Roger Junior Natural Cutaway von Uli Weber

© Uli Weber

en legendäre Ruf, der Roger-Gitarren vorauseilt, vernahm ich erstmals, als ich als Schüler mit meiner reparaturbedürftigen ersten echten Archtop beim Gitarrenbaumeister Pletz in Bleidenstadt anklopfte. Der meinte tatsächlich, nur bei einer Roger würde es sich lohnen, die meisterliche Hand anzulegen; und zu amerikanischen Jazzgitarren und Nachttöpfen hat er auch noch was gesagt. Bevor er meine Archtop angehen könne, wollte er jedoch seine eigene Roger Junior restaurieren, die würde schon etliche Jahre warten. Die kaputte „Soli“ nahm ich wieder mit nach Hause, genauso wie den Mythos der Roger-Gitarren.

Eine gut erhaltene naturfarbene Roger Junior Cutaway fand ich etliche Jahre später bei Norbert Schnepel. Im Vergleich mit vielen anderen prunkvoll ausgestatten Schlaggitarren dieser Epoche besitzt die Junior eine schlichte und gleichwohl zeitlose Eleganz. Das Instrument mit der Nummer 029/61 ist (wohl im Jahr 1961) in Mittenwald entstanden und ist damit wahrscheinlich eine der Letzten aus der „Mittenwald-Ära“. Sie trägt die breite eckige Kopfplatte mit dem einfachen schwarzen „Roger“-Schriftzug. Der auffällige harfenförmige Saitenhalter mit dem „R“ war eigentlich den teureren Roger-Modellen vorbehalten, ist hier jedoch werksseitig auf einer Junior montiert.

Der kräftige Hals ist aus sieben Teilen längs verleimt; seine Breite am 1. Bund beträgt 45 mm, am 12. Bund 50 mm. Die sich vom Halsfuß zum Kopf hin verjüngende zentrale Lage mag wohl Birnenholz sein, daran schließen Streifen aus Ahorn und schmalere aus einem rotbraunem Hartholz (Ramin?) an. Die beiden Flügel der Kopfplatte sind zusätzlich an den Hals angesetzt. Ein Einstellstab oder eine andere Verstärkung des Halses ist nicht vorhanden.

Das lackierte (!) und flach gewölbte rötlich-braune (indische) Palisander-Griffbrett trägt 21 flache und schmale Bünde. Die Lagenmarkierung, einfache Balkeneinlagen, bestehen aus Kunststoff. Der Halsfuß ist mit dem Hals aus demselben Werkstück herausgearbeitet und nicht wie bei vielen anderen Herstellern angeleimt. Dieses Verfahren ist wesentlich materialaufwändiger – der für seine Sparsamkeit bekannte Wenzel Rossmeisl muss da wohl seine Gründe gehabt haben es genau so zu machen. Anders als viele andere deutsche Hersteller hat er bei seinen Gitarren übrigens keinen Nullbund verwendet. Es sind offene Einzelmechaniken mit weißen Kunststoffflügeln montiert, die leichtgängig agieren und die Stimmung zuverlässig halten.
Der Korpus besteht aus Ahorn für Zargen und Boden sowie feinjähriger Fichte für die Decke. Boden und Decke sind zweiteilig spiegelbildlich verleimt und roger-typisch im Stil der sog. „german-carve“ geschnitzt, wobei der mittlere Teil von Boden und Decke nicht gewölbt sondern eben sind. Die Decke wird durch eine parallele Verbalkung stabilisiert und ist im Bereich der Schallöcher 6 mm dick. Decke und Boden sind an den Rändern mit einlagigen Perloid-Einfassungen umsäumt. Korpusform und -dimensionen sind ansonsten dem amerikanischen Vorbild sehr ähnlich. Die Korpustiefe beträgt 85 mm, die Korpusbreite an der breitseten Stelle 430 mm (17‘‘), am Oberbug 320 mm und an der schmalsten Stelle 275 mm.
Die Gitarre ist mit hochglänzendem Klarlack lackiert. Es handelt sich vermutlich um einen Nitrozellulose-Lack, weil er nicht lösemittelbeständig ist (ja der Gitarrenständer). Bei dieser über vierzigjährigen Dame haben sich nur wenige der typischen Schrumpfrisse im Lack gebildet. Eine Besonderheit bei Roger-Gitarren ist der ausgehöhlte Steg, hier aus dem gleichen rötlichen Palisander wie das Griffbrett angefertigt. Sein Unterteil ist in verschiedenen Variationen asymetrisch geformt und bildet i.d.R. auf der Bassseite eine größere Auflagefläche.

Das lackierte (!) und flach gewölbte rötlich-braune (indische) Palisander-Griffbrett trägt 21 flache und schmale Bünde. Die Lagenmarkierung, einfache Balkeneinlagen, bestehen aus Kunststoff. Der Halsfuß ist mit dem Hals aus demselben Werkstück herausgearbeitet und nicht wie bei vielen anderen Herstellern angeleimt. Dieses Verfahren ist wesentlich materialaufwändiger – der für seine Sparsamkeit bekannte Wenzel Rossmeisl muss da wohl seine Gründe gehabt haben es genau so zu machen. Anders als viele andere deutsche Hersteller hat er bei seinen Gitarren übrigens keinen Nullbund verwendet. Es sind offene Einzelmechaniken mit weißen Kunststoffflügeln montiert, die leichtgängig agieren und die Stimmung zuverlässig halten.
Der Korpus besteht aus Ahorn für Zargen und Boden sowie feinjähriger Fichte für die Decke. Boden und Decke sind zweiteilig spiegelbildlich verleimt und roger-typisch im Stil der sog. „german-carve“ geschnitzt, wobei der mittlere Teil von Boden und Decke nicht gewölbt sondern eben sind. Die Decke wird durch eine parallele Verbalkung stabilisiert und ist im Bereich der Schallöcher 6 mm dick. Decke und Boden sind an den Rändern mit einlagigen Perloid-Einfassungen umsäumt. Korpusform und -dimensionen sind ansonsten dem amerikanischen Vorbild sehr ähnlich. Die Korpustiefe beträgt 85 mm, die Korpusbreite an der breitseten Stelle 430 mm (17‘‘), am Oberbug 320 mm und an der schmalsten Stelle 275 mm.
Die Gitarre ist mit hochglänzendem Klarlack lackiert. Es handelt sich vermutlich um einen Nitrozellulose-Lack, weil er nicht lösemittelbeständig ist (ja der Gitarrenständer). Bei dieser über vierzigjährigen Dame haben sich nur wenige der typischen Schrumpfrisse im Lack gebildet. Eine Besonderheit bei Roger-Gitarren ist der ausgehöhlte Steg, hier aus dem gleichen rötlichen Palisander wie das Griffbrett angefertigt. Sein Unterteil ist in verschiedenen Variationen asymetrisch geformt und bildet i.d.R. auf der Bassseite eine größere Auflagefläche.

© Uli Weber


Meine Roger war mit einem am Hals montierten Tonabnehmer der Fa. Ideal ausgerüstet. Ich nehme an, dass dieser aufgrund Entmagnetisierung nur noch schwaches Signal gibt. Ich habe ihn deshalb gegen einen Attila-Zoller-Tonabnehmer ausgewechselt, der das akustische Klangpotenzial der Roger sehr gut überträgt. Den originalen Schlagschutz (Perloid) habe ich nicht durchbohren oder abschneiden wollen, darum habe ich auch diesen ersetzt.

Wenzel Rossmeisl war bekanntlich selbst ein ausgezeichneter Jazz-Gitarrist, der seine speziellen Klangvorstellungen und Erfahrungen in seinen Instrumenten umsetzte. Materialauswahl, spezielle Bauweise wie auch der hohle Steg haben gleichermaßen Anteil daran. Nehme ich die Roger zur Hand, fällt zunächst ein sattes Gewicht auf, da gibt es durchaus leichtere Archtops. Das kräftige Halsprofil ist heute unmodern, nach kurzer Eingewöhnung jedoch gut zu handhaben. Die sehr flach abgerichteten Bünde erfordern ein kräftiges Zufassen. Um den noch immer schnurgeraden Hals nicht zu stark zu beanspruchen, habe ich Thomastik-Flatwounds der Stärke 10 aufgezogen, die das klangliche Potential jedoch sicherlich nicht vollständig erschließen können. Der Klang der Junior ist von schlanker Eleganz, sehr hell mit einem guten Anteil silbriger Höhen.

Ihre Ansprache ist direkt und spritzig, sehr willig reagiert sie auf den Anschlag und setzt diesen dynamisch um. Sie erwartet aber auch einen ausdrucksstarken und präzisen Input, soll sie ihre Möglichkeiten entfalten. Bei kräftigem Hinlangen kann einiges an Lautstärke produziert werden ohne dass die Transparenz verloren geht aber auch leise Töne werden charaktervoll umgesetzt. Einzeltöne kommen perkussiv und mit gutem Durchsetzungsvermögen, werden mit zunehmend härterem Anschlag nicht nur lauter, auch mittenbetonter. Die Bässe bleiben auch aufgrund der geschliffenen Saiten kompakt und trocken. Sie geben Akkorden eine gute Basis ohne zu mulmen oder zu wummern. Die Roger schwingt nach dem Anschlag gleichmäßig aber recht zügig aus, ein endloses Sustain ist bauartbedingt auch nicht zu erwarten.

Zusammenfassend ist die hier vorgestellte Roger Junior nicht nur ein eigenständig gestaltetes Instrument von schlichter Schönheit, auch nach vierzig Jahren können auch Bespielbarkeit und Klang noch überzeugen. Das starke Halsprofil und insbesondere die sehr flach abgerichteten Bünde – letzteres ließe sich ohne großen Aufwand auch ändern – schränken moderne Spielweisen zwar etwas ein, Akkordbegleitungen wie auch Melodien im Spektrum traditioneller Jazz-Stilistik werden jedoch nuancenreich und souverän umgesetzt. Dabei entfaltet die Roger eine durchaus eigenständige Klangcharakteristik mit hohem Wiedererkennungswert. Nach nunmehr fünfzehn Jahren näherer Bekanntschaft, auch einigen Jahren, in denen ich mit ihr warm werden musste, nehme ich meine Roger Junior immer noch und immer wieder gerne zur Hand.

Uli Weber, Oktober 2006 ( webulr4@web.de )

Quellen
4 Lindberg Kataloge
Bilder von mehr als 200 Gitarren
55 Bilder von datierten Instrumenten
Untersuchung von mehr als 30 Instrumenten

Danksagung:

Vielen Dank an Stephen Candib, Simon Deobald, Frankpaush, Johann Frisch, Rolf Gückel, Kim Jensen, Herbert Rittinger, Ol'Fret , Snap, Wietse und viele andere Teilnehmer des "Euroguitars Forums" und viele eBayer weltweit, die mir Bilder und anderes Material zur Verfügung stellten.

Danksagung von Stefan Lob

Vielen Dank an Kield "Lacquercracks" für diese sensationelle Bestimmungshilfe, Herrn Martin Haberfellner für die vielen Informationen, Herbert Rittinger der mich als erster auf Rod. Hoyer Gitarren aufmerksam machte und durch ein Aufkleber in einer seiner Gitarren auch den Herkunftsort nennen konnte. Durch diese Informationen war es mir erst möglich weiter zu forschen. Natürlich auch Dank an die zahlreichen Leser und Freunde, die dieses Projekt unterstüzten.

Kield "Lacquercracks" und Stefan Lob für "www.schlaggitarren.de" im Dezember 2009