Artikel von Stefan Lob
Willy Hums war ein Mandolinenmacher aus Markneukirchen, Blücherstraße 4. Leider habe ich keine genauen Geburtsdaten aber er wird wohl um 1900 geboren worden sein.
Er arbeitete in der berühmten Werkstatt von Peter Harlan, der selbst in Markneukirchen gelernt hat.1921 machte er sich dort selbständig und spezialisierte sich auf historische Instrumente. Peter Harlan hat nach dem 2.WK die Burg Sternberg übernommen und seine Werkstätten von Markneukirchen dorthin verlegt.
Willy Hums hat nach dem Krieg weiterhin in Markneukirchen gearbeitet und seine Instrumente über die Migma vertrieben.
Zu der Gitarre
Diese wunderschöne Schlaggitarre von Willy Hums baute er 1949. Sie wurde über die Migma vertrieben. Auf dieser Gitarre sieht man noch ein altes Label, dass kurz danach gegen das typische „Migma Meister“ Label ersetzt wurde. Die symmetrische Korpusform erinnert sehr an alte Vorkriegs (L10/L12) Gibson Modelle. Besonders die gerade Linie, entlang des Halsfußes am Oberbug, ist ein typische Zeichen. Die aufwendig ausgeformte Kopfplatte mit Perloideinlagen spricht dafür, das Hums aus einem Betrieb kommt, der sich mit historischen Instrumenten beschäftigt hat.
Zu diesem Thema habe ich auch schon ein kleinen Artikel veröffentlicht!
Historische Vorlagen im Schlaggitarrenbau
Der eingelegte Mittelstreifen der Kopfplatte aus schwarz/weißem Perloid findet sich als Ziereinlage am gesamten Korpus wieder. Hals und Schalllöcher sind weiß eingefasst. Besonders auffällig sind die dreieckigen Einlagen im Griffbrett und die V-förmige Einlage am Endklotz.
© anonym mit BR
Diese Gitarre zeigt, das Willy Hums ein sehr eigenständiger und handwerklich geschickter Instrumentenmacher war.
Über weiter Bilder von Hums Instrumenten würde ich mich sehr freuen.
Peter Harlan
Hier ein paar interessante Links und ein Artikel zu Peter Harlan und der Burg Sternberg
Peter Harlan Wikipedia
Burg Sternberg Wikipedia
Peter Harlan: Im Spiegel der Geschichte
Burg Sternberg
Peter Harlan ( 1898 – 1966 )
Vita von Peter Harlan
„Elternhaus und Wandervogelbewegung haben mein Leben bestimmt. Mein Vater, Walter Harlan, der Dichter des „Nürnbergisch Ei“, des „Jahrmarkt in Pulsnitz“, kam als Dramaturg zum Lessingtheater nach Berlin, wo ich 1898 geboren wurde. Gerhardt Hauptmann, Hermann Bahr, Julius Bab, der Historiker Hans von Delbrück gingen bei uns ein und aus – der Theologe Adolf von Harnack, der Architekt Peter Behrens und viele Leute vom Theater, Eduard von Winterstein zum Beispiel und Heinz Hilpert, der, als ich ihn durch meinen Bruder Veit (1) kennenlernte, noch Schulmeister war. … Früh kam ich zum Wandervogel, gehörte zur Urgruppe Berlin-Steglitz, die Karl Fischer selbst gegründet hatte. Heraus aus der Stadt – zurück zur Natur – Zupfgeigenhansel – Zupfgeige, das hat mich schon als Sextaner tief bewegt, und der Wunsch kam auf, Instrumentenmacher zu werden. So ging ich …. zu Ernst Kunze, dem späteren Obermeister der Zupfinstrumenten-Innung in die Lehre. 1921 aber machte ich mich in Marktneukirchen selbstständig, weil das, was ich bauen wollte, in keiner Werkstatt zu lernen war.“
Peter Harlan: „Die Burg der Fideln und Flöten“, Merian Heft Nr. 4, Hamburg, 1956.
(1) Veit Harlan, UFA-Regisseur, realisierte Propagandafilme wie „Jud Süß“, „Kolberg“ aber auch „Das geheimnisvolle Herz“ nach der literarischen Vorlage seines Vater Walter Harlan. ( Anm. d. Verf. )
„Auf den Trümmern einer großen bürgerlichen Epoche nach der Katastrophe des ersten Weltkrieges, eigentlich aber schon in der heftigen Opposition der ersten Wandelvogelzelle Steglitz 1901, entsteht jene radikal jung denkende und handelnde, kompromißlos optimistische kulturelle Erneuerungsbewegung, in die Peter Harlan hineingeboren wird und die er, in enger Verbindung mit ihren Protagonisten, ihren oft heftigen Richtungsstreiten und Parteiungen, ein halbes Jahrhundert lang entscheidend mitprägen sollte.“
„Die Rückbesinnung auf das „Echte und Wahre“, wie man es im Volkslied, in den Denkmälern der „alten“ Musik zu finden glaubt, bringt den neuen Entwurf einer Gegenkultur zum bürgerlichen Konzert- und Musikvereinsbetrieb. Der „Zupfgeigenhansel“ bewirkt nicht nur beim jungen Peter Harlan eine Leidenschaft für das Singen zur Gitarre, er wird zur Vision einer besseren Welt. Und eine Reise nach Weimar mit seinem Lehrer, dem Organisten Franz Wagner, weckt die Begeisterung für Goethes Klavichord, das verstimmt im Gartenhaus steht. Daraufhin beschließt Peter Harlan, Schule und Abitur an den Nagel zu hängen, um Instrumentenbauer zu werden. Als „Gitarrentischler“, wie es der Vater abschätzig bezeichnet, beginnt Peter Harlan eine Gitarrenbaulehre bei Obermeister Ernst Kunze in Marktneukirchen, fertigt in Serie die Muscheln der Wandervogellauten, sucht aber neben der Tagesarbeit in einer eigenen Werkstatt, seinen Traum von dem „was ich wirklich wollte“, der Neuentdeckung der Instrumente des 16. Jahrhunderts, zu verwirklichen.
Fritz Jöde: Interview mit Peter Harlan, Protokoll der Tonbandaufzeichnung aus dem Archiv der Jugendmusikbewegung, Wolfenbüttel, o.J.
„Enge Verbindung hielt ich mit dem Instrumentenbauer Fritz Wildhagen, der köstliche alte Instrumente besaß, mit den musikwissenschaftlichen Seminaren, besonders mit dem Seminar von Prof. Dr. Willibald Gurlitt, der 1921 nach den Angaben, die Prätorius in seinem Buch „Syntagma misucum“ überlieferte, die erste „Prätoriusorgel“ bauen ließ. Wie Gurlitt damals zur Barockorgel kam, die heute als die „moderne“ Orgel anerkannt ist, so kam ich über dieses Instrumentenbuch des Prätorius, das ich schon als Knabe gelesen und bewundert hatte, zu den Blockflöten, Fideln, Gamben, Klavichorden und anderen Instrumenten.“
Peter Harlan: „Die Burg der Fideln und Flöten“, Merian Heft Nr. 4, Hamburg, 1956.
„Durch den Freiburger Professor Gurlitt lernt Harlan die Blockflöte kennen und fertigt 1921 das erste Exemplar. Dazu besorgt er sich von Curt Sachs, damals Sammlungsleiter des Berliner Musikinstrumentenmuseums, eine alte Barockblockflöte des Nürnberger Meisters Jakob Denner als Vorbild. … Dabei passieren ihm beim „herumdoktern“ aus „Mangel an Kenntnissen“ solche „plumpvertraulichen Fehler wie die Entwicklung der „Verrücktheit der sogenannten deutschen Griffweise“ bei der Blockflöte. Ein Fehler, den Harlan selbst, vor allem nach der Bekanntschaft 1925 mit den Pionieren der alten Musik in England, der Familie Dolmetsch, wieder ausbügelt. Die deutsche Griffweise ohne die für Anfänger etwas schwierigen Gabelgriffe hatte aber schon, trotz ihrer problematischen Intonation, für den Bedarf der Schulmusik ihren vorläufigen Siegeszug angetreten.: als „Bärenreiter-Blockflöte“ aus den „Harlan-Werkstätten“ für etwa 4 Reichsmark.“
Fritz Jöde: Interview mit Peter Harlan, Protokoll der Tonbandaufzeichnung aus dem Archiv der Jugendmusikbewegung, Wolfenbüttel, o.J.
„Schmunzelnd zeigt uns Harlan seine erste Blockflöte und erklärt:“ Sie hat inzwischen 100 Millionen Nachkommen, die von Amerika bis zur Sowjetunion geblasen werden.“ Mit dieser Blockflöte erregte Harlan das Interesse eines namhaften Berliner Musikwissenschaftlers, und 1925 erhielt er eine Einladung, im Auditorium Maximum der Berliner Universität einen Vortrag über sein Instrument zu halten. Die „BZ am Mittag“ schrieb damals: “Was der kleine Harlan uns da vorgeblasen hat, ist ja sehr reizend, er soll sich aber nur nicht einbilden, daß so ein einfaches Instrument ohne Klappen volkstümlich werden kann.“…..Als er viele Jahre später in einer öffentlichen Veranstaltung vom Reichskulturminister Rust vor dem Mikrophon coram publico gefragt wurde: „Die Blockflöte ist doch sicher ein urdeutsches Instrument?“ antwortete Peter Harlan: „Herr Minister, da ist nichts zu machen, das haben schon die alten Ägypter geblasen.“
Günther Schürmann: Besuch beim Vater der Blockflöte, in Westfalenspiegel Heft 11, Dortmund, 1954.
„Harlan baut … 8-Saitige Gitarren in D, auf der auch die neu entdeckten Lautenwerke Bachs spielbar werden, aber ebenso doppelchörige Lauten, Klavichorde, Cembali. Neben wertvolleren Instrumenten für den Export entstehen Schulgamben im ganzen Stimmwerk als „Bärenreiter-Gamben“ sowie 3-saitige Viellen in Quintstimmung. Doch Harlan geht noch einen Schritt weiter: Aus Mangel und Not während des zweiten Weltkrieges – eine Schule in Elbing benötigte einen Gambenchor – konstruiert er in Vereinfachung des „organischen Grundgerüstes der Gambe“ und den Proportionsverhältnissen des „goldenen Schnitts“ die Fidel „ die wichtigste meiner Taten“. Zusammen mit dem als Leiter eines Arbeitsdienstlagers in Tennsee bei Mittenwald tätigen Karl Frank bauen sie mit den Männern des Arbeitsdienstes jene Instrumente „in gotischer Form“, die, mit leichten Stahlsaiten über einer dachförmigen Decke bezogen, als neue Volksinstrumente neben der Blockflöte mit ihrem silbrig stillen Klang und der leicht zu erlernenden Spielweise nach dem Krieg die zukunftsweisenden Laieninstrumente werden sollten. Auf Lehrgängen in ganz Europa verbreiten Frank und Harlan diese bewußt unhistorischen „Fideln“ – ein Gegensatz zur historischen „Fiedel“ des Mittelalters – für den Selbstbau, verbunden mit dem gleichzeitigen Erlernen ihrer Spielweise und ihre Anwendung im Fidelchor. Mehr als die Familie der Violinen, die für Harlan ein „veraltetes Klangideal“ darstellen, glaubt er in der Fidel das „Klangideal unserer Zeit“ gefunden zu haben, mit dem den alten, volkspädagogischen Zielen der Jugendbewegung ein zukunftsträchtiges Mittel mit gemeinschaftsbildender Kraft gewidmet werden soll. Bachs „Kunst der Fuge“, Hindemiths „Ludus tonalis“ – nun mit Laien erreichbar. Eine Vision?“
Fritz Jöde: Interview mit Peter Harlan, Protokoll der Tonbandaufzeichnung aus dem Archiv der Jugendmusikbewegung, Wolfenbüttel, o.J.
„Nach dem Krieg ließ ich mich im Lipperland, auf der alten sagenumwobenen Burg Sternberg nieder, wo ich das Gepäck meiner Truppe, welche in Holland stationiert gewesen war, im letzten Kriegsjahr in Sicherheit gebracht hatte.“
Peter Harlan: „Die Burg der Fideln und Flöten“, Merian Heft Nr. 4, Hamburg, 1956.
„Und das war ein Glück für Burg Sternberg. Der Mann, der sonst die feingliedrigen Instrumente baute, wurde nun plötzlich „Burgkommandant“ auf dem Sternberg in Lippe. Er erhielt drei große Fässer Benzin und den Befehl, die Burg beim Rückzug zu verbrennen.“
Günther Schürmann: Besuch beim Vater der Blockflöte, in Westfalenspiegel Heft 11, Dortmund, 1954.
„Peter Harlan, mein Vater, war als Bewacher des Luftwaffenersatzteillagers eingesetzt. „Dienstreise nach Burg Sternberg, Rückreise entfällt“. Er betonte bis an sein Lebensende, daß er diesen Befehl unaufhörlich befolge.“
Klaus Harlan: Lippische Sehenswürdigkeiten Heft 1, Lemgo 1974
„Die Burg war für die Projekte, die er plante, ideal, und so verpachtete sie ihm der Lippische Landespräsident ( Heinrich Drake ,Anm. d.V.) 1946 für 280 Deutsche Mark.“
Christian Althoff: Familienschatz hinter Burgmauern, LZ, 10./11. August, Detmold 1996.
„In den Schulferien führe ich nun auf Burg Sternberg Musikkurse durch: …. Im Mittelpunkt steht die Fidel, denn sie ist für die Hausmusik das Instrument, welches den Geigen im modernen Orchester entspricht. ….wer aber eine Fidel zu spielen gelernt hat, der kann ohne weiteres auch die anderen Instrumente (verschiedener Größen ) spielen, denn die Fideln sind alle gleich gestimmt und werden alle aus der gleichen Spielhaltung heraus gespielt.“
„Da der Kreis der empfindsamen Menschen sich nicht mehr auf bestimmte Gesellschaftsschichten beschränkt, die empfindsamen Menschen heute sogar meist ein schmaleres Portemonnaie haben, als es unserer prosperierenden Zeit entspricht, so müssen wir zu einfachen Instrumenten kommen; es dürfen dies aber keinesfalls „vereinfachte“ Instrumente sein. Das wertvolle Einfache bedingt sich von innen.“
„Wir improvisieren auch zusammen und komponieren; denn was wäre das für ein Sprachvertrauter, der etwa von einer erlernten Sprache nur klassisch geformte Sätze lesen, sich aber gar nicht in der Sprache unterhalten könnte.“
Peter Harlan: „Die Burg der Fideln und Flöten“, Merian Heft Nr. 4, Hamburg, 1956.
Harlan-Werkstätten
„Dr. Einstein beginnt in seiner Untersuchung des Gambenspiels der Alten einen Abschnitt: “Das Spiel auf der Gambe war wesentlich Improvisation“; so baue ich auch heute im allgemeinen die Gambe nicht für Leute, welche auf einen Gambenpart angewiesen sind, sondern für solche, die sich den Tenorpart aus irgendeiner Stimme heraushören können oder die auch mit dem Instrument irgendeine Melodie oder Baßstimme abspielen oder improvisieren wollen, wie es ihnen in den Weg kommt, also für Lautenisten die nun mal das Griffbrett kennen und beim Hausmusizieren irgendeine Lücke damit ausfüllen wollen.“
Peter Harlan, Zur Frage der Hausmusik-Instrumente, in :Die Singgemeinde, 2. Jg., 1925.
„Ein rechter Gambenchor, wird, wie der Name schon sagt, in der Knien gespielt, auch das kleinere Instrument. Dadurch bekommt der ganze Chor eine Einheitlichkeit, was die Deklamation der verschiedenen Stimmen anbetrifft. Eigentlich ist dieser Gambenchor am meisten dazu geeignet, sich zu den Blockflöten zu geselllen, besonders seit ich diesen Gambenchor in ganz schlichter Art zu sehr niedrigen Preisen herstelle.“
Peter Harlan, Alte Musikinstrumente, in: Nagels Hausmitteilungen für Musikfreunde Nr. 2, Hannover, 1931.
„Wir haben aber auch viele historische Instrumente gebaut, um damit die Partiturforderungen etwa Bachs oder Monteverdis zu erfüllen; wir bauten dann einfach uns bekannte Instrumente der jeweiligen Zeit und jeweiligen kulturellen Umwelt nach. …. Doch die Musikinstrumente des Mittelalters sind uns meist nur auf Bildern überliefert. Nun aber, nur auf Grund von Bildern Instrumente, die wir niemals gehört haben und deren Spielweise wir nicht kennen, nachzukonstruiren, ist eine mißliche Sache. Viele Studien sind notwendig, um „malerische“ Instrumente von „abgebildeten“ unterscheiden zu können. Die Instrumente beispielsweise, die auf dem Genter Altar der Brüder van Eyck zu sehen sind, können wir nachbauen; die des Isenheimer Altars von Grünewald nachzubauen, wäre absurd, da es diese Instrumente in jenen Zeiten gar nicht gab. Die Instrumentenarten des Mittelalters gehörten zu den jeweiligen Gesellschaftsklassen; es waren keine “Werkzeuge”, sondern sie entsprachen dem Wesen der Stände wie Kleidung oder Tracht. So sind die Modelle meiner Lauten, Gitarren, Gamben, Fideln, Klavichorde keine Nachbildungen historischer Instrumente, sondern aus dem Vertrautsein mit der Historie neu gewachsene Instrumente für unsere Schul- und Hausmusik.“
Peter Harlan: „Die Burg der Fideln und Flöten“, Merian Heft Nr. 4, Hamburg, 1956.
„Konrad Ameln berichtet von einem Konzert des „Folkwang-Studio für alte Musik“ mit Glaser, Wöhl und Wenzinger und hebt die von ihnen gespielten Gamben aus der Harlan-Werkstatt im Gegensatz zu den übrigen im Konzert gespielten Gamben hervor und bemerkt Verbesserungen im Instrumentenbau.“
Das Quinton, das an sich schon ein Zwitter zwischen Gamben- und Violinenfamilie ist, … scheint in der Jugendmusikbewegung sehr großes Interesse geweckt zu haben und im Anfang ein Wegbereiter der Fidel gewesen zu sein. Harlan stellt das Quinton, das bei seiner „Wiederbelebung“ zunächst wohl nur „da bracio“ gespielt wurde, auch als „Armviole“ oder „Geigenviole“ vor.
Sandra Zydeck: Die Wiederentdeckung von Gambe und Fiedel im Umkreis der Jugendmusikbewegung, Schriftliche Hausarbeit zur Erlangung des Grades einer Magister Artium, Fakultät für Geschichtswissenschft, Ruhr-Universität Bochum, Mönchengladbach, 1997
„Als Altinstrument schlage ich ein von mir gebildetes Instrument vor, welches sich schon jahrelang nicht nur in den Harlan-Lucas-Konzerten als besonders schön und brauchbar erwiesen hat, sondern auch in mancher anderen Musikantengruppe: das Quinton.“
„Dieses Instrument ist durch seinen Tonumfang für unseren Zweck fast das universalste. Eine Oktave tiefer als die Geige, reicht es noch unter die heutige Bratsche, die ja, wie alle Instrumentenbauer beklagen, ein quälendes Konstruktionsproblem ist, und mit der fünften und höchsten Saite noch in den Bereich der Geige, die ja ein Sopraninstrument ist.“
„Ein wesentlicher Vorteil für das Quinton ist die für jeden einigermaßen sicheren Geiger ohne weiteres mögliche Spielbarkeit, während die Gambe in Quartz-Terz-Stimmung vom Cellisten immer ein gewissen Umdenken und vom Lautenisten die Gewöhnung an den Bogen verlangt.“
Peter Harlan: Zur Frage der Hausmusik-Instrumente, in : Die Singgemeinde, 2. Jg. 1918.
„Die erste Kniefiedel baute Till Harlan, der Sohn Peter Harlans als Lehrling in der Marktneukirchener Werkstatt Harlans im Jahre 1943; das achtförmige Instrument hatte bereits eine Dachdecke: Aufgrund der Beschaffungsschwierigkeiten von Gamben in den Kriegsjahren, ist es möglich, das Peter Harlan es in Erwägung gezogen hatte, mit der neuen „Kniefiedel“ als Gambenersatz den Instrumentenmangel an einer Hochschule zu beheben. Dieser erste Fiedeltypus wurde jedoch nicht in Serie gefertigt.“
„1945 schuf Harlan mit einem neuen Kniefiedelmodell …der „Tennseefidel“, das diesen Namen erhalten hat, weil es in einem Arbeitsdienstlager am Tennsee bei Mittenwald erstmals von einer größeren Laiengemeinschaft im Selbstbau hergestellt wurde, die Grundlage für eine größere Verbreitung der Kniefiedel. „
In seiner „Fidel-Fibel“ stellt Harlan in den 1950er Jahren zwei Modelle vor: Die „Eckige Fidel nach dem Werkbogen herausgegeben von Peter Harlan im Bärenreiter Verlag“ sowie die „Werkstatt-Fidel aus der Peter Harlan Werkstatt, Burg Sternberg“, die offenbar auch „Sternberg-Fidel“ oder „Harlan-Fidel“ genannt wurde.
Sandra Zydeck: Die Wiederentdeckung von Gambe und Fiedel im Umkreis der Jugendmusikbewegung, Schriftliche Hausarbeit zur Erlangung des Grades einer Magister Artium, Fakultät für Geschichtswissenschft, Ruhr-Universität Bochum, Mönchengladbach, 1997
Musikalische Tradition der Burg Sternberg
„Noch bevor Feldmarschall von Pappenheim hier mit hundert Pferden nächtigte und Gerhard Kleinsorge, der von dem berüchtigten Hexenbürgermeister aus Lemgo verbrannt wurde, hier beim Geigenspiel vergessen suchte, lebte auf der Burg Graf Simon VI. von Lippe, einer der großen Mäzene und Bauherren der Weser-Renaissance und Freund seiner großen Zeitgenossen Tycho de Brahe und Kepler. Von Graf Simon VI. erhielt auch ein angesehener Kirchenkomponist und Musiktheoretiker der Renaissance große Aufträge: Michael Prätorius. Ein Kirchenmusikwerk von Prätorius, das dem Grafen Simon gewidmet ist, trägt das gleiche Wappen, das sich über dem Portal der Burg Sternberg befindet.“
Günther Schürmann: Besuch beim Vater der Blockflöte, in Westfalenspiegel Heft 11, Dortmund, 1954.
„Zwei Jahre später stellte ich anläßlich eines von Dr. Erich Valentin und mir eingerichteten Praetoriusfestes fest, daß Michael Prätorius den Herrn auf Sternberg im ausgehenden 16. Jahrhundert, den Grafen Simon VI. von Lippe, in seiner Widmung zu den „Musae Sioniae“ „Fautor et promotor“ (Gründer und Weitertreiber) der edlen Kunst der Musik genannt hatte, und als ich das noch Wappen des Grafen in der großen Gesamtausgabe des Prätorius fand, wußte ich, daß mich ein beziehungsvolles Schicksal hierher gebracht hatte. Graf Simon war der vertraute Ratgeber des Kaisers Rudof II. gewesen, hatte an desssen Hof Tycho de Brahe, Johannes Kepler gerufen – und Michael Prätorius Orgel bauen lassen.“
Peter Harlan: „Die Burg der Fideln und Flöten“, Merian Heft Nr. 4, Hamburg, 1956.
„Im Zentrum der Sternberg-Kurse steht das Musizieren im Fidelchor: auf Sopranfideln für die Sopran- und Altstimmen, auf Tenorfideln für die Tenor und Baßstimmen. Dazu treten dann auch noch die Vagansfideln und das Perdessus, Gamben und Lauten, Spinett oder Cembalo und auch die Instrumente des Orffschen Schulwerkes.“
„Die Burg Sternberg ist heute eine Stätte deutscher Musikpflege, im Sinne ehrwürdiger Traditionen der Instrumentenbaukunst und des edlen Gedankens der Hausmusik und des Gemeinschaftsmusizierens.“
„Peter Harlan ist ein Musikant, Handwerker und Künstler in einer Person. Ihn auf seiner klingenden Burg zu erleben, die Radleier auf dem Schoße, singend zur eigenen Spinettbegleitung, philosophierend von den geheimnisvollen Zahlensymbolen, von der ewigen Ordnung und Harmonie des Alls – das ist ein unvergeßliches Erlebnis.“
Wolfram Schwinger: Klingende Burg Sternberg, in Musica, Kassel 1958.
„Till Harlan führte die „Musikburg Sternberg, die er 1966 nach dem Tod seines Vaters zusammen mit seinem Bruder Klaus übernommen hatte, bis 1996. Neben seinen „Klangvorführungen“ veranstaltete der Musikpädagoge Konzerte mit dem “Burgtrio“, das meist selbst komponierte Musik spielte, oder lud andere Ensembles zu Konzerten in den Rittersaal.“
Christian Althoff: 50 Jahre Musiburg Sternberg, in LZ vom 10/11. August, Detmold, 1996
„Damals wie heute werden die Instrumente, und das ist eine weitere Besonderheit der Sammlung Harlan, klingend vorgestellt. Je nach Interesse und musikalischem Schwerpunkt der Person, die eine solche “Klangvorführung“ leitet, erklingen dabei unterschiedliche Instrumente und Werke aus verschiedenen Musikepochen.“
Ute Soldan:Die Musikinstrumentensammlung Harlan auf Burg Sternberg, in Heimatland Lippe, Detmold, 1999
Quellen 4 Lindberg Kataloge Bilder von mehr als 200 Gitarren 55 Bilder von datierten Instrumenten Untersuchung von mehr als 30 Instrumenten Danksagung: Vielen Dank an Stephen Candib, Simon Deobald, Frankpaush, Johann Frisch, Rolf Gückel, Kim Jensen, Herbert Rittinger, Ol'Fret , Snap, Wietse und viele andere Teilnehmer des "Euroguitars Forums" und viele eBayer weltweit, die mir Bilder und anderes Material zur Verfügung stellten. Danksagung von Stefan Lob Vielen Dank an Kield "Lacquercracks" für diese sensationelle Bestimmungshilfe, Herrn Martin Haberfellner für die vielen Informationen, Herbert Rittinger der mich als erster auf Rod. Hoyer Gitarren aufmerksam machte und durch ein Aufkleber in einer seiner Gitarren auch den Herkunftsort nennen konnte. Durch diese Informationen war es mir erst möglich weiter zu forschen. Natürlich auch Dank an die zahlreichen Leser und Freunde, die dieses Projekt unterstüzten. Kield "Lacquercracks" und Stefan Lob für "www.schlaggitarren.de" im Dezember 2009