Quelle waren vier Lindberg Kataloge. Einer aus Mitte der 50er Jahre und drei aus Mitte der 60er Jahre. Lindberg verwendete gerne unterschiedliche „amerikanisch inspirierte“ Modellnamen.


© Simon Deobald

Lindberg Twist / Sunny
Ein sehr einfaches und preisgünstiges Instrument in asymmetrischer Ausführung. Alles wurde aus laminiertem Ahorn hergestellt. Keine Zierstreifen auch nicht am Korpus. Dieses Modell hat die typische Perloid belegte Kopfplatte. Die meisten Modelle haben allerdings eine einfachere Kopfplatte. Der Hals wurde eigeleimt. Hergestellt wurden sie in den 60ern bis zum Produktionsende. Die Gitarre auf dem Bild ist von 1963 und hat die gleichen Farben wie das Model im Lindberg Katalog.


© anonym mit BR

Lindberg Blues
Symmetrisches Modell das es von den frühen 50er bis in die Mitte der 60er Jahre gab. Decke, Boden und Zargen aus Ahorn. Einfacher Zierstreifen um die Decke; kein Bodenstreifen. Wie bereits oben beschrieben, veränderte sich das Modell im Laufe der Zeit. In den 60er Jahren gab es diese Gitarre auch in einer Farbverlaufslackierung.

© Johann Frisch

Lindberg Bolero II
Ahorndecke, eingefasste f-Löcher und Zierstreifen auf der Decke. Das Modell Bolero II liegt sehr nahe bei den Modellen Blues und Rhumba. Der Unterschied ist die asymmetrische Form. Diese Form gab es früher nur bei den “Top-Modellen”, aber das änderte sich Ende der 50er Jahre. Diese Bolero II ist von 1962 und zeigt die typischen Merkmale der preisgünstigen Modelle. Die Kopfplatte ist ebenso einfach gearbeitet. Es ist eine einfache, preisgünstigere Version der Milord / Raspa (siehe unten). Lindberg hatte noch ein weiteres Bolero Modell im Programm. Dieses war aber von der Fa. Framus.

© Lacquercracks

Lindberg Rhumba
Symmetrisches Modell das in der zweiten Hälfte der 50er Jahre verkauft wurde. Die Decke wurde laut Katalog aus “noch besserem Tonholz” gerabeitet. Es wurde eine dünne Mahagonischicht außen und Ahornholz innen verarbeitet. Bei den Böden wurde sehr wahrscheinlich das gleiche Material verwendet. Die Zargen sind aus laminiertem Ahorn. Dieses Modell wurde oft mit einer einfarbigen Kopfplatte ausgeliefert. Der Hals wurde geleimt und sie hat einfache Zierstreifen auf Decke, Boden und Hals.

© Lacquercracks

Unbekanntes Modell mit Schalllöchern in Flammenform
Ein sehr interessantes Modell aus der mittleren Modell-Kategorie. Ahorn Boden und Zargen. Die Kopfplatten gab es in symmetrischer wie auch asymmetrischer Form. Die Zargen waren oft farbig/streifig laminiert. Es gab sie mit Ahorndecken und mit massiven Fichtendecken. Die Hälse wurden geschraubt oder geleimt. Die ersten Modelle gab es ab 1961 und sie wurden bis zum Produktionsende gebaut. Es wäre schön, noch mehr Informationen über dieses ausgefallen Modell zu bekommen. Deshalb würden mich weitere Fotos oder Katalog-Material sehr interessieren.

© Rolf Gückel

Modell mit kleinem Ahorn Korpus
Sehr schöne geflammte Ahorndecke und ein verschraubter Hals. Sie hat folgende Maße:

  • Großer Bug : 37 cm
  • Taille: 23,5 cm
  • Kleiner Bug: 28,7 cm
  • Gesammtlänge: 49 cm
  • Zargenhöhe : 7 – 7,7 cm.
  • Mensur : 64 cm

Dieses kleine Modell sieht man recht selten und es gibt die gleichen Modelle auch mit einem Alva Label.

© anonym mit BR

Symmetrisches Mahagoni Modell
Dieses Modell aus Mahagoni scheint die symmetrische Version der Mahagoni Gitarre im „Jazzstar-Stil“ unten zu sein. Gleiche Ziereinlagen; die Kopfplatte ist jedoch asymmetrisch mit weiß/rot/weißer Perloid Einlage.

Es würde mich sehr interessieren weitere Mahagoni Modelle zu sehen!

© HR

Jazzstar-Stil mit Mahagoni Decke
Dieses wunderschöne Modell erinnert sehr an die Jazzstar-Serie mit geflammtem Ahornzargen. Decke und Boden aus Mahagoni . Die Formgebung der Schallöcher ist länger und schmaler als bei den Jazzstar / Tango Modellen. Der Hals ist geschraubt. Die Mahagoni Modelle sind recht selten und alle die ich kenne, tragen das Datum 1960. Es gibt auch welche ohne einen Datumsstempel.

© Lacquercracks

Sehr altes symmetrisches Modell
Diese Gitarre wurde 1950 gebaut und hat eine andere Korpusform. Alles aus dem vollen Holz gearbeitet. Volle Fichtendecke, Boden und Zargen aus Ahorn; ganz nach Geigenbautradition. Der 7-fach gesperrte Hals ist geleimt. Ich bin nicht sicher ob die Kopfplattenauflage und das Decal-Label original sind oder später von Rodebald Hoyer zugefügt wurde. Es gibt jedoch Beispiele dafür, dass das rotes Perloid auch schon in frühen Tagen verwendet wurde. Sie sieht ein wenig aus wie eine frühe „Samba“ welche gleich in der Beschreibung folgen wird. Ich kenne zwei weitere Modelle die auch diese Kopfplatte haben. Allen gemein ist, dass sie keine Einlagen am 7. Bund haben.

© Lacquercracks

Lindberg Samba
Samba war ein äußerst verbreitetes Modell von Lindberg. Es ist eine sehr gute Gitarre mit einer massive Fichtendecke. Zargen und Boden aus Ahorn. Ein frühes symmetrisches Modell aus den 50er Jahren, das bis in die Mitte der 60er Jahre gebaut wurde. Entwicklungstechnisch folgt es dem Modell zuvor. Ab 1960 gab es die “Samba” auch mit einer Farbverlauf-Lackierung. Es gibt auch ein paar laminierte Modelle. Alle mir bekannten stammen von 1958. Ich vermute, dass (nach dem Großbrand 1957) Materialknappheit zu diesen Versionen führte.

© Ol’ Fret

Lindberg Milord / Raspa
Beide Namen wurden für dieses Modell verwendet. Vielleicht gab es in den frühen 50er Jahren noch einen anderen Namen als sie als asymmetrisches Modell der Samba vorgestellt wurde. Im Gegensatz zur Bolero II ist die massiven Fichtendecke und der Boden mit Zierstreifen eingefasst. Sie ist ähnlich der Tango aber etwas einfacher gearbeitet. Sie ist nicht gestempelt aber aufgrund der Schalllöcher würde ich auf einen Produkztionszeitraum von 1962 bis Produktionsende schliessen.

© Lacquercracks

Lindberg Bolero I
Das erste Bolero Modell mit den 3 Schalllöchern gab es wohl nur in den 50er Jahren. Es ist ein sehr gutes Instrument im Stile einer Samba mit einem dritten Schallloch oder einer Jazzstar ohne Ausschnitt. Sie hat nicht viel gemein mit der Bolero II und besitzt eine weitaus bessere Qualität. Das Modell ist nicht datiert aber ich kenne noch ein weiters und beide stammen wohl aus den 50er Jahren. Massive Fichtendecke und Ahorn Zargen und Boden. Bei der hier gezeigten Gitarre sind alle Hölzer massiv und sie hat einen kleineren 16“ Korpus.

„Hochwertige“ Rodebald Hoyer Gitarren

Die Modelle Jazzstar / Tango oder Broadway / Staccato gehören zu den besten und hochwertigsten Gitarren von Rodebald Hoyer. Wie bei anderen Firmen auch, haben diese Gitarren eine extravagante Hardware Ausstattung und viele Verzierungen, gepaart mit edlen Hölzern und höchster Gitarrenbaukunst.

Hier ein paar typische Beispiele:

Rodebald Hoyer Jazzstar & Lindberg Tango

Jazzstar & Lindberg Tango gehörten zu den besten Gitarrenmodellen im Lindberg Katalog.
Nur wenige wurden mit Jazzstar gelabelt. In der Regel das blonde Modell mit der rot/weiß/rot belegten symmetrischen Kopfplatte und den großen f-Löchern; gebaut zwischen 1959-1962.


© HR / anonym mit BR

Das Tango Modell aus dem Lindberg Katalog ist diesen Jazzstars sehr ähnlich und ich gehe davon aus, dass diese Modelle identisch sind. Die Tango gab es ab den frühen 50er Jahren und sie wurde bis Produktionsende als symmetrisches Modell mit massiver Fichtendecke weitergebaut; meist mit einem Saitenhalter in Harfenform.

Es gab ein paar Modelle mit laminierten Decken. Der Grund könnte, wie bei der “Samba”, Materialknappheit nach dem Großbrand 1957 gewesen sein.

Auch diese Modelle veränderten sich im Laufe der Zeit

Meist haben sie die dicken f-Löcher, aber 1955 gab es ein paar Modelle mit schmalen Artur Lang ähnlichen f-Löchern. Ab 1962 änderte sich die Form der f-Löcher noch einmal und die ovalen Endlöcher wurden runder. Es gibt ein paar „Jazzstars“ die als „Brodway“ gelabelt wurden. So etwas ist aber typisch für den deutschen Schlaggitarrenbau. Wenn keine Jazzstar Labels mehr da sind, nimmt man einfach die anderen. (Das macht die Recherche oft so schwer)

Rodebald Hoyer Broadway / Staccato

Broadway & Staccato sind die “TOP-MODELLE” von Rodebald Hoyer.


© HR / Goldino / anonym mit BR

Zunächst hieß die Gitarre Staccato und wurde mit einem Resonator, zur Steigerung der Klangfülle gebaut. Wie man aus dem Patent (bitte zum anschauen klicken!) entnehmen kann, durfte der Name Staccato nicht mehr weiterverwendet werden. Daraufhin hießen diese Gitarren Broadway. Es gab die Broadways mit und ohne den Resonator.

Sehr markant sind die großen, asymmetrischen Kopfplatten, die mehrfach gesperrten und geschraubten Hälse auf Mahagoni Basis und die geteilten, eingefassten Schalllöcher im Artur Lang Stil. Fast alle Modelle sind aus dem vollen Holz gearbeitet; sehr aufwändig verarbeitet, mit reichlich Verzierungen. Oft haben sie auch Zierleisten an den Zargen. Später gab es auch eine „Lindberg Broadway“ mit einer symmetrischen Kopfplatte.

Das aufwändigste Modell aus dieser Serie trägt den Namen „Solist“

Hier fällt auch ganz besonders das Griffbrett mit den lanzenspitzenförmigen Inlays auf. Diese Einlagen wurden bei vielen Herstellern für die “Top” – Modelle verwendet.


© anonym mit BR

Außergewöhnliche Modelle

Namenloses Resonator Modell von 1956


© Ol’ Fret

Dies ist eine ganz besondere Gitarre. Im Inneren des Korpus befindet sich eine separate-Zarge die den kleinen Bug als zweite Tonkammer abtrennt (mehr dazu unten). Sie wurden aus dem vollen Holz gearbeitet und hat einen größeren Korpus als die anderen Modelle. Vielleicht der erste Schritt hin zur Staccato. Vielleicht war dieses sogar ein Prototyp und daher ein Einzelstück.

Der Rodebald Hoyer “Resonator”

Dieser Resonatortyp besteht aus einer zweiten Zarge die den vorderen Bug abgrenzt. Dadurch entsteht eine zweite Tonkammer. Es gab bereits mehrere Versuche, akustische Gitarren mit solchen Resonatoren auszustatten. Die berühmteste Ausführung ist sicherlich von Mario Maccaferri, der seine frühen D-Schallloch Modelle mit Resonatoren ausstattete. Es gibt auch klassische Gitarren die nach solchen Prinzipien hergestellt wurden. Dieses fängt an bei der einfachen Zargenerweiterung und endet in Modellen die aus einem großen und einem etwas kleineren Korpus bestehen, die ineinander geschachtelt wurden.

Bei Rodebald Hoyer wurden diese Resonatoren in ein paar Modelle der Broadway & Staccato Modellinie und in das große Modell oben eingebaut.

Ziel war immer eine Ton- und Volumenerweiterung.


© Stefan Lob schlaggitarren.de

Thinline Modell

Dieses ist eine “Halbakustik-Schlaggitarre” des Modells mit Schalllöchern in Flammenform. Die Zarge ist 5,5cm tief im Gegensatz zur Vollakustischen mit einer Tiefe von 8cm. Dieses Modell ist das einzig mir bekannte und somit sehr rar. Gebaut wurde sie 1961 mit vollmassiver Fichtendecke und ausgearbeiteter Hohlkehle. Zarge und Boden bestehen aus Ahorn.


© Lacquercracks Wie man sieht ist Kield´s Sohn auch schon sehr an Gitarren interessiert!

Es gab auch ähnliche Modelle aus den letzten Produktionsjahren mit laminierten Ahorndecken. Ausgestattet mit Tonabnehmern Mischpulten und Tremolosystemen von Schaller. Diese Modelle gab es als “Carolina” mit einem Tonabnehmer und “Alabama” mit zwei Tonabnehmern.


© Lindberg Katalog

Alva

Es gibt Modelle mit einem Alva Label. Ich bin mir ziemlich sicher, dass diese auch von Rod. Hoyer produziert wurden. Alva war sicherlich keine Hoyer Hausmarke, da es andere Modelle mit Alva Label gibt, die auch von anderen Herstellern gebaut worden sind. Alva war sicherlich eine Handelsmarke. Ich wäre sehr froh weitere Infos über Alva zu bekommen.


© Lacquercracks

Dieses Modell gibt es auch ohne das Alva Label . In der Modellbeschreibung (oben) kann man sich diese kleine Rod. Hoyer mit einem kleinem Korpus und geflammter Ahorndecke anschauen. Es fällt auf, dass sie etwas besser und filigraner gearbeitet ist.

Liebe Gitarrenfreude
Ich suche immer nach weiteren Informationen, Katalogen und Fotos von Rodebald Hoyer-Gitarren. Falls Ihr mir etwas interessantes berichten möchtet, schreibt doch einfach eine E-Mail oder besucht meine Webseite.

Videos
Jazzstar-Stil mit Mahagoni Decke vom 10.11.1960
Dieses wunderschöne Modell erinnert sehr an die Jazzstar-Serie mit geflammtem Ahornzargen. Decke und Boden aus Mahagoni . Die Formgebung der Schalllöcher ist länger und schmaler als bei den Jazzstar / Tango Modellen. Der Hals ist geschraubt. Der Tonabnehmer ist ein Gibson P90. Linas Pečiūra spielt mit 12er Saiten.
https://www.youtube.com/watch?v=_QWX1aYwR6o
Datierungsstempel

Liste der Gitarren dessen Datierungsstempel bekannt ist:

  • 1950 dec 24 old type, with date written on a label inside ( not inkstamped ) . Guitar is shown above.
  • 1954 dec 1 Lindberg Blues, black stringspacer, many white stripes on black background
  • 1955 jan 15 jazzstar/Tango w. Lang-like f-holes.
  • 1955 aug 26 jazzstar/Tango w. Lang-like f-holes.
  • 1955 nov 19 Lindberg Bolero, white stripes on black head, black stringspacer, extra round soundhole and two f-holes w. oval endings, black
  • 1956 jun 15 speciel model with normal holes and RESONATOR. Guitar is shown above.
  • 1956 dec 15 Lindberg Rumba
  • 1957 maj 10 Lindberg Rumba
  • 1958 apr 4 Jazzstar/ Tango type w. f-holes with oval endings. AND LAMINATED TOP, probably maple
  • 1958 sep 4 Lindberg Samba
  • 1958 oct xx Rumba or Samba-like sunburst model with cutaway and red and white colored asymmetric head. Oldest sunburst we have read.
  • 1959 feb 3 Lindberg Rumba
  • 1959 123 (jan 23 or march 12) jazzstartype, red sunburst with fivepiece-neck, asymmetric head white-red-white and f-holes w. oval endings
  • 1959 aug 12 Lindberg Samba
  • 1959 nov 5 Lindberg Rumba
  • 1959 dec 16 Typical Jazzstar/Tango w. red and white head.
  • 1960 apr 7 Typical Jazzstar/Tango w. red and white head.
  • 1960 jun 21 Staccato labeled Broadway-type w. resonator and neck made of many pieces. Divided holes.
  • 1960 jul. 14 Typical Jazzstar/Tango w. red and white head.
  • 1960 sep 21 Broadway/Staccato w. resonator and neck made of many pieces. Divided holes.
  • 1960 okt 10 Brown mahogany top , blond sides, brown mahogany back ,long holes, very beautiful and jazzstarlike
  • 1960 nov. 10 Brown mahogany top, blond sides, brown mahogany back, long holes,jazzstarlike
  • 1960 nov. 22 Staccato w. neck of many pieces and resonator
  • 1960 dec 12 Reddish mahogany top, blond sides, reddish mahogany back, long holes , jazzstar-like
  • 1960 dec 21 Lindberg Rumba
  • 1961 mar 3 Broadway w. resonator and neck made of many pieces. Divided holes.
  • 1961 mar x5 Typical Jazzstar/tango w . red and white head.
  • 1961 mar 27 Typical Jazzstar/Tango w. red and white head.
  • 1961 apr 20 Typical Jazzstar/Tango w. red and white head.
  • 1961 apr 22 Typical Jazzstar/Tango , beautiful restored, lyra tailpiece, red and white head.
  • 1961 jun 9 Typical Jazzstar/Tango w. red and white head.
  • 1961 aug 22 Broadway, very beautiful. Divided holes. 15 piece neck.
  • 1961 oct 5 Flameshaped holes , thinline , solid carved spruce top.
  • 1961 nov. 20 Jazzstar like but budgetmodel w. mapletop and simpler (tortoise)bindings, holes w. round endings
  • 1962 mar 17 Flameshaped holes,asymmetric head.
  • 1962 apr24 Jazzstar/Tango red white head and f- holes w. round endings, black.
  • 1962 aug 28 Flameshaped holes and red and white asymmetric head.
  • 1962 sep 18 Jazzstar/Tango with f-holes w. round endings. No overlay on head. 9-piece neck.
  • 1963 jan 23 Jazzstar/Tango with f-holes w. round endings. No overlay on head. 9-piece neck.
  • 1963 jul 19 Broadway w. resonator, sidebumbers, and 15-piece neck. Divided holes.
  • 1963 oct 25 Broadway-like with jazzstar neck. Divided holes.
  • 1963 nov 4 Samba with f- holes w. round endings and red and white head
  • 1963 dec 10 Lindberg Sunny/Twist w. red a white asymmetric head.
  • 1963 dec 19 Jazzstar-type but labeled Broadway. (I have seen a few, but can not explain the Broadway label !)
  • 1964 jan 14 (day and month a bit uncertain) Flameshaped holes and striped sides.
  • 1964 mar 25 Alva branded, smaller body, asymmetric head
  • 1964 apr 5 Lindberg Twist/Sunny without headoverlay
  • 1964 may 14 Like the smallerbodied Alvas but unlabeled
  • 1964 nov 27 Jazzstar/Tango w. f- holes w. round endings
  • 1964 ?? ?? Jazzstar/Tango w. f-holes w. round endings, extra stripe overlay down the center of head
  • 1965 mar 8 Alva branded smaller body, asymmetric head
  • 1965 mar 8 Like the one above
  • 1965 aug 22 Flameshaped holes, maple top and stripes on sides, seven piece neck, no headoverlay
  • 196(5?) aug 22 Flameshaped holes, maple top and stripes on sides, same as above , but w. overlay on head and f piece neck
  • 1966 feb. 16 ( numbers difficult to read except year ) typical late blond jazzstar w. 9-piece neck and f.holes w. round endings.
Quellen
4 Lindberg Kataloge
Bilder von mehr als 200 Gitarren
55 Bilder von datierten Instrumenten
Untersuchung von mehr als 30 Instrumenten

Danksagung:

Vielen Dank an Stephen Candib, Simon Deobald, Frankpaush, Johann Frisch, Rolf Gückel, Kim Jensen, Herbert Rittinger, Ol'Fret , Snap, Wietse und viele andere Teilnehmer des "Euroguitars Forums" und viele eBayer weltweit, die mir Bilder und anderes Material zur Verfügung stellten.

Danksagung von Stefan Lob

Vielen Dank an Kield "Lacquercracks" für diese sensationelle Bestimmungshilfe, Herrn Martin Haberfellner für die vielen Informationen, Herbert Rittinger der mich als erster auf Rod. Hoyer Gitarren aufmerksam machte und durch ein Aufkleber in einer seiner Gitarren auch den Herkunftsort nennen konnte. Durch diese Informationen war es mir erst möglich weiter zu forschen. Natürlich auch Dank an die zahlreichen Leser und Freunde, die dieses Projekt unterstüzten.

Kield "Lacquercracks" und Stefan Lob für "www.schlaggitarren.de" im Dezember 2009

HOYER

Da HOYER ein längerer Artikel wird und ich noch etwas Zeit bis zur Veröffentlichung benötige, stelle ich erst einmal die Hoyer Historie der jetzigen Fa. Hoyer e.K. auf diese Seite!
Demnächst erscheint hier eine Ausführliche Firmengeschichte und ich werde einige besondere Hoyer Gitarren vorstellen. wie diese
HOYER FANTASTIK!

Erst einmal vielen Dank an die
Fa. HOYER GUITARS e.K.

Historie

Die Geschichte der heutigen Marke Hoyer beginnt im Jahre 1874, als Franz Hoyer, Abkömmling einer alten deutschen Instrumentenbauerfamilie, in Schönbach / Egerland, einem der Zentren des europäischen Musikinstrumentenbaues seine eigene Werkstatt eröffnete. Man baute zunächst vor allem Lauten und Zithern, später mehr und mehr Konzert- sowie Wandergitarren. Der florierende Betrieb wurde später von seinem Sohn Joseph weitergeführt.

1945 mußte die Familie, wie der gesamte deutschsprachige Bevölkerungsanteil, Schönbach verlassen und zog nach Tennelohe bei Erlangen. Im Raum Erlangen siedelten sich damals viele der aus dem Egerland oder dem Vogtland geflohenen Instrumentenbauer samt ihrer Zulieferer an, einige sind noch heute dort ansässig.

Arnold Hoyer, der Sohn von Joseph Hoyer, reorganisierte den Betrieb und verschaffte sich mit seinen hochwertigen Instrumenten schnell einen guten Namen.

Als erster Hersteller brachte Hoyer bereits 1948 einen Katalog heraus (siehe auch Ausstellung Stromgitarren). Die Jazzgitarrenmodelle „Herr im Frack“ und „Solist“ waren bereits damals gefragte Musikerinstrumente und sind heute zu gesuchte Sammlermodellen avanciert.

Nach der großen Zeit der Schlaggitarren (Jazzgitarren) in den 50er Jahren wurden diese mehr und mehr mit Tonabnehmern ausgestattet, folgten später halbakustische und ab Ende der 50er Jahre schließlich vollmassive Modelle.

Nach dem Tod von Arnold Hoyer im Jahre 1967 übernahm sein Sohn Walter A. Hoyer die Firma, die fortan ihren Schwerpunkt mehr auf Elektro- und Westergitarren verlegte. In den 70er Jahren erreichte die Qualität der gefertigten Gitarrenmodelle ein hohes Qualitätsniveau. Neben vielen ansprechenden und populären Modellen fällt in diese Zeit fällt auch die Herstellung einiger recht kurioser Modelle.

Als extremstes Beispiel sei hier die klappbare „Foldaxe“, die aber keine großen Stückzahlen erreichte, genannt.

Nach finanziellen Schwierigkeiten im Jahre 1977 schied Walter A. Hoyer schließlich aus der Firma aus.

Mit seinem hervorragenden Mitarbeiterstamm, als Beispiel sei hier der große Gitarrenbauer Walter Krahl genannt, gelang es den neuen Eigentümern der Firma Hoyer die Qualität der hergestellten Instrumente in den 80ern auf allerhöchstes Qualitätsniveau zu steigern, als Beispiel seien hier nur die von Peter Maffay gespielte Black Lady, die Eagle Modelle, der Tausus Bass sowie diverse Gibson Kopien genannt. Fast alle Modelle dieser Zeit besaßen bspw. Durchgehende Hälse, Seymour Duncan oder DiMarzio Pickups.

Trotzdem stellte die Firma recht unerwartet ihre Produktion im Herbst 1987 ein.

Die Marke wurde dann in den 90ern von einem Kölner Musikwarengroßhändler gekauft und wieder belebt, neben diversen Fernost Modellen, die z. T. in Anlehnung an frühere Modelle entstanden wurden auch einige hochwertige Modelle in Deutschland hergestellt.

Seit Herbst 2005 ging der Name auf Michael Compernaß, Inhaber der Firma AMC compernass music trade über, wo neben einer preiswerten Linie aus fernöstlicher Ferigung, im Jahre 2007 eine umfangreiche Produktlinie aus deutscher Fertigung entstand.

© Stefan Lob schlaggitarren.de / Stephen Candib, moniker@ca.inter.net.
Copyright 1995-1997, used by permission / Banjoworld G. Amendt / Jo Goldie / HR / anonym mit BR

HERRNSDORF

Die Firma Gustav Herrnsdorf wurde 1865 durch Gustav Herrnsdorf gegründet als Händlerfirma. Diese Firma befand sich in der Adorfer Str. 12

Der Urgroßvater von Manfred Uebel hat den Namen gekauft aus der Konkursmasse der Firma von einem Reinhold Hammig (Verwandtschaft).

In den 20-iger Jahren hat der Vater von Herrn Uebel mit der Blockflötenproduktion begonnen, Großhandel lief weiter. Nach Auflösung von F.A. Uebel (Onkel von Herrn Uebel, hatte keine Kinder) wurde der Produktionsteil Bockflöten von Herrnsdorf übernommen, die Klarinettenproduktion ging nach Wohlhausen. Produktionsstätte Erlbacher Str. blieb erhalten bis Anfang der 70-iger Jahre. Vertrieb der Blockflöten ursprünglich über Herrnsdorf, nach Anschluss der Erlbacher Str. über HERWIGA (stand auf Flöten), nur Überschuss mit Namen Herrnsdorf. Für die Herstellung einer Blockflöte sind 80 Arbeitsgänge nötig, verkauft wurden sie für einen Spottpreis von 3,50 DDR-Mark, womit kaum der Materialpreis gedeckt war.

Um 1950/60 ging der Blockflötenbau sehr schlecht, deshalb wurden Sesselbeine, Truhen- und Tischbeine gedrechselt.
1964 wurde die Firma halbstaatlich, aus Gustav Herrnsdorf wurde „Herrnsdorf KG“, am 23.04.1972 wurde die Firma verstaatlicht und zum „VEB Blockflötenbau Markneukirchen“. Der Vater von Uebel blieb Chef bis 1977. 1978 erfolgte die Angliederung an den VEB MUSIMA, am 10.09.1990 kam es zur Schließung des Produktionsteils in der Adorfer Str. Bis August 1992 fand die Produktion noch in der Pestalozzisstr., Hauptwerk, statt. Danach erfolgte die Übernahme durch Herrn Hahl (Adler-Heinrich-Blockflöten)

Alexander-Heinrich-Blockflöten, Oebra-Brambach u.v.a. wurden von König in Zwota hergestellt. Alexander-Heinrich-Blockflöten-Versand fand in der Adorfer Str., vormals Johannes Adler, statt. Kam später zur MUSIMA.

E- Gitarren-Produktion

1953/54 Beginn der Produktion mit Radio-Jahn Markneukirchen und Goller aus Plauen, die sich „Elektroakustische Werkstätten“ nannten und den Verstärkerbau in der Plaunschen Str. betrieben. Die Entwicklung der Saiten übernahm Werner Paulus (Neffe von Ernst Paulus), heute Gebäude von Dr. Weiss & Partner, Breite Str.
In den 60-iger Jahren wurden jährlich ca. 6000 Stück für Sowjetunion hergestellt von ca.16 Beschäftigten. Jahresproduktion waren 8000 bis 9000 Stück. Bei der Verstaatlichung 1972 wurde diese Produktion beendet, da sie weit hinter Westniveau lag. Das Zelluloid wurde zunächst aus Klingenthal, später aus Altenburg geholt. Es wurde verleimt (Probleme mit der Haltbarkeit).

Zu den Gitarren und Bässen

Die Firma Herrnsdorf nahm im Gitarren und Bassbau eine Sonderstellung ein.

Durch die Kooperation und den Zusammenschluss mit „Radio-Jahn“ aus Markneukirchen und den „Elektroakustischen Werkstätten“ von Willy Goller wurde die Gitarren- und Bassproduktion hauptsächlich auf das Gebiet der elektrisch verstärkten Instrumente spezialisiert. Es gab Bezeichnungen wie „Elektro-Artist“ aber auch der Name Rellog (Willy Goller) wurde weiter verwendet. Passend zu den elektrischen Instrumenten gab es auch eine Verstärkerserie.

Es gab eine riesige Auswahl an Hawaii-Gitarren.

Hier eine sehr außergewöhnliche Idee. Eine Universal-Gitarre die man sowohl als Hawaii als auch als E-Gitarre verwenden konnte.
Originaltext des Katalogs: Elektro-Gitarre „Universa“
Eine Plektrum-Gitarre, die von jedem Gitarristen gespielt werden kann, als Konzert-, Schlag- oder Hawaiigitarre verwendbar.
Die Schlaggitarren wurden mit Rellog Gitona Abnehmern ausgerüstet oder bekamen Herrnsdorf (Goller) Mischpulte aufgesetzt.
© N. Schnepel MK Dorsten
Später waren Halbresonanz Schlaggitarren sehr beliebt. Oft mit sehr ausgefallenen Formen. Auch die Produktion massiver E-Gitarren lief auf Hochtouren und wie oben schon berichtet, wurden viele in die Sowjetunion geliefert.
© Banjoworld
Hier eine Auswahl an Verstärkern und Zubehör
Hier eine seltene Ausnahme!

Diese Gitarrenbilder findet man auf der Jazzgitarrenseite von Tats Ohisa. Eine hochwertige Schlaggitarre aus dem vollen Holz gearbeitet. Mit zweigeteilten Schalllöchern (Artur Lang Stil).

Diese Gitarre wurde sicher nur über Herrnsdorf vertrieben. Von Norbert Schnepel, vom Musikkeller Dorsten, habe ich weitere Bilder einer identischen Gitarre mit der Aufschrift „Purity“ bekommen. Ich glaube nicht, dass es sich hierbei um eine Namensabkürzung sondern um eine Modellbezeichnung handelt. „Purity“ heißt „Reinheit“ und wird im Zusammenhang auch mit der reinen Intonierung eines Instrumentes verwendet. Den Spruch „perfect purity of intonation“ konnte man sicher damals schon in einigen vogtländischen Instrumentenprospekten finden. Diese Kataloge waren oft mehrsprachig!

Es wäre natürlich sehr interessant, zu erfahren, wer diese außergewöhnlichen Schlaggitarren gebaut hat.

© corurtesy of T. Ohisa, N. Schnepel MK Dorsten

Da sich Herrnsdorf sehr um die elektrische Abnahme von Instrumenten kümmerte, ist es auch nicht verwunderlich, dass sie einen elektrischen, massiven Kontrabass gebaut haben. Ich kenne nur zwei deutsche Firmen, die sich diesem Thema gewidmet haben. Framus und ihr berühmter „Triumph“ Bass und Herrnsdorf mit ihrem extravaganten „Elektro-Artist“ Bass im Katalog als „Elektro-Schlagbaß“ bezeichnet. Dieser ist natürlich mit einem Tonabnehmer von Willy Goller ausgestattet und es gab ihn in den unterschiedlichsten Designs und Farben.

© Stefan Lob schlaggitarren.de, Timo Kühl,

Michael Jannson ist ein Spezialist auf dem Gebiet der massiven, elektrischen Kontrabässe. In englisch kurz „EUB“ für „Electric Upright Bass“ genannt. Es gab (und gibt) weltweit viele Hersteller, die solche Bässe gebaut haben aber aus deutscher Produktion sind auch ihm nur diese beiden Hersteller bekannt. Falls jemand einen weiteren deutschen „vintage“ Hersteller solcher Bässe kennt, würden wir uns über Informationen freuen.

Heutzutage werden wieder viele solcher Bässe hergestellt und das auch in Deutschland.

Quellen
4 Lindberg Kataloge
Bilder von mehr als 200 Gitarren
55 Bilder von datierten Instrumenten
Untersuchung von mehr als 30 Instrumenten

Danksagung:

Vielen Dank an Stephen Candib, Simon Deobald, Frankpaush, Johann Frisch, Rolf Gückel, Kim Jensen, Herbert Rittinger, Ol'Fret , Snap, Wietse und viele andere Teilnehmer des "Euroguitars Forums" und viele eBayer weltweit, die mir Bilder und anderes Material zur Verfügung stellten.

Danksagung von Stefan Lob

Vielen Dank an Kield "Lacquercracks" für diese sensationelle Bestimmungshilfe, Herrn Martin Haberfellner für die vielen Informationen, Herbert Rittinger der mich als erster auf Rod. Hoyer Gitarren aufmerksam machte und durch ein Aufkleber in einer seiner Gitarren auch den Herkunftsort nennen konnte. Durch diese Informationen war es mir erst möglich weiter zu forschen. Natürlich auch Dank an die zahlreichen Leser und Freunde, die dieses Projekt unterstüzten.

Kield "Lacquercracks" und Stefan Lob für "www.schlaggitarren.de" im Dezember 2009

W. Herold aus Klingenthal

von Stefan Lob

W. Herold steht für den Gitarrenbauer Willy Herold aus Klingenthal. Es war sehr schwer einige Informationen über Ihn zu bekommen aber es gibt eine Steuerakte mit Gewerbeanmeldung aus der hervorgeht, das Willy Herold am 11.11.1909 in Brunndöbra (im Vogtland) geboren wurde und am 20.01.1955 ein Gerwerbe als “Zupfinstrumentenmacher” angemeldet hat. Die Betriebsstätte befand sich, wie seine Wohnung, in Klingenthal, Obere Steinfelsstraße 2. Sein Gewerbe meldete er am 31.12.1960 ab, da er ab dem 01.01.1961 der Sinfonia beigetreten ist (Quelle: Steuerakte Willy Herold, RdK Klingenthal).

Mir selbst, liegt auch eine Sinfonia Liste vor, in der Willy Herold ab dem 01.01.1961 als Gitarrenmacher in der Fachsparte 3: Zupf- und Streichinstrumente eingetragen ist. Leider ist nichts weiteres über Willy Herold bekannt.

Die PGH (Produktionsgesellschaft der Handwerker) Sinfonia wurde 1960 gegründet. Am 01.05.1972 wurde die PGH Sinfonia verstaatlicht und zum VEB Sinfonia. 1985 wurde der VEB Sinfonia in den „VEB Musima“ integriert.

Willy Herold Gitarren

Mir sind nur wenige Instrumente von Ihm bekannt. Seine frühen Schlaggitarren wurden über das Musikhaus Klingenthal verkauft und hatten ein W. Herold Brandstempel.

Es sind schöne, elegante Instrumente aus dem vollen Holz gearbeitet. Seine späten Sinfonia Gitarren sind etwas dünner und gesperrt. Alle Gitarren besitzen jedoch die gleiche Zargenform mit einem tiefgezogenen, stark abgerundeten Ausschnitt, langgezogene dünne Katzenaugen-Schalllöcher, eine eigenständige, asymmetrische Kopfplattenform sowie einen schmalen, runden Halsfuß. Die frühen Modelle hatten Dreieckseinlagen im Grifbrett die späten Sinfonia Modelle Punkteinlagen die nicht, traditionell mittig, sondern an der oberen Kante des Grifbretts eingelegt wurden. Bei einer Gitarre ist deutlich die Aussparung für einen versteckten Rellog zu sehen. Er bundierte das Griffbrett trotzdem durch, was ich so noch nicht gesehen habe!

Ich suche weitere W. Herold Gitarrenbilder – Bitte helft mit!

Alte Modell von 1955 - 1960
Sinfonia Modelle ab 1961
© P. Claus
Quellen
4 Lindberg Kataloge
Bilder von mehr als 200 Gitarren
55 Bilder von datierten Instrumenten
Untersuchung von mehr als 30 Instrumenten

Danksagung:

Vielen Dank an Stephen Candib, Simon Deobald, Frankpaush, Johann Frisch, Rolf Gückel, Kim Jensen, Herbert Rittinger, Ol'Fret , Snap, Wietse und viele andere Teilnehmer des "Euroguitars Forums" und viele eBayer weltweit, die mir Bilder und anderes Material zur Verfügung stellten.

Danksagung von Stefan Lob

Vielen Dank an Kield "Lacquercracks" für diese sensationelle Bestimmungshilfe, Herrn Martin Haberfellner für die vielen Informationen, Herbert Rittinger der mich als erster auf Rod. Hoyer Gitarren aufmerksam machte und durch ein Aufkleber in einer seiner Gitarren auch den Herkunftsort nennen konnte. Durch diese Informationen war es mir erst möglich weiter zu forschen. Natürlich auch Dank an die zahlreichen Leser und Freunde, die dieses Projekt unterstüzten.

Kield "Lacquercracks" und Stefan Lob für "www.schlaggitarren.de" im Dezember 2009