Der historische Ursprung des Streich- und Zupfinstrumentenbaus der Gemeinde Bubenreuth liegt in der Musikstadt Schönbach im Egerland (heute Luby/Tschechien) nahe an der Grenze zu Sachsen gelegen. Hier soll im Jahr 1721 der aus Niemes (Böhmen) stammende Förster Elias Placht mit dem Geigenbau begonnen haben.
Placht war nicht der erste namentlich bekannte Instrumentenbauer, denn schon um 1580 gab es im benachbarten Graslitz Geigenbauer, die aus Glaubensgründen über die Grenze ins evangelische Sachsen auswanderten. Im Jahr 1610 wird etwa bereits ein Johannes Artus aus Graslitz als Kunstmaler und Instrumentalist urkundlich erwähnt. Des weiteren befindet sich in der Sammlung des Germanischen Nationalmuseums Nürnberg eine Bratsche (datiert auf das Jahr 1664) des Geigenbauers Johann Adam Pöpel aus Bruck bei Schönbach.
Der Beginn der arbeitsteiligen hausindustrielle Fertigung von Streich- und Zupfinstrumenten in der Gegend um Schönbach ist jedoch maßgeblich auf die Familie Placht zurückzuführen.
Absatz und Vertrieb der produzierten Instrumente basierte weitgehend auf dem Verlagswesen, welches von den benachbarten sächsischen Händlern (den sog. „Verlegern“) dominiert wurde. Dies führte dazu, dass vor allem kleine Betriebe immer mehr in Abhängigkeit der Verleger gerieten. Um die Wende zum 20. Jahrhundert gab es in Markneukirchen bereits nicht weniger als 15 Millionäre.
1882 waren bereits 600 Musikinstrumentenmacher in Schönbach registriert. Um 1900 wurden von ca. 150 Betrieben 110.000 Geigen, Celli, Bässe Gitarren, Zithern und Mandolinen hergestellt. Darüber hinaus gab es ca. 200 Betriebe für Bestand- und Zubehörteile, sowie 30 für Blasinstrumente. Bis zum 2. Weltkrieg bildete die Region um Schönbach und Graslitz auf böhmischer Seite zusammen mit den Gebieten um Markneukirchen und Klingenthal in Sachsen das Zentrum des Musikinstrumentenbaus, den sog. „Musikwinkel“.
Die hohen Stückzahlen der in Schönbach produzierten Instrumente brachten Ihnen schnell den Ruf von minderwertiger Massenware ein. Auch die Tatsache, dass viele Instrumente als Fälschungen mit berühmten Namen in den Handel gelangten, trug zu ihrer Geringschätzung bei. In Schönbach entstanden aber auch hochwertige Instrumente, die sich durchaus mit ihren berühmten Vorbildern messen können. Dies beweist heute der Umstand, dass bei Auktionen für Instrumente – ausgewiesen als Schönbacher Fälschung – hohe Summen geboten werden, da die Bieter – wider der Einschätzung des Auktionators – die Instrumente für Originale halten.
Um über die Neuordnung Europas und das künftige Schicksal Deutschlands nach dem 2. Weltkrieg zu beraten, trafen sich vom 17. Juli bis 2. August 1945 die vier Siegermächte im Potsdamer Schloss Cecilienhof zur sog. „Potsdamer Konferenz“. Zu den damals gefassten Beschlüssen gehörte u.a. die „Ausweisung der Deutschen aus Polen, der Tschechoslowakei und Ungarn unter Voraussetzung einer humanen Durchführung“. In der Praxis führte dies zu einer massiven Vertreibung und Enteignung von mehr als drei Mio. Sudetendeutschen aus Ihrer Heimat. Mit etwa zehn Transporten zu je 1200 Aussiedlern wurden auch die Instrumentenbauer des böhmischen Musikwinkels in die verschiedenen Besatzungszonen ausgewiesen. Am 25.10.1946 erklärte der tschechische Innenminister Nosek, die Ausweisung der Deutschen aus dem Staatsgebiet der CSR so gut wie abgeschlossen.
Ein Teil der vertriebenen Instrumentenmacher aus Schönbach und Umgebung gelangte in die sowjetische Besatzungszone, der größere Teil begann sich jedoch in Auffanglagern in Bayern zu sammeln. Bald keimte unter den Vertriebenen der Gedanke, wieder gemeinsam eine Siedlung zu gründen. Diese Idee war nicht nur vom Wunsch auf eine neue Heimat geprägt, sondern auch die vorherrschende Arbeitsteilung im Streich- und Zupfinstrumentenbau unter Einbeziehung von Heimarbeitern machten eine erneute gemeinschaftliche Ansiedlung sinnvoll und wirtschaftlich notwendig.
Die staatlichen Stellen waren sich anfangs jedoch nicht einig, wo die Neuansiedlung der Schönbacher stattfinden sollte. Der Plan, die gesamten Schönbacher Instrumentenbauer in Mittenwald – einer oberbayerischen Marktgemeinde, in der schon seit Jahrhunderten Geigenbau betrieben wurde – anzusiedeln, wurde bereits 1945 von der dortigen Bevölkerung abgelehnt.
Gleichzeitig betraute die bayerische Staatsregierung Fred Wilfer (ab 1954 Framus Werke Bubenreuth) schon im Oktober 1945 damit, die Grundlagen für eine gemeinsame Ansiedlung der Schönbacher Instrumentenmacher im Raum Erlangen zu schaffen. Zu diesem Zweck gründete er am 1. Januar 1946 in Erlangen die „Fränkische Musikinstrumentenerzeugung Fred Wilfer KG“. Diese entwickelte sich in den Folgejahren zur zentralen Anlaufstelle der Vertriebenen Geigen- und Gitarrenmacher.
Nachdem auch eine Ansiedlung im Werdenfelser Land 1947 offiziell abgelehnt wurde, viel die Entscheidung auf den Landkreis Erlangen. Der Kreisausschuss unter Vorsitz des damaligen Landrates Hönekopp beschloss sodann im Jahr 1948 die Ansiedlung der Schönbacher.
Das bayerische Staatsministerium für Wirtschaft plante infolgedessen im Landkreis Erlangen eine Siedlung für 2000 Personen. Die ersten 30 Wohnungen, vorgesehen in Möhrendorf, hatte die oberste Baubehörde bereits genehmigt, da sprach sich auch hier in Möhrendorf die Bevölkerung in einer Bürgerversammlung im Juli 1949 gegen eine Ansiedlung der Instrumentenbauer aus.
Am 3. Oktober 1949 fiel dann die endgültige Entscheidung für den Bau der „Geigenbauersiedlung“. Damals fasste der Gemeinderat Bubenreuths, einer Nachbargemeinde Möhrendorfs, unter Vorsitz des Bürgermeisters Senator Hans Paulus den einstimmigen Entschluss, den heimatvertriebenen Schönbachern zu helfen und die Ansiedlung der Schönbacher in Bubenreuth vorzunehmen. Dieser Beschluss wandelte die Struktur der Gemeinde in den darauf folgenden Jahren grundlegend. Setzte sich die Bevölkerung im Jahr 1949 aus 695 Einwohnern zusammen, die hauptsächlich in der Landwirtschaft oder in Erlanger Betrieben tätig waren, so wurden in der Zeit von 1949 bis 1955 etwa 400 Wohnungen neu erstellt und rund 1600 heimatvertriebene Instrumentenmacher angesiedelt. Als Bauträger stellte sich hierfür übrigens die katholische „St. Joseph Stiftung Bamberg“ zur Verfügung.
Nach den ersten chaotischen Nachkriegsjahren kam die Wirtschaft besonders in den Westzonen, angetrieben durch den Marshallplan und die Währungsreform 1948, wieder in Schwung. Die Bubenreuther Instrumentenmacher profitierten aber nicht nur vom sogenannten „Wirtschaftswunder“ der am 14. August 1949 gegründeten Bundesrepublik Deutschland, sondern auch von der gewonnenen Unabhängigkeit von dem vorher herrschenden Markneukirchner Verlagswesen.
Über 30.000 Violinen, Violas, Celli und Kontrabässe, 20.000 Gitarren und andere Zupfinstrumente wurden allein in Bubenreuth noch bis in die 1990er Jahre jährlich hergestellt und in alle Welt exportiert. Bis zur Wiedervereinigung Deutschlands stand Bubenreuth damit im alten Bundesgebiet an führender Stelle in der Herstellung von Streich- und Zupfinstrumenten.
Eine weltweit führende Rolle nimmt Bubenreuth und seine Umgebung in der Streichbogenherstellung noch heute ein.
Heute stellen mehrere selbständige Meister in ihren Werkstätten in und um Bubenreuth hochwertige Soloinstrumente in Einzelanfertigung her und sind durch ihre Erfolge bei nationalen und internationalen Wettbewerben bekannt geworden.
Künstler aller Genres spielen die in Bubenreuth gefertigten Instrumente und tragen den Namen des Ortes seit Ansiedlung der Schönbacher Instrumentenmacher in die ganze Welt.
Beispielhaft hierfür steht etwa der Bass Modell 500/1 der Firma Karl Höfner, der durch Paul McCartney zum legendären „Beatles-Bass“ wurde.
Quellen 4 Lindberg Kataloge Bilder von mehr als 200 Gitarren 55 Bilder von datierten Instrumenten Untersuchung von mehr als 30 Instrumenten Danksagung: Vielen Dank an Stephen Candib, Simon Deobald, Frankpaush, Johann Frisch, Rolf Gückel, Kim Jensen, Herbert Rittinger, Ol'Fret , Snap, Wietse und viele andere Teilnehmer des "Euroguitars Forums" und viele eBayer weltweit, die mir Bilder und anderes Material zur Verfügung stellten. Danksagung von Stefan Lob Vielen Dank an Kield "Lacquercracks" für diese sensationelle Bestimmungshilfe, Herrn Martin Haberfellner für die vielen Informationen, Herbert Rittinger der mich als erster auf Rod. Hoyer Gitarren aufmerksam machte und durch ein Aufkleber in einer seiner Gitarren auch den Herkunftsort nennen konnte. Durch diese Informationen war es mir erst möglich weiter zu forschen. Natürlich auch Dank an die zahlreichen Leser und Freunde, die dieses Projekt unterstüzten. Kield "Lacquercracks" und Stefan Lob für "www.schlaggitarren.de" im Dezember 2009