RESTAURATION EINER SEIFERT FAVORIT VON HERBERT RITTINGER

Dieses Modell hat Heinz Seifert etwa Ende der 50er bis Anfang der sechziger Jahre kreiert. Das war zu einer Zeit, wo er noch zusammen mit seinem Vater Kurt, in der Werkstatt in Erlbach, in der Klingenthalerstraße 25, arbeitete. Als Vorlage diente ihm die legendäre GIBSON L5. Im Laufe der Jahre hat diese Modellreihe eine Anzahl von Änderungen erfahren, die Korpusform ist aber immer die gleiche geblieben. Mehr darüber hier:
Heinz Seifert – Ein Artikel von Stefan Lob

 

Die Gitarre, Baujahr 1963, befand sich, in Anbetracht ihres Alters, in einem ordentlichen Zustand. Es waren keine Risse im Korpus vorhanden und auch die Lackierung präsentierte sich in einem erhaltungswürdigen Zustand. Abgesehen von einem gekrümmten Hals und einer Reihe loser Bindings an Korpus und Hals waren keine gravierenden Schäden zu beklagen.

Bei der Demontage des geschraubten Halses gab es dann aber doch eine negative Überraschung:

Um den gewünschten Halswinkel zu erreichen war ein gut 2mm dicker schwarzer Plastikstreifen, am Ende des Halsfußes, in das Halslager eingeklebt.

 

 

R01

R02

R03

 

 

 

 

 

 

 

Die, nach der Entfernung der Plastikleiste, fehlende schwarze Patina an der Halsanlagefläche, ist der Beweis dafür, dass dieser, im Verlauf der Fertigung, vor dem Lackieren, eingeklebt worden war.

Interessant ist die handschriftlich aufgebrachte Zahl an den Halsanlageflächen von Korpus und Hals. Diese garantiert die richtige Zuordnung des Halses zum jeweiligen Korpus bei der Montage nach dem Lackieren. Sie gibt aber auch Aufschluss über die Chargengröße. Das bedeutet in diesem Fall, dass die Anzahl der Gitarren dieser Produktionsserie größer als 11 gewesen sein muss. Erwähnenswert ist auch der handschriftliche Vermerk des Baujahres, als Ergänzung zum Firmenstempel, wie er bei mehreren Instrumenten zu finden ist. Das außermittige Bohrloch über der Halsankermutter im Korpus diente der Befestigung eines Schraubhakens, an dem der Korpus zum Lackieren aufgehängt wurde. Diese Methode wurde von verschiedenen Herstellern praktiziert.


 

Was die Qualität anbetrifft, befinden sich die Instrumente von Seifert auf allerhöchstem Niveau. Dies gilt in gleicher Weise für die Auswahl der Hölzer als auch für die gesamte Verarbeitung.

Besonderes Lob muss man den Hälsen von Seifert aussprechen. Sie sind bezüglich Bespielbarkeit Werkstoffauswahl, Verarbeitung und Stabilität die Besten im Vergleich mit allen anderen ostdeutschen Herstellern.

Akustisch hat die Seifert einiges zu bieten. Ihr Klang ist eigenständig, mittenbetont und ausgewogen – ein Spitzeninstrument.

 

Der eingelegte Plastikstreifen im Halslager ist für mich allerdings ein kleiner Wermutstropfen in einer ansonsten perfekten Arbeit. Das bestätigt wiederum meine bisherige Erkenntnis, dass generell, bis auf wenige Ausnahmen, der Halsanbindung, im Hinblick auf eine optimale Klangübertragung, nicht die notwendige Sorgfalt gewidmet wurde.

 

innen collage

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Die Arbeiten im Einzelnen:

 

  • Gitarre demontiert
  • Plastikleiste im Halslager entfernt
  • Halslager im Korpus überarbeitet
  • Passfläche am Hals für optimalen Halswinkel nachgearbeitet
  • Einlagen und lose Bindings am Hals verleimt
  • Nullbund erneuert
  • Bundstäbe unterkoffert
  • Bünde abgerichtet, profiliert, Enden verrundet und poliert
  • Griffbrett überarbeitet, geschliffen, poliert und gewachst
  • Bindings am Korpus und an den Schalllöchern verleimt und verschliffen
  • Gesamte Lackierung überarbeitet, geschliffen, poliert und retuschiert
  • Steg gewichtsoptimiert, angepasst und poliert
  • Originalkopie von Schlagbrett angefertigt
  • PU + Regler auf Schlagbrett montiert
  • Saitenhalter poliert
  • Endpinjack montiert
  • Spezialanfertigung Gurthalter für Befestigung in der Halsverschraubung
  • montiert, besaitet und justiert
  • dokumentiert und fotografiert

 

Nachrüstung:

 

  • 1 Satz Weissgerber- Mechaniken von RUBNER
  • Originalkopie Schlagplatte + Halter
  • Dearmond Nachbau STATLER by Wout Bosma + Regler und Endpinjack
  • Gurthalter Halsfuß

 

 

Bilder nach der Restauration:

 

Datenblatt: 

Datenblatt