Framus Museum Martkneukirchen

Framus – ein Weltbegriff.
Mit diesem Slogan warb der einst größte europäische
Gitarrenhersteller in den 1950er Jahren. John Lennon besaß ein Framus-Instrument, Rolling-Stones-Bassist Bill Wyman ebenso wie der deutsche “Elvis Presley” Peter Kraus.
Im Framus-Museum in der Musikstadt Markneukirchen können Sie eine Zeitreise durch die Geschichte der legendären Gitarren-Marke machen. Auf drei Etagen und rund 400 Quadratmetern erzählt das im Juli 2007 eröffnete Werksmuseum die
Geschichte von Framus-Gründer Fred Wilfer und den Framus-Werken.In der umfassend renovierten Gründerzeitvilla werden in einer Dauerausstellung etwa 200 Instrumente aus dem Hause Framus präsentiert, die aus der Zeit zwischen Ende der 1940er und Ende der 1970er Jahre stammen. Von der klassischen Violine über die ersten Schlaggitarren der 1950er Jahre bis hin zu den legendären Attila-Zoller- Gitarren oder Stone-Bässen zeigt die Sammlung des Framus- Museums eine für eine Instrumentenbaufirma einmalige Vielfalt.Als Vorreiter der industriellen Gitarrenproduktion hat Framus im europäischen Musikinstrumentenbau ab 1946 Geschichte geschrieben. Die Bubenreuther Marke – mit ihrem Symbol einer Geige vor der Weltkugel – stand für eine Reihe vonInnovationen und Entwicklungen. Einige dieser technischen Neuerungen werden im Museum präsentiert und geben einen besonderen Einblick in ein Stück deutscher Instrumentenbaugeschichte.

Auch den nationalen wie internationalen Stars, die die Marke zur Legende werden ließen, wird im Framus-Museum der nötige Platz eingeräumt: angefangen von Billy Lorento und Peter Kraus über die Beatles und Rolling Stones bis hin zu Jazzgrößen wie Jim Hall, Charlie Mingus, Volker Kriegel oder den Original Oberkrainern von Slavko Avsenik: alle sind sie im Museum vertreten.

Die Idee zum Firmenmuseum hatte Warwick- und Framus-Chef Hans-Peter Wilfer bereits vor mehreren Jahren. Das Museum ist Bestandteil eines umfassenden History- Projekts und Marketing-Konzepts zur Wiederbelebung der Gitarrenmarke Framus, die unter dem Dach des weltweit renommierten E-Bass-Herstellers Warwick 1995 neu
gegründet wurde

Das in Franken wirkende Warwick-Team zog 1994 in den Musikwinkel, wo seit Jahrhunderten das einzigartige Handwerk des Musikinstrumentenbaus beheimatet ist. Im Gewerbegebiet der Musikstadt Markneukirchen entstand auf einem 9.000 qm großen Areal ein neues Fabrik- und Bürogebäude. Weltweit arbeiten inzwischen knapp 100 Beschäftigte für den Bass-Hersteller, davon 80 am Hauptsitz in Markneukirchen.

Langfristig will Warwick mithilfe von Framus auch die Gitarrenwelt erobern. Es wird sich auszahlen, dass man Framus in Form des Museums seine eigene Geschichte zurückgegeben hat und der Gitarrenmarke damit ein historisches Fundament verleiht. Die Kulturlandschaft des Musikwinkels profitiert schon jetzt, denn sie ist seit Sommer
2007 um eine Touristen-Attraktion reicher.

Framus-Museum
Adorfer Straße 25
08258 Markneukirchen
Tel.: 037422-555 400
Fax: 037422-555 402
www.framus-vintage.de
service@framus-vintage.de

Warwick GmbH & Co. Musik Equipment KG
Warwick Music Equipment Trading (Shanghai) Ltd., Co.
Warwick Music Equipment Trading (Manchester UK) Ltd.
Warwick Music Equipment Trading (Zurich) GmbH
Warwick Music Equipment Trading (Praha CZ) s.r.o.

Thomas Buhé


Interview von Andreas Polte für ARCHTOP GERMANY

© Thomas Buhé

Thomas Buhé, 1920 geboren und heute 84 Jahre alt, ist sozusagen der Vater der Jazzgitarre der ehemaligen DDR. Er war Dozent an der Hochschule für Musik in Weimar und in Leipzig. Seine Lehrpläne für die Gitarrenausbildung haben noch heute Bestand. Zahlreiche Publikationen zur Jazzgitarre wurden von ihm zwischen 1954 und 1993 von ihm geschrieben. Seine Erlebnisse während des Dritten Reiches und in der DDR hat er in seiner sehr lesenswerten Biographie (erhältlich bei ihm selbst, Thomas Buhé, Bernhard-Göring-Str. 104, 04275 Leipzig) festgehalten. Sie schließt mit den liebenswerten Worten: “Da sitze ich nun auf meinem Rentnerplatz de luxe…und betrachte kopfschüttelnd das von allen guten Geistern verlassene Treiben auf dem Blauen Planeten”

Herr Buhé, wie sind sie überhaupt auf Archtops gekommen?

Als ich 1946 die während der Kriegsjahre in Leipzig eingelagerte “Roger”-Gitarre meines Bruders, Klaus Buhé im Luftschutzkeller fand, war dies die erste und einzige Erfahrung mit einem gitarreähnlichen Instrument. Fasziniert war ich bereits im Jahr 1936 durch das filigrane Duo-Spiel meines Bruders mit seinem Freund und Lehrer Hans Korseck. Dieser Sound -ergänzt durch frühe Schallplatten von Django Reinhardt- prägte mich zeit lebens.
Welchen Stellenwert nehmen Archtops, gemessen an ihrem gesamten öffentlichen Gitarrenspiel, ein?
Abgesehen von gelegentlichen “Seitensprüngen” mit Solidbody-Gitarren oder Halbresonanz-Modellen für Spezialaufgaben “ernährte” mich nur die Archtop. Vgl. “Mein Kaleidoskop” Seite 353.

Sie erwähnen das Buch „Mein Kaleidoskop“.
Es ist ihre sehr lesenswerte Autobiographie.
Wie sind sie auf die Idee gekommen es zu schreiben?

Die Gründe, eine Art Biographie zu schreiben, lassen sich kurz, wie im Klappentext (Rückseite meines Buches) definieren, aber auch als Versuch zur Darstellung des Neubeginns 1945 nach dem Zusammenbruch des Staates – nicht als Historiker oder Literat, sondern aus der “Wurmperspektive”. Skurril, wie daraus ein Musiker, gar ein Archtop-Fan wurde. Das Schreiben erwies sich darüber hinaus als eine nützliche geistige Gymnastik.

Welche Archtops besitzen sie?

Ich habe eine Roger Super Cutaway (mit D´Armond-Pickup) von 1954 und eine Otwin Olymp Naturell (mit Schaller Pickup) von 1949.

Welche davon ist ihr Favorit im musikalischen Einsatz?

Die Roger Super.

© Andreas Polte – spielt auf der ROGER SUPER Cutaway

Welche Saiten spielen sie darauf?

Thomastik Infeld Bronze round wound medium, daneben machte ich unzählige andere Versuche.

Welchen Amp bevorzugen sie im Livebetrieb für ihren Archtop-Sound?

Nach mehreren abenteuerlichen Eigenbauverstärkern auf Röhrenbasis hatte ich ab 1957 Gibson GA 6, 20 Watt – ich spiele ihn bis heute.

Wie nehmen sie ihre Archtops für Aufnahmen im Studio gerne ab?

Welches ist die beste Archtop, die sie je in der Hand hatten?

Den besten Klang erfuhr ich bei einer Epiphone auf der Frankfurter Musikmesse, wo ich auch den uralt wirkenden Herb Ellis an einer Gibson L5 begrüßen konnte. Überraschend gut waren auch einige Japaner. Die besten Hälse jedoch bekam ich maßgeschneidert in Handarbeit von einem Markneukirchener Meister sowie für den Umbau meiner Roger (Verbreiterung und Stahlstab) durch die “Legende” Georg Schulze aus Leipzig.

Welche Archtop würden sie gerne einmal spielen?

Ich surfe gerne auf vielen interessanten Gitarren, freue mich aber, wenn ich wieder “zu Hause” bin.

Ihre Biographie ist ein Stück Zeitgeschichte, gesehen und erlebt aus der Blickrichtung eines Musikers. Sie erzählen aus der Zeit des Naziregimes und aus der Zeit der ehemaligen DDR. Leider endet das Buch etwa zum Zeitpunkt der Wiedervereinigung. Was haben sie seit dieser Zeit gemacht?

Im Rundfunkstudio gelegentlich über einen Marshall und Fender oder per Direktabnahme der Gitarre. Der Mix erfolgte im Studio über Kopfhörer.

Nach der “Wende” hatte ich hemmungslose Reiselust zu all den bis dahin unerreichbaren Zielen.. Hawaii, Schweden, Österreich, England, Schottland, Griechenland, Türkei, Kanaren, Schweiz, Italien, Mexiko, Kalifornien… Ich hatte Begegnungen mit einigen Jazzgrößen und Gelegenheit bei einigen Sessions mitzuwirken. Auch hatte ich häufige Treffen mit ehemaligen Studenten von Weimar, Leipzig und Berlin, die alle ihren individuellen Weg gefunden haben.

Erzählen sie uns etwas mehr über die Jazzgrößen und Sessions?

Den Aktivitäten des Leipziger Jazzclubs und dem Wohlwollen des berühmten Gewandhaus-Kapellmeisters Prof. Kurt Masur verdanken wir etwa seit Ende der 80er Jahre das Zustandekommen einiger sensationeller Jazzkonzerte internationaler Jazzorchester und -solisten, ähnlich dem unvergesslichen Debut Benny Goodmans in der Carnegie Hall. Auch in Leipzig bewirkte das ein hörbares Aufatmen weit über den Kreis der Jazzfans hinaus. Hier eine grobe Übersicht:
Oskar Peterson mit Ray Brown und Herb Ellis, Modern Jazz Quartett, Ella Fitzgerald und Orchester, Dizzy Gillespie und Orchester, Lionel Hampton, Tommy Flanagan, Archie Shepp, Maynard Ferguson Georg Grunz mit einigen DDR-Kollegen, Toshiko Akiyosho, Charly Mariano.
Später John McLaughlin, Al di Meola, Paco DeLucia. John Etheridge, Vic Juris
Es gab auch einen Workshop in der Musikschule Nordhausen bei Matthias Wilhelm (Weimar) mit Peter Autschbach, Joe Sachse und einen Workshop mit John Abercrombie an der Hochschule in Weimar.

Die Gespräche und Begegnungen mit diesen Musikern aus der “großen weiten Welt” waren und sind Anregungen, aber auch Bestätigung für die Jahrzehnte langen Bemühungen um das weite Feld des Jazz.

Mein vollgestopfter Tageslauf für zwei Hochschulen, für Lehrgänge, Verlagsarbeit, Rundfunk, Theater usw. beschränkte meine Auftritte mit der Archtop auf ein Spezialgebiet, das mich seit 1938 faszinierte: Das akkordische Solospiel. Nach den wenigen Beispielen von Eddie Lang, Karl Kress, Dick McDonough, Barney Kessel schrieb ich viele Jahre lang Gitarrensätze für Jazzstandards, Filmhits, Musicalthemen und latininspirierte Melodien, mit denen man allein auf weiter Flur ein Prüfungsprogramm absolvieren konnte – wie Konzertgitarristen. Von diesen Stücken hatte ich immer einige spielbereit auf Abruf, z.B. für literarische Matineen, Kabarett, Lehrgänge etc. Wie auch das unsterbliche “Nuages” von Django Reinhardt kann ich diese Soli improvisatorisch und stilistisch verfremden.

Gibt es unter ihren Studenten einige, die die Vorliebe ihres Dozenten für eine Archtop heute teilen?

Die Generation meiner Schüler besaß überwiegend nur Solidbody-Girtarren. Später der Mode folgend Ovation oder Flattop-Typen. Im zähen Ringen mit Musima in Markneukirchen schob ich dann die Produktion von Archtops auf Bestellung an, aber sie waren unbefriedigend in Klang und Halskonstruktion. Nur ganz vereinzelt erschienen gute Instrumente von Meister Heinz Seifert aus Erlbach im Vogtland, auf die man lange warten musste. Rettung in ausweglosen Situationen, vor allem mit Problemen von Hals und Griffbrett, geschah durch den guten Meister Schulze in Leipzig, der kurz vor seinem Tod im Jahr 1980 den Hals meiner Roger perfekt rekonstruierte.

Ich weiß, dass sie in den letzten Jahren trotz ihre hohen Alters noch Konzerte gegeben haben. Was waren das für Konzerte?

Das Wort ist zu hoch gegriffen. Die kleine Tournee und die CD mit Uwe Markert “Steps between chairs” bei denen ich bescheiden mitmischte und Spaß hatte, waren meine letzten Aktivitäten vor meinem Armbruch im Mai 2004. Alljährlich im Herbst trifft sich unser “Altherren-Jazzer-Kreis” (von denen ich der älteste bin) seit vielen Jahren nebst Ehefrauen an markanten Stätten; z.B. Wartburg, Schloss Friedrichsbrunn, in exponierten Ferienobjekten. Wir spielen dann im Stil von Dixieland, Swing und Bop. In unserem Kreis sind Ärzte, Wissenschaftler, ein Musikproduzent, ein Gewandhausdirektor und andere vertreten. Wir demonstrieren, dass ein Leben ohne Musik unvollständig ist.

Quellen
4 Lindberg Kataloge
Bilder von mehr als 200 Gitarren
55 Bilder von datierten Instrumenten
Untersuchung von mehr als 30 Instrumenten

Danksagung:

Vielen Dank an Stephen Candib, Simon Deobald, Frankpaush, Johann Frisch, Rolf Gückel, Kim Jensen, Herbert Rittinger, Ol'Fret , Snap, Wietse und viele andere Teilnehmer des "Euroguitars Forums" und viele eBayer weltweit, die mir Bilder und anderes Material zur Verfügung stellten.

Danksagung von Stefan Lob

Vielen Dank an Kield "Lacquercracks" für diese sensationelle Bestimmungshilfe, Herrn Martin Haberfellner für die vielen Informationen, Herbert Rittinger der mich als erster auf Rod. Hoyer Gitarren aufmerksam machte und durch ein Aufkleber in einer seiner Gitarren auch den Herkunftsort nennen konnte. Durch diese Informationen war es mir erst möglich weiter zu forschen. Natürlich auch Dank an die zahlreichen Leser und Freunde, die dieses Projekt unterstüzten.

Kield "Lacquercracks" und Stefan Lob für "www.schlaggitarren.de" im Dezember 2009

Willi Lob – Ein Artikel von Stefan Lob

Mein Vater Willi Lob wurde am 30.09.1928 geboren und verstarb leider am 07.01.2000 im Alter von 73 Jahren.

Von Jugend an musizierte er und spielte diverse Instrumente.

© Stefan Lob schlaggitarren.de / Hoyer Special

Da mein Vater schon früh ein Liebhaber amerikanischer Jazzmusik war, spielte er vor allem deutsche Tanzmusik, die ein wenig jazzig angehaucht war. Mehr Freiheiten gab es nach dem Krieg, wo er auch für die alliierten Soldaten spielte und dort viel über seine geliebte Musik lernte. Er war in diversen Kapellen unterwegs aber seine Hauptgruppe waren die Kölner „KAKADUS“.

Kakadus
Er spielte diverse Instrumente
Geige
Bass
Chor
Gesang solo
Chello
Prcussion

Sein Hauptinstrument war die Gitarre und das sollte auch für immer so bleiben.

Er spielte viel und regelmäßig. Er war Stammmitglied der Hauskapelle des „Goldene Pflug“ in Köln. Dieses Kölner Lokal war damals sehr angesagt, sehr teuer und ein Treffpunkt der Prominenz.
Mein Vater erzählte, dass Romy Schneider schon mal vorbei kam, wenn Sie in Köln war.
Dann hat sie ihn immer gebeten den „Dritten Mann (Harry Lime Theme)“ zu spielen. Seine Band eröffnete auch den Kölner Tanzbrunnen und ein Ereignis, von dem er gerne erzählte war, dass er einmal Catarina Valente auf der Gitarre begleiten durfte.

Eigentlich wollte er Berufsmusiker werden aber seine Eltern hatten etwas dagegen und so studierte er und wurde Statiker und Architekt. In diesem Beruf machte er Karriere und vergaß die Gitarre ganz. Da ich als kleiner Junge bereits meine erste Konzertgitarre bekam, holte er seine Gitarre ganz selten mal hervor, um mitzuspielen.

Diese eine Gitarre, die er zu der Zeit besaß, faszinierte mich schon immer. Diese skurrilen Schallöcher, die aussahen wie Blitze, dieses schwere Holz und erst einmal diese komischen Drahtsaiten; die doch so ganz anders, als meine Nylonsaiten waren. Schnell lernte ich auf ihr meine ersten richtigen Akkorde und nicht mehr diese langweiligen Stücke von meinem Klassiklehrer. (Dachte ich zumindest)!

Erst heute weis ich, auf welcher Gitarre ich damals gespielt habe. Eine OSBAMA Tango von Oswald Bachmann aus Markneukirchen. Mein Vater dachte immer, es wäre eine Roger.

Ich denke, das hat man ihm auf dem Kölner Schwarzmarkt erzählt, denn dort hat er sie gegen seine amerikanischen Zigaretten (oder was anderes) getauscht. Gespielt hat er sie über einen DYNACORD V15 Verstärker. Er kannte damals einen sehr guten Sinti-Gitarristen mit dem Namen Vangeli. Sie spielten in einer Django Besetzung mit zwei Gitarren, Geiger und Bass. Dieser Vangeli hatte wohl immer gute Verbindungen, um an gute Gitarren zu kommen.

Ich selbst durfte als 13 jähriger Junge bei einem Musikertreffen der alten Garde dabei sein und besagter Vangeli war auch dabei. Als er seine Gibson in die Hand nahm und zu spielen begann hat sich für mich ein ganz neuer musikalischer Horizont aufgetan. Damals stockte mir der Atem und ich konnte gar nicht glauben, dass eine Gitarre solche Dynamik und Ausdrucksmöglichkeiten besitzt und ich begann mich mit der Musik von Django Reinhard zu beschäftigen und vergaß so langsam meine Rock´n Roll Helden!

© mit Wandergitarre ganz rechts

Leider habe ich meinen Vater viel zu selten nach seiner Zeit als Musiker gefragt (da bin ich wahrscheinlich nicht der Einzige). Nach seinem Tod fing ich an meine Mutter zu fragen, die damals noch lebte. Anhand der vorhandenen Fotos habe ich noch einige Informationen bekommen können.

Er hat lebenslang davon geträumt ein GIBSON Gitarre zu besitzen. Er kannte gar nicht die einzelnen Modelle. Ob es ein Super 400 oder eine ES 175 gewesen wäre, hätte er gar nicht gemerkt, aber er schaute halt viel Musik im Fernsehen und da sah er seine Gitarren-Helden wie Joe Pass oder Wes Montgomery und viele anderen auf den Jazzgitarren mit dem GIBSON Logo spielen.

Ich sagte ja schon zu anfangs, dass er die Gitarren und das Musizieren aufgab aber mit Ende 50, fing er noch einmal an mit einer kleinen Rentnerband. Sie spielten zum Spaß auf diversen privaten Festen ihrer Freunde. Er kaufte sich auch eine neue Gitarre und einen Verstärker. Ich fuhr mit ihm damals nach Köln und erinnere mich noch, dass der Gitarrenverkäufer total begeistert, war jemanden zu hören, der noch die alte Technik drauf hatte! Er kaufte sich leider doch nur eine relativ einfache und preiswerte IBANEZ Westerngitarre. Später kaufte er sich dann doch noch eine weitaus hochwertigere TAKAMINE Gitarre, auf der ich heute noch spiele. Am Geld kann es nicht gelegen haben aber er hat sich nie eine Gibson gekauft. Er gehörte noch zu der Generation die Träume pflegten! Ich habe mir dann nach seinem Tod eine ES 165 Herb Ellis über eBay gekauft! Vielleicht war das Bestimmung,wer weis!

Quellen
4 Lindberg Kataloge
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55 Bilder von datierten Instrumenten
Untersuchung von mehr als 30 Instrumenten

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Danksagung von Stefan Lob

Vielen Dank an Kield "Lacquercracks" für diese sensationelle Bestimmungshilfe, Herrn Martin Haberfellner für die vielen Informationen, Herbert Rittinger der mich als erster auf Rod. Hoyer Gitarren aufmerksam machte und durch ein Aufkleber in einer seiner Gitarren auch den Herkunftsort nennen konnte. Durch diese Informationen war es mir erst möglich weiter zu forschen. Natürlich auch Dank an die zahlreichen Leser und Freunde, die dieses Projekt unterstüzten.

Kield "Lacquercracks" und Stefan Lob für "www.schlaggitarren.de" im Dezember 2009

Restauration und Umbau einer Francoise Roudhloff von Helmut Buchsteiner

Helmut Buchsteiner stellt hier ein ganz besonderes Gitarrenprojekt vor. Mit viel Geschick und fachlichem Können baute er eine historische 6-Saitge Roudhloff Gitarre von 1815 in eine 8-saitige Romantikgitarre um.

Francois Roudhloff war ein bekannter französischer Gitarrenbauer. Gebürtig im Elsaß lernte er bei Breton den Gitarrenbau. Nach seiner Ausbildung kam er nach Paris, wo er mit Nicolas Mauchand zusammenarbeitete. Er baute einige hervorragende Amati Violinen und Celli vor allem aber schön verzierte Gitarren. Die Gitarren aus dieser Zeit tragen das bekannte Brandzeichen aus dem Namen Roudhloff und Mauchard im 90° Winkel aneinandergesetzt.

Hier Bilder von der Roudhloff Gitarre im Urzustand
Hier Bilder der verbreiterten Decke und Boden
Bilder nach dem vollendeten Umbau in eine 8-saitige Romantikgitarre

Die Zargen aus Vogelaugenahorn und der Hals aus Cedro wurden neu angefertigt. Der Hals in spanischen Bauweise wurde auf die Decke geleimt und die Zargen in den Halsfuß eingesetzt. Das Griffbrett ist aus Makasser-Ebenholz und der Knüpfsteg aus Rio-Palisander.

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Kield "Lacquercracks" und Stefan Lob für "www.schlaggitarren.de" im Dezember 2009

Wie ein neues Gitarrenmodell entstand – die Strohmer S 100 von Thomas Glöckner

Als Amateur Jazz Gitarrist bin ich schon seit langer Zeit Kunde bei Max Strohmer, der einen alteingesessenen Gitarren- und Geigenbaubetrieb in Nürnberg führt.

Max Strohmer führt seinen Betrieb, der vom Großvater gegründet wurde in dritter Generation und hat selbst Gitarrenbauer wie Stefan Sonntag und Jürgen Volkert ausgebildet. Er fertigt hauptsächlich Gitarren und Geigen der gehobenen Klasse.
Für die Individualität und dank seines Perfektionismus sind nicht unbeträchtliche Wartezeiten auf das Instrument einzukalkulieren. Dafür stimmt dann alles perfekt.

Ich selbst führe ein Architekturbüro das weltweit vor allem im Sportstättenbau engagiert ist, Produktdesign kommt hin und wieder, aber nicht regelmäßig vor ( www.gloeckner.de ).

Bei einem persönlichen Gesprächen erzählte mir Max Strohmer, dass er in diesem Jahr 100 jähriges Firmenjubiläum feiert. In seiner bescheidenen Art hätte er wohl keine große Geschichte daraus gemacht (er hat nicht einmal eine Homepage).

Auf meine Anregung hin entschieden wir, eine „high end“ Jazzgitarre mit den bestmöglichen akustischen Klangeigenschaften plus Floating Pickup in einer Kleinserie zu bauen, für die ich die Designarbeit übernommen habe. Das Max Strohmer 100 Jahre Jubiläumsmodell S 100.

Bis auf den Korpus, firmenintern als „Rogermodell“ bezeichnet, hatte ich vollkommen freie Hand. Dieses Modell wurde schon vom Großvater in dieser Korpusform gebaut. Die Schablonen werden noch immer verwendet. Ich stimmte mich stets sehr eng in vielen Details mit dem Meister ab.

Ich begann mein eigenes „Signature Modell“ zu entwerfen und habe erst einmal den eigenen Gitarrenbestand (Gibson Super 400 Bj. 49, Hoyer – Herr im Frack, Höfner Congress `63, Telecaster Thinline CS u. a.) kritisch untersucht und den noch ungestalteten Prototypen gespielt.

Die Qualität sollte State of the Art sein. Die Hölzer hierfür sind seit über 40 Jahren gelagert. Daraus wurden nur die allerbesten Qualitäten ausgewählt.

Es sind dies:

  • geflammter Ahornboden, 2 – teilig und aus einem massiven Block in Handarbeit geschnitzt.
  • Alpenfichtendecke, eng gemasert, handwerklich ausgearbeitet mit Kreuzbebalkung. Parallelbebalkung alternativ
  • Die Zargen und der 3-teilige Hals sind ebenfalls aus tief geflammtem Ahorn.
  • Bindings am Korpus, Griffbrett, Kopfplatte und Schlagbrett aus geflammtem Ahorn
  • Hals – Korpusverbindung als verdeckter Schwalbenschwanz, wobei der Hals über dem Korpus „schwebt“
  • Kopfplatten beidseitig aus Ebenholz, vorderseitig mit Abalone – Perlmutt Einlagen
  • Ebenholzgriffbrett mit Abalone – Perlmutt Einlagen
  • Geerdeter Ebenholzsaitenhalter mit Abalone – Perlmutt Einlagen
  • Elfenbeinsattel
  • Ebenholzsteg, verstellbar
  • Schaller M 6 Mechanik, vergoldet mit Ebenholzknöpfen
  • Häussel Humbucker im Ebenholzgehäuse mit verstellbaren Pole Pieces
  • Ebenholzschlagbrett mit Ahornbinding und Reglereinheit für Pickup.
  • Nitro Lackierung

Im Zuge der Designarbeiten wurde auch ein neues Logo entwickelt. Formal entspricht es Form eines endlosen Möbiusbandes. Dies entstand unter dem Eindruck meines eigenen Engagements in China wo auch Max Strohmer zahlreiche Kunden hat. Dort gilt die „8“ als Glückssymbol und Zeichen für die Ewigkeit. Alles was im Detail verbessert werden konnte musste optimiert werden.

Für das Standartmodell wurde eine Halsbreite am Sattel von 45 mm ( 1 ¾“) und 54 mm am 14. Bund gewählt. Die Mensurlänge beträgt 65 cm.

Zum Sound

Nachdem die klanglichen Qualitäten in den letzten Jahren von den großen Herstellern sehr stark vernachlässigt wurden und der Schwerpunkt zunehmend auf die Auslegung als E- Gitarre gelegt wurde, sollte mit der S 100 die Archtop als Akustikgitarre wieder platziert werden.

Durch den Häussel Humbucker wird der natürliche Klang perfekt auf die Bühne übersetzt.
Die Kombination mit einem AER Combo 60 ist wunderbar.

Der unverstärkte Klang ist voluminös und sehr präsent mit großer Lautstärke, fett aber differenziert. Unterschiedlichste Anschläge, sowie Fingerstyle werden perfekt wiedergegeben. Ich selbst benutze Ebenholzpicks von Sculpture Picks.

Mit der Kreuzbebalkung wird ein sehr warmer Klang erzeugt, die Parallelbebalkung ist perkussiver.

Die Strohmer ist mindestens so laut wie meine alte Super 400. Die Bespielbarkeit ist exzellent. Die eingestellte Saitenlage liegt bei 2,1 mm für die 6. Saite am 12. Bund, bei 1,9 mm für die 1. Saite.

Durch das etwas weitere Saitenspacing (ähnlich dem der alten D`Angelicos oder einer Gibson Johnny Smith) ist ein sehr entspanntes Spielen möglich.
Bisher wurde mit folgenden Saiten experimentiert:

  • Thomastik Bebop 0.13
  • Thomastik Jazz flat 0.13
  • Optima Jazz 0.12

Je nach persönlicher Vorliebe erzielen alle Marken sehr gute Ergebnisse.
Der Häussel Flatjazz gibt den Sound an den Amp weiter, ohne ihn zu verfärben. Dort lässt sich der Sound nach Wunsch anpassen. Clean oder angezerrt, punchig oder strahlend. Der Charakter des Instruments und des Musikers setzt sich aber immer durch. Noch mehr Lob muss ich mir verkneifen, da ich schließlich befangen bin. Ich habe jedenfalls mein Instrument gefunden!

Quellen
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Danksagung von Stefan Lob

Vielen Dank an Kield "Lacquercracks" für diese sensationelle Bestimmungshilfe, Herrn Martin Haberfellner für die vielen Informationen, Herbert Rittinger der mich als erster auf Rod. Hoyer Gitarren aufmerksam machte und durch ein Aufkleber in einer seiner Gitarren auch den Herkunftsort nennen konnte. Durch diese Informationen war es mir erst möglich weiter zu forschen. Natürlich auch Dank an die zahlreichen Leser und Freunde, die dieses Projekt unterstüzten.

Kield "Lacquercracks" und Stefan Lob für "www.schlaggitarren.de" im Dezember 2009

Soli-Schlaggitarren von Uli Weber

Unter dem Namen Soli wurden in den 1950er- und 1960er Saiteninstrumente verschiedener Bauart und Qualitätsstufen angeboten. Neben Konzert- und Wandergitarren, Mandolinen, Hawaigitarren sowie Waldzithern wurden auch verschiedene Schlaggitarren-Modelle gebaut. Soli-Instrumente waren im Fach-Einzelhandel wie vermutlich auch über den Versandhandel (Mufag) zu beziehen. Die auf einer Katalogseite angebotenen 7 Schlaggitarren-Modelle lagen preislich ohne elektrische Ausstattung zwischen DM 170,– und DM 600,–, die Tonabnehmer kosteten seinerzeit DM 20,– bis DM 146,–. Das Logo der Marke ist ein gleichseitig-gleichschenkliges Dreieck, darin 5 Notenlinien mit Violinschlüssel sowie der Markenname. Dieses Logo ist immer nahe dem unteren Schalloch auf der Decke angebracht, schwarz bei den blonden -, gold bei den schattierten Modellen.

Trotz intesiver Recherchen ist es mir bislang nicht gelungen herauszufinden, welcher Name oder welche Firma hinter der Marke Soli steckt. Der Firmensitz könnte im Raum Erlangen/Bubenreuth gelegen haben. Die Hardware-Ausstattungen lassen auf einen westdeutschen Hersteller schließen. Ich schließe allerdings auch nicht aus, dass „Soli“ das Label eines Großhändlers war, der Instrumente bei verschiedenen Herstellern oder auch Korpi und Hälse im europäischen Ausland (DDR, Tschecheslowakei, Österreich) anfertigen ließ. Die mir bislang bekannten Soli-Schlaggitarren-Modelle weisen etliche übereinstimmende Merkmale auf, die auf einen einzigen Hersteller schließen lassen. Für neue Hinweise wäre ich übrigens dankbar.

Bislang habe ich etwa ein Dutzend Soli-Schlaggitarren gesehen und diese 5 bis 6 verschiedenen Modellen zugeordnet. Neben den im Folgenden vorgestellten Modellen gab es auch eine 16 ´´- Semiakustik mit 5 cm tiefen Mahagoni-Zargen, Mahagoni-Boden, dreiteiligem Hals und aufwendigem Zierrat. Es gab ein preiswertes 16´´ – Modell aus Sperrholz mit tropfenförmigen Schallöffnungen (Teardrops), einfachen Bindings und einteiligem Ahornhals, sehr ähnlich Höfners Archtop-Modell 462. Es mag sein, dass es noch weitere Modell ähnlich der unten vorgestellten „Record“ gab, eines preisgünstiger aus Sperrholz gebaut, ein anderes mit Mahagoni-Boden und -Zargen. Es gab das blonde und das rot-schwarze (Black-Rose) Finish. Bislang habe ich nur Cutaway-Modelle gesehen. Interessanterweise gibt es zu jedem mir bekannten Modell auch eine oder mehrere „Schwestern“ bei anderen Herstellern. Vermutlich hat Soli bei diesen anderen namhaften Herstellern Hopf, Framus, Höfner, Astro und Hoyer bis hin zur Modellbezeichnung abgekupfert (oder war es umgekehrt?) – und das auf hohem Niveau.

Es gibt bei allen Modellen gemeinsame Merkmale, die eine Identifizierung einer Soli-Schlaggitarre in Grenzen möglich machen. Diese Merkmale tauchen einzeln auch bei anderen Herstellern auf, so dass die Kombination mehrere Merkmale an einem Instrument zutreffen muss, um eine eindeutige Zuordnung zu erreichen. Die schlicht und gefällig geformten F-Schallöcher tauchen bei allen F-Loch-Modellen auf, ähnliche wurden bei den Herstellern Hopf und Astro verwendet. Neben den tropfenförmigen wurden auch sichelförmige Schallöcher gebaut. Die abgewinkelte Kopfplatte ist nicht angesetzt und schlank, ihr oberer Rand ist asymetrisch ausgebildet. Der Übergang Kopfplatte/Hals weist einen kleinen Kragen auf ähnlich wie bei Höfner-Gitarren und es wurde immer ein Nullbund verwendet. Hälse höherwertiger Modelle sind 5- bis 7-fach verleimt, einen Einstellstab habe ich bislang nur bei den Mahagoni-Modellen gesehen. Der Halsfuß ist einteilig, angesetzt und verjüngt sich nach unten. Korpusseitig sind Halsklotz und Cutaway-Zarge an diese Verjüngung angepasst, so dass die Greifhand hier komfortabel agieren kann. Die korpusseitigen Halsenden schweben komplett über der Decke, eben klassische deutsche Bauart. Die Decken sind mit 2 parallelen Verbalkungen verstärkt, die Böden ohne Verbalkung. Die verwendeten Hölzer der hier vorgestellten Archtops sind von sehr guter und gleichmäßiger Qualität, ebenso hochwertig ist die Verarbeitung.

Spezial de Luxe

Meine erste Soli fand mich im Sommer 1981 auf dem Dachboden eines Schulkameraden. Sie schlummerte dort mit verrenktem Hals, jedoch gut verpackt in ihrem Originalkoffer. Nach der Gravur ihres Lyra-Saitenhalters heißt das Modell „Spezial de Luxe“. Ihr blonder und ausladender Körper hat große Ähnlichkeit mit den großen Modellen „Super“ von Hopf/Glassl sowie „Spezial“ von Hoyer und misst 46 cm (18´´) an der breitesten und 27,5 cm an der schmalsten Stelle. Die Zargen sind gleichmäßig 86 mm tief. Der spiegelbildlich zusammengefügte Boden und die Zargen bestehen aus massivem Riegelahorn, die an den Schallöchern knapp 7 mm dicke Decke ist aus feinjähiger Fichte geschnitzt. Aufwändig sind die umlaufenden mehrlagigen schwarz-weiß-tortoise-Einfassungen (Checkerboard) an den Rändern und an den Schallöchern.

Der Hals hat eine Mensur von 64 cm und ist aus sieben Schichten Ahorn und Birnenholz verleimt. Der sich verjüngende Halsfuß ist angesetzt. Die schlanke Kopfplatte ist vorderseitig mit schwarz gebeitztem Ahorn und Raute-Einlage furniert, sie trug ursprünglich hochwertige Bandmechaniken, welche ich später austauschen ließ. Der Wiesbadener Gitarrenbauer Christian Stoll hat den Hals gerichtet, diesen mit einem Gewindestab und mit einem Ebenholz-Griffbrett versehen. Die ursprünglichen Block-Einlagen wurden durch ebenfalls zeitgemäße Band-Einlagen ersetzt und auf den Nullbund habe ich gerne verzichtet.

Orchidee

Auch dieses Exemplar kreuzte unerwartet meinen Weg und konnte für relativ kleines Geld erworben werden. Die Ähnlichkeit mit der „Black Rose de Luxe“ von Framus ist nicht zu übersehen und auch von Astro (Arthur Strohmer) sowie von Hopf (Modell Silver Star) gibt es Schlaggitarren, die bis auf Kleinigkeiten genau so aussehen. Der Korpus hat ein sehr tief ausgeschnittenes Cutaway, die Tiefe beträgt 86 mm, die größte Breite 425 mm (17´´); die schmalste Stelle misst 267 mm. Die massive geschnitzte Fichtendecke ist an den F-Schallöchern 7 mm dick, der spiegelbildlich zusammengeleimte Boden und die Zargen bestehen aus massivem, dezent geriegeltem Ahorn. Der kräftige aber schmale Hals trägt ein Palisander-Griffbrett mit 21 Bünden und er weist am Nullbund gemessen eine Mensur von 63 mm auf. Am 1. Bund ist er 44 mm, am 12. Bund 52 mm breit. Die Halskonstruktion ist 5-streifig Ahorn/Mahagoni/Buche ohne Einstellstab und hält 12er-Flatwounds problemlos stand. Der originale Steg ist aus Birnenholz gefertigt und schwarz eingefärbt. Mehrschichtige weiß/schwarz/rote Perloidbindings fassen Hals und Kopfplatte ein, den Korpus drei- und fünflagige schwarz/weiße Bindings. Die rote Blockeinlage am 12. Bund wurde seinerzeit von vielen Herstellern verwendet, ebenso wie die ihrerzeit hochwertigen Band-Mechaniken und der Lyra-Saitenhalter. Das Modell wurde auch mit den sog. Sichel-Schallöchern angeboten, auch das Design der Kopfplatte variierte.

Diese Orchidee ist vom Vorbesitzer augenscheinlich sehr intensiv bis in die höchsten Lagen bespielt worden und wurde in ihrem bisherigen Leben wenigstens einmal neu bundiert. Bis auf einen ausgetauschten Wirbelgriff und den fehlenden Schlagschutz ist die Gitarre im originalen Zustand.
Die Pickup-Regler-Einheit aus dem Hause Höfner habe ich nachträglich montiert, kleine Löcher in Zarge und Hals weisen darauf hin, dass dort auch früher schon Ähnliches vorhanden war.
Klanglich hat die Tropenblume einiges zu bieten, sie steht insofern dem Vorbild wohl in nichts nach. Im Klangbild dominieren warme und druckvolle Mitten, was zum Teil auch an den derzeit aufgezogenen 12er d´Addario-Flatwounds liegt. Den Höhen fehlt es im Vergleich zur Spezial de Luxe ein wenig an dem brillianten Schimmern, die Bässe bleiben schlank. Die Gitarre agiert dynamisch mit einem satten Anschlag, einem ordentlichen Sustain und bei Bedarf mit großer Lautstärke und Durchsetzungskraft. Der einspulige Höfner-Diamond-Pickup mit seinem höhenreichen wie auch mittenbetonten Klang ist für die Orchidee ein guter Partner. Ich spiele einen kleinen Fender-Röhrenverstärker, in dieser Kombination ruft die Orchidee die typischen alten elektrischen Jazz- und Blues-Sounds auf.

Record

Die Record ist mit ihrem max. 41 cm (16´´) breiten und 7 cm tiefen Korpus eine handliche Schlaggitarre aus dem mittleren Preissegment. Der gewölbte Boden besteht wahrscheinlich aus gesperrtem Ahornholz, welches mit einem spektakulären Riegelahorn furniert ist. Der Zargen besteht aus massivem Riegelahorn und die an den Schallöchern 5 mm starke Decke aus massiver Fichte. Diese ist parallel beleistet und wahrscheinlich in die starke Wölbung gepresst. 5-lagige schwarz-weiß-tortoise-Bindings fassen den Korpus ein, die F-Löcher sind doppelt weiß-tortoise gesäumt. Auch zu dieser Soli gibt es bauähnliche Entsprechungen, dieses Mal bei der Firma Hopf.

Diese Record hat mich auf einem Flohmarkt angesprochen und wurde als Gegenstück zu der bereits vorhandenen Spezial ungetetstet erstanden. Zunächst musste auch hier der verzogene und heruntergespielte Hals gerichtet werden.
Dieser ist in Konstruktion und Abmessung bis auf das Palisander-Griffbrett übrigens identisch mit dem der Spezial de Luxe. Magnus Krempel hat hier einen Halsstab eingebaut und ein einfaches Ebenholz-Griffbrett.

Der Nullbund wie auch die weißen (und die rote) Blockeinlagen waren für mich ebenso verzichtbar wie die fast rechteckige Halsform. Die doppelte Perloid-Einfassung wurde erneuert; die ursprünglichen einfachen Einzel-Mechaniken gegen solche von Schaller ausgetauscht. Der Pickup ist ein Ibanez „George Benson“, der Schlagschutz selbst gebaut. Auch der Ebenholz-Steg ist ein Ersatz für den ursprünglichen Buchenholz-Steg. Dieses Modell gab es auch im rot-schwarzen Finish sowie auch mit Checkerboard-Randeinlagen. Neben dem hier verwendeten Trapez-Saitenhalter gab es die Record auch mit einem Harfen-Saitenhalter, ähnlich wie er bei z.B. Höfner verwendet wurde. Die Kopfplatte ist nicht eingefasst und kann in der Farbzusammenstellung variieren.

Diese kleine Schlaggitarre ist sehr laut und resonant mit spontaner Ansprache und hellem Klang. Sie klingt sehr offen und transparent bei trotzdem befriedigendem Sustain. Die Bässe klingen trocken, auch erreicht die Record die mittenbetonte Wärme und Fülle ihrer großen Schwestern nicht. Das akustische Klangpotential wird von dem George-Benson-Humbucker lebendig und kompetent übertragen. Eine gute und durchsetzungsfähige Gitarre, die sich nicht nur für Jazz und erdigen Blues sondern auch für moderne Musikstile wie Funk oder Fusion empfiehlt.

Quellen
4 Lindberg Kataloge
Bilder von mehr als 200 Gitarren
55 Bilder von datierten Instrumenten
Untersuchung von mehr als 30 Instrumenten

Danksagung:

Vielen Dank an Stephen Candib, Simon Deobald, Frankpaush, Johann Frisch, Rolf Gückel, Kim Jensen, Herbert Rittinger, Ol'Fret , Snap, Wietse und viele andere Teilnehmer des "Euroguitars Forums" und viele eBayer weltweit, die mir Bilder und anderes Material zur Verfügung stellten.

Danksagung von Stefan Lob

Vielen Dank an Kield "Lacquercracks" für diese sensationelle Bestimmungshilfe, Herrn Martin Haberfellner für die vielen Informationen, Herbert Rittinger der mich als erster auf Rod. Hoyer Gitarren aufmerksam machte und durch ein Aufkleber in einer seiner Gitarren auch den Herkunftsort nennen konnte. Durch diese Informationen war es mir erst möglich weiter zu forschen. Natürlich auch Dank an die zahlreichen Leser und Freunde, die dieses Projekt unterstüzten.

Kield "Lacquercracks" und Stefan Lob für "www.schlaggitarren.de" im Dezember 2009

Scandinavian vintage archtop guitars by Mikael Jansson

Swedish vintage archtop guitars

The first Swedish attempts to electrify guitars were made by two musicians from Uppsala, guitarist Kurt Wärngren and bassist/luthier Sten Anderson. In the early 1940s they started winding guitar pickups at home for the Levin archtop guitars used by most Swedish jazz guitarists (there were a few other archtop brands, such as Crafton and Ramona, but Levin dominated). Wärngren and Anderson were most likely inspired by the sounds of Charlie Christian, as heard on Benny Goodman records. The pickups were first sold as Solist but were later re-named Wingtone.

Kurt Wärngren, “father of the Swedish electric guitar”,
playingan Epiphone guitar with a Wingtone pickup. Late 1940s
Frii Model 16 archtop guitar, late 1940s catalogue frontpage.
Butterfly inlay on head and the unusual “half” cutaway

In the early 1950s, jazz and session guitarist Kjell Sjölund began making improved guitar pickups with adjustable pole pieces, named Kjell. They later came to replace Wingtones on Levin guitars.
There was still no industrial electric guitar production in Sweden at the time, but music dealer/luthier Göran Frii in Umeå made a number of archtop guitars, some electrified, in the late 1940s and 1950s. Frii´s production was too small to be called industrial, though. He made a total of some 500 guitars

1947-1948 Crafton Rex archtop guitar, made in Gothenburg,
with a Wingtone pickup. (Crafton archtop guitars were sold as acoustics only,
so the pickup is not factory-mounted). Unusal f-holes and asymmetric head shape!
Early 1940s ad for Swedish Boogie pickup for archtop guitars

In Bjärnum in the South of Sweden, the Bjärton instrument factory was founded in 1945. At first, Bjärton made double basses only, but introduced acoustic guitars in 1953. In the late 1950s and early 1960s, Bjärton made a couple of hollowbody electric models. Some of these had Hagström pickups (same as on Hagström´s”glitter” guitars), some had German Ideal pickups. Several archtop guitars were made for Hagström Oslo and sold as Hagströms in Norway. These had Ideal pickups.

Bjärton 1260&P-46 guitar, ca 1960, with Hagström pickups. (Photos: Viktor Gärdebo)
Bjärton guitar made for Hagstrom Oslo ca 1961. (Photo: Viktor Gärdebo)

The major Swedish guitar maker beside Hagström was the Levin Company in Gothenburg, founded by Herman Carlsson Levin in 1900. He emigrated to the US in the late 19th century and ran a small guitar factory in New York for a while before returning to Sweden. Levin archtops were very popular among the Swedish jazz players of the 1940s and 1950s. From the mid 1940s and until the mid 1950s, Levin archtops could be purchased with a Wingtone pickup fitted, and later also a Kjell pickup. From 1956, Levin started fitting DeArmond pickups to their guitars, first the floating models, later the models screwed onto the top.
Some Levin electric archtop guitars were sold in the US under the Goya brand name by Hershman in the early 1960s. In 1972, the Martin guitar company acquired Levin and shut down production in 1978.

Levin 1968 catalogue page showing thinline hollowbody guitars with DeArmond pickups and Hagström tremolo arms.
Levin DeLuxe 1957 guitar with Kjell pickup. (Photo courtesy of M Jansson)
Norwegian Hagström guitars

In Norway, Hagström set up a factory outside Oslo in 1946. Production started in 1947 and ceased around 1961-1962. The factory made some 50,000 guitars, including a great number of archtop guitars. The archtops could be purchased with add-on pickups, either German Ideal pickups or Norwegian Vingtor pickups. At least one Norwegian Hagström archtop has been with an East German Rellog “hidden pickup” under the fretboard is known. The Hagström Oslo archtops were rather plain with laminate bodies. Hagström´s reasons for setting up a guitar factory in Norway were postwar import and currency restrictions. The Oslo guitars were sold to the domestic market only. The factory also made archtops with other brand names such as Primo, Orkestra, and Perfekt, although the inside label says “Hagström Oslo”.

Åke Carlsson Quartet, Swedish amateur band
ca 1960 with Levin guitar, Hagström amp and Bjärton bass

Two Norwegian Hagström employees, Oddvar Hasle and Alf Heder, quit in 1950 to set up their own enterprise, Hasel & Heder Gitarfabrikk. They made archtop guitars for among others Norwegian music dealer Skau. In his shop archtop guitars were electrified from 1956 onwards.

Hagström Jimmy
Hagström Jimmy Swedish ad, late 1970s.
One of the first ten Hagström Jimmy protoypes made at the Bjärton factory, with Gibson McCarty pickups. (Photo: Mikael Jansson)

James L ”Jimmy” D´Aquisto (1935–1995) is one of the most famous American archtop guitar makers. That Hagström managed to enlist him in the late 60s must have been a triumph. D´Aquisto visited Sweden for the first time in 1969, when he spent a few weeks at the Bjärton factory in Bjärnum, where the first Jimmy guitars were made. He supervised work on ten prototypes fitted with pickups by Gibson and others, that D´Aquisto had brought with him from New York. Some of these prototypes are still around.
The first series of Jimmy guitars made in Bjärnum consisted of 480 guitars with f-holes. They have two pickups attached to the top and a conventional control layout: two volume and two tone controls, plus two three-way switches. The upper switch is a regular pickup selector, the other has a tone filter accentuating bass, mid or treble. The bodies were made by Bjärton, but the final assembly and finish was made in Älvdalen.
In 1975, D´Aquisto once more went to Sweden, this time to Älvdalen, to supervise the design of an improved line of Jimmies, to be manufactured at the main factory in Älvdalen. The second line of Jimmy guitars were made 1977-1979 and consists of 1,083 guitars; 727 with f-holes and 356 with oval sound holes. The latter has a floating pickup attached to the end of the fretboard, with tone and volume contros mounted on the pickguard.
From correspondence preserved, one can note that D´Aquisto purchased some 50 unfinished necks and bodies for his New York workshop. The necks were reportedly stolen from a warehouse in New York before they were delivered, but the bodies are said to have been used for some of D´Aquito´s laminate guitars.

Hagström Jimmy guitar, 1979
Hagström Jimmy guitar, 1969
Hagström Jimmy guitar O-hole model, 1977 (Photos: Jenny Gabrielsson)

Mikael Jansson ©

Excerpts from the book “Superswede – Hagström Guitars 50 Ýears” (Reverb Publ.), by Mikael Jansson, 2008.
With permission from the author.

Links:

Catalogues

Norwegian Hagström guitars and other brands

Albin Hagström official website

“Superswede” book, by Mikael Jansson, available in Germany from PPV Medien

Roger Junior Natural Cutaway von Uli Weber

© Uli Weber

en legendäre Ruf, der Roger-Gitarren vorauseilt, vernahm ich erstmals, als ich als Schüler mit meiner reparaturbedürftigen ersten echten Archtop beim Gitarrenbaumeister Pletz in Bleidenstadt anklopfte. Der meinte tatsächlich, nur bei einer Roger würde es sich lohnen, die meisterliche Hand anzulegen; und zu amerikanischen Jazzgitarren und Nachttöpfen hat er auch noch was gesagt. Bevor er meine Archtop angehen könne, wollte er jedoch seine eigene Roger Junior restaurieren, die würde schon etliche Jahre warten. Die kaputte „Soli“ nahm ich wieder mit nach Hause, genauso wie den Mythos der Roger-Gitarren.

Eine gut erhaltene naturfarbene Roger Junior Cutaway fand ich etliche Jahre später bei Norbert Schnepel. Im Vergleich mit vielen anderen prunkvoll ausgestatten Schlaggitarren dieser Epoche besitzt die Junior eine schlichte und gleichwohl zeitlose Eleganz. Das Instrument mit der Nummer 029/61 ist (wohl im Jahr 1961) in Mittenwald entstanden und ist damit wahrscheinlich eine der Letzten aus der „Mittenwald-Ära“. Sie trägt die breite eckige Kopfplatte mit dem einfachen schwarzen „Roger“-Schriftzug. Der auffällige harfenförmige Saitenhalter mit dem „R“ war eigentlich den teureren Roger-Modellen vorbehalten, ist hier jedoch werksseitig auf einer Junior montiert.

Der kräftige Hals ist aus sieben Teilen längs verleimt; seine Breite am 1. Bund beträgt 45 mm, am 12. Bund 50 mm. Die sich vom Halsfuß zum Kopf hin verjüngende zentrale Lage mag wohl Birnenholz sein, daran schließen Streifen aus Ahorn und schmalere aus einem rotbraunem Hartholz (Ramin?) an. Die beiden Flügel der Kopfplatte sind zusätzlich an den Hals angesetzt. Ein Einstellstab oder eine andere Verstärkung des Halses ist nicht vorhanden.

Das lackierte (!) und flach gewölbte rötlich-braune (indische) Palisander-Griffbrett trägt 21 flache und schmale Bünde. Die Lagenmarkierung, einfache Balkeneinlagen, bestehen aus Kunststoff. Der Halsfuß ist mit dem Hals aus demselben Werkstück herausgearbeitet und nicht wie bei vielen anderen Herstellern angeleimt. Dieses Verfahren ist wesentlich materialaufwändiger – der für seine Sparsamkeit bekannte Wenzel Rossmeisl muss da wohl seine Gründe gehabt haben es genau so zu machen. Anders als viele andere deutsche Hersteller hat er bei seinen Gitarren übrigens keinen Nullbund verwendet. Es sind offene Einzelmechaniken mit weißen Kunststoffflügeln montiert, die leichtgängig agieren und die Stimmung zuverlässig halten.
Der Korpus besteht aus Ahorn für Zargen und Boden sowie feinjähriger Fichte für die Decke. Boden und Decke sind zweiteilig spiegelbildlich verleimt und roger-typisch im Stil der sog. „german-carve“ geschnitzt, wobei der mittlere Teil von Boden und Decke nicht gewölbt sondern eben sind. Die Decke wird durch eine parallele Verbalkung stabilisiert und ist im Bereich der Schallöcher 6 mm dick. Decke und Boden sind an den Rändern mit einlagigen Perloid-Einfassungen umsäumt. Korpusform und -dimensionen sind ansonsten dem amerikanischen Vorbild sehr ähnlich. Die Korpustiefe beträgt 85 mm, die Korpusbreite an der breitseten Stelle 430 mm (17‘‘), am Oberbug 320 mm und an der schmalsten Stelle 275 mm.
Die Gitarre ist mit hochglänzendem Klarlack lackiert. Es handelt sich vermutlich um einen Nitrozellulose-Lack, weil er nicht lösemittelbeständig ist (ja der Gitarrenständer). Bei dieser über vierzigjährigen Dame haben sich nur wenige der typischen Schrumpfrisse im Lack gebildet. Eine Besonderheit bei Roger-Gitarren ist der ausgehöhlte Steg, hier aus dem gleichen rötlichen Palisander wie das Griffbrett angefertigt. Sein Unterteil ist in verschiedenen Variationen asymetrisch geformt und bildet i.d.R. auf der Bassseite eine größere Auflagefläche.

Das lackierte (!) und flach gewölbte rötlich-braune (indische) Palisander-Griffbrett trägt 21 flache und schmale Bünde. Die Lagenmarkierung, einfache Balkeneinlagen, bestehen aus Kunststoff. Der Halsfuß ist mit dem Hals aus demselben Werkstück herausgearbeitet und nicht wie bei vielen anderen Herstellern angeleimt. Dieses Verfahren ist wesentlich materialaufwändiger – der für seine Sparsamkeit bekannte Wenzel Rossmeisl muss da wohl seine Gründe gehabt haben es genau so zu machen. Anders als viele andere deutsche Hersteller hat er bei seinen Gitarren übrigens keinen Nullbund verwendet. Es sind offene Einzelmechaniken mit weißen Kunststoffflügeln montiert, die leichtgängig agieren und die Stimmung zuverlässig halten.
Der Korpus besteht aus Ahorn für Zargen und Boden sowie feinjähriger Fichte für die Decke. Boden und Decke sind zweiteilig spiegelbildlich verleimt und roger-typisch im Stil der sog. „german-carve“ geschnitzt, wobei der mittlere Teil von Boden und Decke nicht gewölbt sondern eben sind. Die Decke wird durch eine parallele Verbalkung stabilisiert und ist im Bereich der Schallöcher 6 mm dick. Decke und Boden sind an den Rändern mit einlagigen Perloid-Einfassungen umsäumt. Korpusform und -dimensionen sind ansonsten dem amerikanischen Vorbild sehr ähnlich. Die Korpustiefe beträgt 85 mm, die Korpusbreite an der breitseten Stelle 430 mm (17‘‘), am Oberbug 320 mm und an der schmalsten Stelle 275 mm.
Die Gitarre ist mit hochglänzendem Klarlack lackiert. Es handelt sich vermutlich um einen Nitrozellulose-Lack, weil er nicht lösemittelbeständig ist (ja der Gitarrenständer). Bei dieser über vierzigjährigen Dame haben sich nur wenige der typischen Schrumpfrisse im Lack gebildet. Eine Besonderheit bei Roger-Gitarren ist der ausgehöhlte Steg, hier aus dem gleichen rötlichen Palisander wie das Griffbrett angefertigt. Sein Unterteil ist in verschiedenen Variationen asymetrisch geformt und bildet i.d.R. auf der Bassseite eine größere Auflagefläche.

© Uli Weber


Meine Roger war mit einem am Hals montierten Tonabnehmer der Fa. Ideal ausgerüstet. Ich nehme an, dass dieser aufgrund Entmagnetisierung nur noch schwaches Signal gibt. Ich habe ihn deshalb gegen einen Attila-Zoller-Tonabnehmer ausgewechselt, der das akustische Klangpotenzial der Roger sehr gut überträgt. Den originalen Schlagschutz (Perloid) habe ich nicht durchbohren oder abschneiden wollen, darum habe ich auch diesen ersetzt.

Wenzel Rossmeisl war bekanntlich selbst ein ausgezeichneter Jazz-Gitarrist, der seine speziellen Klangvorstellungen und Erfahrungen in seinen Instrumenten umsetzte. Materialauswahl, spezielle Bauweise wie auch der hohle Steg haben gleichermaßen Anteil daran. Nehme ich die Roger zur Hand, fällt zunächst ein sattes Gewicht auf, da gibt es durchaus leichtere Archtops. Das kräftige Halsprofil ist heute unmodern, nach kurzer Eingewöhnung jedoch gut zu handhaben. Die sehr flach abgerichteten Bünde erfordern ein kräftiges Zufassen. Um den noch immer schnurgeraden Hals nicht zu stark zu beanspruchen, habe ich Thomastik-Flatwounds der Stärke 10 aufgezogen, die das klangliche Potential jedoch sicherlich nicht vollständig erschließen können. Der Klang der Junior ist von schlanker Eleganz, sehr hell mit einem guten Anteil silbriger Höhen.

Ihre Ansprache ist direkt und spritzig, sehr willig reagiert sie auf den Anschlag und setzt diesen dynamisch um. Sie erwartet aber auch einen ausdrucksstarken und präzisen Input, soll sie ihre Möglichkeiten entfalten. Bei kräftigem Hinlangen kann einiges an Lautstärke produziert werden ohne dass die Transparenz verloren geht aber auch leise Töne werden charaktervoll umgesetzt. Einzeltöne kommen perkussiv und mit gutem Durchsetzungsvermögen, werden mit zunehmend härterem Anschlag nicht nur lauter, auch mittenbetonter. Die Bässe bleiben auch aufgrund der geschliffenen Saiten kompakt und trocken. Sie geben Akkorden eine gute Basis ohne zu mulmen oder zu wummern. Die Roger schwingt nach dem Anschlag gleichmäßig aber recht zügig aus, ein endloses Sustain ist bauartbedingt auch nicht zu erwarten.

Zusammenfassend ist die hier vorgestellte Roger Junior nicht nur ein eigenständig gestaltetes Instrument von schlichter Schönheit, auch nach vierzig Jahren können auch Bespielbarkeit und Klang noch überzeugen. Das starke Halsprofil und insbesondere die sehr flach abgerichteten Bünde – letzteres ließe sich ohne großen Aufwand auch ändern – schränken moderne Spielweisen zwar etwas ein, Akkordbegleitungen wie auch Melodien im Spektrum traditioneller Jazz-Stilistik werden jedoch nuancenreich und souverän umgesetzt. Dabei entfaltet die Roger eine durchaus eigenständige Klangcharakteristik mit hohem Wiedererkennungswert. Nach nunmehr fünfzehn Jahren näherer Bekanntschaft, auch einigen Jahren, in denen ich mit ihr warm werden musste, nehme ich meine Roger Junior immer noch und immer wieder gerne zur Hand.

Uli Weber, Oktober 2006 ( webulr4@web.de )

Quellen
4 Lindberg Kataloge
Bilder von mehr als 200 Gitarren
55 Bilder von datierten Instrumenten
Untersuchung von mehr als 30 Instrumenten

Danksagung:

Vielen Dank an Stephen Candib, Simon Deobald, Frankpaush, Johann Frisch, Rolf Gückel, Kim Jensen, Herbert Rittinger, Ol'Fret , Snap, Wietse und viele andere Teilnehmer des "Euroguitars Forums" und viele eBayer weltweit, die mir Bilder und anderes Material zur Verfügung stellten.

Danksagung von Stefan Lob

Vielen Dank an Kield "Lacquercracks" für diese sensationelle Bestimmungshilfe, Herrn Martin Haberfellner für die vielen Informationen, Herbert Rittinger der mich als erster auf Rod. Hoyer Gitarren aufmerksam machte und durch ein Aufkleber in einer seiner Gitarren auch den Herkunftsort nennen konnte. Durch diese Informationen war es mir erst möglich weiter zu forschen. Natürlich auch Dank an die zahlreichen Leser und Freunde, die dieses Projekt unterstüzten.

Kield "Lacquercracks" und Stefan Lob für "www.schlaggitarren.de" im Dezember 2009

OTWIN “Sonor” ein Artikel von Martin Dierssen

© Martin Dierssen

“Otwin Sonor, eingetauscht gegen eine andere Otwin für die ich 250,00 Euro bezahlt hatte. Die Gitarre war in reichlich benutztem Zustand mit völlig desolatem Lack, etwas verbogenem Hals und superbreiten Jumbobünden als ich sie bekam. Die Decke wies einige bereits professionell mit Futter reparierte Rissen auf, zeigte aber gleich ihr ganzes Potential. Sie ist federleicht, spricht sehr gut an und hat einen lauten, leicht mittenbetonten Klang der insgesamt aber über den ganzen Tonumfang ausgewogen ist.

Das Instrument ist als vollständig aus massiven Hölzern gebaut, Decke aus Fichte, Boden und Zargen aus Ahorn, Hals vermutlich aus Erle mit Hartholz Zwischenlagen, Bindings aus Holz und Zelluloid. Im Innenleben hat sie eine Parallelbeleistung die sehr filigran gearbeitet und an den Enden gekehlt (scalloped) ist. Die Mensur beträgt ca. 64,5 cm, der Unterbug ist ca. 43 cm breit, die Zargenhöhe beträgt ca. 8 cm.

Ich habe von Walter Kraushaar einen Stahlstab und ein neues Griffbrett einbauen lassen, auf die alten Einlagen habe ich aus Kostengründen verzichtet. Die ganze Gitarre hat eine neue Lackierung in braun Sunburst bekommen.
Nun nutze ich sie, besaitet mit Daddario Bronce, Halfround Saiten, Stärke 013 bis 056, als Rhythmus Instrument für Swingmusik, Abnahme mit Mikrofon. Lässt sich sehr gut spielen und entwickelt eine fantastische Lautstärke mit gut tragendem Ton, ich bin begeistert.

Insgesamt habe ich für die Gitarre wohl um 1000 Euro aufgewendet, ein Betrag der m. E. gut investiert war. Vielleicht eine Anregung für andere in eine Otwin zu investieren. Ich habe noch fünf weitere Otwins unterschiedlicher Bauart (von denen ich keine hergeben möchte), alle sind sehr gut, wobei leider die schlanken Hälse ohne Halsstab oft verbogen sind, was aber Walter Kraushaar, www.der-gitarrenbauer.de (durch Stahlstab Einbau) oder Cornelia Traudt, www.traudt-guitars.com (durch Abrichten des Griffbretts in leichten Fällen) immer in den Griff bekommen haben.”

Martin Dierssen ( martin@dierssen.de )

Quellen
4 Lindberg Kataloge
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Danksagung von Stefan Lob

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Kield "Lacquercracks" und Stefan Lob für "www.schlaggitarren.de" im Dezember 2009

Artur Lang Schlaggitarre von Andreas Polte

“Diese legendäre Archtop stammt ca. aus Mitte der 60er Jahre und zählt zu den Top-of the-line-Modellen Langs. Wer näheres zu Lang-Gitarren im allgemeinen wissen möchte, möge bitte www.lang-gitarren.de besuchen, es ist die umfassendste Informationsquelle hierzu. Ich beschränke mich daher im Wesentlichen in diesem Bericht auf das rein Gitarristische:

Um es vorweg zu nehmen, den akustischen Klang, Transparenz, Ansprache, Sustain und Spielgefühl kann man nur mit einer alten D´Angelico, D´Aquisto oder besten Gibsons vergleichen. Es ist absolutes Hi-End. Dieser Artur Lang hatte ganz offensichtlich goldene Hände!

Artur Lang baute alle seine Gitarren in Handarbeit ganz alleine. Erst gegen Ende seines Lebens hatte er jemand eingestellt, der im beim Lackieren half.

So nun aber zu diesem guten Stück. Die Maße und Materialien

Der Korpus hat eine Breite von genau 44 cm, liegt also zwischen einer L5 und einer S400. Die Decke ist aus massiver Fichte und handausgeschnitzt. Die Hölzer sind nach Aussage von Theo Schaarpach, der nach dem Tode von Artur Lang dessen Holzlager erwerben konnte, über 250 Jahre alt. Die auffälligen geteilten F-Löcher der Decke sind von Lang designt und später u.a. von
D´Aquisto kopiert worden. Die Bindings sind 8-lagig, schwarz-weiss im Wechsel. Das Binding der F-Löcher ist dreilagig ausgeführt.

Boden und Zargen sind aus massivem Riegelahorn und ebenfalls handgearbeitet. Die Zargentiefe beträgt 8,5 cm. Der Hals ist ebenfalls aus Ahorn und 7-lagig verarbeitet und hat keinen Einstellstab. Seine Maße sind recht modern und nicht so klobig wie manche anderen Gitarrenhälse aus dieser Zeit. Das Griffbrett ist aus Ebenholz. Die Mensur beträgt 63,5 cm.
Besonders augenfällig ist neben den Zierstreifen an den Zargen die Kopfplatte: Sie ist mit einer Neusilberplatte verziehrt, die handgravierte florale Muster sowie das Lang-Logo zeigen. Die Gravuren sind ebenfalls von Lang selbst ausgeführt. Erst in späten Jahren, als er nicht mehr gut sehen konnte, lies er diese Arbeiten von jemand anderem machen. Die Mechaniken sind einfach und offen, tun aber ihren Dienst gut.

Zum Sound

Als ich die Gitarre zum ersten Mal spielte, waren 0.11er Half-Rounds aufgezogen. Die Gitarre zeigte gleich bei den ersten Tönen was sie kann. Lauter und wunderschöner warmer Ton und nuancierte Transparenz. Ich habe sie erstmal wieder weggelegt und staunte eine Weile. Mir war klar, dass dieser Wahnsinns-Sound ansonsten nur von den ganz feinen Edelteilen allerhöchster Gitarrenbaukunst zu erwarten sein kann. Dann begann ich, die Gitarre ausgiebig zu testen.
Die Klangfülle der Gitarre mit ihren sehr schön singenden Höhen behält sie in jedem Bereich des Griffbrettes bei, es gibt keine Dead-Spots. Warme Bässe und Mitten ergänzen das Klangbild. Sie nimmt jede Änderung des Anschlags und jede Bewegung der Griffhand sofort und willig an, reagiert schnell mit sauberem Attack. Auch das Sustain kann sich hören lassen!

Die Bespielbarkeit war ausgezeichnet. Der Hals liegt sehr gut in der Hand und war, trotz des fehlenden Einstellstabs nahezu schnurgerade. Man kommt sofort darauf zurecht, dank der modernen Maße. Aber 0.11er sind nicht unbedingt dass, was man auf einer solchen Gitarre spielen muss. 0.13er Flatwounds sind eher mein Ding. Spannend: Wie würde der Hals auf den enormen Zug dieser Saiten reagieren?

Das Ergebnis war sehr ermunternd: Der Hals hat sich überhaupt nicht gerührt!! Genau so gerade wie vorher. Und der Sound? Nun, jeder weiß, wie sich der Klang einer Gitarre verändert, wenn man diese beiden Saitensätze vergleicht. Die Lang-Archtop hat ihre gesamten positiven Klangeigenschaften beibehalten, wurde aber natürlich noch dicker und fetter im Ton. Richtig schön rund und gleichmäßig im Frequenzspektrum. Ein toller Jazz-Sound. Wenn erst mal der bestellte Kent-Armstrong montiert ist, werde ich diesen Sound auch elektrisch genießen dürfen.”

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Danksagung von Stefan Lob

Vielen Dank an Kield "Lacquercracks" für diese sensationelle Bestimmungshilfe, Herrn Martin Haberfellner für die vielen Informationen, Herbert Rittinger der mich als erster auf Rod. Hoyer Gitarren aufmerksam machte und durch ein Aufkleber in einer seiner Gitarren auch den Herkunftsort nennen konnte. Durch diese Informationen war es mir erst möglich weiter zu forschen. Natürlich auch Dank an die zahlreichen Leser und Freunde, die dieses Projekt unterstüzten.

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