GIMA Gitarrenbau Massen von Stefan Lob

Hallo liebe Schlaggitarren Freunde, mit diesem Artikel möchte ich eine wunderschöne halbresonanz Schlaggitarre vorstellen welche von der Firma GIMA gebaut wurde

Ich habe mit Herrn Heinz-Günter Friedrich gesprochen und er hat meine GIMA Gitarre persönlich ca.1968 – 1970 gebaut. Er und sein Vater Heinrich Friedrich haben mir telefonisch Auskunft gegeben wofür ich mich noch einmal recht herzlich bedanken möchte.

Die Firma GIMA (GItarrenbau MAssen) stammt aus dem Ort Massen bei Unna und ist 1980 nach Esterwegen (Gitarrenbau Massen GmbH – Musikhaus Friedrich 26897 Esterwegen, Bockhorster Str. 14 Tel.: 05955/432) gezogen und betreibt dort Heute ein Musikgeschäft und es werden dort auch noch Gitarren unter dem Namen GIMA verkauft. www.voss-musik.de

Heinrich Friedrich hat bei der Firma Voss Musik GmbH 1949 als Buchhalter angefangen und gegründet wurde die Voss Musik GmbH 1946. Er begann aber neben seiner Tätigkeit als Buchhalter auch mit dem Instrumentenbau und vor allem als der Film “Der dritte Mann” erschien baute er, aufgrund vieler Nachfragen, Akkordzithern. 1957 entstand die Firma GIMA und er baute zusammen mit einem Geigenbauer der gebürtig aus Erlbach bei Markneukirchen stammte und Rolf Meinel hieß. Die Voss-Musik war 1984 einer der größten Großhandlungen und in diesem Jahr bekam der Alleininhaber einen schweren Schlaganfall und da keine Erben vorhanden waren, erhielt Herr Heinrich Friedrich von der Ehefrau des Inhabers den Auftrag die Firma abzuwickeln, d.h. es war ein Warenlager von rund 20 Millionen vorhanden, Forderungen in gleicher Höhe, 85 Angestellte und Gebäude von rund 8000 qm sowie etliche Fahrzeuge. Die Abwickelung dauerte bis rund Ende 1985 und den Rest der Firma Voss-Musik GmbH übernahm dann Heinrich Friedrich. Nach 1985 wurde die Tätigkeit auf Spezialimporte für einen ausgesuchten Abnehmerkreis eingeschränkt sowie ein Verkauf über das Internett begonnen.

Heinrich Friedrich war mit Roger Rossmeisl befreundet und hat von Ihm persönlich die Genehmigung bekommen diese „Roger typische Carving“ auf seinen Jazzgitarren Modellen zu benutzen allerdings nannte man diesen Gitarrentyp zu dieser Zeit „Schlaggitarre“.

Herr Friedrich war nicht nur mit Roger Rossmeisel sondern auch mit vielen anderen bedeutenden Gitarrenbauern wie Alois Sander(ALOSA), Arnold Hoyer (Hoyer) befreundet und wohl besonders gut mit Herrn Schaller der regelmäßig zum Essen vorbeikam. Im Bereich Jazzgitarrenbau wurden halbakustische wie auch vollakustische Schlaggitarren gebaut.

Details zu meiner Gitarre

Die Elektronik wurde von Heinrich Friedrich zusammen mit Schaller entwickelt und – ebenso wie die Hardware – von Schaller gefertigt.

Die Schaltung gab es in verschiedenen
Ausführungen.

Später wurde noch eine Schaltung wie folgt entworfen:
1. Humbucker beide TA nebeneinander
2. Humbucker beide TA hintereinander
3. Humbucker beide TA Phasenverdreht
Somit entstanden extreme Schärfen und Höhen.

Die PU´s sind wohl die ersten Schaller PU´s aus eigener Entwicklung.

In dem von mir gezeigten Typ ist ein eingebauter Verzerrer, welcher über eine Batterie gespeist wird. Diese Batterie sitzt hinter der runden Chromplatte. Herr Heinz-Günther Friedrich sagte mir dass es sogar noch ein Modell mit zusätzlichem Wah-Wah gab.

Die Gitarre ist komplett aus Ahorn & Mahagoni gebaut. Der Hals ist 7-fach gesperrt und der Boden und die Decke bestehen aus geschichtetem Ahorn und Mahagoni welche im „Roger Stile“ eine starke Hohlkehle gefräst bekamen. Die Zargen sind aus Ahorn.

Der Lack ist kein Nitrolack sondern ein Polyester Lack* der damals auch von Herrn Heinrich Friedrich bei der Fa. Glasurit von 1958 – 1959 mitentwickelt wurde und sich auch heute noch in einem sehr guten Zustand befindet.

Am Bau und an dem Design der Gitarre hat ein Gitarrenbauer Namens Helmut Buchsteiner aus Österreich mitgearbeitet welcher in Amerika für die Firma GUILD tätig war und später Lehrer an der Instrumentenbau Schule Mittenwald wurde .Herr Heinrich Friedrich hat gemeinsam mit Herrn Buchsteiner die Gitarre 67/68 entworfen. Von Diesem Modelltyp wurden ca. 100 Exemplare gebaut.

Gitarre ist extrem hochwertig verarbeitet mit wunderschönen Halsinlays, sehr guter Hardware und hochwertigen Ton- Hölzern und einem optisch sehr ansprechenden Design. Auch spieltechnisch ist sie ein sehr elegantes Instrument mit einem schönen elektrischen Ton der seine Eigenart hat aber sicher mit dem Original einer ES 335 konkurrieren kann obwohl diese wunderschöne Gitarre das gar nicht nötig hat!

Neben der Gitarre wurde die gleiche Form auch als Bass gebaut, sogar als Bundloser.

Die Firma GIMA hatte in den Zeiten zu denen viele Gitarren gebaut wurden bis zu 15 Mitarbeiter beschäftigt und baute viele verschieden Gitarrentypen, elektrische wie auch akkustische.

Ein ganz besondere Gitarrentyp war eine 7 Saitige Gitarre welche für den osteuropäischen und russischen Markt gebaut wurde als Westerngitarre mit Stahlsaiten und als 7 Saitige Klassikgitarre mit Nylonsaiten.

Ich habe bis jetzt nur wenige Fotos von GIMA Gitarren und Bässen, falls jemand noch weiteres Info Material wie zum Beispiel Fotos oder gar alte Voss Kataloge hat wäre ich sehr an einer Kopie Interessiert. Bitte einfach an info@schlaggitarren.de schicken.

* Polyester-Lack lohnt sich nur bei grösseren Stückzahlen, da der Lack nur kurzfristig lagerfähig ist (d.H. zumindest in den 60iger, 70iger Jahren, eine Lackierung drei mal naß in naß erfolgen
muss (genügender Lackauftrag) und das in einem bestimmten Abstand. (Laut Aussage von Herrn Friedrich)
Quellen
4 Lindberg Kataloge
Bilder von mehr als 200 Gitarren
55 Bilder von datierten Instrumenten
Untersuchung von mehr als 30 Instrumenten

Danksagung:

Vielen Dank an Stephen Candib, Simon Deobald, Frankpaush, Johann Frisch, Rolf Gückel, Kim Jensen, Herbert Rittinger, Ol'Fret , Snap, Wietse und viele andere Teilnehmer des "Euroguitars Forums" und viele eBayer weltweit, die mir Bilder und anderes Material zur Verfügung stellten.

Danksagung von Stefan Lob

Vielen Dank an Kield "Lacquercracks" für diese sensationelle Bestimmungshilfe, Herrn Martin Haberfellner für die vielen Informationen, Herbert Rittinger der mich als erster auf Rod. Hoyer Gitarren aufmerksam machte und durch ein Aufkleber in einer seiner Gitarren auch den Herkunftsort nennen konnte. Durch diese Informationen war es mir erst möglich weiter zu forschen. Natürlich auch Dank an die zahlreichen Leser und Freunde, die dieses Projekt unterstüzten.

Kield "Lacquercracks" und Stefan Lob für "www.schlaggitarren.de" im Dezember 2009