Helmut Buchsteiner – Artikel von Stefan Lob

Informationen und Bildmaterial von Helmut Buchsteiner

Helmut Buchsteiner gehört zu den besonders einflussreichen deutschen Gitarrenbauern.
Er hat mir für diesen Artikel seine Biografie zugesendet die ich hier präsentieren möchte:

Saiteninstrumente – mein Leben:

  • 1954 – 1957 Ausbildung bei Jakob Doriath in Öblarn, Stmk.
  • 1957 – 1961 nach, mit sehr gutem Erfolg bestandener Prüfung, Gesellenjahre bei den Firmen Rossmeisel, Saalfelden (A) und Roger, Mittenwald(D)
  • 1961 (Dezember) Meisterprüfung im Handwerk der Streich-, Saiten- und Schlaginstrumentenerzeuger in Graz.
  • 1962 (Februar) – 1964 Meister in England, mit der Entwicklung von Western- u. Elektrik- Akustik-Gitarren beschäftigt.
  • 1964 – 1966 als Geigenbaumeister in den USA. Stationen: Chicago, Union(New Jersey) in New York Zusammenarbeit mit Simone F. Sacconi.
  • 1966 – 1968 Technischer Betriebsleiter bei GIMA / Voss in Unna-Massen(D)
  • 1968 Gründung des eigenen Betriebs in Neumarkt-St.Veit. (D)
  • 1973 der erste Lehrling wird deutscher Bundessieger beim „Praktischem Leistungswettbewerb der Handwerksjugend “
  • 1975 Bayerischer Staatspreis für hervorragende Leistung im Handwerk
  • 1976 Goldmedaille in Wels
  • 1982 Die „ Buchsteiner silent guitar “ in den Ausführungen „for classic “ und „ for picking “ entwickelt und Neuerungen bei Zupfinstrumenten, als Gebrauchsmuster beim Deutschen Patentamt eingetragen.
  • 1984 Auszeichnung des bayerischen Wirtschaftsministeriums für hervorragende Leistung im Handwerk.
  • 1985 In Tokio unter die 10 besten Gitarrenbauer der Welt gewählt.
  • 1989 – 1992 Fachlehrer an der Geigenbauschule in Mittenwald ( D )
  • 1992 – 2006 Werkstättenleiter und Klassenvorstand an der HTBLA Hallstatt – Fachschule für Kunsthandwerk Abt. Streich- und Saiteninstrumentenerzeuger. – Nach Abstimmen des Lehrplanes für diesen Berufszweig konnte, der vorerst als Schulversuch gestartete Zweig der Fachschule, auch bei der Handelskammer und Innung Anerkennung finden.

Werkstätten:

  • Eigene Werkstätte – Sumatingerweg 179 4830 Hallstatt
  • 1. September 2006 Umzug nach: Chikago 19, 2421 KITTSEE / Burgenland
Zu den Instrumenten
© HB

Helmut Buchsteiner ist als Gitarrenbauer viel herumgekommen und hat dadurch eine erstaunliche Bandbreite an Gitarrenmodellen gebaut. ich möchte hier einen kleinen Überblick über sein Schaffen zeigen.

Helmut Buchsteiner und Roger

Nach bestandener Gesellenprüfung 1957 arbeitet er zunächst bei Joseph Rossmeisl in Österreich. Dort baute er klassische Gitarren.

Danach kam er zu Wenzel Rossmeisl nach Mittenwald und baute dort Schlaggitarren. ROGER Gitarren und dessen typische Bauweise sollten Ihn durch seine ganze weitere Karriere als Gitarrenbauer begleiten.

© Stefan Lob

Nach seiner Zeit in England und den USA wurde er bei der Firma GIMA/Voss, in Massen bei Unna, Betriebsleiter.

Herr Friedrich von GIMA berichtete mir über diese wunderschönen Gitarre die er zusammen mit Buchsteiner konstruierte. An dieser GIMA Halbakustik sind deutliche ROGER Einflüsse zu erkennen.

Nachdem er im Dezember 1967 GIMA/Voss verließ, pachtete er ab dem15.1.1968 die ROGER Werkstatt in Neumarkt – St. Veit von Wenzel Rossmeisl. In den ersten zwei Jahren war er als Pächter der Fa. „Roger Guitarrenbau“ hauptsächlich im Großhandel tätig. Typische Produkte, die zu dieser Zeit über ROGER vertrieben wurden, waren Firmen wie Eko und Fender.

Weiterhin wurden auch ROGER Schlaggitarren gebaut.

LUXUS-SPECIAL mit Doppelcutaway

Modell in ULTRA-Ausführung von 1968. Mehr dazu in „WENZEL ROSSMEISL UND SEINE ROGER-GUITARREN“ von Herbert Rittinger. Die Nachfrage nach ROGER Schlaggitarren wurde leider geringer, so dass Buchsteiner sich auf den Bau von Konzertgitarren konzentrierte.

©HB
b-ton Guitarrenbau
© anonym mit BR

b-ton Guitarrenbau
Nach Ausstieg aus diesem unglücklichen Pachtverhältnis (Ende 1969) wurde die Fa. in “b-ton” Gitarrenbau umbenannt. Unter diesem Namen wurden von 1970 bis ca. 1975 neben dem Großhandel die eigene Produktion von Konzertgitarren, aber auch Hackbretter, Zithern, Gamben, Lauten und historischen Gitarren aufgebaut. Der Großhandel wurde allmählich aufgegeben und Personal reduziert (mit Vertreter, Büroangestellten, Verpacker und Hilfspersonal hatte Buchsteiner bis zu 18 Angestellte).

Erst als er ausschließlich Eigenerzeugnis hatte, war die Benennung in Meisterwerkstätte für Streich- und Saiteninstrument gerechtfertigt.

Eine b-ton made in Italy. Sicherlich von EKO gebaut!
1986 -1988

Von 1986 -1988 hat Buchsteiner wieder Gitarren aus Roger-Material gebaut. Gekennzeichnet wurden sie mit seinem Zettel (Helmut Buchsteiner, Meisterwerkstätte) und HB – Einlage in der Kopfplatte.

© HB

Vor 1998
hat er nochmals auf Wunsch eine Schlaggitarre nach Vorlage einer Roger-Gitarre von 1950 gebaut, allerdings mit größerem Korpus, aber mit Roger-Einlage am Kopf. Auf Wunsch wurden die Schallöcher später mit einem weißen Rand eingefasst.

© HB

Nun ein paar typische Buchsteiner Gitarren die deutlich an den ROGER Stil erinnern:

Eine ausgefallene Gitarre in Wappenform und einem Typischen ROGER Hals mit trapezförmiger Einlage in der Kopfplatte.

Links eine ROGER typische Schlaggitarre und rechts eine Flat Top Gitarre
mit einem „manouche“ typischen D-Form Schallloch. Der Hals und die Kopfplatte sind wiederum ROGER typisch.

© HB
Helmut Buchsteiner in England

In England war Buchsteiner von 1961-1965 bei der Fa. Jennings Musical Instruments, Ltd. in Dartford, Kent und bei der Fa. Ormston Burns in Buckhurst Hill / Essex beschäftigt. Hier ein Auszug aus einem Faltprospekt von Vox-Guitars von 1962. Die Modelle „Victor“ und „Jumbo“ wurden von Buchsteiner gebaut. Das Modell Jumbo wurde dann bei der Fa. EKO in Recanati, Italien in Serie angefertigt, ob das Modell Victor überhaupt in Serie ging ist nicht bekannt.

VOX Katalog / Quelle:HB
Weitere Gitarren

Besonders großen Erfolg hatte Buchsteiner mit seinen klassischen Gitarren. 1985 wurde er in Tokio unter die 10 besten Gitarrenbauer der Welt gewählt. Es folgten weltweite Ausstellungen. Seine Gitarren konnte man in München, Bozen, Wels, Wien, Rennes, Denver, Peking, Qingdao und Tokio bewundern.
Die hier gezeigte klassische Gitarre besticht nicht nur durch ihre klanglichen Eigenschaften. Buchsteiner gab dieser Serie ein eigenständiges und elegantes Design. Besonders das ovale Schalloch und eine stilvolle Kopfplatte fallen ins Auge. Im Schalloch sieht man das typische, sechseckige HB Logo.

© Anonym mit BR

Wie bereits oben erwähnt, baute er viele verschieden Instrumente.

Diese Kontragitarre (Bassgitarre / Schrammelgitarre) gehört sicher zu den seltenen Stücken.

© Harpguitars

Mir persönlich gefällt diese Gambe von Buchsteiner sehr gut.

Ein ausgefallenes Einzelstück. Besonders die schlanke und äußerst grazile Form und der wunderschön ausgearbeitete Pferdekopf als Kopfplattenabschluß geben diesem Instrument ein Einzigartiges aussehen.

© Gary Rule (RobinHoodsMusic)

Einen besonders guten Ruf hat Buchsteiner auch als Restaurator historisch wertvoller Instrumente.
Hier eine restaurierte Hauser Gitarre.

© Gerd E. Gmelin, www.gmelin-verlag.de

Der Artikel ist von 2009. Zu dieser Zeit betrieb Buchsteiner als Pensionär seine Werkstatt in KITTSEE im Burgenland noch als Hobby. Während wir kommunizierten (2008/2009) baute er gerade eine Gitarre von Francois Roudhloff, Paris 1815 nach Kundenwunsch um.

Quellen

Helmut Buchsteiner
Gary Rule (RobinHoodsMusic)
Gerd E. Gmelin, www.gmelin-verlag.de

Stefan Lob für schlaggitarren.de im Juli 2009