Framus – Die Anfänge

Artikel von Dr. Christian Hoyer und Stefan Lob

Erst einmal möchte ich mich ganz herzlich bei Dr. Christian Hoyer bedanken. Ich habe mit ihm regelmäßig E-Mail-Kontakt und es macht viel Freude, unsere Ideen und unser Wissen über Gitarren und deren Hersteller auszutauschen. So ist auch dieser Artikel entstanden.

Grundlegendes vorab

Framus war ursprünglich nicht nur als Herstellerfirma konzipiert, sondern auch als Vertrieb für andere kleinere Hersteller, als Auffang- und Sammelorganisation für alle ehemaligen Schönbacher Betriebe im Raum Erlangen. Framus sollte einerseits die Grundlagen für die Ansiedlung und den Aufbau in Bayern schaffen, Wohnungen suchen, Möbel für den Alltag beschaffen, Werkstätten errichten, Werkzeuge und Maschinen beschaffen, über Bezugsscheine die Materialien für den Bau von Instrumenten besorgen u. v. m.; andererseits sollte Framus für den Absatz der Instrumente Sorge tragen. Ab Anfang 1946 konnte so die Produktion in einigen kleinen Werkstätten bereits Ende 1945/ Anfang 1946 anlaufen, und für viele Heimarbeiter fungierte Framus in den Anfangsjahren als Vertrieb für ihre Instrumente. Die Framus-eigene Herstellung von Zupfinstrumenten wurde ab Anfang 1947 von Walter Höfner aufgebaut und geleitet, der im Wesentlichen auch die ersten Gitarrenmodelle entwickelte. Erst ab Ende 1948 gingen Framus und Höfner eigene Wege, die Werkstätten und die Belegschaft wurden geteilt. Und erst in den Folgejahren entstanden so zwei eigene, voneinander durch Stil, Arbeitsweise und Design unterscheidbare eigenständige Gitarrenschmieden. Mehr hierzu kann man in der Unternehmensgeschichte von Framus erfahren, in der die Aufbaujahre im Raum Erlangen detailliert nachgezeichnet werden.

(Christian Hoyer, Framus – Built in the Heart of Bavaria. Die Geschichte eines deutschen Musikinstrumentenherstellers. 1946-1977, Markneukirchen 2007, 292 S., über den Web Shop der Firma Framus-Warwick kann dieses Buch bezogen werden)

Um frühe Instrumente aus den Jahren 1946 bis 1950 geht es im Folgenden.

Christian Hoyer hat mir folgendes Bildmaterial zugeschickt und gefragt, was ich davon halte und ob ich eine Idee habe, wer die Gitarrenbauer hinter diesen Gitarrenmodellen sind.

Ich konnte anhand der Bilder auch keine sicheren Aussagen treffen, ich habe aber ein paar Ideen, die ich hier vorstellen möchte. Wer anderer Meinung ist, kann das gerne mitteilen!

Fangen wir mal mit einer sehr interessanten Gitarre an. An dieser Gitarre fällt zuerst der wunderschön gearbeitete Boden auf. Ich kenne nur einen Gitarrenbauer, der später in diesem Stil gearbeitet hat, nämlich Gitarren mit verschiedenen Furnieren zu verzieren. Er hieß Wolfgang Hüttl, stammte aus Schönbach und wurde 1946 vertrieben. Er hat anfangs bei Arnold Hoyer gearbeitet. Dann machte er sich selbstständig. Bald erscheint auch ein eigener W. Hüttl Artikel auf dieser Webseite.

© FRAMUS

Diese Gitarre weist noch viele Merkmale alter Gitarren aus dem Egerland auf. Besonders die Kopfplattenform, d. h. die zur Mitte hin geschwungene Form. Höfner, die ja auch mit Framus bis 1948 zusammenarbeiteten, hatten solche Kopfplatten schon vor dem 2. WK auf ihren Gitarren. Der Saitenhalter weist die Grundform der frühen „Bubenreuther Gitarren“ auf.

MESSE 1949
© FRAMUS

Dieses Foto stammt von der Mittenwalder Messe 1949. Im Koffer liegt die oben erwähnte Gitarre. So präsentiert, dass man den schönen Boden sieht. Unter dem Framus-Logo hängt eine HÖFNER-Mandoline, Modell 547.

Hier geht es aber um die beiden wundervollen Gitarren rechts und links. Bei diesen Gitarren würde ich auch auf Gitarrenbauer aus dem Egerland tippen. Einige Merkmale wurden später bei Höfner-Modellen wieder aufgegriffen, so dass ich davon ausgehe, dass diese von Gitarrenbauern stammen, die nach der Trennung von Framus und Höfner für die Fa. Höfner arbeiteten.

Messe 1950
Diese Gitarre ist äußerst interessant und eine wirkliche Schönheit

Die Korpusform erinnert stark an eine Gibson L5 aber die Wölbung der Decke ist stärker ausgearbeitet. Das Logo auf der Kopfplatte und dem Schlagbrett ist eine aufgebrochene Raute, wie sie auch Gibson als Kopfplatten-Einlage verwendete. Die Einlagen des Griffbretts sind Vorläufer des späteren „Perlmutt-Einlagen“-Typs, wie sie auf vielen „hochwertigen“ Gitarren aus Bubenreuther Produktion verwendet wurden. Diese Perlmut-Einlagen konnte man später serienmäßig bei Leopold Müller zukaufen. Der Saitenhalter erinnert auch ein wenig an eine Gibson Typ „Super 400“. Leider ist die Bildqualität nicht die beste. Aber die F-Löcher scheinen nicht eingefasst, sondern mit Schnitzarbeiten verziert worden zu sein.

Dies gab es auch bei Höfner, wie man an diesem sehr alten Höfner-Modell sehen kann.

Geteilte Schalllöcher

Diese Gitarre besitzt geteilte Schalllöcher. Eigentlich ein typisches Merkmal des Gitarrenbauers Artur Lang, aber diese Gitarre scheint mir von einem anderen Gitarrenbauer hergestellt worden sein, da es außer diesem Merkmal keine weiteren Übereinstimmungen gibt.

„sudetendeutschen Heimarbeiter“

Diese drei Gitarren Modelle stammen sicherlich von „sudetendeutschen Heimarbeitern“ und tragen schon die typischen Merkmale des frühen „Bubenreuther Gitarrenbaus“.

© FRAMUS
Wir suchen nach weiteren alten Modellen, Bildern, Katalogen aus der Vorkriegs- und frühen Nachkriegszeit!