Die Höfner “Attila Zoller Award” -Spieler, Platten und die Gitarre- von Andreas Polte

Eben so wie Zoller ein sehr spezieller Künstler und Gitarrist war, so ist auch sein Höfner Personal-Modell etwas für „sensible Spieler“, die einen besonderen Ton und Ansprache suchen.

Zu diesen Spielern gehören, natürlich neben Zoller selbst, u.a. auch Jimmy Raney und Peter Leitch. Beide kauften von Zoller eine der beiden blonden Prototypen des Modells “AZ Award”. Jimmy Raney nahm seine letzte CD (But Beautiful, Criss Cross Jazz 1065 CD) auf einer von Zoller geliehenen Award auf, die später Peter Leitch gehören sollte.

Lustigerweise gab es in den USA ein großes Rätslraten, was denn da für eine Gitarre auf dem Cover abgebildet ist. In einer Forumsdiskussion wurde gar behauptet, es sei eine von Gibson für Raney speziell hergestellte Archtop. Ein anderer behauptete, es wäre eine Guild. Erst ziemlich spät wurde das Rätsel von einem kundigen Forumsleser gelöst.

Peter Leitch, von dem später noch näheres zu lesen sein wird, war auf dieser Aufnahmesession dabei und erzählte mir folgendes dazu:

Zitat
„…So weit ich es verstanden habe, hatte er (AZ) sehr viel mit dem Design des Zoller Modells von Höfner zu tun… Jimmy Raney hatte auch Eine (Anm.: von Zoller bekommen). Meine, die zum dem Zeitpunkt aber noch Attila gehörte, spielte Raney auf seiner letzten Aufnahme, But Beautiful. Er kam von zu Hause aus Louisville, Kentucky nach New York ohne seine Gitarre, weil er wusste, dass er die Gleiche von Attila borgen konnte. Ich war auf dieser Aufnahmesession zugegen und er spielte wunderschön…“ 

Die AZ Award von Jimmy Raney gehört heute seinem Sohn Doug.
Attila Zoller selbst spielte, nach dem er die Gitarre von Höfner bekommen hatte, meistens auf diesen Modellen, zunächst auf den beiden Award-Prototypen, später meist auf einem Standard-Modell in Sunburst. Die hier gezeigten CDs sind beschränkt auf diejenigen, bei denen dei Höfner AZ auch auf dem Cover abgebildet ist.

Da wäre zunächst die CD “Lasting Love” von 1997, die m.E. eines der schönsten musikalischen Vermächtnisse Zollers ist. Solo-Gitarre, eher ruhig gehalten; hier spürt man Zollers Intensität sehr deutlich, kann seinen harmonischen Ideen gemächlich folgen und wundert sich oft darüber, wie es weitergegangen ist.

Als Zoller Anfang 1997 absehbar sterbenskrank war, war es sein Wunsch, noch einmal in New York ein Standard-Programm aufzunehmen sowie ein letztes Konzert in Ungarn zu geben. Das Beste dieser beiden Termine sowie seine letzten Solo-Aufnahmen sind auf “The last recordings” enthalten. Hier zeigt Zoller trotz starker Medikamente noch einmal seine ganze Musikalität. Zoller starb am 25.01.1998 in Vermont.

Der Kanadier Peter Leitch, deutlich geprägt von seiner Freundschaft zu Attila Zoller und der Bekanntschaft zu Jimmy Raney ist ebenfalls ein treuer Spieler einer Höfner AZ Award: „Zunächst hat die Gitarre einen wirklich guten akustischen Ton, das ist etwas, was ich in allen Gitarren suche, selbst in elektrischen oder verstärkten. Auch ist der Sound sehr gut in allen Registern balanciert, von den Höhen bis zu den Bässen. Die unteren Tiefen sind nicht zu schwammig, die hohen Höhen sind stark und das Instrument lässt sich gut spielen. Sie ist auch nicht zu schwer. Obwohl ich in der Vergangenheit Perioden des Auswechselns und Ausprobierens verschiedener Instrumente hatte, bin ich wirklich kein Gitarrenfanatiker oder Sammler. Und so bleibe ich bei einem Instrument, wenn ich eines finde, das zu mir passt.“
Die vielen CDs von Peter Leitch, die nach seinen Anfangsjahren entstanden, sind nahezu ausschließlich auf seiner „AZ Award“ eingespielt worden.

“Autobiography” ist eine CD, in der Leitch seinen Tribut an seine Einflüsse, Vorbilder und musikalischen Freunde zollt zu denen, wie bereits erwähnt, auch Attila Zoller und Jimmy Raney gehörten.

“Blues on the corner”

Eine CD in Sextett-Besetzung, war für Peter eine gewinnende neue Kombination von neuen Stimmen und alten Freunden.

Die Gitarre selbst trägt deutlich die Handschrift ihres Namesgebers.
Zoller wandte sich mit seinen neueren Vorstellungen einer personalisierten Archtop-Gitarre nach dem vorläufigen Ende des Gitarrenbaus bei Framus an die zweite in Deutschland beheimatete Traditionsfirma des Gitarrenbaus: Höfner. Dort entstand nach längerer Zeit ertsmals wieder ein Archtop-Jazzgitarren-Modell mit massiver, ausgearbeiteter Fichtendecke, deren Preis sogar ca. 50% über dem damaligen Top-Modell des Herstellers lag.

Das Modell „AZ“ wurde von 1982 bis 1999 ausschließlich in Handarbeit hergestellt, die „Award“ sogar lediglich in strickt limitierter Version. Für sie wurden die Tonhölzer nach besonders strengen Kriterien ausgewählt. Sie hat eine massive Fichtendecke mit blonder Lackierung, Boden und Zargen sind aus geflammtem Ahorn. Griffbrett und Mechanikenflügel bestehen aus Ebenholz. Die Einlagen in der Kopfplatte und im Griffbrett bestehen aus Perlmutt, die Hardware ist vergoldet.
Normalerweise verfügte die Gitarre über einen „Attila Zoller Floating Pick Up“ von Shadow. Das hier gezeigte Modell hatte nie einen Pick-Up an Bord, es ist sozusagen „jungfräulich“. Auch hat es ein Schlagbrett und die Verzierung des Saitenhalters aus Ebenholz. Normalerweise bestanden sie aus Rosenholz.
Auffällig ist, dass die „AZ Award“ einen recht holzigen Charakter hat, ohne jedoch zum typischen „näseln“ der alten Höfner-Modelle zu neigen. Sie ist leichtgängig und flink, die Ansprache nahezu sensationell.
Ein weiterer Gitarrist, der sich mit der Award beschäftigen konnte, Philipp Stauber, sagte: “Bemerkenswert ist die extrem gute Bespielbarkeit der Gitarre. Ein total angenehmes Spielgefühl. Sie hat sehr schöne angenehme Höhen, die nicht nerven; man bekommt sofort Lust, damit akustische Aufnahmen zu machen”
Über die Award sagte Zoller selbst in einem Gespräch mit Helmut Kagerer: “Das wird mal eine Collectors-Guitar vom allerfeinsten”.

Damit hat er wohl recht gehabt. Die Höfner “Attila Zoller”, speziell das Modell “Award”, ist leider niemals einem breiten Publikum zugänglich geworden, dazu ist sie zu speziell. In einer Zeit, in der die meisten Spieler von einer L5-Manie befallen waren, ging die Konstruktion dieser Gitarre einen klanglich anderen Weg: Sensibel, holzig, sanft sind Attribute die zu dieser Gitarre passen. Seitens der Ausstattung toppt sie sogar die L5. Sie hat ein aufwändigeres Binding und eine Spitzenverarbeitung. Solche Gitarren findet man heute ab und zu von einzelnen kleinen Anbietern; damals war sie etwas Besonderes für besondere Spieler, sozusagen ihrer Zeit ein wenig voraus. Aber das war Attila Zoller sowieso schon immer; als Gitarrist und auch als Pate für seine Gitarren.

Noch ein kleines Schmankerl: Auf dem Cover von “Common Cause”, im Jahr 2007 von ENJA dankenswerterweise neu aufgelegt, ist Zoller mit einer Höfner AZ-Standard zu sehen. Das erste Jahr, in dem die Gitarre hätte hergestellt werden können, war 1982. Die Aufnahmen zur CD datieren aber auf 1979 :-)
Quellen
4 Lindberg Kataloge
Bilder von mehr als 200 Gitarren
55 Bilder von datierten Instrumenten
Untersuchung von mehr als 30 Instrumenten

Danksagung:

Vielen Dank an Stephen Candib, Simon Deobald, Frankpaush, Johann Frisch, Rolf Gückel, Kim Jensen, Herbert Rittinger, Ol'Fret , Snap, Wietse und viele andere Teilnehmer des "Euroguitars Forums" und viele eBayer weltweit, die mir Bilder und anderes Material zur Verfügung stellten.

Danksagung von Stefan Lob

Vielen Dank an Kield "Lacquercracks" für diese sensationelle Bestimmungshilfe, Herrn Martin Haberfellner für die vielen Informationen, Herbert Rittinger der mich als erster auf Rod. Hoyer Gitarren aufmerksam machte und durch ein Aufkleber in einer seiner Gitarren auch den Herkunftsort nennen konnte. Durch diese Informationen war es mir erst möglich weiter zu forschen. Natürlich auch Dank an die zahlreichen Leser und Freunde, die dieses Projekt unterstüzten.

Kield "Lacquercracks" und Stefan Lob für "www.schlaggitarren.de" im Dezember 2009