Soli-Schlaggitarren von Uli Weber

Unter dem Namen Soli wurden in den 1950er- und 1960er Saiteninstrumente verschiedener Bauart und Qualitätsstufen angeboten. Neben Konzert- und Wandergitarren, Mandolinen, Hawaigitarren sowie Waldzithern wurden auch verschiedene Schlaggitarren-Modelle gebaut. Soli-Instrumente waren im Fach-Einzelhandel wie vermutlich auch über den Versandhandel (Mufag) zu beziehen. Die auf einer Katalogseite angebotenen 7 Schlaggitarren-Modelle lagen preislich ohne elektrische Ausstattung zwischen DM 170,– und DM 600,–, die Tonabnehmer kosteten seinerzeit DM 20,– bis DM 146,–. Das Logo der Marke ist ein gleichseitig-gleichschenkliges Dreieck, darin 5 Notenlinien mit Violinschlüssel sowie der Markenname. Dieses Logo ist immer nahe dem unteren Schalloch auf der Decke angebracht, schwarz bei den blonden -, gold bei den schattierten Modellen.

Trotz intesiver Recherchen ist es mir bislang nicht gelungen herauszufinden, welcher Name oder welche Firma hinter der Marke Soli steckt. Der Firmensitz könnte im Raum Erlangen/Bubenreuth gelegen haben. Die Hardware-Ausstattungen lassen auf einen westdeutschen Hersteller schließen. Ich schließe allerdings auch nicht aus, dass „Soli“ das Label eines Großhändlers war, der Instrumente bei verschiedenen Herstellern oder auch Korpi und Hälse im europäischen Ausland (DDR, Tschecheslowakei, Österreich) anfertigen ließ. Die mir bislang bekannten Soli-Schlaggitarren-Modelle weisen etliche übereinstimmende Merkmale auf, die auf einen einzigen Hersteller schließen lassen. Für neue Hinweise wäre ich übrigens dankbar.

Bislang habe ich etwa ein Dutzend Soli-Schlaggitarren gesehen und diese 5 bis 6 verschiedenen Modellen zugeordnet. Neben den im Folgenden vorgestellten Modellen gab es auch eine 16 ´´- Semiakustik mit 5 cm tiefen Mahagoni-Zargen, Mahagoni-Boden, dreiteiligem Hals und aufwendigem Zierrat. Es gab ein preiswertes 16´´ – Modell aus Sperrholz mit tropfenförmigen Schallöffnungen (Teardrops), einfachen Bindings und einteiligem Ahornhals, sehr ähnlich Höfners Archtop-Modell 462. Es mag sein, dass es noch weitere Modell ähnlich der unten vorgestellten „Record“ gab, eines preisgünstiger aus Sperrholz gebaut, ein anderes mit Mahagoni-Boden und -Zargen. Es gab das blonde und das rot-schwarze (Black-Rose) Finish. Bislang habe ich nur Cutaway-Modelle gesehen. Interessanterweise gibt es zu jedem mir bekannten Modell auch eine oder mehrere „Schwestern“ bei anderen Herstellern. Vermutlich hat Soli bei diesen anderen namhaften Herstellern Hopf, Framus, Höfner, Astro und Hoyer bis hin zur Modellbezeichnung abgekupfert (oder war es umgekehrt?) – und das auf hohem Niveau.

Es gibt bei allen Modellen gemeinsame Merkmale, die eine Identifizierung einer Soli-Schlaggitarre in Grenzen möglich machen. Diese Merkmale tauchen einzeln auch bei anderen Herstellern auf, so dass die Kombination mehrere Merkmale an einem Instrument zutreffen muss, um eine eindeutige Zuordnung zu erreichen. Die schlicht und gefällig geformten F-Schallöcher tauchen bei allen F-Loch-Modellen auf, ähnliche wurden bei den Herstellern Hopf und Astro verwendet. Neben den tropfenförmigen wurden auch sichelförmige Schallöcher gebaut. Die abgewinkelte Kopfplatte ist nicht angesetzt und schlank, ihr oberer Rand ist asymetrisch ausgebildet. Der Übergang Kopfplatte/Hals weist einen kleinen Kragen auf ähnlich wie bei Höfner-Gitarren und es wurde immer ein Nullbund verwendet. Hälse höherwertiger Modelle sind 5- bis 7-fach verleimt, einen Einstellstab habe ich bislang nur bei den Mahagoni-Modellen gesehen. Der Halsfuß ist einteilig, angesetzt und verjüngt sich nach unten. Korpusseitig sind Halsklotz und Cutaway-Zarge an diese Verjüngung angepasst, so dass die Greifhand hier komfortabel agieren kann. Die korpusseitigen Halsenden schweben komplett über der Decke, eben klassische deutsche Bauart. Die Decken sind mit 2 parallelen Verbalkungen verstärkt, die Böden ohne Verbalkung. Die verwendeten Hölzer der hier vorgestellten Archtops sind von sehr guter und gleichmäßiger Qualität, ebenso hochwertig ist die Verarbeitung.

Spezial de Luxe

Meine erste Soli fand mich im Sommer 1981 auf dem Dachboden eines Schulkameraden. Sie schlummerte dort mit verrenktem Hals, jedoch gut verpackt in ihrem Originalkoffer. Nach der Gravur ihres Lyra-Saitenhalters heißt das Modell „Spezial de Luxe“. Ihr blonder und ausladender Körper hat große Ähnlichkeit mit den großen Modellen „Super“ von Hopf/Glassl sowie „Spezial“ von Hoyer und misst 46 cm (18´´) an der breitesten und 27,5 cm an der schmalsten Stelle. Die Zargen sind gleichmäßig 86 mm tief. Der spiegelbildlich zusammengefügte Boden und die Zargen bestehen aus massivem Riegelahorn, die an den Schallöchern knapp 7 mm dicke Decke ist aus feinjähiger Fichte geschnitzt. Aufwändig sind die umlaufenden mehrlagigen schwarz-weiß-tortoise-Einfassungen (Checkerboard) an den Rändern und an den Schallöchern.

Der Hals hat eine Mensur von 64 cm und ist aus sieben Schichten Ahorn und Birnenholz verleimt. Der sich verjüngende Halsfuß ist angesetzt. Die schlanke Kopfplatte ist vorderseitig mit schwarz gebeitztem Ahorn und Raute-Einlage furniert, sie trug ursprünglich hochwertige Bandmechaniken, welche ich später austauschen ließ. Der Wiesbadener Gitarrenbauer Christian Stoll hat den Hals gerichtet, diesen mit einem Gewindestab und mit einem Ebenholz-Griffbrett versehen. Die ursprünglichen Block-Einlagen wurden durch ebenfalls zeitgemäße Band-Einlagen ersetzt und auf den Nullbund habe ich gerne verzichtet.

Orchidee

Auch dieses Exemplar kreuzte unerwartet meinen Weg und konnte für relativ kleines Geld erworben werden. Die Ähnlichkeit mit der „Black Rose de Luxe“ von Framus ist nicht zu übersehen und auch von Astro (Arthur Strohmer) sowie von Hopf (Modell Silver Star) gibt es Schlaggitarren, die bis auf Kleinigkeiten genau so aussehen. Der Korpus hat ein sehr tief ausgeschnittenes Cutaway, die Tiefe beträgt 86 mm, die größte Breite 425 mm (17´´); die schmalste Stelle misst 267 mm. Die massive geschnitzte Fichtendecke ist an den F-Schallöchern 7 mm dick, der spiegelbildlich zusammengeleimte Boden und die Zargen bestehen aus massivem, dezent geriegeltem Ahorn. Der kräftige aber schmale Hals trägt ein Palisander-Griffbrett mit 21 Bünden und er weist am Nullbund gemessen eine Mensur von 63 mm auf. Am 1. Bund ist er 44 mm, am 12. Bund 52 mm breit. Die Halskonstruktion ist 5-streifig Ahorn/Mahagoni/Buche ohne Einstellstab und hält 12er-Flatwounds problemlos stand. Der originale Steg ist aus Birnenholz gefertigt und schwarz eingefärbt. Mehrschichtige weiß/schwarz/rote Perloidbindings fassen Hals und Kopfplatte ein, den Korpus drei- und fünflagige schwarz/weiße Bindings. Die rote Blockeinlage am 12. Bund wurde seinerzeit von vielen Herstellern verwendet, ebenso wie die ihrerzeit hochwertigen Band-Mechaniken und der Lyra-Saitenhalter. Das Modell wurde auch mit den sog. Sichel-Schallöchern angeboten, auch das Design der Kopfplatte variierte.

Diese Orchidee ist vom Vorbesitzer augenscheinlich sehr intensiv bis in die höchsten Lagen bespielt worden und wurde in ihrem bisherigen Leben wenigstens einmal neu bundiert. Bis auf einen ausgetauschten Wirbelgriff und den fehlenden Schlagschutz ist die Gitarre im originalen Zustand.
Die Pickup-Regler-Einheit aus dem Hause Höfner habe ich nachträglich montiert, kleine Löcher in Zarge und Hals weisen darauf hin, dass dort auch früher schon Ähnliches vorhanden war.
Klanglich hat die Tropenblume einiges zu bieten, sie steht insofern dem Vorbild wohl in nichts nach. Im Klangbild dominieren warme und druckvolle Mitten, was zum Teil auch an den derzeit aufgezogenen 12er d´Addario-Flatwounds liegt. Den Höhen fehlt es im Vergleich zur Spezial de Luxe ein wenig an dem brillianten Schimmern, die Bässe bleiben schlank. Die Gitarre agiert dynamisch mit einem satten Anschlag, einem ordentlichen Sustain und bei Bedarf mit großer Lautstärke und Durchsetzungskraft. Der einspulige Höfner-Diamond-Pickup mit seinem höhenreichen wie auch mittenbetonten Klang ist für die Orchidee ein guter Partner. Ich spiele einen kleinen Fender-Röhrenverstärker, in dieser Kombination ruft die Orchidee die typischen alten elektrischen Jazz- und Blues-Sounds auf.

Record

Die Record ist mit ihrem max. 41 cm (16´´) breiten und 7 cm tiefen Korpus eine handliche Schlaggitarre aus dem mittleren Preissegment. Der gewölbte Boden besteht wahrscheinlich aus gesperrtem Ahornholz, welches mit einem spektakulären Riegelahorn furniert ist. Der Zargen besteht aus massivem Riegelahorn und die an den Schallöchern 5 mm starke Decke aus massiver Fichte. Diese ist parallel beleistet und wahrscheinlich in die starke Wölbung gepresst. 5-lagige schwarz-weiß-tortoise-Bindings fassen den Korpus ein, die F-Löcher sind doppelt weiß-tortoise gesäumt. Auch zu dieser Soli gibt es bauähnliche Entsprechungen, dieses Mal bei der Firma Hopf.

Diese Record hat mich auf einem Flohmarkt angesprochen und wurde als Gegenstück zu der bereits vorhandenen Spezial ungetetstet erstanden. Zunächst musste auch hier der verzogene und heruntergespielte Hals gerichtet werden.
Dieser ist in Konstruktion und Abmessung bis auf das Palisander-Griffbrett übrigens identisch mit dem der Spezial de Luxe. Magnus Krempel hat hier einen Halsstab eingebaut und ein einfaches Ebenholz-Griffbrett.

Der Nullbund wie auch die weißen (und die rote) Blockeinlagen waren für mich ebenso verzichtbar wie die fast rechteckige Halsform. Die doppelte Perloid-Einfassung wurde erneuert; die ursprünglichen einfachen Einzel-Mechaniken gegen solche von Schaller ausgetauscht. Der Pickup ist ein Ibanez „George Benson“, der Schlagschutz selbst gebaut. Auch der Ebenholz-Steg ist ein Ersatz für den ursprünglichen Buchenholz-Steg. Dieses Modell gab es auch im rot-schwarzen Finish sowie auch mit Checkerboard-Randeinlagen. Neben dem hier verwendeten Trapez-Saitenhalter gab es die Record auch mit einem Harfen-Saitenhalter, ähnlich wie er bei z.B. Höfner verwendet wurde. Die Kopfplatte ist nicht eingefasst und kann in der Farbzusammenstellung variieren.

Diese kleine Schlaggitarre ist sehr laut und resonant mit spontaner Ansprache und hellem Klang. Sie klingt sehr offen und transparent bei trotzdem befriedigendem Sustain. Die Bässe klingen trocken, auch erreicht die Record die mittenbetonte Wärme und Fülle ihrer großen Schwestern nicht. Das akustische Klangpotential wird von dem George-Benson-Humbucker lebendig und kompetent übertragen. Eine gute und durchsetzungsfähige Gitarre, die sich nicht nur für Jazz und erdigen Blues sondern auch für moderne Musikstile wie Funk oder Fusion empfiehlt.

Quellen
4 Lindberg Kataloge
Bilder von mehr als 200 Gitarren
55 Bilder von datierten Instrumenten
Untersuchung von mehr als 30 Instrumenten

Danksagung:

Vielen Dank an Stephen Candib, Simon Deobald, Frankpaush, Johann Frisch, Rolf Gückel, Kim Jensen, Herbert Rittinger, Ol'Fret , Snap, Wietse und viele andere Teilnehmer des "Euroguitars Forums" und viele eBayer weltweit, die mir Bilder und anderes Material zur Verfügung stellten.

Danksagung von Stefan Lob

Vielen Dank an Kield "Lacquercracks" für diese sensationelle Bestimmungshilfe, Herrn Martin Haberfellner für die vielen Informationen, Herbert Rittinger der mich als erster auf Rod. Hoyer Gitarren aufmerksam machte und durch ein Aufkleber in einer seiner Gitarren auch den Herkunftsort nennen konnte. Durch diese Informationen war es mir erst möglich weiter zu forschen. Natürlich auch Dank an die zahlreichen Leser und Freunde, die dieses Projekt unterstüzten.

Kield "Lacquercracks" und Stefan Lob für "www.schlaggitarren.de" im Dezember 2009