Framus: Gitarren Made in Franken

von Dr. Christian Hoyer

© FRAMUS

Framus – hinter dem Akronym verbirgt sich die „Fränkische Musikinstrumentenerzeugung Fred Wilfer KG“, die am 1. Januar 1946 von Fred Wilfer in Erlangen gegründet wurde. Framus stand in der Nachkriegszeit stellvertretend für “Gitarren Made in Franken”, bis der Konkurs Mitte der 1970er Jahre der weltbekannten Bubenreuther Marke – mit dem Symbol einer Geige vor der Weltkugel – ein Ende setzte.

Im Jahr 1995 kam es zur Wiederbelebung der Gitarrenmarke unter dem Dach des Bassherstellers Warwick. Seit Sommer 2007 gibt es in der Musikstadt Markneukirchen im Vogtland, wo Framus heute ansässig ist, ein Framus-Museum; dort erwarten den Besucher auf drei Etagen einer renovierten Gründerzeit-Villa mehr als 200 Exponate aus der Produktion der Framus-Werke Bubenreuth aus den 1940er bis 1970er Jahren.

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Die Anfänge: Von Schönbach nach Bubenreuth

Die Wurzeln von Framus sind in der Musikstadt Schönbach im Egerland – dem heutigen Luby u Chebu – zu finden. Die Stadt am Fuße des Erzgebirges war geprägt von der Musik. Hier wurden seit Jahrhunderten Geigen und viele andere Streich- und Zupfinstrumente produziert und von Schönbach aus in alle Welt exportiert. Dort, im böhmischen Teil des Musikwinkels,
wurde der Firmengründer Fred Wilfer im Jahre 1917 geboren. Als er 1945 von den Vertreibungsplänen der Alliierten hörte, die auch seine sudetendeutsche Heimat betreffen würden, fasste er den Plan, seinen Landsleuten zu helfen. Noch bevor der erste Vertreibungstransport aus der Tschechoslowakei ins Rollen gekommen war, hatte sich Fred Wilfer mit den verschiedenen staatlichen Stellen in Bayern in Verbindung gesetzt und sein Anliegen vorgetragen. Die bayerische Staatsregierung begrüßte Wilfers Vorhaben und beauftragte ihn damit, die Voraussetzungen für eine Ansiedlung der Schönbacher Geigenbauer im Raum Erlangen zu treffen. Weil Fred Wilfer von den tschechoslowakischen Behörden als „Antifaschist“ eingestuft worden war, erteilte ihm die US-Militärregierung in Bayern bereits Ende 1945 die Erlaubnis, ein Unternehmen zu gründen. So wurde am 1. Januar 1946 die „Fränkische Musikinstrumentenerzeugung Fred Wilfer KG“ (kurz: Framus) in Erlangen aus der Taufe gehoben, die zur zentralen Anlaufstelle für die aus Schönbach vertriebenen Instrumentenbauer wurde. Im März 1946 traf der erste Transport mit Schönbachern in Erlangen ein. Fred Wilfer bemühte sich fortan zusammen mit dem Flüchtlingskommissar um die Unterkünfte, Mobiliar, Werkzeug und Arbeit für seine Schönbacher Landsleute.

Vom Einmannbetrieb zur größten Gitarrenmanufaktur Europas

Erste Werkstätten konnten 1946 in Tennenlohe und in Möhrendorf eingerichtet werden. Ende1948 verlagerte Wilfer die Produktionsstätten ins nahe gelegene Baiersdorf. Allerdings waren auch dort die Räumlichkeiten in einer ehemaligen Brauerei bald zu beengt. Seit Ende 1949 kristallisierte sich Bubenreuth als Zentrum für die Ansiedlung der Schönbacher Geigenbauer heraus. Im klingenden Dorf errichtete Fred Wilfer daher eins der modernsten Fabrikgebäude der Zeit, in das Framus im Sommer 1954 einziehen konnte. Auf 2.200 qm Produktionsfläche konnten von da an 170 Instrumentenmacher an die Erzeugung von 2.000 Instrumenten im Monat gehen.

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Der Himmel der Schönbacher Geigenbauer in Bubenreuth hing schon bald nicht mehr nur voller Geigen. Die Gitarre und insbesondere ihre elektronische Schwester liefen der unbestrittenen Königin nach der Zahl bald den Rang ab. Die Beatles hatten die Gitarrenproduktion in einen regelrechten Boom versetzt. Angesichts dieser Entwicklung wurde der Bau eines Zweigwerks in Pretzfeld in der Fränkischen Schweiz notwendig. Dadurch avancierte Framus 1966 zur größten Gitarrenfabrik Europas mit über 300 Beschäftigten. Ende der 1970er Jahre kam nach dem Konkurs das Aus für die Framus-Werke in Bubenreuth. Ursache war neben innerbetrieblichen Gründen vor allem die Konkurrenz ausJapan.

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Framus - ein Weltbegriff
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Mit diesem Slogan machte die Bubenreuther Musikinstrumentenfirma in den 1950er JahrenWerbung. Deutsche und internationale Stars wie Peter Kraus, John Lennon oder Bill Wymanverhalfen der Marke zu Weltruhm.
Das Verhältnis von Framus zu seinen Stars ist eines der interessantesten Kapitel der Firmengeschichte. Die älteste und längste Beziehung zwischen Framus und einem herausragenden Musiker war die zu dem damals aus Funk und Fernsehen bekannten Gitarristen Billy Lorento (alias Bill Lawrence).

Eine weitere erfolgreiche Zusammenarbeit bahnte sich einige Jahre später mit dem Jazzgitarristen Attila Zoller an. Der dritte im Bunde war das deutsche Rock ‘n’ Roll Idol Peter Kraus. Für ihn wurde eigens eineleicht erlernbare viersaitige “Peter-Kraus-Schlager-Gitarre” entwickelt.

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Die berühmteste Band aller Zeiten sind zweifelsohne die Beatles. Und auch hier gibt es Berührungspunkte mit Framus. John Lennon besaß seit 1965 eine Framus „Hootenanny”, auf der auch George Harrison gelegentlich spielte. Paul McCartney begann seine Karriere übrigens auf einer Gitarre der Zenith-Line, die Boosey & Hawkes bei Framus bauen ließ. Die Zusammenarbeit von Framus mit Bill Wyman von den Rolling Stones kam 1964 zustande, als Bill Wyman für ein dreijähriges “Endorsement” für den “Framus Star Bass” unter Vertrag genommen wurde. In den Vereinigten Staaten konnten Charlie Mingus und Jim Hall für eine Werbetätigkeit gewonnen werden. Zu guter Letzt sei an dieser Stelle der Niederländer Jan Akkerman hervorgehoben. Das von Framus für ihn entwickelte Signature-Modell entstand 1974.

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Framus Notenmännlein

Eingeplant war seit Baubeginn des Werkes in Bubenreuth ein Musikkindergarten. Unter der Leitung von Frau Gertrud Fischer wurden dort ab 1954 Kinder ab dem Alter von drei Jahren an das Spielen eines Instruments herangeführt. Dies gelang durch die Entwicklung der bunten Notenmännlein, denn durch sie wurde das Musizieren zum Kinderspiel. In einem Interview fasste Fred Wilfer sein ganzheitliches Konzept einmal so zusammen: Es könne nicht nur darum gehen, Instrumente herzustellen, langfristig müsse auch dafür gesorgt werden, “Kunden zu produzieren”. Dieses Motto drückte sich auch in anderen Projekten von Framus aus.

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Die Wiedergeburt von Framus

Unter dem Dach des weltweit renommierten E-Bass-Herstellers Warwick wurde 1995 der Gitarrenmarke Framus neues Leben eingehaucht. Das Markneukirchner Werk verlassen monatlich etwa 1.200 hochwertige Musikinstrumente, darunter sind mittlerweile etwa 300 Framus-Gitarren. Bestandteil einer umfassenden Marketing-Strategie zur Wiederbelebung der Gitarrenmarke Framus ist auch das im Sommer 2007 eröffnete Framus-Museum. Die Idee zu diesem Museum stammt von Warwick-Chef Hans-Peter Wilfer – dem Sohn des Framus- Gründers.

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Literatur
Christian Hoyer: Built in the Heart of Bavaria. Die Geschichte eines deutschen Musikinstrumentenherstellers. 1946-1977, Markneukirchen 2007 (ISBN 978-3-940448-00-2,
englische Ausgabe: ISBN 978-3-940448-01-9)