Lothar Junghänel aus Zwickau

Erfinder und Entwickler der Star und Starlet Gitarren und Bässe

© Junghänel


Lothar Junghänel ist der Erfinder der extravaganten “Star Serie”. Sie wurden von Ihm in Zwickau entworfen und gebaut; später dann von der Migma in Lizenz weiter gefertigt.

Sein Sohn Hanno Junghänel hat mit mir Kontakt aufgenommen und bald erscheint hier ein ausführlicher Artikel über die Geschichte der STAR & STARLET Instrumente und seinen Erfinder.

Hanno Junghänel und sein Vater haben mir sehr viel Material zukommen lassen, dass ich zurzeit noch bearbeite. Viele tolle Bilder und Geschichten.

Bald mehr auf www.schlaggitarren.de!

© Junghänel

Star Gitarren und Bässe

Musima – Migma – Meinel & Herold Lothar Junghänel

Die Idee zu den Gitarren stammt von Lothar Junghänel.

Die Star Gitarren und Bässe gab es in diversen Ausführungen. Durch einen ehemaligen Musima Mitarbeiter weiß ich, dass der „zargenlose Korpus“ bei Musima gefertigt wurde. Dies geschah sicherlich bei der Musima, weil nur diese zu der Zeit über die erforderlichen Spezialmaschinen verfügte. Der Korpus wurde aus zwei gefrästen, massiven Holzplatten hergestellt die aufeinander geleimt wurden. Das so entstandene massive Seitenprofil konnte man schön abrunden. Dadurch entstand diese auffällige Gitarrenform.

Die Idee für zargenlose Streichinstrumente gab es schon länger, aber kein Patent für eine zargenlose Gitarre. Es gibt ein West-Patent von Max Adler aus Bräunigsdorf bei Erlangen vom 19 Juli 1959. Bei Ihm kann man deutlich sehen, dass er diese abgerundete Form in seinem Patent benutzt. Der Unterschied in der Ausführung liegt darin, dass Adler eine Gitarre konzipierte, deren Korpushälften als auch der Hals miteinander verschraubt waren und darum jederzeit wieder zerlegt werden konnten, während die Musima beide Korpushälften verleimte.

ADLER PATENT als PDF ansehen!

Warum bei den Star Instrumenten „Patentamtlich Geschützt“ oft auf den Halsfußenden steht ist schwer zu erklären. Ein Problem, liegt darin dass bis heute noch nicht alle DDR Patente digitalisiert worden sind, einige verschollen sind und es auch nicht immer ganz korrekt zuging, was man in diesen beiden Links nachlesen kann:

PATENTE / DIEBSTAHL – Krause für Einheit
PATENTE – Der letzte Erfinder der DDR

Das System der zargenlosen Gitarre wurde später auch in West – Deutschland eingeführt. Beispiele dafür ist Die Höfner „4600“ mit ihrem ultraflachen 1,25“ Wappenformkorpus mit zwei venezianischen Ausschnitten und einem geschraubten Hals. Sie wurde nur in der Zeit von 1968 – 1970 gebaut

Früher Star Bass (wahrscheinlich 1960)

Schalllöcher in „Peperoni-Form“, Migma-Meister Zettel und ein Migma Logo auf der Kopfplatte. Als Tonabnehmer verwendete er einen Rellog Gitona. Diesmal nicht im Griffbrett sondern in einem Schlagbrett untergebracht.

Star 61

Alle Gitarren und Bässe der 61er Serie hatten eine flache Decke, einen flachen Boden sowie abgerundete Seiten. Merkwürdigerweise haben die meisten, uns bekannte 61er Modelle, keinen Tonabnehmer, was bei einer solchen Bauweise etwas merkwürdig ist. Tatsächlich findet man bei den Instrumenten keine Schraublöcher die auf eine entferne Schlagplatte mit Tonabnehmer schließen lässt und die Hälse haben keine unbundierten Enden in denen sich ein Rellog verstecken könnte. Die Frage ist: „ kann solch ein Instrument akustisch klingen?“. Ich kann es mir kaum vorstellen aber vielleicht kann uns ein Besitzer einer akustischen Star Gitarre etwas darüber mitteilen.

Diese rote Star 61 wurde über die Migma vertrieben und die 61 wird für das Baujahr stehen

Blaue Star 61- Meinel & Herold

Die meisten Star Gitarren und Bässe wurden feuerrot lackiert und über die Migma vertrieben. Es gab auch anders farbige Modell die über den Großhändler Meinel & Herold aus Klingenthal verkauft worden ist.

Diese Blaue Star 61 ist ebenfalls ein rein akustisches Modell. Das weiße Kunststoff -Teil auf der Decke ist nicht original und wurde nachträglich angebracht.

Creme weiße 61

Hier eine cremefarbene Star 61. Dies ist ein elektrisches Modell. Im Hals ist ein versteckter Rellog eingebaut. Aufgrund des großen eckigen Halsfußes kann man davon ausgehen, dass dies ein ganz frühes Modell ist. Der Poti samt Buchse und Schlagbrett sind wohl nicht mehr original.

Star 62

Die Star 62 Serie hat eine gefräste Hohlkehle in der Decke und ist elektrisch. Der Halsfuß wird schmaler, die Kopfplattenform wird runder und erinnert ein wenig an die „Paddelform“ der Musima. Wie schon bei einigen Modellen vorher zu sehen, trägt die Kopfplatte eine splitterförmige, konkave Verzierung.

Modernere Star Serie

Da man mittlerweile neue Simeto Tonabnehmer zur Verfügung hatte gab es wieder Veränderungen. Die Kopfplattenform entspricht jetzt anderen Instrumenten die zu dieser Zeit über die Migma vertrieben wurden.

Bei der Gitarre sieht man deutlich diese neue Kopfplatte und die typische Simeto Elektronik welche es ab 1964 gab. Sie hat auch die gefräste Hohlkehle, jedoch ändert sich die Schalllochform (kleine Katzenaugen) und der Halsfuß wird runder.

Hier ein Bass aus dieser Zeit

Massive Star Gitarre

Diese massive E- Gitarre trägt auch den Namen Star.

Blumenaufkleber

Bei der ersten roten Gitarre mit dem Blumenaufklebern (Decal) dachten wir alle, das muss jemand nachträglich aufgeklebt haben. Ich kann mich noch gut an die Zeit erinnern wo auf allen möglichen Reinigungsmitteln und anderen Haushaltsprodukten solche scheußlichen Blumenaufkleber zu finden waren, die dann unsere Badezimmer und Küchenfliesen zierten. Paco fand jedoch ein zweite Gitarre mit exakt den gleichen Blumenaufklebern; die blaue Meinel & Herold! Es kann wohl kein Zufall sein, oder stammen vielleicht die beiden Gitarren aus ein und derselben Band die Ihre Gitarren so verziert haben; wohl kaum! Wie müssen uns wohl damit abfinden, dass es diese Geschmacksverirrung wirklich gegeben hat.

Hier eine Druckplatte für den Migma Katalog

Die alten Kataloge wurden mit solchen Druckplatten gedruckt. Ich hab das Bild gespiegelt, damit man die Star Gitarre besser erkennt.

Hier zwei Spezialanfertigungen

Auf diesem Bild sieht man den Gitarristen Jürgen Kehrt mit einer Doppelhalsgitarre. Es ist eindeutig eine Spezialanfertigung aus der Star Serie. Deutlich erkennt man das Stern Symbol . Es war eine Auftragsarbeit für das Hemmann Quintet. Es wurden zwei Gitarren, im Vogtland, in Auftrag gegeben.Später verkaufte Benno Penssler vom Hemann Quartett die Gitarren an Gotte Gottschalk und Jürgen Kerth, die sie bei den Spotlights spielten.

© Gottschalk / Kerth

Hier die zweite, gespielt von Gotte Gottschalk. Diese trägt auch das Stern Symbol und hat einen eingebauten Schüttelvibrato wie die späteren Musima Vibromatic. In der Gitarre war ein Klingelpendel eingebaut; je nach Länge des Pendels wurde das Tremolo länger oder kürzer.

Gitarre „nach Art“ des Max Adler Patentes

Diese Gitarre scheint so gebaut zu sein, wie es aus dem Adler Patent hervorgeht. Es ist schwer zu sagen, von wem und von wann diese Gitarre ist. Wenn man davon ausgeht, dass alle Parts nicht original sind könnte sie bereits Ende der 50er Jahre gebaut worden sein. Die Griffbretteinlagen sprechen für eine Gitarre aus dem Vogtland aber Adler hätte sich natürlich dort das Instrument bauen lassen können. Es wäre schön, wenn uns der jetzige Besitzer dieses Instrumentes bessere Bilder zur Verfügung stellt und uns ein paar Fragen beantworten könnte.

Quellen
4 Lindberg Kataloge
Bilder von mehr als 200 Gitarren
55 Bilder von datierten Instrumenten
Untersuchung von mehr als 30 Instrumenten

Danksagung:

Vielen Dank an Stephen Candib, Simon Deobald, Frankpaush, Johann Frisch, Rolf Gückel, Kim Jensen, Herbert Rittinger, Ol'Fret , Snap, Wietse und viele andere Teilnehmer des "Euroguitars Forums" und viele eBayer weltweit, die mir Bilder und anderes Material zur Verfügung stellten.

Danksagung von Stefan Lob

Vielen Dank an Kield "Lacquercracks" für diese sensationelle Bestimmungshilfe, Herrn Martin Haberfellner für die vielen Informationen, Herbert Rittinger der mich als erster auf Rod. Hoyer Gitarren aufmerksam machte und durch ein Aufkleber in einer seiner Gitarren auch den Herkunftsort nennen konnte. Durch diese Informationen war es mir erst möglich weiter zu forschen. Natürlich auch Dank an die zahlreichen Leser und Freunde, die dieses Projekt unterstüzten.

Kield "Lacquercracks" und Stefan Lob für "www.schlaggitarren.de" im Dezember 2009