Nur selten hat man das Glück, das Topmodell von HÜTTL, die OPUS, zu Gesicht zu bekommen. In den vergangenen 4 Jahren habe ich nur 2 Auktionen des extravaganten Modells OPUS 59 in ebay beobachtet.
Die Gitarre befand sich, angesichts ihres beachtlichen Alters, in einem ordentlichen Zustand.
Der Hals hatte allerdings eine deutliche Krümmung was die Bespielbarkeit deutlich einschränkte. Die originalen, offenen Bandmechaniken mit Kunststoffwellen waren durch gekapselte Einzelmechaniken mit Saitenlock von SPERZEL ersetzt worden. Leider war bei deren Montage auf eine Ausfütterung der in der Kopfplatte vorhandenen Bohrungen verzichtet worden. Diese haben einen Durchmesser von 12mm, während die Einschraubmutter der Mechanik nur 9,5mm aufweist. Abgesehen von der mangelhaften Klangübertragung war diese Kombination optisch so passend wie ein schwarzer Tanga für meine Oma. Des weiteren war nachträglich ein Pickup der Marke Kent-Armstrong am Ende des Griffbretts montiert worden. Bei dieser Aktion wurde das wunderschöne hölzerne Schlagbrett übel zugerichtet.
Nachdem der Hals wieder pfeilgerade, die Bundstäbe abgerichtet und poliert waren, wurde die gesamte Lackierung überschliffen, retuschiert und poliert. Bei dieser Gelegenheit wurden auch alle überzähligen Bohrlöcher verschlossen.
Größere Probleme traten bei der Beschaffung von passenden Bandmechaniken auf, die außer dem Vintage-Look auch den passenden Lochabstand haben sollten. Eine ältere, noch nicht restaurierte Gitarre, diente schließlich als Organspender. Aber damit war das Problem noch lange nicht gelöst, denn diese Mechaniken hatten weder originalgetreue Butterfly-Wirbel, noch Kunststoffwellen mit 10mm Durchmesser. Für die Wirbel fand sich ein weiterer Organspender, aber die Kunststoffwellen mussten einzeln angefertigt und montiert werden.
Sonderanfertigung war auch für die fehlenden Einschlagbuchsen angesagt.
Als nächstes folgte die Überarbeitung der Brücke. Die Saitenreiter waren unsachgemäß abgefeilt und mussten, für eine korrekte Saitenauflage, nachgeformt werden. Des weiteren waren die Bohrlöcher im Stegoberteil um 2mm zu groß ausgearbeitet. Sie wurden mit Epoxydharz vergossen und neu gebohrt. Nachdem die Gewindewellen für die Höhenverstellung neu fixiert waren und alle übrigen Teile poliert waren, erstrahlte die Brücke wieder im alten Glanz.
Nun war das Schlagbrett an der Reihe. Die hässlichen und unsachgemäß durchgeführten Ausklinkungen für den Pickup und die Befestigungsschrauben konnten, durch das Nachsetzen des Schlagbretts, optisch ansprechend gestaltet werden. Die Freisparungen für die Befestigungsschrauben des Tonabnehmers konnten entfallen, nachdem die Schrauben versenkt worden waren. Alle Kreuzschlitzschrauben wurden durch zeitgemäße Schlitzschrauben ersetzt.
Abschließend wurde noch der Saitenhalter poliert und die 2 Poti-Knöpfe aus Metall durch passende aus Holz ersetzt.
Damit war der Pflichtteil der Restauration absolviert. Die nachfolgende Kür beinhaltete die Endmontage, das Stimmen und Justieren, sowie das Vermessen und Dokumentieren.
Mit dem Ergebnis bin ich sehr zufrieden, denn der Klang steht der Optik in nichts nach.
© HR