RESTAURATION EINER HOYER-SPECIAL-SL JAZZGITARRE

von Herbert Rittinger

 

Fast hätte ich die Hoffnung aufgegeben, jemals eine Hoyer –Special- SL in meiner Sammlung zu besitzen. Seit über sechs Jahren verfolge ich die Auktionen auf ebay, aber noch nie wurde diese Topgitarre dort angeboten. Alle mir bekannten Instrumente dieses Typs sind bei bekannten Sammlern in Kanada , Japan und Schweden gelandet.
Ich war wie vom Blitz getroffen als ich sie plötzlich auf ebay entdeckte. Es stellte sich heraus, dass ich Sven, den Verkäufer, kenne. Mit ihm hatte ich bereits vor zwei Jahren den ersten netten Kontakt und so war der Kauf innerhalb weniger Minuten perfekt.
Als ich dann das seltene Stück in den Händen hielt und es genauer untersuchte, war ich positiv überrascht über den guten und originalen Zustand des Instruments. Getrübt wurde meine Freude durch einen ca. 40 cm langen Riss in der Zarge der, um es vorsichtig auszudrücken, sehr unfachmännisch geflickt worden war. Der begnadete Bastler war nicht imstande die Rissflächen passgenau zusammenzuleimen. Eine unvollständig geschlossene und viel zu dicke Leimfuge, in Verbindung mit einem Bruchkantenversatz von einem Millimeter, gaben mir Anlass zur Sorge. Ein ähnlich präziser Reparaturakt war auch an der Bodenmittelfuge vorgenommen worden. Ein Blick ins Innere des Korpus eröffnete das ganze Ausmaß des durch die dilettantischen Eingriffe verursachten Flurschadens. Ein weiteres Manko war das Fehlen des originalen Saitenhalters. Aber auch die Montagearbeit der Firmenmitarbeiter war alles andere als perfekt. So wurde die Kontrollbox von Schaller, mit der planen, vernickelten Frontplatte für die Schaltelemente einfach in die Aussparung der gewölbten Decke eingesetzt und verschraubt. Infolge der Deckenwölbung klaffte beidseitig ein Spalt von ca. 3 mm an den Plattenenden mit der entsprechenden optischen Wirkung.

Zuerst entfernte ich die zur Stabilisierung der Bodenmittelfuge nachträglich eingeleimten Stabholzstücke. Dann folgte die Nachverleimung der Fuge. Der nächste Schritt war die Präparation des Zargenrisses mit anschließender Egalisierung des Bruchkantenversatzes.

Nun folgte das Tuning des Halses inclusive Neubundierung.

Die Überarbeitung der Lackierung war der nächste Schritt. Wegen der Lackrisse musste trocken geschliffen werden. Es folgte das Ausbessern der Lackschäden mit nachfolgendem, ganzflächigen, transparentem Lackauftrag zur Versiegelung. Nach nassem Feinschliff mit anschließender Politur ist die Lackierung wie neu.

Mit Abstand das zeitaufwendigste Projekt war die originalgetreue Kopie des Saitenhalters. Der erste Schritt war die Erstellung der Maßzeichnungen vom Komplettteil und den Einzelteilen. Als nächstes folgte die Konstruktion von speziellen Biegevorrichtungen für die einzelnen Elemente. Mit Hilfe von CAD war diese Phase nach drei Tagen abgeschlossen. Die Herstellung der Biegevorrichtungen nahm noch einmal 2 Tage in Anspruch und nach weiteren 2 Tagen waren 2 Saitenhalter fertig zum Vernickeln.

Die Kontrollbox wurde zerlegt und die Frontplatte entsprechend der Deckenwölbung geformt. Nachdem auch das Unterteil angepasst war wurden beide Teile wieder verlötet.

Nach Abschluss aller notwendigen Arbeiten präsentiert sich die Gitarre wieder in absolut originalem Outfit.

Bei dieser Restauration habe ich mein Hauptaugenmerk auf das originale Aussehen gelegt. Hätte ich, wie üblich, die Priorität auf die optimale Klangentfaltung gelegt, wäre ich um eine Neulackierung nicht umhin gekommen denn der bestehende Lacküberzug ist mit einer gemessenen Dicke von 0,5 mm ein wirkungsvoller Klangkiller. Da ich aber mehrere klanglich optimierte HOYER SPECIALs besitze, kann ich mit diesem Manko gut leben.

Bilder vor der Restauration


© HR

 

Durchgeführte Arbeiten:

  • Entfernung der nachträglich angeleimten Stabholzstücke von der Bodenmittelfuge
  • Neuverleimung der Bodenmittelfuge
  • Präparation des Zargenrisses und Egalisierung der Bruchkanten
  • Hals neu bundiert; Bundstäbe beidseitig unterkoffert
  • Bünde abgerichtet, profiliert und poliert
  • Griffbrett abgezogen, poliert und gewachst
  • Lackierung überarbeitet, 1x lackiert, geschliffen, poliert und retuschiert
  • Spezialanfertigung des originalen Saitenhalters
  • Kontrollgehäuseplatte der Korpuswölbung angepasst
  • Steg und Pickups überarbeitet und poliert
  • Schlagbrettkrümmung beseitigt und bodenseitig verstärkt
  • Schlagbrettbefestigungen neu, poliert
  • Mechaniken überholt
  • montiert, besaitet und justiert
  • dokumentiert und fotografiert

Bilder nach der Restauration


© HR

 

Datenblatt: EXCEL-Datei HOYER SPECIAL SL 276-Restauration