OSBAMA

Oswald Bachmann aus Markneukirchen

Oswald Bachmann war Kaufmann und stammte aus einer Bäckerfamilie. Er wurde 1887 in Reichenbach im Vogtland geboren . Seine Firma OSBAMA handelte vorwiegend mit Geigen aber auch Akkordeons, Mandolinen, Gitarren und anderen Instrumenten.

Oswald Bachmann war mit Bertha Todt, der Tochter des Geigengroßhändlers Hermann Todt verheiratet. Sein Schwiegervater hatte eine der bekanntesten Handelsfirmen im Oberen Vogtland. Die Manufaktur war an das Wohnhaus angebaut. Die Firma OSBAMA war, samt Produktionsstätte, in diesem Haus untergebracht. Man hatte eine eigene Werkstatt und arbeitete, wie üblich, mit Heimarbeitern zusammen.

Das Wohnhaus in Markneukirchen, befand sich in der Bahnhofstraße 259 (heute Adorfer Straße 32), schräg gegenüber dem heutigen Framus Museum. Die Familie Bachmann wohnte und arbeitete in diesem Haus. Oswald Bachmann war aufgrund seiner Ehe zusätzlich Mitteilhaber der Firma „Hermann Todt“. Heute gehört die Werkstatt Jürgen Komnick, der dort Holzblasinstrumente baut. Er war so freundlich mir die Werkstatt zu zeigen. Außerdem hatte er auch einige Infos für mich und schenkte mir ein altes, unbeschriebenes Rechnungsbuch von Oswald Bachmann. 1000Dank dafür!

Oswald Bachmann hatte einen Sohn, Heinz Bachmann. Er wurde am 11.07.1913 in Adorf geboren. Heinz hat in Erlbach bei seinem Lehrmeister Max Heischkel den Geigenbau gelernt. Später ging er nach Mittenwald und arbeitete bei Johann Baader. Dort hat er auch seine Gesellenprüfung abgelegt. Den Meister machte er höchstwahrscheinlich im Familienbetrieb seines Großvaters Hermann Todt. 1946 kam Heinz aus Kriegsgefangenschaft zurück und machte sich direkt an die Arbeit. Er nahm die Werkstatt wieder in Betrieb, fing mit dem Mandolinenbau an und später kam der Bau von Hawaiigitarren dazu. Ende der 40er Jahre wurden Schlaggitarren zum Verkaufsschlager in der, langsam wieder aufblühenden, Musikindustrie. Für Heinz als gelernter Geigenbauer war es ein leichtes, in diesen erfolgreichen Markt einzusteigen.

Hier (Bild unten) eines seiner ersten Modelle. Eine unglaublich schön verzierte Schlaggitarre in symmetrischer Bauform mit Schachbrettmuster-Einlagen auf Decke, Boden, Kopfplatte und dem Schlagbrett. Aufwendige Perlmutteinlagen in Decke und Boden. Griffbretteinlagen in einer Dreiecksform und eine sehr aufwendige Korpuseinfassung aus Perlmutt.

Die Ausgestaltung der Kopfplatte in einer ungewöhnlichen, floralen Form sowie die eingefassten f-Löcher, runden das Bild dieser wunderschönen, sehr hochwertig und aufwendig gearbeiteten Schlaggitarre ab.

Ein Meisterstück aus Markneukirchen!
Quelle: Ilse Bachmann
Heinz Bachmann
Quelle: Ilse Bachmann

Heinz Bachmann baute die Werkstatt schnell auf und stellte weitere Instrumentenbauer zum Vergrößern der Gitarrenproduktion ein. Das waren der Gitarrenbauer Erich Neudel, der Drogist Günter Kolbe und Heinz Schlegel. In dieser Zeit, Anfang der 50er Jahre, entstand auch das OSBAMA Modell “Tango”. Eine wunderschöne, extravagante Showgitarre, auf die ich später noch genauer eingehen möchte. Hier Bilder einer Werbepostkarte und ein Messebild. Auffällig bei der Tango auf dem Messebild ist die “vier Schicht Verleimung” der Decke. Dieses war bis jetzt nur von ROGER und den späteren Musima RECORD Gitarren bekannt die eine drei schichtige Decke verwendeten. Auf dem Messebild und dem Rechnungsbuch (oben) geht eindeutig hervor, das OSBAMA mit Dr. Franz Thomastik (Wien) zusammenarbeitete. Um 1950 übernahm die Familie Infeld die Firma von Thomastik, die heute noch (2009) besteht.

© Quelle: Ilse Bachmann

Heinz Bachmann war zu dieser Zeit bereits verheiratet. Sie bekamen einen Sohn, Peter Bachmann, der heute noch in der dritten Generation, im Instrumentenhandwerk tätig ist. Peter Bachmanns Mutter arbeitete auch für OSBAMA und konnte sich daran erinnern, dass der Musikalienhändler „Rudel“, ansässig in der Mädlerpassage in Leipzig, einer der Hauptabnehmer war. Aufgrund familiärer Auseinandersetzungen floh Heinz Bachmann 1955 in den Westen nach Bubenreuth.

Im Büro von OSBAMA arbeitete eine junge Frau mit Namen Ilse. Da die beiden sich schon in Markneukirchen ineinander verliebten, floh auch Ilse ein Jahr später nach Bubenreuth. Nun konnten Sie ein neues, gemeinsames Leben beginnen. Sie heirateten und arbeiteten dann beide bei Höfner. Heinz war hauptsächlich mit der Produktion von Elektro-Gitarren beschäftigt und Ilse Bachmann war bei Höfner als Bürokraft angestellt. Zu dieser Zeit üblich, nahmen sich die Angestellten, Arbeit mit nach Hause. Ilse Bachmann erinnert sich, dass sie Zuhause Tonabnehmer für Höfner zusammenbauten.
1962 machte sich Heinz Bachmann selbstständig. In Bubenreuth baute er nun wieder Streichinstrumente. Es waren Hauptsächlich Celli und ab und zu Geigen. Später baute er in Igelsdorf bei Erlangen mit seiner Frau ein Haus. Dort betrieb er bis 1986 (73 Jahre alt) eine Werkstatt. Heinz Bachmann verstarb am 24 November 1990.

Das Foto zeigt Peter Bachmann, der in der 3. Generation im Instrumentenhandwerk tätig ist. Lackierung von Streichinstrumenten, Judengasse 7, 91083 Baiersdorf, Tel.: 09133-5509 / 5692
Quelle: Ilse Bachmann
Wie ging es weiter mit OSBAMA in Markneukirchen

OSBAMA baute weiter Gitarren und besonders die TANGO war ein gefragtes Modell. Sicher ist, das Erich Neudel weiterhin die “Tango” baute. Wahrscheinlich nicht mehr in der OSBAMA Werkstatt in Markneukirchen.

In zwei OSBAMA “Tango” Modellen habe ich und mein Freund Herbert Rittinger folgenden Text unter der Gitarren-Decke gefunden.

Der Text lautete jedes Mal gleich (bis auf das Baujahr):

Erbaut von
Erich Neudel 1956 (1959)
Remtengrün 54B
Adorf (Unterschrift)

Ich nehme an, dass er die Gitarren in Adorf als Heimarbeiter gebaut hat.

Die Gitarren waren teilweise mit einem weißen Papier-Aufkleber mit braunem OSBAMA Signum und dem Spruch „QUALITÄTS-MUSIKINSTRUMENTE“ versehen. Viele Gitarren wurden aber ohne eine Markierung verkauft.

In den 60er Jahren ging der Gitarrenbau zurück und es begann ein Handel mit Musikspielwaren.

Der Betrieb wurde ca.1978 aufgelöst und am 6 Juni 1982 verstarb Oswald Bachmann.

TANGO mit Schalllöchern in Blitzform

Die exklusivste und auch auffälligste Gitarre war die OSBAMA Tango mit blitzförmigen Schalllöchern.

Die Tango Modelle sind hochwertige, wunderschöne und vor allem sehr eigenständige Gitarren aus dem Vogtland. Durch die schlanke Taillierung haben sie eine äußerst elegante Form. Sie sind sehr detailreich ausgearbeitet und haben oft sehr schöne Perloid Verzierungen. Decken und Boden haben wunderbar ausgeformte Hohlkehlen. Die auffälligen Schalllöcher in Blitzform sind elegant, entlang der Hohlkehle ausgestochen und eingefasst. Auffällig ist auch der spitze Florentinische-Ausschnitt. Die meisten vogtländischen Schlaggitarren, in asymmetrischer Form, besitzen Venezianische-Ausschnitte.

Die Schlagbretter haben oft eine avantgardistische Form, die einen freien Blick auf die Schalllöcher zulässt. Die Tonabnehmer sind meist „Rellog Gitonas“, gebaut von Willy Goller. Diese wurden versteckt ins Griffbrett eingebaut. Es gab aber auch rein akustische Modelle. Das Griffbrett wurde mit kleinen Löchern versehen, sodass die Klangübertragung optimiert wurde. Die Hälse sind oft mehrfach und mehrfarbig gesperrt. Diese mehrfarbigen Sperrungen, bedingt durch verschiedene Hölzer, geben der Kopfplatte ein schönes Design. Es gab auch Perloid belegte Kopfplatten. Eine meiner Tangos hat sogar eine Perloid belegte Armauflage.

Viele Tangos haben den typisch vogtländischen Aufstellsteg in Ochsenform (gedreht und nicht gedrehte Beinchen). Diese sind meist mit Einlegearbeiten und Perloidstücken verziert. Es gab verschiedene Saitenhalter aus Metall. Er verwendete selten die typisch vogtländischen Saitenhalter, sondern stellte eine ganz eigene Form her, mit eigenem Design. Das Blitzsymbol findet man in vielen Saitenhalter wieder.

Diese Tangos haben einen eleganten Showcharacter. Ein bekannter Spieler war Pierre Cavali vom „Hazy Osterwald Sextett“. Ich besitze eine Filmaufnahme, wo er diese Gitarre spielt. Leider hat mir der WDR keine Genehmigung erteilt dieses hier zu zeigen! (SEHR SCHADE).

Hier eine Aufnahme von Ulrich Schmidt aus Melodie & Rhythmus mit einer Tango.

Für mich persönlich ist diese OSBAMA TANGO die schönste und eleganteste deutsche Schlaggitarre!

Es gab schon vorher Schalllöcher in einer blitzartigen Form aber nur angedeutet. Ich denke, dass die OSBAMA TANGO die erste Schlaggitarre war, die Schalllöcher in einer echten Blitzform hatte. Die berühmteste Gitarre mit Blitzlöchern ist die Hoyer „BIANKA“ aber zu diesem Zeitpunkt gab es die „TANGO“ schon lange!

TANGO mit Schalllöchern in Sichelform

Es gab ein weiteres Tango Modell. Dieses unterscheidet sich aber sehr von der “TANGO mit Blitzform-Schalllöchern”. Ich gehe davon aus, dass dieses Modell von einem anderen Gitarrenbauer stammt.

Einfache laminierte Schlaggitarre

Wie bei vielen anderen Firmen im Vogtland änderte sich in den 60er Jahren die Qualität und es wurden laminierte, einfach verarbeitete Schlaggitarren gebaut.

Diese wurden oft mit vielen vorgefertigten Teilen gebaut.

Riesen OSBAMA

Hier sieht man, dass OSBAMA auch Auftragsarbeiten ausführte. Diese seltene Gitarre stammt von einem netten Kollegen. Wie sagt er so schön: „Eine OSBAMA mit wahrhaft teutonischen Ausmaßen“.

  • Die Breite des Unterbugs ist 49 cm, die Zargenhöhe 11 cm, die Korpuslänge ist ca. 60 cm.
  • Die Mensur beträgt allerdings nur 64 cm.
  • Die Decke ist sehr dünn ausgearbeitet, die Gitarre hat nur einen mittleren Balken unter der Decke.
Ich interessiere mich für alle deutschen Gitarren aber OSBAMA Tango Gitarren gefallen mir am besten!

Woran liegt das? An meinem Vater Willi Lob und meiner ersten Schlaggitarre!

Mein Vater war in den 40er – 60er Jahren Musiker in Köln und besaß aus dieser Zeit eine blonde OSBAMA Tango. Da sie nicht gemarkt war, dachte er immer es wäre eine ROGER! Erst sehr spät fand ich heraus das es eine OSBAMA war. Mein Vater bekam die Gitarre Anfang der 50er Jahre über den Kölner Schwarzmarkthandel.

Ich habe schon lange eine Theorie, dass viele Gitarren, aufgrund des Schwarzhandels, keine Markung hatten. Konfiszierte Ware konnte so kaum einem Hersteller zugeordnet werden und der Schwarzmarkt war besonders für den Handel mit Musikinstrumenten und Musikern prädestiniert, da viele Musiker für alliierte Soldaten spielten und nicht selten mit Naturalien & Zigaretten bezahlt wurden. So hatten Musiker immer das richtige Zahlungsmittel für den Schwarzmarkt.

Woran liegt das? An meinem Vater Willi Lob und meiner ersten Schlaggitarre!

Mein Vater war in den 40er – 60er Jahren Musiker in Köln und besaß aus dieser Zeit eine blonde OSBAMA Tango. Da sie nicht gemarkt war, dachte er immer es wäre eine ROGER! Erst sehr spät fand ich heraus das es eine OSBAMA war. Mein Vater bekam die Gitarre Anfang der 50er Jahre über den Kölner Schwarzmarkthandel.

Ich habe schon lange eine Theorie, dass viele Gitarren, aufgrund des Schwarzhandels, keine Markung hatten. Konfiszierte Ware konnte so kaum einem Hersteller zugeordnet werden und der Schwarzmarkt war besonders für den Handel mit Musikinstrumenten und Musikern prädestiniert, da viele Musiker für alliierte Soldaten spielten und nicht selten mit Naturalien & Zigaretten bezahlt wurden. So hatten Musiker immer das richtige Zahlungsmittel für den Schwarzmarkt.


Als kleiner Junge bekam ich zuerst eine kleine klassische Gitarre aber später durfte ich meine ersten Akkordversuche auf der tollen Schlaggitarre meines Vaters machen. Da mein Vater keine Musik mehr machte und sich irgendwie auch nicht mehr sonderlich für diese Gitarre interessierte, spielte ich sie und fühlte mich wie „ELVIS“. Leider habe ich diese Gitarre im jugendlichen Leichtsinn weiß lackiert. Später landete sie wieder im Koffer und fristete dort Ihr da sein. Ich hatte den Lack noch mal abgebeizt, was natürlich ein großer Fehler war. Heute weis ich, dass man solchen Lack runterzieht. Leider ist die Gitarre nach unserem Hausumbau aus dem Familienbesitz verschollen.


Als kleiner Junge bekam ich zuerst eine kleine klassische Gitarre aber später durfte ich meine ersten Akkordversuche auf der tollen Schlaggitarre meines Vaters machen. Da mein Vater keine Musik mehr machte und sich irgendwie auch nicht mehr sonderlich für diese Gitarre interessierte, spielte ich sie und fühlte mich wie „ELVIS“. Leider habe ich diese Gitarre im jugendlichen Leichtsinn weiß lackiert. Später landete sie wieder im Koffer und fristete dort Ihr da sein. Ich hatte den Lack noch mal abgebeizt, was natürlich ein großer Fehler war. Heute weis ich, dass man solchen Lack runterzieht. Leider ist die Gitarre nach unserem Hausumbau aus dem Familienbesitz verschollen.

Sie hat eine markante Kopfplatte mit rotem Perloid. Es wurde nachträglich ein verchromtes Schallermischpult mit zwei Tonabnehmern angebracht. Sie lag in einem uralten Koffer, der noch mal mit einem dunkelbraunen Stoff bezogen war.

Falls jemand diese Gitarre besitz, würde es mich riesig freuen,
wenn er sich bei mir meldet!

Ich hätte gerne Bilder dieser Gitarre, da ich nur ein Bild besitze
und sie auf diesem, kaum zu sehen ist! Ich würde sie auch gerne zurückkaufen oder gegen einen andere Gitarre tauschen!

Ich suche weitere Infos, Fotos oder alte Kataloge zum Thema OSBAMA!

Quellen
4 Lindberg Kataloge
Bilder von mehr als 200 Gitarren
55 Bilder von datierten Instrumenten
Untersuchung von mehr als 30 Instrumenten

Danksagung:

Vielen Dank an Stephen Candib, Simon Deobald, Frankpaush, Johann Frisch, Rolf Gückel, Kim Jensen, Herbert Rittinger, Ol'Fret , Snap, Wietse und viele andere Teilnehmer des "Euroguitars Forums" und viele eBayer weltweit, die mir Bilder und anderes Material zur Verfügung stellten.

Danksagung von Stefan Lob

Vielen Dank an Kield "Lacquercracks" für diese sensationelle Bestimmungshilfe, Herrn Martin Haberfellner für die vielen Informationen, Herbert Rittinger der mich als erster auf Rod. Hoyer Gitarren aufmerksam machte und durch ein Aufkleber in einer seiner Gitarren auch den Herkunftsort nennen konnte. Durch diese Informationen war es mir erst möglich weiter zu forschen. Natürlich auch Dank an die zahlreichen Leser und Freunde, die dieses Projekt unterstüzten.

Kield "Lacquercracks" und Stefan Lob für "www.schlaggitarren.de" im Dezember 2009