RESTAURATION EINER LANG VON ALOSA

Von Herbert Rittinger im Oktober 2013

Diese LANG mit kleinem Korpus von 43 cm und tiefem Cutaway wurde über ALOSA vertrieben. Sie ist ein sehr frühes Modell aus der Werkstatt in der Breitenau und dürfte aus dem Jahr 1951-52 stammen. Das 2-lagige Griffbrett aus Ebenholz/Palisander, ohne keilförmige Verstärkung der Halszunge, zeugt ebenfalls vom frühen Baudatum. Der Verzicht auf den Nullbund war sicherlich ein ausdrücklicher Wunsch von ALOSA.

 

 

Zustand vor der Restauration:

Die Untersuchung offenbarte eine Reihe von Schäden:

Zwei Deckenrisse, ein Boden- und ein Zargenriss, dazu Zargenüberstände an einigen Stellen.

Die Lackierung war stark aerodiert und Decke + Boden hatten sich über weite Strecken von den Zargen gelöst. Selbst am kleinen Bug und im Cut-Bereich war die Verleimung defekt, was mir in diesem Umfang bisher noch nicht begegnet ist. Die Gitarre muss wohl über viele Jahre extremen Temperatur- und Feuchtigkeitsschwankungen ausgesetzt gewesen sein.

 

 

Restaurationsbericht:

Zuerst demontierte ich die Gitarre und überarbeitete das Halslager und die Halspassfläche. Ein vergrößerter Halswinkel sorgt für eine höhere Stegauflagekraft wodurch eine bessere Klangübertragung erreicht wird. Es folgte das Tuning des Griffbretts und der Bundstäbe.

Sodann waren die notwendigen Reparaturen am Korpus an der Reihe, wobei die Nachverleimung von Decke, Boden und Bindings sowie die Egalisierung der Zargenüberstände außergewöhnlich viel Zeit in Anspruch nahmen. Das Entlacken von Hals und Korpus plus Finish für die Lackierung war der nächste Schritt.  Die transparente Spezialbeschichtung mit Zwischenschliff und Hochglanzpolitur weist ein Gewicht von 50 Gramm auf.

 

Auf eine Einfärbung des transparenten Lacks verzichte ich grundsätzlich. Der honigfarbene Farbton und die starke Kontrastierung der Holzmaserung wird durch künstliche Alterung, verbunden mit der guten Anfeuerung, des von mir verwendeten Beschichtungsmaterials erreicht.

 

Die Menge (Schichtdicke) der Lackierung hat, wie schon an anderer Stelle erwähnt, zusammen mit deren physikalischen Eigenschaften, einen gravierenden Einfluss auf den Klang der Gitarre. 

Allgemein gilt: Mit fallender Masse verbessert sich die Ansprache und die Brillanz.

Eingehende Untersuchungen an 17 Zoll Archtops aus den 50er bis 80er Jahren haben ergeben, dass die üblichen Nitrocellulosebeschichtungen eine durchschnittliche Masse von 100 bis 150 Gramm aufweisen. Moderne 2-Komponenten-Beschichtungen liegen meist deutlich darüber.

 

Die Spezialanfertigung von fehlender oder nicht originalkonformer Hardware, eingedenk der Überarbeitung von vorhandenen Komponenten erforderte einen nicht unerheblichen Zeitaufwand.

Nach der Endmontage, dem Stimmen und Justieren, sowie dem Vermessen und Dokumentieren ist ein weiteres Projekt zu einem guten Ende gekommen.

 

Das optische Ergebnis entspricht meinen Erwartungen. Der Klang ist fantastisch.

 

Bilder vor der Restauration:

 

Die Arbeiten im Einzelnen:

 

  • Gitarre demontiert
  • Halslager im Korpus überarbeitet
  • Passfläche am Hals für optimalen Halswinkel nachgearbeitet
  • Bohrlöcher an beiden Seiten des Griffbretts versiegelt
  • Riss in der Kopfplatte und lose Bindings verleimt
  • Bundstäbe unterkoffert,  Griffbretteinlagen nachverleimt
  • Bünde abgerichtet, profiliert, Enden verrundet und poliert
  • Offene Bundschlitze im Binding verschlossen
  • Griffbrett überarbeitet, geschliffen, poliert und gewachst
  • 2 Deckenrisse + 1 Boden-und Zargenriss verleimt
  • Decken- und Bodenablösung verleimt und verschliffen
  • lose Bindings am Korpus verleimt und verschliffen
  • Zargenüberstände egalisiert
  • Korpus und Hals entlackt, feingeschliffen und retuschiert
  • transparente Lackierung mit Zwischenschliff, Endschliff und Politur
  • Steg gewichtsoptimiert, angepasst und poliert
  • Anfertigung von 6 Einschlaghülsen aus Neusilber
  • Kalibrierung der Bohrungen für die Einschlaghülsen in der Kopfplatte
  • Anfertigung von originalgetreuer Schlagplatte inklusive Halter
  • Mechaniken überholt, neue Wirbel aus Perlmutt
  • Spezialanfertigung Gurtpin für Montage in der Halsverschraubung
  • montiert, besaitet und justiert
  • PU d´Armond Rhythm Chief 1000 + Controlbox + Gestänge nachgerüstet
  • dokumentiert und fotografiert

 

Bilder nach der Restauration: