SOLI – Helmut Hanika

Interview von Stefan Lob und Kield „Lacquercracks“ / Modellbeschreibung von Uli Weber

Vorwort von Stefan Lob 
Der „SOLI“ Artikel wurde im Oktober 2009 überarbeitet. Bis zu diesem Zeitpunkt gab es eine ausführliche Modellbeschreibung von Uli Weber. Durch die geschickten Nachforschungen meines Gitarrenkollegen Kield „Lacquercracks“ aus Dänemark, stellte sich heraus, dass Helmut Hanika der Erbauer der „SOLI“ Gitarren ist. Kield baute den Kontakt zur Familie Hanika auf und ich hatte das große Vergnügen, Herrn Hanika zu interviewen. Seine Schwiegertochter Marion Hanika stellte mir umfangreiches Bildmaterial und weitere Daten zur Verfügung.

Helmut Hanika wurde am 25.Mai 1932 in Schönbach geboren. Nach der Vertreibung der sudetendeutschen Instrumentenmacher aus dem Egerland siedelte sich Hanikas Familie im Raum Bubenreuth an.

Quelle:Hanika
Quelle:Hanika / Anton Mayer


Bei seinem Großvater Anton Mayer (geb. 22. April 1883) lernte er den Geigenbau. Der Großvater betrieb eine kleine Werkstatt in Baiersdorf in der Geigen und Zupfinstrumente hergestellt wurden. Sie belieferten die amerikanischen Besatzungstruppen und fertigten für Framus Mandolinen. Mit Hanikas Volljährigkeit, gründete er 1953 die Firma „SOLI“ und fing an Schlaggitarren zu bauen. Er bezog eine neue und größere Werkstatt in der Egerstraße. Sie belieferten als Hauptabnehmer die Fa. Hopf. „Soli“ vergrößerte sich mit bis zu 4 Mitarbeitern. Hanika arbeitete nur mit seinen Angestellten. Es gab keine ausgelagerte Heimarbeiterproduktion und auch keine Zukäufe von anderen Herstellern.

Neben den Schlaggitarren wurden auch Wandergitarren und klassische Gitarren gebaut. Später wurde die „Mufag“ aus Hannover, Hauptabnehmer und Vertrieb von „Soli“ Gitarren und der Handel mit der Fa. Hopf ging zurück. Bis 1964 wurden Schlaggitarren unter dem Namen „SOLI“ gebaut und vertrieben. Das Musikhaus Otto Gläsel und der Instrumentenbaumeister Willy Hödl (Spezialwerkstätte für Musikinstrumentenbau und Reparaturen Meggen / Lenne in Westfalen) verkauften SOLI Gitarren und klebten ihre eigenen Labels in den Korpus.

Quelle: Hanika / Helmut und sein Sohn Armin

Helmut Hanika machte 1966 in Nürnberg seinen Meister. Der Name Hanika ist heute mit dem Bau von hochwertigen, klassischen Meistergitarren verknüpft. Nachdem die große Zeit des Schlaggitarrenbaus vorrüber war, besaß Hanika das richtige Gespür und überließ die Massenfertigung anderen. Er baute nun exklusive klassische Gitarren die Ihm einen Weltweit anerkannten Ruf als Gitarrenbauer einbrachten. Heute werden im Haus Hanika immer noch die besten Instrumente gefertigt. Sein Sohn Armin Hanika hat den Betrieb in 2. Generation übernommen und fertigt hochwertige, klassische Meistergitarren. Von der hochwertigen Basisklasse bis zur exklusiven, spezialangefertigten Meisterklasse versteht es Armin Hanika, Spitzeninstrumente mit sehr guten, klanglichen Eigenschaften zu bauen.

SOLI - Modellbeschreibung von Uli Weber

Unter dem Label Soli wurden in den 1950er und 1960er Jahren Saiteninstrumente verschiedener Bauarten und Qualitätsstufen angeboten. Neben Konzert- und Wandergitarren, Mandolinen und Wandergitarren wurden auch Hawaii-Gitarren und Schlaggitarren gebaut.

Das Logo der Marke ist ein gleichseitig-gleichschenkliges Dreieck, darin 5 Notenlinien mit Violinschlüssel sowie in Schreibschrift der Markenname Soli. Dieses Logo ist immer nahe dem diskantseitigen Schalloch auf der Decke angebracht, schwarz bei den blonden -, gold bei den schattierten und schwarzen Modellen.
Soli war die Hausmarke der Musikalien- und Fahrradgroßhandelsgesellschaft (Mufag) Helmut Pancke & Co, Rumannstraße 15, Hannover. Die Instrumente wurde jedoch auch im Musikalien-Einzelhandel vertrieben, so z.B. in Ladengeschäften in Hannover, Hildesheim und Kassel. Die auf einer (leider nicht datierbaren) Katalogseite der Mufag angebotenen 7 Modelle von Schlaggitarren kosteten ohne elektrische Ausstattung zwischen DM 170,– und DM 600,–. Die Tonabnehmer kosteten zwischen DM 20,– für einen einfachen Pickup bis DM 146,– für ein sog. Mischpult mit 2 Tonabnehmern, und Schaltung. Diese elektrischen Teile wurden wahrscheinlich von der Firma Pix hergestellt.

Alle mir bislang bekannt gewordenen Modelle der Soli-Schlaggitarren weisen in der Bauart etliche übereinstimmende Merkmale auf, die auf einen einzigen Hersteller (Manufaktur) hinweisen. Anhand dieser Merkmale kann eine Soli-Schlaggitarre relativ sicher identifiziert werden.

Die abgewinkelte Kopfplatte ist nicht angesetzt und schlank, ihr oberer Rand ist asymetrisch ausgebildet. Am Übergang zum Hals weist die Kopfplatte einen kleinen Kragen auf, es wurde immer ein Nullbund verwendet.
Der Halsfuß ist einteilig und angesetzt. Er verjüngt sich nach unten. Im Bereich des Cutaways sind Halsklotz und Zargen an die Verjüngung des Halsfusses bündig angepasst. Die Hälse sind 2-teilig bis 7-teilig konstruiert und am 15. Bund in den Korpus verleimt. Das über dem Korpus schwebende Halsende ist nicht angesetzt. Als Griffbrettmaterial wurde vielfach schwarz durchgefärbtes Birnenholz verwendet.
Die Decken sind mit 2 parallelen Balken verstärkt, welche Endklotz und Halsklotz nicht berühren. Die Böden sind gewölbt und ohne weitere Verstärkung gearbeitet. Die Zargen wurden mit den Decken und Böden mit massiven und ungekerbten Zargenkränzen aus Lindenholz verbunden.

Die meisten Soli-Schlaggitarren wurden mit F-Löchern ausgestattet, welche von schlichter und charakteristischer Form sind. Seltener tauchen Schallöffnungen in Katzenaugenform- und Sichelform bei den Soli-Schlaggitarren auf.

SOLI MODELLE

Bislang habe ich mehr als ein Dutzend Soli-Schlaggitarren gesehen und konnte diese sieben verschiedenen Modellen zuordnen.

Es gab einfache, aus gespertten Hölzern gefertigte Gitarren.
Eine Schlaggitarre, ca. 40 cm breit aus gesperrten Hölzern mit Schallöchern in Tropfenform. Die Kopfplatte ist weiß furniert oder lackiert, das Griffbrett ist mit einfachen Bandeinlagen ausgestattet. Es wurden einfache Bandmechaniken verwendet. Der Korpus ist an Decke und Boden mit einfachen Einfassungen versehen.

Ein weiteres preisgünstiges Modell aus gesperrten Hölzern mit F-Löchern in der Form der Record. Das Griffbrett ist mit Punkteinlagen versehen. Die Gitarre wurde deckend (schwarz) oder rot-schwarz-schattiert lackiert. Wie bei der o.g. Gitarre scheint die Kopfplatte etwas breiter zu sein als bei den anderen Modellen. Diese Schlaggitarre ist sehr schlicht gehalten und weist nur an der Decke eine einfache Einfassung auf.

Record (?)

Das Modell ist weitgehend konstruktionsgleich mit der blionden Record und trägt eine massive gepresste Fichtendecke. Die Zargenhöhe beträgt zwischen den Randeinlagen 6,5 cm. Dieses Modell wurde rot-schwarz-schattiert lackiert. Die massive (?) Zarge war manchmal natur (geriegelt) belassen, ansonsten schattiert. Der Ahornboden ist gesperrt. Die Randeinlagen um Decke und Boden sind fünf bis sechsfach, bei manchen Exemplaren auch mit Checkerboard ausgeführt. Die F-Löcher und der Hals sind einlagig gesäumt. Die zweiteilige Halskonstruktion besteht aus Ahornholz. Spätere Record wurden mit Einstellstab gebaut. Es wurden Bandeinlagen aus weißem Celluloid verwendet, am 12. Bund eine rote Einlage. Bei diesem Modell wurden, wie auch bei den anderen Record-Modellen verschiedene Saitenhalter verwendet.
Bei der abgebildeten Gitarre wurden nachträglich die Bandmechaniken gegen gekapselte Schaller-Mechaniken getauscht. Auch scheint eine der Bandeinlagen nicht mehr original zu sein. Die Küchenwaage zeigt für diese Gitarre ganze 2050 g an.

Record blond

Das Modell mit massiver Fichtendecke ist am Unterbug 41 cm breit. Die Zargenhöhe (massiv) beträgt zwischen den Randeinlagen 6,5 cm. Die Record wurde farblos lackiert. Die gesperrten Ahornböden sind mit dekorativem Riegelahorn furniert. Die Randeinlagen um Decke und Boden sind fünf bis sechsfach, teils auch mit Checkerboard ausgeführt. Auch die F-Löcher und die Griffbretter sind zweilagig gesäumt. Die Halskonstruktion ist siebenstreifig aus Ahorn- und Birnenholz gesperrt. Es wurden Bandeinlagen aus weißem Celluloid verwendet, am 12. Bund eine rote Bandeinlage. Für dieses Modell wurden Einzelmechaniken mit Deckel verwendet, ähnlich den Kluson-Typen.
Die hier abgebildete Record wurde später mit Ebenholzgriffbrett, Schaller-Mechaniken, Ibanez-Tonabnehmer und selbstgefertigtem Schlagbrett ausgestattet. Das fast rechteckige Halsprofil wurde geändert.

Record Super de luxe (Mahagoni)

Gleiche Maße wie die Record. Jedoch bestehen Zargen und Boden aus Mahagoni. Der Hals ist ebenfalls aus Mahagoni gefertigt, fünffach mit Ahornstreifen gesperrt; er besitzt einen Einstellstab. Die Zargenhöhe bei diesem Modell beträgt 6,5 cm; es gab auch eine Thinline-Version mit 5 cm Zargenhöhe. Als Griffbrettmaterialien wurden hier Palisander und wahrscheinlich auch Ebenholz verwendet. Dieses Modell ist sehr aufwändig verziert und wurde mit luxuriösen Bandmechaniken sowie Tonabnehmergarnitur von Schaller ausgestattet.

Orchidee

Dieses Modell weist mit dem sehr tiefen Cutaway sehr große Ähnlichkeit mit der „Black-Rose-Deluxe“ von Framus auf. Die Zargenhöhe zwischen den Randeinfassungen beträgt 7,1 cm. Der Korpus ist komplett aus massiven Hölzern gebaut, Fichte für die Decke, Ahorn für den Boden und die Zargen. Die Orchidee gab es ausschließlich in der rot-schwarz-schattierten Lackierung. Die Randeinlagen sind mehrlagig, an Kopfplatte und Hals doppellagig und an den Schallöffnungen einfach ausgeführt. Es gibt auch Exemplare mit Delphin-Löchern. Der Hals ist fünfstreifig aus Ahorn und Birne verleimt. Es wurden Bandeinlagen aus weißem Celloloid, am 12. Bund eine rote Bandeinlage verwendet.
Bei der hier vorgestellten Gitarre ist ein Wirbelknopf nicht mehr original. Das Schlagbrett wurde nach Originalvorlage neu angefertigt. Die Gitarre wurde neu bundiert und der ehemals montierte Tonabnehmer fehlt.

Spezial de Luxe

Komplett aus massiven Hölzern gefertigtes großes Modell mit einer Korpusbreite von 45 cm. Korpus, Hals und Kopfplatte sind mit mehrlagige und aufwändig Randeinlagen versehen. Der Hals ist siebenfach aus Ahorn und Birne gesperrt. Das Griffbrett war im Original mit Blockeinlagen ausgestattet und bestand wohl ebenfalls aus Birnenholz.
Bei dieser Gitarre wurden die Mechaniken ausgetauscht, das Griffbrett wurde erneuert und die fast rechteckige Form des Halses wurde geändert. Die Decke wurde neu lackiert, deshalb ist das Logo hier nicht mehr vorhanden.

SOLI Kopfplatten
SOLI Halverbindungen
SOLI Datentabelle

SOLI Kataloge
Quellen
4 Lindberg Kataloge
Bilder von mehr als 200 Gitarren
55 Bilder von datierten Instrumenten
Untersuchung von mehr als 30 Instrumenten

Danksagung:

Vielen Dank an Stephen Candib, Simon Deobald, Frankpaush, Johann Frisch, Rolf Gückel, Kim Jensen, Herbert Rittinger, Ol'Fret , Snap, Wietse und viele andere Teilnehmer des "Euroguitars Forums" und viele eBayer weltweit, die mir Bilder und anderes Material zur Verfügung stellten.

Danksagung von Stefan Lob

Vielen Dank an Kield "Lacquercracks" für diese sensationelle Bestimmungshilfe, Herrn Martin Haberfellner für die vielen Informationen, Herbert Rittinger der mich als erster auf Rod. Hoyer Gitarren aufmerksam machte und durch ein Aufkleber in einer seiner Gitarren auch den Herkunftsort nennen konnte. Durch diese Informationen war es mir erst möglich weiter zu forschen. Natürlich auch Dank an die zahlreichen Leser und Freunde, die dieses Projekt unterstüzten.

Kield "Lacquercracks" und Stefan Lob für "www.schlaggitarren.de" im Dezember 2009