Artikel von Stefan Lob mit den Informationen von Wolfgang und Horst Teller
Oskar Teller wurde am 23.10.1902 in Schönbach geboren und stammte aus einer alten Schönbacher Geigenbauerfamilie. Er war der Einzige von acht Brüdern, der aus der Tradition ausscherte und bei Ignaz Mettal, einem anerkannten Gitarrenbaumeister aus Schönbach, das Handwerk des Gitarrenbaus erlernte. Nach einigen Gesellenjahren bei weiteren bekannten Gitarrenbauern machte sich Oskar Teller im Jahre 1931 selbstständig.
Schon nach kurzer Zeit im Jahre 1939 wurde sein Schaffen durch Kriegsdienst jäh unterbrochen. 1946 wurde Oskar Teller aus dem Egerland vertrieben. Von März 1948 bis Juli 1948 war er in Garmisch Partenkirchen und baute zwei Schlaggitarren, welche sofort von Amerikanern gekauft wurden. Dann zog er nach Ohlstad bei Garmisch-Patenkirchen. Der Betrieb wurde wieder eröffnet und in Ohlstad entstanden auch weitere Schlaggitarren.
Nach Bubenreuth kamen die Tellers 1951 und bauten dort eine neue Werkstatt auf, welche im Laufe der Jahre vergrößert wurde.
Sein Sohn Horst Teller (geb.16.08.1931) erlernte das Handwerk bei seinem Vater. Durch dessen frühen Tod (gest.14.11.1961) war er nun gezwungen die Firma, in welcher auch schon einige Gesellen tätig waren, weiter zu führen. Nach abgelegter Meisterprüfung konnte er die Firma Oskar Teller zu einem weltweit exportierende Unternehmen ausbauen. Sie bauten hervorragende Klassik-Gitarren und unter dem Namen TELLSON wurden qualitativ hochwertige Schlaggitarren produziert.
Hier ein Messefoto, auf dem die Tochter des damaligen Wirtschaftsministers Dr. Hans Friedrich eine Teller Konzert Gitarre spielt. Horst Teller steht ganz rechts.
Diese Aufnahmen entstanden ca. 1967/1968.
1975 trat sein Sohn Harald, nach seiner Lehrzeit bei Firma Hanika, in den Betrieb ein. Auch sein Sohn Wolfgang erlernte das Handwerk im väterlichen Betrieb.
Ab 1980 wurden Hackbretter und Zithern mit in das Produktionsprogramm aufgenommen.
Horst Teller, nun mehr Pensionär, hat sich in den letzten Jahren ausschließlich dem Bau von Zithern gewidmet und hier seine Passion gefunden.
Nach erfolgreich abgelegter Meisterprüfung im Jahr 1982 machte sich Wolfgang Teller (17.12.1955) in Großenbuch, ein Ortsteil von Neunkirchen am Brand, als Zupfinstrumentenbaumeister selbstständig. Er hat sich der Tradition seines Großvaters und Firmengründers Oskar Teller verschrieben und baut hochwertige Konzert- und Meistergitarren.
Sein handwerkliches Können wurde bereits 1989 auf der Handwerksmesse in München durch den “Bayerischen Staatspreis” in Form einer Goldmedaille ausgezeichnet.
Auf seiner Webseite kann man sich über Wolfgang Teller und seine Gitarren informieren. Wolfgang Teller bietet auch Instrumentenbaukurse an.
TELLSON Schlaggitarren
In erster Linie bauten die Tellers “Klassische-Gitarren” aber der aufkommende Boom der deutschen Schlaggitarren war natürlich eine weitere gute Einnahmequelle im schweren Nachkriegsgeschäft der Instrumentenbauer. Im Gegensatz zu vielen anderen, die den Schlaggitarrenbau als Nebensache betrachteten, legten die Tellers einen genau so hohen Qualitätsanspruch an Ihre Schlaggitarren wie an ihre klassischen Instrumente. Das spiegelt sich im Besonderen in Ihrem “Top Modell” 14S wieder aber selbst die einfachen Schlaggitarren der 10er Serie besitzen gute Klangeigenschaften und eine hervorragende Bespielbarkeit. TELLSON Gitarren wurden in eigenen Werkstätten gebaut und es gab auch, wie in der Branche üblich, Zuarbeit von Heimarbeitern. Bei Oscar Teller waren fast ausschließlich gelernten Gitarrenbauer beschäftigt. Einer der Angestellten Gitarrenbauer war Gerhard Schnabel. Er machte sich später einen Namen als Gitarrenbaumeister für hochwertige Konzert-Gitarren.
Schlaggitarren-Modelle und Ihre Variationen
MODELL 10
Die Modelle aus der 10er Serie gab es in vielfacher Ausführung. Es gab sie als symmetrisches und als asymmetrisches Modell mit der Endung „S“ Die Böden und Decken waren laminiert.
In den frühen Jahren gab es auch starke Designänderungen, wie man an folgenden Bildern gut sehen kann.
MESSE BILDER
Das nächste Messe-Bild, auch aus den 60er Jahren, scheint aus einer späteren Periode zu sein und zeigt deutlich, dass es jetzt mehrere Modelle in verschiedenen Variationen gab. Bei den Modellen hat sich schon die charakteristische Kopfplatte etabliert, welche in Zukunft die 10er TELLSON Modelle kennzeichnen sollte.
MODELL 11
Das Modell 11 hatte bereits eine massive Fichtendecke und massiven Ahornboden. Sie hatten zusätzlich zu den sichelförmigen Schalllöchern ein drittes rundes Mittelschallloch. Griffbrett aus Palisander und Blockeinlagen aus Perloid. Die Kopfplatte hatte die typische Tellson Form mit der v-förmigen schwarzen Einlage. Ein moderner Saitenhalter rundet das elegante Erscheinungsbild dieser hochwertigen Gitarre ab. Model Nr. 11 gab es symmetrisch und asymmetrisch als 11/S. Man konnte zwischen einer tiefschwarzen oder rot schattierten Lackierung wählen.
MODELL 12
Das Modell 12 war etwas aufwendiger als die 11 gearbeitet. Die Fichtendecke war speziell ausgesucht und der Ahornboden geflammt. Ein Saitenhalter in Lyraform rundet das Bild dieses edlen Instrumentes ab. Auch diese Modelle gab es symmetrisch und als „S“, asymmetrisch.
MODELL 13 ?
Über ein Modell 13 habe ich keine Informationen oder Katalogmaterial. Herr Horst Teller kann sich leider nicht mehr an ein 13er Modell erinnern.
Diese hochwertige TELLSON Gitarre, auf den Bildern, könnten allerdings die Lücke zwischen den 12er und 14er Modellen schließen.
Vielleicht war dies ja das Modell 13! Diese Gitarre ist wie eine 10er aber hochwertiger gearbeitet.
MODELL 14
Modell Nr 14/S ist eine extrem hochwertige Schlaggitarre und zeigt in allen Nuancen, dass die Tellers exzellente Gitarrenbauer waren. Die 14/S reiht sich in die „Top Riege“ deutscher Schlaggitarren ein und der Werbeslogan:
„Ein Instrument, was jeden anspruchsvollen Jazz-Gitarristen zufriedenstellt“, ist mehr als ein Understatement anzusehen.
Als ich zum ersten Mal ein 14/S spielen durfte, war ich fasziniert, wie gut und ausgewogen diese Gitarre klingt und wie leicht sie sich spielen ließ. Seit diesem Moment gehört die 14/S für mich zu den besten deutschen Schlaggitarren.
Gebaut wurde sie mit sehr ausgesuchten Hölzern. Fichte für die Decke und geflammter Ahorn für den Boden. Ein schönes Ebenholzgriffbrett mit Perlmutteinlagen und einer perlmuttbelegten Kopfplatte geben diesem Instrument ein elegantes und extravagantes Aussehen. Hochwertige Mechaniken, ein Lyra-Saitenhalter und die blonde, hochglänzend polierte Tönung runden diesen eleganten Auftritt ab.
Sondermodell / Doppelhalsgitarre
Diese ganz besondere Doppelhalsgitarre war eine einmalige Anfertigung. Für wen ist leider nicht mehr bekannt. Gebaut wurde sie Anfang der 50er Jahre. Der kleine Hals war laut Auskunft von Horst Teller als Mandoline gedacht und auch so gestimmt.
Wie erkenne ich eine Tellson?
Das ist nicht immer einfach, da viele TELLSON Gitarren ohne das große Tellson Logo auf der Decke verkauft worden sind. Nach Aussage von Horst Teller hatte dieses keine besondere Bedeutung. Wenn keine Labels mehr da waren und neue bestellt wurden, hat man sie einfach ungelabelt verkauft.
Neuere Modelle sind gut an der Kopfplatte mit der V-Fömigen Einlage zu erkennen. Diese gab es, breit mit einem weißen Keil oder schlank und einfarbig schwarz.
Viele Tellson Gitarren haben zwischen dem Ausschnitt und dem Halsfuß eine Perloidauflage.
Wenn das original Schlagbrett noch vorhanden ist, kann man in der Formgebung eine kleine Spitze erkennen. Diese Spitze ist bei anderen Herstellern oft abgerundet.
Quellen 4 Lindberg Kataloge Bilder von mehr als 200 Gitarren 55 Bilder von datierten Instrumenten Untersuchung von mehr als 30 Instrumenten Danksagung: Vielen Dank an Stephen Candib, Simon Deobald, Frankpaush, Johann Frisch, Rolf Gückel, Kim Jensen, Herbert Rittinger, Ol'Fret , Snap, Wietse und viele andere Teilnehmer des "Euroguitars Forums" und viele eBayer weltweit, die mir Bilder und anderes Material zur Verfügung stellten. Danksagung von Stefan Lob Vielen Dank an Kield "Lacquercracks" für diese sensationelle Bestimmungshilfe, Herrn Martin Haberfellner für die vielen Informationen, Herbert Rittinger der mich als erster auf Rod. Hoyer Gitarren aufmerksam machte und durch ein Aufkleber in einer seiner Gitarren auch den Herkunftsort nennen konnte. Durch diese Informationen war es mir erst möglich weiter zu forschen. Natürlich auch Dank an die zahlreichen Leser und Freunde, die dieses Projekt unterstüzten. Kield "Lacquercracks" und Stefan Lob für "www.schlaggitarren.de" im Dezember 2009