Walter Penzel

Etuimacher und Gitarrenbauer

Vorwort

Bevor ich mit dem Artikel über Walter Penzel beginne, möchte ich mich ganz herzlich bei Doris Penzel, der Enkelin von Walter Penzel, bedanken. Von ihr stammen die Biografie-Informationen sowie die schönen Werkstattbilder von Walter Penzel. Doris kann sich noch gut an Ihren Großvater erinnern, denn als Kind durfte sie oft auf der Werkbank sitzen. Sie schaute ihm zu oder arbeitete selbst mit kleinen Holzstücken.

Walter Penzel

Walter Penzel wurde am 26.5.1896 in Wernitzgrün geboren. Er entstammt einer Familie von Etuimachern. Sein Vater August und sein Bruder Max waren ebenfalls in diesem Beruf tätig. Penzel ist im Vogtland ein gängiger Name und man findet Penzels in vielen Handwerkssparten der Instrumenten- und Zubehörherstellung.

Nach dem 2. WK war er vom 17.5.1945 bis 8.7.1948 in amerikanischer Gefangenschaft in Kornwestheim bei Ludwigsburg. Nach seiner Entlassung ging er nicht mehr nach Wernitzgrün zurück, sondern arbeitete bei der Firma Helasi in Rot am See als Instrumentenmacher, wo er wohl auch den Gitarrenbau lernte. Dorthin flüchtete ebenfalls seine Frau Hildegard Penzel.
1953 wurde der Betrieb Helasi aufgelöst und Walter Penzel machte sich selbständig. Er hat sich, nach bekannter Heimarbeitertradition, einen Raum in der Wohnung als Werkstatt eingerichtet. Angestellte hatte er keine, jedoch half seine Frau Hildegard Penzel beim Lackieren der Instrumente.

Wenn er eine bestimmte Anzahl an Gitarren und Mandolinen fertig hatte, ging er mit seinem Loyd-Kombi auf Verkaufstour. Er fuhr über Crailsheim, Ellwangen, Schwäbisch Hall, Aalen, Schorndorf nach Stuttgart. Dort hatte er überall Musikgeschäfte, an die er seine Gitarren verkaufte.

Walter Penzel verstarb am 24.10.1963 in Rot am See.

© Doris Penzel
Zu den Instrumenten

Penzel Gitarren lassen sich, aufgrund einiger typischer Merkmale, recht einfach identifizieren. Am einfachsten ist es, wenn man ein Penzel-Brandzeichen auf der Decke findet. Bei unmarkierten Instrumenten sollte man sich das Griffbrett-Ende anschauen. Die obere Ecke ist immer abgerundet. Ein einfaches kleines Stilelement das alle Instrumente von Penzel aufweisen. Bis auf ein mir bekanntes Modell mit Punkteinlagen verwendete er ausschließlich balkenförmige Griffbretteinlagen, wobei im 12. Bund vorzugsweise rotes Perloid zum Einsatz kam.

Ein weiteres Merkmal ist eine eigenständige Ausformung des Ausschnitts sowie ein schmaler, länglicher Halsfuß. Bei den Verzierungen, Schlagbrettformen und bei allen übrigen Anbauteilen variierte er oft. Das lag wohl daran, dass er als kleiner Heimbetrieb verwenden musste, was gerade auf dem Markt zu bekommen war.

Seine Kopfplatten hatten eine asymmetrische, geschwungene Form.
Die Einlagenfarben variieren, aber er verwendete stets die V-Form als Stilelement.

Standard Modell

Er hatte ein Standardmodell, das er am meisten baute und verkaufte. Auf den Werkstattbildern (oben) kann man diese Modelle an der Wand sehen und das Instrument, das er bearbeitet, gehört auch zu dieser Serie. Es ist eine Schlaggitarre mit zwei Schalllöchern in Katzenaugenform und einem runden Mittelschallloch. Schön verzierte Schlaggitarren die sich durch eigenständigen Merkmale von der Massenproduktion aus Westdeutschland absetzen. Trotz der zahlreichen Variationen baute Penzel diese Gitarren aus vorgefertigten, gepressten Böden und Decken mit einer eigenen Handschrift.

Altes symmetrisches Modell

Dieses symmetrische Modell scheint älteren Datums zu sein. Was auffällt, sind die Schalllöcher in Sichelform die ich bis jetzt nur bei dieser Penzel- Gitarre gesehen habe. Das Schlagbrett stammt wohl von einer anderen Gitarre oder wurde bearbeitet. Für mich sieht diese Gitarre wie ein Vorläufer des Standardmodells aus.

Standardmodell – Variation

Diese Gitarre ist die einzig mir bekannte Abweichung vom Standard-Modell. Hier verwendet er klassische f-Schalllöcher. Was auffällt, ist die Mitteleinlage im Griffbrett und das große, stark ausgeformte Schlagbrett mit dem er sich sicherlich, trotz klassischer f-Löcher, vom Wettbewerb absetzen wollte. Penzel legte sehr großen Wert auf ein persönliches Erscheinungsbild seiner Gitarren.

Einfaches „Standard Modell“

Diese Gitarre ist eine stark vereinfachte Variation des Vorbildes aus gesperrtem Holz. Ein einfacher Saitenhalter, einfache Einfassungen und 3 einfache Perloid-Balkeneinlagen zeigen deutlich, dass es sich bei diesem Modell um eine „Sparversion“ handelt. Trotz der „Einsparungsmaßnahmen“ erkennt man aber seine Herkunft und Penzels besondere Handschrift.

Wandergitarre mit 3 Schalllöchern

Dieses Instrument ist eine einfache Wandergitarre ohne große Verzierungen und mit einfachen Punkteinlagen. Er verwendet hier die 3-Lochform der Standardgitarre jedoch ohne Einfassungen.

Westerngitarre

Diese „flat-top“ Gitarren hatten in Deutschland verschiedene Namen. Selten fand man den heutigen Begriff „Westerngitarre“. Oft wurden sie als großes Konzertmodell oder als Plektrumgitarre bezeichnet. Ein schön gearbeitetes Modell mit einem Griffbrett wie man es bei historischen Vorlagen sieht. Trotz der schräg zulaufenden Form, rundet er es am Ende ab.

Quellen
4 Lindberg Kataloge
Bilder von mehr als 200 Gitarren
55 Bilder von datierten Instrumenten
Untersuchung von mehr als 30 Instrumenten

Danksagung:

Vielen Dank an Stephen Candib, Simon Deobald, Frankpaush, Johann Frisch, Rolf Gückel, Kim Jensen, Herbert Rittinger, Ol'Fret , Snap, Wietse und viele andere Teilnehmer des "Euroguitars Forums" und viele eBayer weltweit, die mir Bilder und anderes Material zur Verfügung stellten.

Danksagung von Stefan Lob

Vielen Dank an Kield "Lacquercracks" für diese sensationelle Bestimmungshilfe, Herrn Martin Haberfellner für die vielen Informationen, Herbert Rittinger der mich als erster auf Rod. Hoyer Gitarren aufmerksam machte und durch ein Aufkleber in einer seiner Gitarren auch den Herkunftsort nennen konnte. Durch diese Informationen war es mir erst möglich weiter zu forschen. Natürlich auch Dank an die zahlreichen Leser und Freunde, die dieses Projekt unterstüzten.

Kield "Lacquercracks" und Stefan Lob für "www.schlaggitarren.de" im Dezember 2009