Dynacord & Echolette (Klemt)

Artikel von Stefan Lob

Dynacord

1945 hat Herr Werner Pinternagel in Pilsting eine Reparaturwerkstatt für Radiogeräte gegründet. In Handarbeit und mit einfachsten Mitteln baute er 1945 seinen ersten Röhren Verstärker.

1946 gründete er in Straubing die Firma Dynacord. Beim Aufbau des Betriebes halfen dem Besitzer zunächst nur seine Frau, zwei Töchter und der Sohn.

1947 begann Dynacord offiziell mit dem Bau der ersten Verstärker und dann spezialisierte sich Werner Pinternagel auf Bühnentechnik wie Gitarrenverstärker oder Hallgeräte.

1948/49 wurden die ersten Misch- und Kofferverstärker unter dem Firmennamen” Dynacord Ing. W. Pinternagel” als Marke Dynacord auf den Markt gebracht. Kofferverstärker wie Dynacord KV 6 & Dynacord KV 10 waren in den 50ern der Renner und 1960 kam der Nachfolger Dynacord KV 12 auf den Markt. Vom Modell DA 15, dass ebenfalls weit über zehn Jahre lang ohne Unterbrechung in der Produktion lief, wurden über 70.000 Stück verkauft.

Am 14.12.1970 verkaufte Ing. Werner Pinternagel sein Unternehmen an neun Gesellschafter. Bis 1990 war Dynacord im Besitz von Hans Bauer und mehreren deutscher Familien. Dann wurde Dynacord an amerikanische Investoren verkauft

© Stefan Lob schlaggitarren.de / anonym mit BR
Echolette & Klemt

Artur Klemt gründete in den 30er Jahren in Olchingen (bei München) die Firma „Radio Klemt“. Später wuchs die Firma und es kamen Filialen in Bremen und Hamburg dazu. Mitte der 50er Jahre hatte der Musiker Hans Bauer die Idee einen Mischverstärker für seinen eigenen Bedarf entwickeln zu lassen.

Er war Musiker bei Ambross Seelos und suchte einen Partner, der ihm seine Ideen technisch verwirklichen konnte. So kam es zu der Zusammenarbeit von Hans Bauer und der Fa. Klemt. Erst wurden ein paar Modelle gebaut und dann gab es die weitere Idee ein Echo/Nachhall Gerät zu entwickeln. Diese Geräte wurden zunächst bei Ambros Seelos auf Bühnentauglichkeit getestet und ab 1959 gab es die Handelsmarke „Echolette“.

Hans Bauer besaß sämtliche Markenrechte und verkaufte die Produkte über seine Münchner Firma „Echolette-Vertrieb“. Die Fa. Klemt stellte die Produkte her.

Der Mischverstärker M40 und das passende Echo-Nachhallgerät NG wurden schnell ein Verkaufsschlager. Diese Geräte werden aufgrund Ihrer goldenen Farbe und der gelöcherten Gitter zur Wärmeableitung auch als „Goldkäfig„ bezeichnet.

© Stefan Lob schlaggitarren.de

Im Laufe der 60er Jahre wurden diese Geräte immer weiterentwickelt und die Produktpalette vergrößerte sich. Es gab auch eine Zusammenarbeit mit AKG für Mikrofone und ISOPHON für Lautsprecher.

1969 trennten sich Klemt und Hans Bauer. Hans Bauer erwarb 50% Marktanteile seines größten Konkurrenten Dynacord und der Markenname „Echolette“ wurde beibehalten. Es wurde weiterhin über den Münchner „Echolette-Vertrieb“ verkauft allerdings wurden die Produkte jetzt bei Dynacord gebaut.

Das Echolette Logo änderte sich leicht, da der Klemt Schriftzug entfernt wurde.

Bis 1981 wurden „Echolette“ Geräte produziert.

Einen detaillierten Bericht über Hans Bauer & Echolette findet Ihr bei:
Hans Ohms “nostalgische Orchesterelektronik”

Dynacord & Echolette Gitarren

In den 60er Jahren wurde die Nachfrage nach Gitarren immer größer und die Firma Dynacord versuchte auch eine eigene Gitarrenserie aufzubauen. Ich konnte mit Herrn Weinberger sprechen, der bei Dynacord in der Gitarrenproduktion mitgearbeitet hat.

CORA

Das wohl avantgardistische Gitarrenmodell war die „Cora“. Die Cora ist eine Korpus-Rahmengitarre mit drei Tonabnehmern ohne den üblichen Holzkorpus. Sie wurde als Cora S in Chromausführung und als Cora G-Modell in echt vergoldeter Ausführung angeboten. 1965 begann die Produktion und nach Auskunft von Herrn Weinberger wurde die Cora bei Dynacord entwickelt und auch gebaut. Die Zubehörteile und Elektronik wurden teilweise zugekauft.

© Mk Dorsten N. Schnepel / Lorbizarre

Bei den jetzt folgenden Modellen war es so, dass man Korpus, Hals und Zubehör einkaufte und die Gitarren bei Dynacord zusammenbaute. Es gab Lieferungen aus Italien von der Firma Welson und aus deutscher Produktion. Dynacord vertrieb auch Hopf-Gitarren und dadurch kam es zu einer Zusammenarbeit mit der Fa. Hopf. Ende der 60er Jahre wurde die Produktion der Gitarren eingestellt.

DC/3Vib. (Dynacord/3Tonabnehmer/Vibrato-System)

Diese Gitarre ist baugleich mit der italienischen WELSON DS 3 T Gitarre.

© Mk Dorsten N. Schnepel / Lorbizarre / Katalog

Dieses Modell gab es auch mit zwei Tonabnehmern als DC/2. Bei Welson hieß sie DS 2T

© anonym mit BR / Katalog

Thin-Body-Bass, Korpus-Bass, 2 Tonabnehmer
© Mk Dorsten N. Schnepel
Starmaster, Solid-Body-Gitarre, 3 Tonabnehmer

Im Welson Katalog kann man deutlich erkennen woher diese Instrumente stammen.

© Mk Dorsten N. Schnepel / Katalog
Superbass, Solid-Body-Superbass, 3 Tonabnehmer
Echolette-Gitarre
© Stefan Lob schlaggitarren.de
Quellen
4 Lindberg Kataloge
Bilder von mehr als 200 Gitarren
55 Bilder von datierten Instrumenten
Untersuchung von mehr als 30 Instrumenten

Danksagung:

Vielen Dank an Stephen Candib, Simon Deobald, Frankpaush, Johann Frisch, Rolf Gückel, Kim Jensen, Herbert Rittinger, Ol'Fret , Snap, Wietse und viele andere Teilnehmer des "Euroguitars Forums" und viele eBayer weltweit, die mir Bilder und anderes Material zur Verfügung stellten.

Danksagung von Stefan Lob

Vielen Dank an Kield "Lacquercracks" für diese sensationelle Bestimmungshilfe, Herrn Martin Haberfellner für die vielen Informationen, Herbert Rittinger der mich als erster auf Rod. Hoyer Gitarren aufmerksam machte und durch ein Aufkleber in einer seiner Gitarren auch den Herkunftsort nennen konnte. Durch diese Informationen war es mir erst möglich weiter zu forschen. Natürlich auch Dank an die zahlreichen Leser und Freunde, die dieses Projekt unterstüzten.

Kield "Lacquercracks" und Stefan Lob für "www.schlaggitarren.de" im Dezember 2009