Als Amateur Jazz Gitarrist bin ich schon seit langer Zeit Kunde bei Max Strohmer, der einen alteingesessenen Gitarren- und Geigenbaubetrieb in Nürnberg führt.
Max Strohmer führt seinen Betrieb, der vom Großvater gegründet wurde in dritter Generation und hat selbst Gitarrenbauer wie Stefan Sonntag und Jürgen Volkert ausgebildet. Er fertigt hauptsächlich Gitarren und Geigen der gehobenen Klasse.
Für die Individualität und dank seines Perfektionismus sind nicht unbeträchtliche Wartezeiten auf das Instrument einzukalkulieren. Dafür stimmt dann alles perfekt.
Ich selbst führe ein Architekturbüro das weltweit vor allem im Sportstättenbau engagiert ist, Produktdesign kommt hin und wieder, aber nicht regelmäßig vor ( www.gloeckner.de ).
Bei einem persönlichen Gesprächen erzählte mir Max Strohmer, dass er in diesem Jahr 100 jähriges Firmenjubiläum feiert. In seiner bescheidenen Art hätte er wohl keine große Geschichte daraus gemacht (er hat nicht einmal eine Homepage).
Auf meine Anregung hin entschieden wir, eine „high end“ Jazzgitarre mit den bestmöglichen akustischen Klangeigenschaften plus Floating Pickup in einer Kleinserie zu bauen, für die ich die Designarbeit übernommen habe. Das Max Strohmer 100 Jahre Jubiläumsmodell S 100.
Bis auf den Korpus, firmenintern als „Rogermodell“ bezeichnet, hatte ich vollkommen freie Hand. Dieses Modell wurde schon vom Großvater in dieser Korpusform gebaut. Die Schablonen werden noch immer verwendet. Ich stimmte mich stets sehr eng in vielen Details mit dem Meister ab.
Ich begann mein eigenes „Signature Modell“ zu entwerfen und habe erst einmal den eigenen Gitarrenbestand (Gibson Super 400 Bj. 49, Hoyer – Herr im Frack, Höfner Congress `63, Telecaster Thinline CS u. a.) kritisch untersucht und den noch ungestalteten Prototypen gespielt.
Die Qualität sollte State of the Art sein. Die Hölzer hierfür sind seit über 40 Jahren gelagert. Daraus wurden nur die allerbesten Qualitäten ausgewählt.
Es sind dies:
- geflammter Ahornboden, 2 – teilig und aus einem massiven Block in Handarbeit geschnitzt.
- Alpenfichtendecke, eng gemasert, handwerklich ausgearbeitet mit Kreuzbebalkung. Parallelbebalkung alternativ
- Die Zargen und der 3-teilige Hals sind ebenfalls aus tief geflammtem Ahorn.
- Bindings am Korpus, Griffbrett, Kopfplatte und Schlagbrett aus geflammtem Ahorn
- Hals – Korpusverbindung als verdeckter Schwalbenschwanz, wobei der Hals über dem Korpus „schwebt“
- Kopfplatten beidseitig aus Ebenholz, vorderseitig mit Abalone – Perlmutt Einlagen
- Ebenholzgriffbrett mit Abalone – Perlmutt Einlagen
- Geerdeter Ebenholzsaitenhalter mit Abalone – Perlmutt Einlagen
- Elfenbeinsattel
- Ebenholzsteg, verstellbar
- Schaller M 6 Mechanik, vergoldet mit Ebenholzknöpfen
- Häussel Humbucker im Ebenholzgehäuse mit verstellbaren Pole Pieces
- Ebenholzschlagbrett mit Ahornbinding und Reglereinheit für Pickup.
- Nitro Lackierung
Im Zuge der Designarbeiten wurde auch ein neues Logo entwickelt. Formal entspricht es Form eines endlosen Möbiusbandes. Dies entstand unter dem Eindruck meines eigenen Engagements in China wo auch Max Strohmer zahlreiche Kunden hat. Dort gilt die „8“ als Glückssymbol und Zeichen für die Ewigkeit. Alles was im Detail verbessert werden konnte musste optimiert werden.
Für das Standartmodell wurde eine Halsbreite am Sattel von 45 mm ( 1 ¾“) und 54 mm am 14. Bund gewählt. Die Mensurlänge beträgt 65 cm.
Zum Sound
Nachdem die klanglichen Qualitäten in den letzten Jahren von den großen Herstellern sehr stark vernachlässigt wurden und der Schwerpunkt zunehmend auf die Auslegung als E- Gitarre gelegt wurde, sollte mit der S 100 die Archtop als Akustikgitarre wieder platziert werden.
Durch den Häussel Humbucker wird der natürliche Klang perfekt auf die Bühne übersetzt.
Die Kombination mit einem AER Combo 60 ist wunderbar.
Der unverstärkte Klang ist voluminös und sehr präsent mit großer Lautstärke, fett aber differenziert. Unterschiedlichste Anschläge, sowie Fingerstyle werden perfekt wiedergegeben. Ich selbst benutze Ebenholzpicks von Sculpture Picks.
Mit der Kreuzbebalkung wird ein sehr warmer Klang erzeugt, die Parallelbebalkung ist perkussiver.
Die Strohmer ist mindestens so laut wie meine alte Super 400. Die Bespielbarkeit ist exzellent. Die eingestellte Saitenlage liegt bei 2,1 mm für die 6. Saite am 12. Bund, bei 1,9 mm für die 1. Saite.
Durch das etwas weitere Saitenspacing (ähnlich dem der alten D`Angelicos oder einer Gibson Johnny Smith) ist ein sehr entspanntes Spielen möglich.
Bisher wurde mit folgenden Saiten experimentiert:
- Thomastik Bebop 0.13
- Thomastik Jazz flat 0.13
- Optima Jazz 0.12
Je nach persönlicher Vorliebe erzielen alle Marken sehr gute Ergebnisse.
Der Häussel Flatjazz gibt den Sound an den Amp weiter, ohne ihn zu verfärben. Dort lässt sich der Sound nach Wunsch anpassen. Clean oder angezerrt, punchig oder strahlend. Der Charakter des Instruments und des Musikers setzt sich aber immer durch. Noch mehr Lob muss ich mir verkneifen, da ich schließlich befangen bin. Ich habe jedenfalls mein Instrument gefunden!
Quellen 4 Lindberg Kataloge Bilder von mehr als 200 Gitarren 55 Bilder von datierten Instrumenten Untersuchung von mehr als 30 Instrumenten Danksagung: Vielen Dank an Stephen Candib, Simon Deobald, Frankpaush, Johann Frisch, Rolf Gückel, Kim Jensen, Herbert Rittinger, Ol'Fret , Snap, Wietse und viele andere Teilnehmer des "Euroguitars Forums" und viele eBayer weltweit, die mir Bilder und anderes Material zur Verfügung stellten. Danksagung von Stefan Lob Vielen Dank an Kield "Lacquercracks" für diese sensationelle Bestimmungshilfe, Herrn Martin Haberfellner für die vielen Informationen, Herbert Rittinger der mich als erster auf Rod. Hoyer Gitarren aufmerksam machte und durch ein Aufkleber in einer seiner Gitarren auch den Herkunftsort nennen konnte. Durch diese Informationen war es mir erst möglich weiter zu forschen. Natürlich auch Dank an die zahlreichen Leser und Freunde, die dieses Projekt unterstüzten. Kield "Lacquercracks" und Stefan Lob für "www.schlaggitarren.de" im Dezember 2009