Willy Wolfrum

Artikel von Stefan Lob

Der Gitarrenmacher Willy*Johannes Wolfrum stammt aus Plauen/Dröda im Vogtland.
Er wurde am 6 Juli 1899 in Dröda, Kreis Oelsnitz (Vogtland), als Sohn des Gitarrenmachers Ernst Wolfrum, geboren.

Willy Wolfrum absolviert von 1914-1917 seine Lehre als Gitarren-, Lauten- und Mandolinenmacher bei Ernst Wilhelm Kunze in Markneukirchen (Mandolinenmacher). 1921 macht er in Markneukirchen seine Gesellenprüfung. Vom 15.07.1919 bis 1923 arbeitet er als Geselle bei seinem Vater Ernst in Dröda. Von Januar bis Oktober 1924 ist er als Gitarrenmacher in Nürnberg bei August Schulz beschäftigt. Zwischenzeitlich legt er, am 2 Februar 1924, seine Meisterprüfung im Mandolinenmacher-Handwerk in der Musikinstrumentenfachschule Markneukirchen ab. Von 1925 bis 1939 betrieb er in der Taltitzer Straße 41 in Oberweischlitz (Vogtland) eine Meisterwerkstätte für Gitarrenbau. Vom 26.08.1939 bis 30.08.1940 leistet er seinen Wehrdienst ab.
Willy Wolfrum zog am 01.07.1948 mit seiner Frau Lotte sowie den beiden Töchtern Rosemarie und Edith nach Wiedersberg (10km von Dröda entfernt) Kreis Oelsnitz/Vogtland, wo er, zusammen mit einem Lehrling, eine kleine „Zupfinstrumentenmacherei“ betreibt. Ab 1954 ist er als Gitarrenbauer mit einer eigenen Werkstatt in der Fritz-Reuter-Straße 1 in Plauen (Vogtland). Willy Wolfrum ist am 2. Oktober 1964 in Plauen verstorben.

Zu den Gitarren

Willy Wolfrum stellte bis Kriegsende typisch vogtländische Zupfinstrumente her. 1946/1947 besuchte ihn der Gitarrist Thomas Buhé. Er hatte ein besonderes Anliegen. Für seine neuformierte Tanzkapelle „die schwarzen Spatzen“ wollte er sich von Wolfrum eine schwarze Schlaggitarre bauen lassen, passend zur Bühnenkleidung, in schwarz/weiß.

© Thomas Buhé

Decke und Boden besaßen noch keine Wölbung, aber es gab ein rundes Schallloch am Halsansatz. Da Wolfrum seine Gitarren zu dieser Zeit mit traditionellen Querbalken ausstattete und diese genau durch das Schalloch hindurch zu sehen waren, färbte er diese schwarz. Seine späteren Schlaggitarren mit gewölbter Decke und Boden hatten ebenfalls eine Querverbalkung die durch die tropfenförmigen Schallöcher sichtbar war. Die schwarze Einfärbung sollte sie weniger auffällig machen.

Warum eine Querverbalkung?

Ich denke, es hat mit seiner Ausbildung als Mandolinenmacher zu tun. Eine traditionelle Bebalkung einer Mandoline besteht aus 3 Boden- und 3 Deckenleisten. Dieses ist notwendig, da die kleinen zierlichen Instrumente, mit 8 (oder mehr) Saiten, einer enormen Zugkraft stand halten müssen. Da Wolfrum ein Neuling auf dem Gebiet des Schlaggitarenbaus war, versuchte er sein Wissen als Mandolinenmacher auf seine ersten Schlaggitarren zu übertragen.
In meiner Sammlung befindet sich sehr schönes Modell mit einer Farbverlauflackierung von braun nach schwarz. Der OTWIN Tonabnehmer wurde später angebracht. Diese Gitarren mit der extrem starken Bebalkung haben einen trockenen und sehr eigenen Klang. Es sind mehr Sammlerstücke als Spielerinstrumente

Hier eine schwarze Wolfrum aus der Sammlung von Ralf Winter. Auch ein altes Modell mit Querverbalkung.

Wolfrum lernte schnell und bald schon entstanden die ersten Modelle mit einer parallelen Längs-Verbalkung unter der Decke. Neben der extravaganten und sehr schönen Optik kam jetzt auch ein hervorragender Klang dazu.

WOLFRUM und Meinl&Herold

Seine Schlaggitarren wurden nicht nur unter dem Namen „WOLFRUM“ verkauft. Der Großhändler Meinel&Herold aus Klingenthal hatte auch Wolfrum Gitarren im Programm. Bestückt mit einem Tonabnehmer wurden diese unter dem Namen „Combo“ angeboten. Das Modell „Fakir“ hingegen besaß zwei Tonabnehmer, eine Trickschaltung und ein Ebenholzgriffbrett, während das exklusivste Modell „Venus“ darüber hinaus über ein Mischpult verfügte. Seine Gitarren gehörten damals schon zu den sehr hochpreisigen Modellen.

Ausgestattet waren diese Modelle mit späten RELLOG (Willy Goller) Tonabnehmern. Bei der Version mit 2 Tonabnehmern konnte man diese über eine Bodenschiene verschieben.

Bei Wolfrum Gitarren fällt zuerst die enorme Korpusgröße ins Auge

Ich glaube nicht, dass Wolfrum mit einer Zargenform gearbeitet hat. Deshalb haben sein Gitarren große Schwankungen in der Korpusgröße und der Zargenhöhe. Die mir bekannten Modelle habe alle andere Maße wobei ich drei Kategorien erkennen kann. Es gab ein kleines, ein mittleres und ein großes Modell. Aber auch innerhalb dieser Einstufung gibt es Abweichungen. „Klein“ muss hier relativ gesehen werden, da das kleinste Modell schon enorme Ausmaße für eine vogtländische Schlaggitarre hat. Die Zargenhöhe ist auch größer als im Vogtland üblich und durch die extrem breiten Ziereinlagen bekommt die Gitarre ein wuchtiges Aussehen.

Um diese zu verdeutlichen habe ich eine kleine Tabelle aufgebaut.

Auf ein paar Daten warte ich noch. Über weitere WOLFRUM Gitarrenfotos und Bemaßungen würde ich mich sehr freuen.

Hier ein spätes WOLFRUM Modell
Für mich ist sie die „Super-400“ des Vogtlandes!

Wolfrum legte viel Wert auf optische Merkmale. Die Randeinfassungen/Zierstreifen sind meist mehrlagig, sehr breit und oft zweifarbig. Kopfplatten und Schlagbretter sind kunstvoll verziert und in verschiedenen, eigenständigen Ausformungen. Er verwendete gerne florale Motive. Besonders die Meinel&Herold Modelle hatten außergewöhnliche Verzierungen. Die mir bekannten Gitarren sind alle aus dem vollen Holz gearbeitet. Ein verspielter und kreativer Gitarrenbauer der einerseits variierte, aber nie seinen unverkennbaren Stil verlor.

Seine Gitarren wurden blond (ein besonderer wasserheller Schwedenlack),schwarz, rubinrot und mit Farbverlauf lackiert. Es gab sie als symmetrisches und asymmetrisches Modell.

Manchmal war der Name WOLFRUM im Saitenhalter oder in der Kopfplatte zu erkennen. Viele der Wolfrum Gitarren sind mit Meinel & Herold Logos und den typischen kleinen Meinel & Herold Firmenschildchen, auf der Rückseite der Kopfplatte, ausgestattet.

Wolfrum Gitarren haben meist tropfenförmige Schalllöcher, aber es gab auch ältere Modelle wie die SOLIST mit Schalllöchern in Katzenaugenform.

Bei den Mechaniken verwendete er meist Einzelmechaniken und nur ganz selten Bänder.
Die Form der Kopfplatten entwickelte sich von einer recht einfachen und klobigen Form zu einem schlanken, schwungvoll ausgeformten Kopfplattendesign. Die Form des Halsfußes änderte sich auch im Laufe der Jahre.

Für mich gehört Willy Wolfrum zu den besten Gitarrenbauern des Vogtlandes und er hätte weitaus mehr internationale Wertschätzung unter Sammlern verdient.

Quellen
4 Lindberg Kataloge
Bilder von mehr als 200 Gitarren
55 Bilder von datierten Instrumenten
Untersuchung von mehr als 30 Instrumenten

Danksagung:

Vielen Dank an Stephen Candib, Simon Deobald, Frankpaush, Johann Frisch, Rolf Gückel, Kim Jensen, Herbert Rittinger, Ol'Fret , Snap, Wietse und viele andere Teilnehmer des "Euroguitars Forums" und viele eBayer weltweit, die mir Bilder und anderes Material zur Verfügung stellten.

Danksagung von Stefan Lob

Vielen Dank an Kield "Lacquercracks" für diese sensationelle Bestimmungshilfe, Herrn Martin Haberfellner für die vielen Informationen, Herbert Rittinger der mich als erster auf Rod. Hoyer Gitarren aufmerksam machte und durch ein Aufkleber in einer seiner Gitarren auch den Herkunftsort nennen konnte. Durch diese Informationen war es mir erst möglich weiter zu forschen. Natürlich auch Dank an die zahlreichen Leser und Freunde, die dieses Projekt unterstüzten.

Kield "Lacquercracks" und Stefan Lob für "www.schlaggitarren.de" im Dezember 2009