Artur Lang Schlaggitarre von Andreas Polte

“Diese legendäre Archtop stammt ca. aus Mitte der 60er Jahre und zählt zu den Top-of the-line-Modellen Langs. Wer näheres zu Lang-Gitarren im allgemeinen wissen möchte, möge bitte www.lang-gitarren.de besuchen, es ist die umfassendste Informationsquelle hierzu. Ich beschränke mich daher im Wesentlichen in diesem Bericht auf das rein Gitarristische:

Um es vorweg zu nehmen, den akustischen Klang, Transparenz, Ansprache, Sustain und Spielgefühl kann man nur mit einer alten D´Angelico, D´Aquisto oder besten Gibsons vergleichen. Es ist absolutes Hi-End. Dieser Artur Lang hatte ganz offensichtlich goldene Hände!

Artur Lang baute alle seine Gitarren in Handarbeit ganz alleine. Erst gegen Ende seines Lebens hatte er jemand eingestellt, der im beim Lackieren half.

So nun aber zu diesem guten Stück. Die Maße und Materialien

Der Korpus hat eine Breite von genau 44 cm, liegt also zwischen einer L5 und einer S400. Die Decke ist aus massiver Fichte und handausgeschnitzt. Die Hölzer sind nach Aussage von Theo Schaarpach, der nach dem Tode von Artur Lang dessen Holzlager erwerben konnte, über 250 Jahre alt. Die auffälligen geteilten F-Löcher der Decke sind von Lang designt und später u.a. von
D´Aquisto kopiert worden. Die Bindings sind 8-lagig, schwarz-weiss im Wechsel. Das Binding der F-Löcher ist dreilagig ausgeführt.

Boden und Zargen sind aus massivem Riegelahorn und ebenfalls handgearbeitet. Die Zargentiefe beträgt 8,5 cm. Der Hals ist ebenfalls aus Ahorn und 7-lagig verarbeitet und hat keinen Einstellstab. Seine Maße sind recht modern und nicht so klobig wie manche anderen Gitarrenhälse aus dieser Zeit. Das Griffbrett ist aus Ebenholz. Die Mensur beträgt 63,5 cm.
Besonders augenfällig ist neben den Zierstreifen an den Zargen die Kopfplatte: Sie ist mit einer Neusilberplatte verziehrt, die handgravierte florale Muster sowie das Lang-Logo zeigen. Die Gravuren sind ebenfalls von Lang selbst ausgeführt. Erst in späten Jahren, als er nicht mehr gut sehen konnte, lies er diese Arbeiten von jemand anderem machen. Die Mechaniken sind einfach und offen, tun aber ihren Dienst gut.

Zum Sound

Als ich die Gitarre zum ersten Mal spielte, waren 0.11er Half-Rounds aufgezogen. Die Gitarre zeigte gleich bei den ersten Tönen was sie kann. Lauter und wunderschöner warmer Ton und nuancierte Transparenz. Ich habe sie erstmal wieder weggelegt und staunte eine Weile. Mir war klar, dass dieser Wahnsinns-Sound ansonsten nur von den ganz feinen Edelteilen allerhöchster Gitarrenbaukunst zu erwarten sein kann. Dann begann ich, die Gitarre ausgiebig zu testen.
Die Klangfülle der Gitarre mit ihren sehr schön singenden Höhen behält sie in jedem Bereich des Griffbrettes bei, es gibt keine Dead-Spots. Warme Bässe und Mitten ergänzen das Klangbild. Sie nimmt jede Änderung des Anschlags und jede Bewegung der Griffhand sofort und willig an, reagiert schnell mit sauberem Attack. Auch das Sustain kann sich hören lassen!

Die Bespielbarkeit war ausgezeichnet. Der Hals liegt sehr gut in der Hand und war, trotz des fehlenden Einstellstabs nahezu schnurgerade. Man kommt sofort darauf zurecht, dank der modernen Maße. Aber 0.11er sind nicht unbedingt dass, was man auf einer solchen Gitarre spielen muss. 0.13er Flatwounds sind eher mein Ding. Spannend: Wie würde der Hals auf den enormen Zug dieser Saiten reagieren?

Das Ergebnis war sehr ermunternd: Der Hals hat sich überhaupt nicht gerührt!! Genau so gerade wie vorher. Und der Sound? Nun, jeder weiß, wie sich der Klang einer Gitarre verändert, wenn man diese beiden Saitensätze vergleicht. Die Lang-Archtop hat ihre gesamten positiven Klangeigenschaften beibehalten, wurde aber natürlich noch dicker und fetter im Ton. Richtig schön rund und gleichmäßig im Frequenzspektrum. Ein toller Jazz-Sound. Wenn erst mal der bestellte Kent-Armstrong montiert ist, werde ich diesen Sound auch elektrisch genießen dürfen.”

Quellen
4 Lindberg Kataloge
Bilder von mehr als 200 Gitarren
55 Bilder von datierten Instrumenten
Untersuchung von mehr als 30 Instrumenten

Danksagung:

Vielen Dank an Stephen Candib, Simon Deobald, Frankpaush, Johann Frisch, Rolf Gückel, Kim Jensen, Herbert Rittinger, Ol'Fret , Snap, Wietse und viele andere Teilnehmer des "Euroguitars Forums" und viele eBayer weltweit, die mir Bilder und anderes Material zur Verfügung stellten.

Danksagung von Stefan Lob

Vielen Dank an Kield "Lacquercracks" für diese sensationelle Bestimmungshilfe, Herrn Martin Haberfellner für die vielen Informationen, Herbert Rittinger der mich als erster auf Rod. Hoyer Gitarren aufmerksam machte und durch ein Aufkleber in einer seiner Gitarren auch den Herkunftsort nennen konnte. Durch diese Informationen war es mir erst möglich weiter zu forschen. Natürlich auch Dank an die zahlreichen Leser und Freunde, die dieses Projekt unterstüzten.

Kield "Lacquercracks" und Stefan Lob für "www.schlaggitarren.de" im Dezember 2009